Verzweiflung
Was hat sie vor?
Schoss es ihm wie ein Blitz durch den Kopf. Seine Verwirrung wuchs. Als ihre Finger sein Gesicht berührten rissen beide überrascht die Augen auf. Ein Gefühl fuhr ihm blitzartig durch den Körper. Die Wärme ihrer Handfläche an seiner Wange war real. Sakura erstarrte, ihre Handfläche noch immer an seiner Wange. Der Schock saß tief. Eigentlich hatte sie geglaubt, ins Leere zu fassen. Fragend blickte er in ihre Augen, was ihr das Denken noch erschwerte. Sie erwiderte seinen Blick, dann aber blinzelte sie.
Sasukes Brauen zitterten verdächtig. Ihre Nähe versetzte sein ganzes Sein in eine Art Starre. Plötzlich wusste er nicht mehr, wo oben und unten war. Wer oder wo er eigentlich war. Diese Nähe ertrug er einfach nicht. Rasch beendete er diesen zarten Moment zwischen ihnen, in dem er ihre Hand fortschlug. Augenblicklich wurden seine Gesichtszüge hart. Seine Haltung wurde abweisend.
Von ihrer eigenen Initative überrascht und erschrocken zugleich, wich sie vor ihm zurück. Ihr Herz schlug wie verrückt, in einem Takt, der ihr vollkommen fremd war. Eine eigenartige Hitze durchströmte ihren gesamten Körper. Einen weiteren langen Moment blickten sie sich in die Augen, bevor Sakura die spannungsgeladene Stille brach.
,,Warum kann ich dich berühren, obwohl du gar nicht wirklich hier bist?"
Ihre Worte standen einige Sekunden im Raum.
,,Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen", gab er schließlich schroff zurück. ,,Aber, ich denke, dass ich weiß, wer mir helfen könnte die Lösung des Rätsels herauszufinden."
Seine Tonlage verriet ihr, dass er sie nicht an seiner Erkenntnis teilhaben lassen würde. Schön!, dachte sie wütend.
Wieder einmal verblasste ihre Gestalt viel zu schnell. Kaum war sie fort begannen sich seine Züge zu entspannen. Die Starre seines Körpers löste sich und zurückblieb, eine Sehnsucht, die nach mehr verlangte. Es war ein Gefühl, dass er nicht kannte und dem er nicht nachgeben würde. Seine Gedanken flogen wirr umher. Diese Begegnung hatte noch mehr Fragen aufgeworfen. Die Berührung ihrer Handfläche spürte er noch immer auf seiner Haut. Doch wie war es ihr möglich gewesen ihn zu berühren? Ein tiefer Seufzer entwich ihm. Langsam setzte er seine Füße wieder in Bewegung, um die Lichtung auf der er noch immer stand zu verlassen. Er musste dieser Spur nachgehen, um ihn zu finden.
Nun stand sie wieder alleine im Flur des Krankenhauses. Sakura war immer noch wie in Trance, als sie etwas durchzuckte. Schmerz explodierte in ihrem Kopf. Verwirrt ließ sie ihren Blick nach unten wandern. Ihre Beine ließen nach und trugen ihr Gewicht nicht mehr. Die Quelle ihres Leides war schnell ausgemacht - ihre linke Hüfte war gezeichnet von einem dunklen faustgroßen Loch. Sie betrachtete die Farbe des Blutes. Keuchend fiel sie zu Boden. Sein Name lag auf ihren Lippen, doch sie war schon zu schwach zum Sprechen. Ihre Welt versank allmählich in Dunkelheit.
Sasuke war noch nicht weit gekommen, als er etwas verspürte, was ihn keuchend auf die Knie zwang. Es war eindeutig ihr Schmerz, der sich geradewegs auf ihn übertrug. Für den Bruchteil einer Sekunde setzte sein Herzschlag aus. Mit zitternden Beinen kam er auf die Füße. Die Anstrenung des Atmens zwang ihn fast erneut auf die Knie. Doch dann sammelte er all seine Kraft. Von diesem Schock wie in Rage versetzt rannte er los. Wohin wusste er nicht so genau. Eine Macht steuerte ihn, die er nicht aufhalten konnte, selbst, wenn er es gewollt hätte. Vor seinen Augen sah er nur sie, wie sie unendliche Schmerzen litt. All der Schmerz und Kummer, den er je verspürt hatte, bündelte sich in diesem Moment zu einem scheinbar endlosen Leid. Seine Schritte beschleunigten sich. Der einzige Gedanke, den er gerade fassen konnte, war sie zu retten. Er würde sie finden.
Mittlerweile tat Naruto sein Verhalten leid. Er wollte keinesfalls, dass sie sich wegen ihrer Gefühle zu Sasuke schlecht fühlte. Sakura war noch nicht allzulange fort, sodass noch die Chance bestand, dass er sie im Flur antraf. Entschlossen stand er vom Bett auf. Humpelnd bewegte er sich auf die Tür zu. Zwar war es nur eine kurze Strecke, doch er brauchte eine gefühlte Ewigkeit. Genervt seufzte er auf, als er sein Ziel endlich erreichte. Ruckartig riss er die Tür auf und rief ihren Namen, doch niemand war zu sehen. Verwundert zog Naruto die Augenbrauen zusammen. So langsam konnte er doch nicht gewesen sein, oder?
Erneut huschte sein Blick von links nach rechts, aber der Flur blieb leer. Etwas stach ihm plötzlich ins Auge. Augenblicklich wurde er bleich. Das war eindeutig Blut, zu viel Blut. Konnte es Sakuras Blut sein? Sofort wurde ihm bewusst, dass er ihr in seinem Zustand nicht helfen konnte. Es waren nur einige Minuten vergangen. Er musste Handeln. Es gab nur eine Person, an die er sich wenden konnte. So schnell wie es ihm mit seinen Verletzungen möglich war humpelte er zurück in das Zimmer, um hektisch nach dem Telefon zu greifen. Es klingelte und klingelte.
,,Komm schon", murmelte er.
Endlich wurde abgehoben und ohne Zeit zu verlieren begann Naruto zu sprechen.
Ohne vorher anzuklopfen, stürmte Tsunade in Danzos Büro. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. ,,Wo ist sie?" Ihre Stimme bebte vor Zorn.
Gemächlich erhob sich Danzo hinter seinem mit Papieren vollgestopften Schreibtisch. Ihre Blicke kreuzten sich. ,,Wo ist wer?", entgegnete Danzo in einem unschuldigen Ton, den man ihm einfach nicht abnahm. Wütend packte sie ihn am Hemdkragen und drückte ihn unsanft gegen die Wand. Dieser lächelte ihr noch immer selbstzufrieden ins Gesicht und tat weiterhin unwissend. Diese Tatsache machte Tsunade noch wütender. Ihr Griff um sein Hemd wurde fester, sodass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
,,Sag mir auf der Stelle, wo Sakura Haruno ist!", brüllte Tsunade in vollkommener Rage. Von dem Geschrei alarmiert betraten Danzos Leibwächter Fuu und Torune den Raum. Beschwichtigend hob Danzo die Hand, sodass sich die beiden im Hintergrund hielten. ,,Ich weiß, nicht wo von du redest", wiederholte er erneut. ,,Sakura Haruno?" Danzo legte seinen Kopf schief, als würde er über Tsunades Worte nachdenken. ,,Dieser Name sagt mir nichts."
Nun ließ sie von ihm ab. ,,Sollte ich herausfinden, dass du dahinter steckst, dann Gnade dir Gott." Mit einem letzten drohenden Blick rauschte sie aus dem Raum. Zufrieden grinsend rieb sich Danzo die Stelle am Hals. Alles lief nach Plan.
Langsam flatterten ihre Lider, bis sich ihre Augen gänzlich öffneten. Benommen versuchte Sakura Umrisse ihrer Umgebung in der Dunkelheit zu erkennen. Quälend langsam wurde ihre Sicht wieder schärfer. Ihre aneinander gefesselten Handgelenke schmerzten furchtbar. Das Letzte an das sie sich erinnern konnte war dieser dumpfe Schmerz, der ihr den Atem geraubt hatte. Der metallische Geruch von Blut lag in der Luft, wahrscheinlich ihrem Blut nahm Sakura an. Plötzlich durchzuckten sie die Erinnerungen was geschehen war, bevor sie hier aufgewacht war.
,,Warum?", fragte sie in den dunklen Raum hinein. Sakura war sich seiner Anwesenheit nur zu bewusst, auch wenn er versuchte sich in den Schatten zu verbergen. Keine Antwort, das hatte sie erwartet.
,,Es ist nichts Persönliches, glaub mir. Dein heiß geliebter Sasuke ist daran schuld", sagte seine Stimme, ohne jegliche Emotion, doch noch nach einigen Sekunden des Schweigens.
Nein. Sakura hatte nicht geglaubt, dass es ihm leid täte. So dumm war sie nicht. Schritte hallten in dem sonst so verlassenen Raum wieder. Energisch rieb Sakura die Seile aneinander. Die Wärme, die sie durch die Reibung erzeugte verletzte ihre Haut. Die offenen Stellen brannten bereits wie Feuer. Noch immer kamen die Schritte näher, was Sakura noch ein wenig schneller reiben ließ.
Was hatte er mit ihr vor? Würde er sie töten? Still und heimlich?
Endlich hatte sie es geschafft diese bescheuerten Seile um ihr Handgelenk zu lösen. Gerade rechtzeitig, bevor die Gestalt aus den Schatten trat. Trotzig hob sie das Kinn, um ihrem Kidnapper in die Augen zu sehen. Mit ausdrucksloser Miene trat er noch näher. Langsam beugte er sich zu ihr hinab und das war sein Fehler.
,,Warum denken eigentlich alle Männer, dass ich auf Sasuke oder irgendeinen anderen Mann angewiesen wäre. Shannaro!"
Ihre Faust traf mit voller Wucht auf sein Gesicht. Ein hässliches Knacken war zu hören. Blut spritzte aus seiner Nase. Taumelnd fiel er nach hinten auf den Boden, wo er benommen liegen blieb. Rasch erhob sich Sakura, um lächelnd auf ihn hinab zu sehen, bis plötzlich ein enormer Schmerz Sakura durchzuckte und sie wieder auf die Knie zwang. Das Adrenalin verblasste und machte dem Schmerz Platz. Ihr Schmerz verschlimmerte sich von Sekunde zu Sekunde. Ihr wurde schwindelig. Etwas stimmte nicht, als sie nach unten sah breitete sich dort bereits eine neuerliche Blutlache aus. Durch das Adrenalin in ihrem Körper hatte sie die Verletzung an ihrer linken Hüfte vergessen. Sie konnte kaum noch ihre Augen offen halten. Ein Gedanke durchzuckte sie. Jetzt da sie dachte, dass sie wirklich sterben würde, wollte sie nur noch bei ihm sein.
Keuchend versuchte sich Sakura nun zum Ausgang zu schleppen, um zu entkommen. Ihre Füße zu Bewegen kostete sie so viel Kraft. Sie streckte die Hand nach dem rettenden Türgriff aus. Komm Sakura, noch ein paar Meter, sagte sie sich, um nicht aufzugeben. Die Benommenheit nahm zu und sie stolperte. Jeden Moment rechnete sie mit dem Aufprall, doch er kam nicht. Zwei starke Arme umfingen sie. Ihr Kopf fühlte sich zu schwer an, als dass sie ihn hätte heben können, um zu sehen, wer es war.
,,Endlich hab ich dich gefunden", sagte eine leise Stimme. Doch Sakura verstand gar nichts, da war nur ein Rauschen. Ihre Welt lag bereits im dunklen.
Ihr Körper erschlaffte in seinen Armen. Sorgenvoll betrachtete Itachi das blutende Mädchen in seinen Armen. Ihre Augen flackerten auf. Verzweifelt versuchte sie gegen die Dunkelheit anzukämpfen, die unaufhörlich nach ihr rief.
,,Ich bring dich erst einmal hier raus. Bitte bleib bei Bewusstsein."
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie anhand der vertrauten schwarzen Haare und Augen, glaubte Sasuke als ihren Retter zu erkennen. Erneut fielen ihre Augen zu.
Itachi presste etwas auf ihre Wunde, um danach auf sie herabzusehen.
,,Leider bin ich nicht der, für den du mich hältst."
Er musste sie fortbringen, fort aus Konoha.
Endlich setzte sich der ältere Uchiha in Bewegung, damit sie Konoha verlassen konnten. Wenn er gewusst hätte, dass Danzo so viele Nachforschungen anstellen würde, hätte er nicht zugelassen, dass das Mädchen schutzlos nach Konoha zurückkehrte. Danzo war ein wahres Ärgernis, um das er sich bald möglichst kümmern sollte.
Etwas kam näher und Itachi begann Vorfreude zu empfinden. Endlich.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro