2. Kapitel
Schweißgebadet wachte ich auf. Ich fühlte mich benommen und meine Knochen fühlten sich Tonnenschwer an. Fast wie benebelt drehte ich meinen Kopf. Ich blinzelte. Wo war ich gelandet? Es war dunkel im Raum, schwere, edel aussehende Vorhänge waren vor ein Fenster geschoben worden. Nur ein kleiner Spalt spendete Licht. Ich lag unter einer Bettwäsche, die so weich war, dass sie nur aus Seide sein konnte, wahrscheinlich war sie Silber. Scheiße, hatte ich schon wieder mich für ein bisschen Essen verkauft? Dabei hatte ich mir geschworen, es nie wieder zu tun. Einmal und nie wieder. Für einen lausigen Burger hatte mich dieser Widerling benutzt. Aber ich hatte keine andere Wahl gehabt. Das Betteln hat an diesem Tag nicht gereicht und ich hatte seit drei Tagen nichts mehr gegessen. Schnell schüttelte ich den Kopf, ich wollte nicht an diesen ekelhaften Typen denken. Erst jetzt realisierte ich, dass um meine Hüfte ein kräftiger Arm geschlungen war. Fast ängstlich folgte ich dem Arm, bis mir ein wunderschönes Gesicht ins Auge fiel. Wow. Der Mann vor mir sah atemberaubend aus. Aber wie war ich in sein Zimmer geraten? In das Zimmer eines Models? Er hatte Schokoladenbraune Haare, die verwuschelt waren. Ein markantes Kinn, sowie Wangen. Ein drei Tage Bart zierte sein Gesicht. Er schien im Tiefschlaf, denn er wirkte so, als ob ihn nicht einmal ein Mähdrescher wecken könnte. Was verdammt nochmal war passiert? Wieso kann ich mich an nichts mehr erinnern? Dann schlug ich ruckartig die Decke von mir und sah dass ich nur noch meinen lumpigen Pullover und Jeans trug. Es war zu dünn für diese Jahreszeit und mir war auf der Straße schon mehr als kalt.
Dann machte es klick. Scheiße. Drei Typen hatten sich über mich gebeugt und lachten, war er auch einer dieser Männer gewesen? Mit runzelnder Stirn sah ich wieder zu diesem Adonis. Aber ich konnte mich nicht erinnern. Die Gesichter waren verschwommen. Hatten sie mich benutzt und dann wieder angezogen? Verdammt, wieso wurde ich auch bewusstlos? Dumme Frage, ich hatte tagelang schon wieder nichts gegessen, dass und die Kälte taten ihr übriges. Ich seufzte. Vorsichtig versuchte ich den kräftigen Arm von meiner Hüfte zu nehmen, aber das war gar nicht so leicht. War der Unbekannte noch Hulk oder was? Die Kraft um meine Hüfte verstärkte sich sogar noch und der schöne Mann grummelte etwas. Wirklich? Er schien doch so tief zu schlafen. Ich musste verschwinden, bevor er aufwachte und versuchte peinlichen Smalltalk zu beginnen. Nach einem weiteren gescheiterten Versuch, stöhnte ich genervt auf. Argh! Dann kam mir eine Idee. Ich legte mich wieder brav hin, dadurch wurde der Monster-Griff weniger. Sehr gut. Dann zog ich meine Beine schnell an und der Arm verschwand notgedrungen. Ich grinste, endlich hatte ich mich befreit. Lächelnd blickte ich zu dem braunhaarigen. Dann stand ich von dem gemütlichen Bett auf und lief ziellos aus dem Raum. Auch im Wohnbereich war es finster. Und wo war hier das Badezimmer? Das war größer als alles andere, was ich je gesehen hatte. Als ich endlich das Badezimmer gefunden hatte, konnte ich mich endlich waschen. Ich musterte meine abgemagerte Gestalt. Meine grünen Augen wirkten zu groß für mein Gesicht, meine braunen Haare hatten einen fettigen Ansatz, meine Finger waren an dem Marmortisch geklammert, so als ob er mich im Leben halten könnte. Ich seufzte und schloss die Augen. Am liebsten wollte ich in die riesen Dusche springen und mir die Kälte, die sich seit Wochen in mich rein fraß, in meine Knochen drang, abwaschen. Ich wollte wieder schöne wellige Haare, ein neuer Schnitt wäre auch nicht schlecht. Aber all das konnte ich mir nicht leisten. Und ich wollte keine Minute länger in diesem Unbekannten Terrain bleiben. Verdammt, wieso konnte ich mich nicht an gestern Nacht erinnern?
Vorsichtig tapste ich aus dem Badezimmer und sah mich panisch um. So als ob der Unbekannte mich anspringen würde und wieder in seine Höhle schleifen würde. Gerade wollte ich einen weiteren Schritt machen, als die Lichter angingen. Halb kreischend sprang ich wieder ins Badezimmer. Nicht nur weil ich geblendet wurde. "Hallo?" hörte ich eine männliche Stimme. Sie klang besorgt. War das der Unbekannte? Natürlich, wer sollte es sonst sein? Oder waren hier noch mehr? Vielleicht noch einer der anderen Männer, wenn dieser Typ wirklich einer aus der Gasse war. Räuspernd traute ich mich wieder aus meinem Versteck heraus. "Entschuldigung" murmelte ich schüchtern und blickte auf meine löchrigen Strümpfe. "Warum bist du wach?" erklang die melodische Stimme erneut. Ich wagte es ihn anzusehen, und mir verschlug es für einen Moment die Sprache. Dieser blau Ton, seiner Augen hatten etwas fesselndes. Sie waren dunkelblau und hatten vereinzelt helle Sprenkel. Und er war wirklich Adonis persönlich. Sein durchtrainierter Körper steckte in nichts als einer kurzen Hose und einem grauen Shirt. Um seine Mundwinkel spielte ein träges, sexy Lächeln. "Äh...ich..." aber ich verstummte. Was sollte ich jetzt sagen? Ich wusste ja nicht einmal was passiert war! Wie ich in diese Luxuswelt kam! "Ja?" lachte er nun und gab eine Reihe weißer Zähne zum Vorschein. "Ich wollte..."schnell sah ich mich im Zimmer um. "Ich konnte nicht mehr schlafen, ich wollte nur ein wenig Fernsehen" meinte ich verlegen. Dann sprang ich auf eine der riesen Sofas und schaltete den riesen Flachbildschirm an. Irgendwie musste ich mein Gestammel glaubwürdig werden lassen.
Er murmelte etwas unverständliches hinter mir und setzte sich dann ebenfalls neben mich. Sein intensiver Blick, entging mir dabei nicht. "Ich hab mich gestern um dich gekümmert" kurz zuckte ich zusammen, das Wort "kümmern" hieß in meinem Leben, wenn es um einen Mann ging, wohl etwas anderes, als in seinem Leben. "In welcher Weise?" murmelte ich. Dabei ließ ich den Blick nicht von Tom& Jerry, sie jagten sich mal wieder auf dem Bildschirm und die kleine Maus versteckte sie wieder in seinem Loch. "Du bist dünn, viel zu dünn. Wieso?" stellte er die Gegenfrage. Mit zusammengepressten Lippen zog ich meine Beine an meinen Oberkörper. Dann erwiderte ich seinen intensiven Blick und riskierte einen kleinen Herzinfarkt. Dieses stechende blau war fast schon einschüchternd. Sein ganzes Wesen wirkte einschüchternd. Er war riesig, durchtrainiert und dieses markante Gesicht mit den stechenden Augen, verlieh ihm Autorität. "Ich habe zuerst gefragt" gab ich mutig von mir. Wieder schmunzelte er ein klein wenig. Dann wendete er seinen Blick ebenfalls auf den Bildschirm. Das ließ mich aufatmen. "Erinnerst du dich nicht mehr?" Nein, leider nicht. Ich wollte ihn so gerne fragen, ob er mit mir geschlafen hatte, aber ich traute mich nicht. "Tut mir leid, aber nein" er seufzte, dann schnappte er sich plötzlich meine Hand, die die Fernbedienung hielt. Geschockt starrte ich ihn an. Seine Hände wirkten fast wie Pranken, so groß waren sie. "Ich habe dich vor diesen Bastarden gerettet" meinte er grimmig, starrte ins Nichts. eine gewisse Erleichterung durchströmte mich. Doch dann erfasste mich wieder die Panik. Hatten wir dann trotzdem miteinander geschlafen? Wollte er dass ich mich revanchiere? "D-danke" stotterte ich. Lächelnd blickte er wieder zu mir. "Bedank dich nicht, nie, okay?" Was? Warum durfte ich mich nicht bedanken? Mit runzelnder Stirn nickte ich einfach nur. Dann musterte er mich, was mich nervös machte. Denn mit diesen schäbigen Klamotten passte ich alles andere als in dieses Apartment. "Und jetzt zu meiner Frage: Hast du Hunger? Du bist dünn. Wieso bist du so dünn?" ich presste die Lippen zusammen, falsche Frage.
Ruckartig stand ich auf. "Ich sollte jetzt gehen" sofort spürte ich ihn hinter mir und ein Arm schlang sich um meine Hüfte. Er glühte, seine Wärme durchfraß meinen dünnen Pullover und erhitzten mich ebenfalls. Eine nette Abwechslung für meine Knochen die müde vor der Kälte waren. Es war angenehm, solch eine Wärme zu spüren. Für einen kurzen Moment erlaubte ich mir es zu genießen, aber dann riss ich mich los. "Ich möchte keine Last sein" erklärte ich das offensichtliche. Ein Schnauben war hinter mir zu hören, dann stand er plötzlich vor mir. Grimmig brummte er "Du bist keine Last. Sei mein Gast" Dieses Angebot war verlockend, aber jede Minute die ich länger hier war, desto nervöser wurde ich. "Tut mir leid, aber ich habe einen Termin" wiegelte ich ab. "Um zwei Uhr nachts?" konterte er. Mist, warum nochmal hatte ich vergessen wie viel Uhr es war? Wieder schlangen sich zwei Arme um meine Hüfte und der Mann zog mich zu sich, an seine starke Brust. "Äh...k-könntest du...mich los lassen?" stotterte ich. Der Unbekannte lachte, dann beugte er sich zu meinem Ohr. "Nur wenn du hier bleibst" ein kurzer Schauer durchfuhr mich von seinem Atem, der an meiner Haut kitzelte. Ich schluckte. "Ich...ich kenne nicht einmal deinen Namen" hauchte ich. Leise lachte er. "Landon, mein Name ist Landon" ein Name der zu ihm passte. Er drückte stärke aus. "Und wie heißt du?" zwinkerte er jetzt. "Emily" brachte ich heraus, sein Zwinkern war verdammt niedlich und verwirrte mich. "Emily" wiederholte er. Es war, als ließe er sich meinen Namen auf der Zunge zergehen. Aus seinem Mund klang mein Name anders. Besser. Er klang wie etwas verruchtes. "Ja"
"Gut, dann werde ich dir einmal etwas zu Essen machen, Emily" damit ließ er mich los und die Wärme verließ mich wieder. Er machte sich auf den Weg in eine überdimensionale Küche. Verdattert folgte ich ihm. Warum ging ich nicht einfach? Keine Ahnung, irgendetwas hielt mich hier. "Magst du Rührei?" fragte er pfeifend. "Warum nicht" ich hatte keine Ansprüche, nach Tagen die Aussicht auf Nahrung zu haben, war wie der Himmel. "Gut, dann gibt es Rührei, so kommst du schnell wieder zu Kräften" zweifelnd sah ich an mir herunter. Ich war mager, fast knochig. Früher hatte ich Kurven, trug gerne Röcke. Das brutzeln der Eier ließ mich aus meiner Trance erwachen. Landons Blick war erneut auf mir. "Pfeffer?"
Ich nickte. Er gab eine Menge Pfeffer an die Eier und wendete dann die Masse. Mein Magen begann zu knurren, was ihn lächeln ließ. "So gefällt mir das, endlich würdigt jemand einmal meine Kochkünste"
"Das ist lecker, danke" bedankte ich mich zwischen zwei Bissen. Ich verschlang regelrecht meinen Teller. Diese Eier schmeckten wie Kaviar. Landon hatte neben mir Platz genommen und beobachtete mich schon wieder. "Sehr schön, ich kann dir noch mehr machen" ich nickte einfach nur und schob mir eine weitere Gabel in den Mund. "Deine Wohnung ist schön" schmatzte ich, nachdem ich herunter geschluckt hatte. Irgendwie musste ich mich vor seinem Starren ablenken. "Das ist nicht meine Wohnung" kurz hielt ich inne. Scheiße, war er hier eingebrochen? Was war verflixt nochmal gestern Abend passiert? Er schien meinen geschockten Blick zu bemerken, deswegen fuhr er eilig fort "Wir sind in meinem Hotel, Präsidentensuite" ich riss meine Augen auf. Kein Wunder das hier alles so luxuriös war. Und Moment, sein Hotel? "D-dein Hotel?" stotterte ich. Landon kratzte sich verlegen am Hinterkopf, entschuldigend durchbohrten mich fast diese blauen Augen. "Ich habe eine kleine Hotelkette" ich runzelte die Stirn. "Und wie heißt sie?"
"O'Farrell" fast spuckte ich mein Ei wieder heraus. O'Farrell war eines der größten und luxuriösesten Hotelketten der Welt. "Klein, ja, sehr schlicht" meinte ich nüchtern. Der brünette lachte. "Bescheidenheit ist eine Tugend" ich gähnte und schob mir noch eine Gabel in den Mund. "Bist du müde?" Ja, ich war müde. Am liebsten wollte ich mich erneut in dieses Luxus Bett legen, aber ich musste verschwinden. "Nein" log ich, aber ich gähnte erneut. Schnell nahm ich den letzten Bissen von meinem Teller und sprang von dem Mahagoni Tisch auf. Das gleiche tat Landon ebenfalls. "Leg dich wieder hin, ich komme gleich nach" Er kam gleich nach? Heilige Scheiße, nun musste ich schnell verschwinden. Aber sein Blick, der einem Wachhund gleich kam, würde mich nicht gehen lassen. Also musste ich ihn ablenken, mich herausschleichen. "Ich will noch ein bisschen weiter fernsehen, vielleicht mal das Pay TV hier ausprobieren, Präsidentensuite und so" lenkte ich geschickt ab. Natürlich lachte er mal wieder. Das tat dieser Mann wirklich oft. Wieso nur? Wie konnte man dauerhaft so glücklich sein? "Gut, dann probier das aus"
Schnell setzte ich mich auf die Couch und zappte durch die Kanäle, irgendwie hatte ich das Gefühl das Landon genau zuhörte was ich tat, während er in der Küche war. Bei irgend einer Dokumentation über die Wälder Amerikas blieb ich stehen. Und ohne das ich es verhindern konnte, wurden meine Augen schwerer. Ich gähnte schon wieder. Und dann war ich plötzlich im Land der Träume. Gegen Essen und einem Platz im Warmen konnte ich mich nicht wehren.
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Ein neues Kapitel!
Wie findet ihr es?
Was sagt ihr zu Emily?
Was denkt ihr wird nun noch folgen?
LG pink-lilly
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