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Drei


DREI

Als Taemin zwei Stunden später zurückkam, brannte die Luft. Etwas war passiert, das konnte man an seiner Miene erkennen, doch während ich wackelig aufstand und in seine Richtung tappte, hielt mich Taemin bereits von weitem mit einer knappen Geste auf. Er zückte sein Handy, bog vom Flur direkt in das Schlafzimmer ab und warf mit der anderen Hand die Tür zu, wobei er bereits gewählt hatte und sich das Telefon ans Ohr presste.

„... ja. Und Yun? Bist du ganz sicher? Ich weiß, dass er gerne in Kims Windschatten- Nein, nein, nein! Auf keinen Fall, ist das klar? Ich wiederhole mich nicht. Es ist mir egal, was er will, er hatte seine Chance. Ich bin nicht die gute Fee, das kannst du ihm sagen – ja, genau so - Okay... okay..." Ein tiefes Seufzen folgte. „Dann setz zwei Männer auf ihn an und komm her. - Ja. - Ich will wissen was er macht – einfach alles. Ich will wissen wo er hingeht, mit wem er sich trifft, was er isst und wenn er auf dem scheiß Pott sitzt will ich wissen welches Klopapier er verwendet, ist das deutlich genug für dich?!" Er wurde immer lauter, seine aufgebrachte Stimme drang gut hörbar durch die Tür, die vom Schwung nicht zugefallen, sondern wieder ein Stück aufgesprungen war.

„Das ist mir scheißegal!", donnerte er eben in das Handy, als ich die Tür ein Stück weiter aufstieß und im Türrahmen stehenblieb. „Das kann er ruhig wissen. Denkst du, ich habe Angst vor diesem schleimigen Subjekt? – Nein... - Nein!", schnauzte er wieder in das Telefon. „Ich sag dir, was passieren wird! Ich werde ihm seinen verfickten Kopf abschneiden und als Briefbeschwerer auf meinen Schreibtisch stellen, okay? Da-" In diesem Moment hatte er mich entdeckt, brach mitten im Satz ab und knurrte ein „warte" an seinen Gesprächspartner, bevor er das Handy sinken ließ.

„Täubchen", murmelte er nun rau. „Was soll das? Ich habe dich aufgefordert zu warten, oder nicht?"

Ich ignorierte das. „Über wen sprichst du?", fragte ich stattdessen leise. „Yun Seojun?"

Zwei Sekunden lang taxierte er mich, denn hob er das Handy wieder an. „Daejun? Ich rufe dich zurück", raunte er, beendete das Gespräch und steckte das Handy weg. Bevor er mich nun augenblicklich in die Schranken weisen konnte, machte ich rasch einen Schritt in den Raum.

„Yun ist gefährlich", flüsterte ich dabei und zuckte rasch die Schultern. „Vielleicht nicht so sehr wie Kim, aber von dem würde man es immerhin erwarten und ist entsprechend vorbereitet. Yun hingegen..."

Bevor ich weitermachen konnte, hielt er mich mit einer knappen Geste auf und bedachte mich mit einem finsteren Blick.

„Ich frage dich nicht, woher du Yun kennst oder etwas über ihn zu wissen glaubst, vermutlich will ich die Antwort gar nicht hören. Aber ich warne dich, Baby, misch dich nicht in Dinge ein, von denen du keine Ahnung hast, das geht selten gut aus. Und jetzt gib mir bitte noch fünf Minuten, ich muss das klären, dann bin ich bei dir." Fast behutsam berührte er dabei meine Schulter und wollte mich aus dem Raum schieben, doch ich sträubte mich.

„Ich weiß was du machst", murmelte ich, ohne wirklich darüber nachzudenken und als er abrupt stoppte, seine Hand von meiner Schulter rutschte, hob ich den Kopf und unsere Blicke trafen sich.

Vielleicht hatte es so kommen müssen.

„Ich weiß es", bekräftigte ich noch einmal. „Ich weiß woher das Geld stammt, um das alles hier zu bezahlen", sagte ich und meine Geste umfasste alles was mich umgab. „Ich weiß in welchen Kreisen du dich bewegst und wer deine Konkurrenten sind. Ich weiß, wer du wirklich bist. Ich weiß alles."

Hatte ich erwartet, dass das einen Sturm auslösen würde, wurde ich überrascht. Taemin bedachte mich mit einem brennenden Blick, dann packte er mein Handgelenk so fest, dass es wehtat.

„Mit wem hast du gesprochen? Yang?" Seine Stimme wurde gefährlich leise. „Es war Yang, hm? – dieser elende Schwätzer. Ich reiße ihm das Herz raus."

„Taem..."

„Nein!" Nochmal ruckte er an meinem Handgelenk, dann ließ er mich wieder los und stieß mich dabei beinahe weg. „Warum tust du das?!", fuhr er mich aufgebracht an. „Warum...-? Verflucht nochmal! Ich wollte nie, dass du in diese Dinge hineingezogen wirst, verstehst du das nicht!? Wenigstens dich wollte ich-!" Hier brach er schweratmend ab, starrte mich an und ich konnte sehen, wie sein Zorn erneut aufflammte, sich verlagerte und sich wohl auf etwas neues projizierte, bevor er sich umwandte und mit wenigen Schritten mehr Abstand zwischen uns brachte. Zeigefinger und Daumen auf die Nasenwurzel gepresst, verharrte er und schwieg eisern. Eine erstarrte flammende Statue des Zorns. Nach kurzem Zögern trat ich dennoch vorsichtig hinter ihn und legte behutsam meine Hände auf seinen Rücken.

„Es war nicht Yang", murmelte ich kaum hörbar, strich vorsichtig über seinen Rücken und lehnte schließlich meine Stirn daran. Meine Finger glitten über seine Seiten und verschränkten sich am Ende auf seinem Bauch. „Er hat kein Wort gesagt."

Nun, das stimmte so natürlich nicht ganz, denn Yang Suho, war sein Fahrer, seit nunmehr fast zwei Jahren, abgesehen davon in meinem Alter und ich mochte ihn wirklich gerne. Er war der einzige Mensch von all denen, die Taemin umgaben, der mich tatsächlich als eigenständigen Menschen wahrnahm und behandelte und nicht als wäre ich nur ein weiteres Stück Eigentum. Er war das, was einem Freund am nächsten kam. Und ja, natürlich hatten wir hin und wieder miteinander gesprochen. Von ihm erfuhr ich manchmal, wo Taemin gewesen war oder wen er getroffen hatte. Diese Informationen, zusammen mit dem, was ich unfreiwillig mithörte, aufschnappte, sah oder auch in den Nachrichten mitbekam, zeichneten ein recht eindeutiges Bild.

Immer noch regte sich Taemin nicht und erst als ich behutsam über seinen Bauch streichelte, legte er plötzlich seine Hand auf meine und hielt sie fest.

„Es...", begann ich murmelnd, verstummte aber sofort wieder, da er sich abrupt herumdrehte, die Arme fest um mich schlang und mich ganz nah heranzog. Er schwieg weiterhin, aber ich spürte, wie er einen Kuss in meine Haare hauchte. Von all den Dingen, die ich erwartet hatte, war diese Reaktion wohl die eine, die ich mir niemals ausgemalt hätte. Es war nur ein Moment, bevor er mich wegschob und unwillig den Kopf schüttelte.

„Ich wünschte du hättest das nicht gesagt, Baby. Das verändert alles, du weißt nicht, was das bedeutet."

„Nein!" Wild schüttelte ich den Kopf. Nein, warum denn?! Meine bebende Hand legte sich auf seine Brust. „Ich... bin doch immer noch hier. Ich gehöre zu dir, nichts hat si-"

Mit einem knappen „Shh", wurde ich unterbrochen. Ein Kopfschütteln, ein Finger auf meinen Lippen, dann küsste er mich, hart, fast brutal. „Ich muss da ein paar Dinge klären", murmelte er dumpf an meinem Mund, bevor er mich einfach stehenließ und ging. Er jagte an mir vorbei ohne eine weitere Erklärung, hatte erneut das Handy am Ohr, in welches er sofort wieder reinblaffte und war schon fast an der Tür, bevor ich überhaupt begriff.

Ich wirbelte auf der Stelle herum. „Taem!", rief ich ihm verzweifelt nach. „Bitte! Geh jetzt nicht, lass mich nicht einfach allein zurück, nicht so!" Aber da schlug bereits die Tür ins Schloss und das nachfolgende Klicken verriet, dass er mich eingesperrt hatte.

Leise fluchend drehte ich mich einmal um mich selbst und raufte mir dabei die Haare. Ich verstand nicht, was passiert war, warum er auf diese Eröffnung so rabiat reagiert hatte und konnte nicht glauben, dass er wirklich so blauäugig gewesen war, zu denken, ich wäre in meinem Traumschloss so abgeschottet, dass nichts je zu mir durchgedrungen war.

So wirklichkeitsfremd konnte er schlicht nicht sein. Warum also war er wie vor den Kopf gestoßen bei meiner Eröffnung?

Nun, ich sollte es erfahren, aber dazwischen lagen Stunden der Unsicherheit, die mich erst zermürbten und schließlich meine Unruhe auf ein Level hoben, das alles andere, was ich je erlebt hatte, vollkommen in den Schatten stellte. Um dem unbändigen Drang in meinem Innern, irgendwas zu tun, gerecht zu werden, begann ich schließlich zu suchen.

Es war sicher nicht das erste Mal, dass ich das Luxusappartement durchsuchte, herumschnüffelte und meine Nase in seine privaten Dinge steckte, aber es war definitiv das erste Mal, dass ich es mit solch einer Zielstrebigkeit anging.

Stunden später hatte ich alles durchwühlt, Schreibtischschubladen aus ihren Schienen gezogen, jedes Kleidungsstück auf links gedreht und war sogar dazu übergegangen, Bodendielen abzuklopfen, um etwaige Verstecke auszumachen. Meine Ausbeute an neuen Informationen und Zusammenhängen, die ich noch nicht kannte, war dennoch äußerst gering, zumal ich einfach nicht an seinen Laptop kam, der – natürlich passwortgeschützt – als letztes Objekt meiner Begierde auf dem Schreibtisch thronte. Ich wusste auch, dass er eine Einstellung vorgenommen hatte, die den Zugang für eine bestimmte Zeit komplett sperrte, wenn man mehrmals das falsche Passwort eingab, also konnte ich es nicht riskieren, einfach drauflos zu probieren. Was wenn er dann heimkam und das Ding gesperrt war? Was wenn ihm angezeigt wurde, mit wie vielen Fehlversuchen probiert worden war, den Laptopzugang zu knacken? Nein, ich wollte mir nicht ausmalen, was dann passieren würde.

Er war mir gegenüber nie handgreiflich geworden, nicht auf diese Weise, und er war selten laut, trotzdem hatte ich natürlich schon erlebt, wie es war, wenn ihn etwas richtig, richtig, wütend machte. Eine rasende Furie war nichts dagegen.

Und schließlich erübrigten sich meine Überlegungen dazu ohnehin, denn gegen Abend klickte das Türschloss und ich sprang auf, um in den Flur zu rennen.

Zu meiner größten Enttäuschung und auch Verwirrung, war es jedoch nicht Taemin, auch nicht Suho, sondern einer der bulligen Türsteher des Sabotage, den ich sicher vom Namen her kannte, aber sonst kaum etwas mit ihm zu tun hatte, weswegen ich den Mann nur verkniffen anstarrte. Unterdessen war dieser eingetreten, hatte die Tür in seinem Rücken geschlossen, womit sie praktischerweise auch gleich blockiert war, weil der Typ mit seinem gewaltigen Körperbau fast die Maße des Türrahmens erreichte.

„Mister Lee gab Anweisung dich wegzubringen."

Gleich zwei Punkte an diesem knappen Satz schürten meinen Unmut. Zum einen war es dieses dämliche Mister Lee, das hier jeder Speichellecker benutzte, wenn es um Taemin ging und das lag allein an der Aussprache, was nun wenig mit einer Anrede oder schlichter Höflichkeit zu tun hatte, denn dann wäre es ja einfach Mr. Lee gewesen. Aber nein, es war Mister Lee, eine besondere Form des Respekts, untermalt durch eine winzige Nuance in der Aussprache, die an uralte amerikanischen Sklavenfilme erinnerte. Mistah. Eine Anrede, die dadurch zu einem Namenszusatz umgestaltet wurde und auch ganz allein und für sich stehen konnte. Der Mister wollte etwas, der Mister bekam es – ganz einfach.

Und zum anderen war es natürlich die absolut fehlende Höflichkeit mir gegenüber, indem er mich einfach wie ein kleines Kind ansprach, was umso deutlicher machte, was ich in den Augen aller hier war. Mister Lees Spielzeug, sein Handtaschenhund, bedingt wertvoll, solange ich zu seinem Besitz gehörte.

Es machte keinen Sinn sich dagegen aufzulehnen, weil der Mann nur einem Befehl folgte, wie alle anderen auch und manchmal war es durchaus sinnvoll, sich kooperativ zu zeigen, also nickte ich nur.

„Muss ich etwas mitnehmen?"

„Nein", antwortete der Mann knapp. „Mister Lee gab lediglich Anweisung dich wegzubringen – jetzt."

Jetzt – war der springende Punkt. Etwas war geschehen, etwas, das diese Dringlichkeit forderte. Ich schlüpfte in meine Schuhe und fragte wie beiläufig: „Und wohin fahren wir?"

Darauf bekam ich keine Antwort und ich seufzte innerlich. Aber auch das war ich gewohnt, also mahnte ich mich zur Ruhe. Ich zog mich an, folgte dem Mann aus der Appartementtür und sah mich irritiert um.

„Wo ist Yang?"

„Unabkömmlich", sagte der Mann und zückte dabei einen Autoschlüssel. „Ich werde dich fahren."

Spätestens jetzt war mir absolut klar, was hier vonstattenging und in meinem Magen zog sich ein eisiger Klumpen zusammen. Lebte Suho noch? Wenn ja, dann waren jetzt womöglich seine letzten Stunden angebrochen und warum? War es meine Schuld? Nur weil ich versucht hatte ein vages freundschaftliches Band zu knüpfen?

„Und Taemin? Fährt er mit uns?"

„Mister Lee hat noch einen Termin", wurde ich informiert und wieder ratterten meine Gedanken in schneller Folge durch meinen Verstand. Jetzt? Mit wem? Was stand auf dem Spiel? Konnte ich ein Leben retten, wenn ich rechtzeitig reagierte? Noch stand ich im Aufzug mit meinem Aufpasser, doch als sich die Türen öffneten und der Mann auf den Flur hinaustrat, traf ich in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung. Bevor meine Begleitung begriff was geschah, hatte ich auf dem Absatz kehrt gemacht und war durch die noch geöffneten Aufzugtüren zurück in die Kabine geschlüpft.

Ein aufgebrachtes „Hey!", folgte mir, aber da schlug ich bereits auf die Verriegelung, die Türen schlossen sich und ich gab hektisch den Code für das zweite Untergeschoss ein, welches von dieser Seite aus nicht über die Treppen zu erreichen war. Wollte er mich aufhalten, musste er einmal quer durch das Gebäude rennen, einen Kollegen anfunken oder etwas dergleichen, die Zeit war also auf meiner Seite, weil Taemin keine Security in der Nähe seines Büros duldete, dort war er ganz allein – als Zeichen seiner Unangreifbarkeit. Die Männer konzentrierten sich hauptsächlich auf das Lager, welches den Großteil des restlichen Untergeschosses ausmachte.

Als die Türen also wieder aufsprangen, rannte ich los. Ein kurzer Gang, eine Abzweigung, noch ein Stück Flur, an dessen Ende linkerhand Taemins Schaltzentrale war, ein schalldicht abgeschirmtes Büro für seine Geschäfte. Rechts knickte der Flur ab und führte über zwei Schleusen mit Sicherheitscodes an den Türen zurück in das Lager. Das alles waren Dinge, die ich nicht wusste, weil ich diese Lager jemals betreten hätte, sondern weil ich Unmengen an Zeit gehabt hatte – Jahre – um mir mein eigenes Bild zu machen. Von seiner sogenannten Arbeit, von den Geschäftspartnern, von all den losen Fäden, die hier zusammenliefen, in den Händen jenes Menschen, der mein alleiniger Lebensinhalt war.

Nur das Büro selbst kannte ich, hatte es in den vergangenen Jahren hin und wieder betreten, aber meine Besuche hier unten konnte man an zwei Händen abzählen. Ich konnte nur hoffen, dass ich es erreichte, bevor mein übertölpelter Aufpasser mir einen Strich durch die Rechnung machen konnte. Aber noch war offenbar kein stiller Alarm ausgelöst worden und so polterte ich schweratmend durch die unverschlossene Tür in das Hauptbüro.

Dort erwartete mich eine Szenerie, die völlig bizarr war. Taemin hockte lässig auf der Ecke seines Schreibtisches, ein Bein baumelte herab, Suho kauerte ihm gegenüber in einem der Polsterstühle, das Gesicht rot und seltsam entstellt, auf einer Seite geschwollen, die Augen verheult. Seinen linken Arm hielt er in einem grotesken Winkel an seinen Körper gepresst, seine Lippe war aufgeplatzt und eine feine Blutspur lief über sein Kinn. Soweit wäre das noch nachvollziehbar gewesen, hätte nicht Taemins Beretta in Suhos zitternder Hand gelegen, der Lauf auf sein Gegenüber gerichtet, was dessen lässige Haltung ad absurdum führte.

Doch was immer gerade zwischen ihnen geschehen war, auf welch unvorstellbare Art und Weise Taemins Waffe in die Hände seines Fahrers hatte gelangen können, mit meinem unerwarteten Hineinplatzen löste ich eine Kettenreaktion aus.

Gerade noch hatte Suho die Waffe zitternd auf Taemin gerichtet, jetzt schwenkte er abrupt herum und der Lauf zeigte auf mich. Mit seinem Erkennen, wer hier nun im Raum stand, wurden auch seine Augen ganz groß und mittendrin sprang er auf.

„Du dreckige kleine Hure", kreischte er wie von Sinnen und seine Stimme überschlug sich beinahe. „Du warst das! Du warst das!!"

Ich wusste nicht, was er meinte, aber vielleicht spielte das auch keine Rolle. Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung, Suho schrie auf und ich ließ mich instinktiv fallen, just in dem Moment, als ein Schuss krachte. Noch mehr Schreien, war das Suho oder Taemin oder ich? Mein Blick huschte gehetzt durch den Raum - ich konnte Taemin nicht sehen – und endete schlussendlich wieder bei Suho, der jetzt auf Knien auf dem Boden kauerte, die Waffe, die er eben noch in der Hand gehalten hatte und auf welche er zukroch, lag kaum einen Meter von ihm entfernt auf den polierten Holzdielen. Er streckte die Hand danach aus und ich warf mich instinktiv nach vorn.

Ich spürte den kühlen Griff unter meinen Fingern, packte zu und noch während ich die Waffe hochriss, drückte ich ab.

Einmal. Zweimal. Noch einmal.

Durch den Rückstoß wurde meine Hand nach oben gerissen und ich umfasste die Waffe nun mit beiden Händen, aber ich zielte ohnehin nicht wirklich. Beim zweiten Schuss traf mich ein warmer Schauer unzähliger Blutströpfchen, was mich so sehr überraschte, dass ich ein zweites Mal halb umkippte, hart auf meiner Kehrseite landete und panisch versuchte einzuatmen. Schreien, da war dieses grässliche Schreien, während ich erneut den Abzug drückte. Ein warmer Sprühregen ging auf mich nieder, schraubte meine Panik in Bruchteilen von Sekunden in die Höhe und in der nachfolgenden, ohrenbetäubenden Stille, schien es nicht einmal mehr Luft zum Atmen zu geben.

Die Waffe hatte plötzlich ein Tonnengewicht, doch ich konnte sie nicht loslassen und umklammerte sie mit bebenden Fingern, während ich sie immer noch irgendwie dorthin richtete, wo ich Suho vermutete.

Mit einem Mal war Taemin neben mir, griff nach meinen zitternden Händen, welche die Pistole umklammerten und löste mit leisen, beruhigenden Lauten meine verkrampften Finger.

„Ssh, ssh... gib sie mir... Baby? Gib sie mir jetzt... komm... so ist's gut..."

Das Gewicht wurde meinen bebenden Händen entwunden und ich schlang diese dafür mit einem leisen Wimmern in Taemins Hemd.

Was war passiert? Was... was war nur passiert?!

Mein Blick irrte durch den Raum, blieb an einem undefinierbaren Schemen hängen, doch bevor mein Verstand die richtigen Zusammenhänge hätte erkennen können, kitzelte etwas mein Gesicht und lenkte mich wieder ab. Unwillig fuhr ich mit einer Hand über meine Wange und starrte dann auf meine zuckenden roten Finger.

Blut?

Wieder wischte ich durch mein Gesicht. Blut! Aber mit jeder Bewegung wurde es jetzt schlimmer und ich schluchzte, heulte dann panisch auf, bevor ich nach vorn gerissen wurde und in einer festen Umarmung zur Ruhe kam.

„Alles gut, kleines Täubchen. Es ist alles gut, ssh, ssh..." Das sanfte Wiegen verhinderte, dass ich vollends in Panik verfiel und so lehnte ich nur an Taemins Schulter, wimmerte leise vor mich hin und grub dabei die Finger haltsuchend in den weichen Stoff.

Suho. In meinem Kopf tobte ein Sturm. War er tot? Hatte ich ihn erschossen?

Ich war nicht fähig die Worte zu formen und ich konnte nicht hinsehen, um eine Antwort auf die Frage zu finden, weil ich mich wie erstarrt fühlte. Ich konnte mich überhaupt nicht bewegen, hatte Schwierigkeiten normal zu atmen immer noch schluchzte und jammerte ich unkontrolliert.

Plötzlich geriet meine Welt ins Schwanken, aber es dauerte ein wenig, bis ich begriff, dass ich hochgehoben worden war. Wie ein kleines Kind klammerte ich meine Arme um Taemins Nacken, meine Beine um seine Mitte, aber als ich meinen Kopf drehte, berührte er ganz kurz mein Gesicht, um mich aufzuhalten.

„Mh-mh. Nein. Sieh mich an, Täubchen." Seine Stirn legte sich an meine, die Hand griff zusätzlich um meine Mitte und sein Mund berührte meinen. „Sieh nur mich an."

Tat ich, zumindest so lange, bis meine Augen ohnehin zufielen, weil ich mich in diesem sanften Kuss verlor, der alles andere unwichtig machte.

Ich wusste nicht, wie wir zurück in das Appartement gekommen waren, vermutete aber, dass Taemin mich tatsächlich den ganzen Weg getragen hatte. Ebenso wenig konnte ich mich hinterher an die Einzelheiten danach erinnern, wo er mich offenbar ausgezogen und in der Dusche gesäubert haben musste. Ich konnte mich auch nicht erinnern, wie wir von dort ins Schlafzimmer gekommen waren. Meine bewusste Wahrnehmung setzte erst wieder an jenem Punkt ein, wo ich nackt auf seinem warmen und ebenfalls nackten Körper kauerte, das Gesicht an seinem Hals vergraben, alle Sinne nur darauf ausgerichtet, exakt diesen Moment festzuhalten.

Irgendwann in dem Wahnsinn der letzten Stunden oder auch nur Minuten – mein Zeitgefühl war vollkommen erloschen – hatte ich sicher geweint, denn meine Augen brannten wie Feuer und meine Wangen fühlten sich ebenfalls wie wundgerieben an. Jetzt allerdings war es vorbei und mein Atem ging ruhig und gleichmäßig, zumindest solange sich Taemin nicht rührte. Kaum bewegte er sich nur minimal unter mir, schlug die Panik ihre Krallen in meine Eingeweide und ich begann erneut zu zittern.

„Geh nicht weg." Meine Fingerkuppen bohrten sich in die Haut in seinem Nacken, die andere Hand packte in seine mittlerweile wieder trockenen Haare. „Geh nicht... nicht... Bitte. Bleib. Bleib bei mir... geh nicht weg..."

„Ich gehe nicht weg", flüsterte Taemin. Seine Hand fuhr beruhigend über meinen Rücken.

„Geh nicht..."

„Ich bleibe hier, Baby", hauchte er wieder, küsste meine Schläfe, meine Wange und ich beruhigte mich ein wenig. Leise seufzend drehte ich den Kopf, mein Mund streifte seinen Mund und meine bebenden Lippen verschlossen die seinen. Es war ein seltsamer Kuss, drängend zwar auf seine Weise, ohne jedoch den Anspruch auf mehr zu erheben. Ich brauchte seine Nähe, seine Fürsorge, die Gewissheit, dass er nach wie vor die Konstante war, in meinem Leben und Taemin sorgte dafür.

Behutsam erwiderte er meinen unbeholfenen Vorstoß, streichelte dabei meine Haare, liebkoste meinen Nacken und rieb über meine Seite. Sein Mund löste sich und tupfte behutsam auf meine Lippen.

„Mein kleines Baby...", flüsterte er dabei.

„Hmm."

Noch ein behutsamer Kuss folgte.

„Bleibst du bei mir?"

„Natürlich bleibe ich bei dir", hauchte er. „Für immer. Das habe ich dir doch versprochen, hm?"

Hatte er tatsächlich, also nickte ich schwach, öffnete die Augen und legte beide Hände um sein Gesicht. Sein dunkler Blick richtete sich auf meine Augen und tief in meinem Inneren begann es leise zu vibrieren.

„Ich will...", hauchte ich und brach wieder ab. Mein Blick rutschte auf seine Lippen ab, die immer noch feucht schimmerten von meinem ungeschickten Kuss und das Vibrieren nahm sprunghaft an Intensität zu. „Ich will... dass du..."

Jetzt kehrte mein Blick auf seine Augen zurück, ich rückte ein Stück näher und bewegte mich unruhig auf ihm. Taemin begriff wohl noch bevor ich es aussprach, denn er tat einen schweren Atemzug und beugte sich zu mir.

„Baby... sshh, nicht."

„Ich will,... dass du mit mir schläfst", murmelte ich tonlos gegen seine Lippen.

„Baby..."

„Nein", wehrte ich seinen Einwand ab. „Bitte. Ich will es. Ich will, dass du mit mir schläfst. Jetzt."

Es war keine aufgestaute Lust, es war die Anerkennung dessen, was unsere Beziehung ausmachte, ich musste mich vergewissern, dass wir immer noch zueinander gehörten und es war die einzige Form von Bestätigung, die ich kannte.

Womöglich verstand Taemin noch viel mehr von all den Dingen, die ich gerade brauchte, denn ab diesem Moment sprach er kein Wort mehr, nickte nur, bevor sein Mund den meinen verschloss.

Schon bei der ersten Berührung von ihm stöhnte ich leise, küsste ihn atemlos und spürte die Unrast in mir auflodern. Unruhig bewegte ich mich auf ihm, schob mein Becken vor und zurück, bis sich seine Finger grob in meine Hüften bohrten und mich wieder festhielten.

Ein überraschter Laut verließ meine Lippen, ich riss die Augen auf, aber der harte Griff blieb.

„Hör auf damit. Ich will dir nicht wehtun."

War das wichtig? Unwillig schüttelte ich den Kopf.

„Tust du nicht", hauchte ich, während mein Körper sich wie von selbst in seinem Griff bog, mit jenem anderen verschmelzen wollte und meine Stirn auf seine Schulter sank. Ein leiser Schauer ließ mich erzittern. Ich spürte seine Hände, die nun warm und mit festem Druck über meinen Rücken hinabfuhren, meine Position festlegten und dort verweilten. Wieder erzitterte ich unter der Anspannung.

„Baby...", murmelte er an meinem Mund und zupfte dabei neckisch an meiner Unterlippe. „Lass los."

Es kostete mich erhebliche Mühe, dieser Aufforderung nachzukommen, vor allem weil diese Form der Hingabe auch forderte, dass ich meinen ganz realen physischen Halt aufgab, doch als ich es endlich schaffte, als meine Arme herab und mein Kopf in den Nacken sank, wurde ich getragen. Ich wurde gehalten, langsam und sehr behutsam in das kühle Laken gebettet, ohne dass er sich dabei von mir gelöst hätte. Jetzt war er auf mir, in mir, nahm mich mit tiefen, kraftvollen Stößen, bis mein heiseres Keuchen in ein lautes Stöhnen überging, unterbrochen von all den unartikulierten Lauten, die aus mir herausbrachen. Ich konnte es nicht zurückhalten. Es war da und diese Empfindung allein war so monströs, so anders, dass es mich schlicht überrollte und wegspülte. Es war eine Form von Ekstase, wie ich sie nie zuvor auf diese Weise erlebt hatte, weil es auch zum ersten Mal nicht um ihn, sondern nur um mich ging.

Entsprechend bekam ich auch gar nicht mit, ob Taemin auch irgendeine Form von Befriedigung aus diesem Moment gewonnen hatte, aber ich war auch emotional viel zu ausgelaugt, um dem Beachtung zu schenken.

Ich weinte.

Nicht, weil er unsanft gewesen wäre, sondern weil jetzt all das aufbrach, was mich zuvor regelrecht von innen heraus hatte erstarren lassen. Weil er mich nie zuvor auf diese Weise geliebt hatte, ausgenommen vielleicht die wenigen Male zu Beginn unserer Beziehung, als ich noch ein unerfahrener Junge gewesen war, der langsam an die Dinge herangeführt worden war, die Taemin von mir wollte. Aber alles danach war rauer, zügelloser Sex gewesen, ein wenig zärtlicher, ein wenig härter, immer nach seinen Spielregeln, immer seinen Wünschen untergeordnet.

Bis eben. Ich seufzte leise, während seine Finger behutsam die Tränen von meinen ohnehin schon gereizten Wangen wischten. Dann küsste er meine Schläfe, küsste mich auf den Mund, küsste die Seite meines Halses.

„Baby, ich liebe dich", raunte er.

Da weinte ich wieder, lachte, liebte.

***

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