Kalt wie Eis
Sakura spürte die Wellen deutlich, die in ihm tobten. Wie das tief, dunkle, aufgewühlte Meer, das hart gegen die Klippen schlug. Die ganze Zeit sah sie ihn an, verlor ihn keine Sekunde aus den Augen. Die Wut, welche in ihm brodelte, die sich versuchte an die Oberfläche zu kämpfen.
Nun konnte sich Sasuke nicht mehr länger zurückhalten. Viel zu lange hatte er zugehört. Er wollte Narutos Worte, seine Stimme nicht mehr hören. Die Wut, die sich in ihm angestaut hatte, gewann nun die Oberhand. ,,Du weißt gar nichts!" Seine Stimme klang erstickt. Nach einigen Sekunden des Schweigens fügte er nun etwas ruhiger an: ,,Es ist nun an der Zeit, die nächsten Schritte zu besprechen."
Nun blickten Sakura und Naruto ihn beide direkt an. Sakura begann sich auf ihn zu konzentrieren, auf seine Gefühle. Sie war besorgt und nervös, über das, was sie spürte.
,,Ich stimme dem Plan des Hokages zu." Seine Stimme klang monoton und kühl. ,,Aber ich werde nicht nach Konoha zurückkehren. Ich bleibe bei dieser Entscheidung." Er sprach seine Gedanken aus in dem Moment, als er sie hatte. Nichts davon, hatte er geplant. Aber jetzt musste er handeln. Es war an der Zeit voranzuschreiten.
Sakura wollte sprechen, doch ihr fehlte plötzlich der Mut. Der Ausdruck in Sasukes Augen hielt sie zurück. Seine abweisende Haltung ließ sie plötzlich zaghaft werden und stumm bleiben.
Sasuke hatte es wirklich getan ... hatte Sakura erneut verletzt. Wollte er es? Nein. Musste er es? Ja. Sakura würde ihn nun wahrscheinlich für immer hassen und genau das war es, was sie tun sollte und was er wollte. Versuchte er sich zumindest fieberhaft einzureden. So beschützte er, was er liebte. Diesen Hass würde Sasuke ertragen.
Naruto hatte jedem seiner Worte gelauscht, wobei er ihn mit diesem Blick betrachtete, bei den man nie wusste, was er gerade dachte. Nach einer Weile sagte er einfach nur: ,,Du bist ein schlechter Schauspieler." Mit diesen Worten ließ er Sasuke und Sakura alleine zurück, während er wohin auch immer verschwand.
Wütend biss er sich auf die Lippe. Warum konnte Naruto nicht einfach mal den Mund halten. Er konnte das Blut in seinem Mund schmecken. Dieser verdammte Danzo! Er hatte ihn viel zu schnell zum Handeln gezwungen. Es war alles unüberlegt und nicht gut durchdacht. Eine Tatsache, die Sasuke mehr als verabscheute, doch es blieb ihm keine Wahl ... Und keine Zeit. Zeit war etwas, dass er nicht hatte.
Nackte, rohe Wut ergriff von Sasuke Besitz, allein bei dem Gedanken an diesen Mistkerl. Er würde ihn eigenhändig töten, wenn er ihn in die Finger bekam. Eigentlich war Sasuke in den tiefen seines Herzens kein schlechter Mensch - zumindest nicht immer - doch das Leben ließ ihm keine Wahl. Es kostete ihn unendlich viel Kraft Sakura nun in die Augen zu sehen. Ihr Blick war zu Boden gerichtet. Sie wirkte zögerlich in ihrem Handeln, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen.
Seine Gedanken waren nun fokussiert auf das Ziel Itachi zu finden. In der Hoffnung sein Bruder könnte diese Verbindung wieder rückgängig machen. Nun fühlte er sich stark genug, seine Gefühle zu kontrollieren.
,,Konoha ist bisher immer nur davongelaufen - auf der Flucht vor dem großen Bösen. Ich werde das nicht tun. Ich werde mich dem Stellen."
Sie spürte seine Aggressivität, seine Wut. Doch tief in ihrem Inneren machte es ihr keine Angst mehr. Sie verstand ihn wie noch nie zuvor. Sakura hob den Blick, um ihm in die Augen zu schauen.
Er hatte recht ...
Dennoch erkannte sie den Unterschied. Sie musste nun diplomatisch sein. ,,Das mag sein, aber ich werde Konoha nicht aufgeben oder verraten. So wie ich auch dich nicht aufgeben werde."
Kurz blinzelte er, bevor er sich wieder fasste und gleichgültig wirkte. ,,Lass uns gehen. Die Nervensäge wartet sicher bereits. Hibbelig sich in ein Abenteuer zu stürzen."
Für Sasuke war es ein seltsames Gefühl sich frei durch sein Heimatdorf zu bewegen. Das Tor kam viel zu schnell in Sichtweite, sodass er kaum die Zeit hatte die Schönheit seiner Umgebung wahrzunehmen. Und tatsächlich stand dort eine Gestalt. Bei genauerem Hinsehen erkannte er Naruto. Auf dem Rücken trug er einen Rucksack und er hatte noch mehrere Taschen bei sich.
Taschen...
,,Sag mir bitte nicht, dass er all das wirklich mitnehmen möchte." Inständig hoffte Sasuke, dass das ein schlechter Scherz war.
Selbst Sakura konnte ihren ungläubigen Blick nicht von diesem bizzaren Anblick lösen. ,,Ich befürchte, dass ist sein Ernst."
Frustriert seufzte Sasuke. Das könnte lustig werden. Mit Naruto würden sie sicher viel Ärger am Hals haben.
,,Auf geht's", rief er, als Sakura und Sasuke bei ihm ankamen.
Doch weit kam das ehemalige Team sieben nicht. Kaum hatten sie das Tor wenige Meter hinter sich gelassen, blieb Sasuke abrupt stehen. Nervös huschte sein Blick hin und her. Etwas lauerte in den Tiefen der Schatten. Er konnte es deutlich wahrnehmen. Seine Augen weiteten sich.
Woher hatte er gewusst, dass er kommen würde?
,,Itachi", knurrte er wild, wobei Sakura und Naruto zu ihm herumfuhren. Tatsächlich stand der ältere Uchiha nun zwischen ihnen. Wie aus dem Nichts war er aufgetaucht. Keiner außer Sasuke hatte seine Präsenz wahrgenommen. Itachi betrachtete seinen kleinen Bruder von oben bis unten, bevor sein Blick kurz Sakura streifte.
,,Ich weiß, warum du zurück nach Konoha gekommen bist", sagte Itachi ruhig, während er seinen kleinen Bruder weiterhin keine Sekunde aus den Augen ließ. Sasuke sah seinen Bruder nicht an, als er entgegnete: ,,Nicht für lange, wie du siehst."
Blitzschnell überwand er die winzige Distanz zwischen ihnen, um nun vor seinem Bruder aufzuragen, der keine Chance gehabt hatte zu reagieren. Unsanft packte Itachi Sasukes Handgelenk, als sich ihre Blicke begegneten, war Itachis eindringlich.
,,Ich weiß, was in deinem Kopf vorgeht. Tu es nicht", bat er.
Hastig entzog Sasuke sich Itachis Griff. Den pochenden Schmerz seines Handgelenks ignorierte er. ,,Was ist, wenn ich es doch tue? Wirst du mich töten, oder werde ich dich töten?"
,,Werde ich dich töten müssen!" Itachis Worte waren ernst gemeint, daran zweifelte Sasuke keine Sekunde.
,,Danzo verdient es, genau wie du!", brüllte der jüngere Uchiha.
Augenblicklich ließ Itachi die Hand sinken. In seinem Blick lag plötzlich eine tiefe Traurigkeit. ,,Wenn du ihn tötest wirst du, als Verbrecher der Stufe S eingestuft, da Danzo zu den Oberen Konohas gehört. Weißt du, was das bedeutet?"
Nun fixierte Itachi Sasuke wieder. Dieser Blick drang ihm bis tief unter die Haut. Es fühlte sich beinah so an, als würde Itachi sich um ihn sorgen. Rasch verwarf Sasuke diesen unsinnigen Gedanken wieder. Das konnte nicht sein!
,,Dir wird jegliche Rückkehr ins Dorf verweigert. Für immer.", erinnerte Itachi Sasuke mit seinen Worten an Sakura.
Am Ende wurde er so enden wie sein verhasster Bruder. Für einen flüchtigen Moment umfasste Sasukes dunkles Herz doch tatsächlich so etwas wie Schuldgefühle, dennoch entgegnete er entschlossen: ,,Für mich gibt es keine Rückkehr, doch sie wird nach Konoha zurückkehren, wenn all das vorbei ist."
Seine Worte trafen sie hart und mitten ins Herz. Er will mich nicht dabei haben ... auch wenn ich mit ihm gehen wollte ...
Nun befand sie sich genau da, wo sie nie enden wollte, zwischen den Brüdern, die sich hassten. In ihrem Kopf drehte sich alles.
,,Sie ist wichtig für dich, für deine Seele ... sie ist die Einzige, die dir helfen kann."
,,Du weißt gar nichts darüber ... warum sie wichtig für mich ist ...", er hob seinen Finger, er zitterte und seine Augen brannten. ,,Gib zu, dass du für diese Verbindung verantwortlich bist! Das du mich damit foltern willst!"
Itachi verzog keine Miene, während des Wutausbruchs seines Bruders. Er ließ ihn einfach ruhig über sich ergehen. ,,Sag dich von deinem Hass los, solange es noch nicht zu spät ist, sonst wirst du enden wie ich", ermahnte ihn Itachi noch, bevor er einfach verschwand. So wie er es immer tat. Sasuke hatte so eine dumpfe Ahnung, dass er seinen Bruder bald wiedersehen würde. Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten.
Der Schmerz, den Sasuke ihr gerade zufügte, war beständig, pulsierte in Wellen in ihr und würde mit absoluter Sicherheit eine Narbe hinterlassen. Die tiefen Wunden ihres Herzens würden bleiben und nie heilen. Geqüalt schlug Sakura ihre Lider nieder und dachte an ihre verzweifelten Worte an Sasuke zurück, als sie noch dieses naive Mädchen gewesen war.
Ich bin ... ich bin so in dich verliebt, dass ich es nicht einmal ertragen kann! Sasuke! Bleib bei mir und ich werde es dich nie bereuen lassen! Wir werden jeden Tag Spaß haben, und ... Und du wirst glücklich sein! Ich werde dafür sorgen! Ich werde alles für dich tun, Sasuke! Bitte, bitte ... Bitte, bitte geh nicht! Ich werde dir sogar helfen, Rache zu nehmen! Ich meine, ich werde es irgendwie schaffen, also ... Also bitte ... Bleib bei mir.
Damals hatte sie an ihre Worte geglaubt, dass sie es schaffen würde, ihm zu liebe, doch jetzt tat sie es nicht mehr. Sakura war erwachsen geworden. Liebe war etwas fragiles, zerbrach so leicht, oder dieses dumme Gefühl enttäuschte einen, so oft, weil man diesem Wort namens Liebe glauben schenkte. Das Gefühl der Verletztheit wich und machte der Wut Platz.
,,Es ist genug! Ich lasse hier niemanden einfach so über meinen Kopf hinweg entscheiden."
Sasukes Kopf ruckte zu ihr, wobei er sie finster fixierte. ,,Du wirst zurückkehren. Alles andere werde ich nicht zulassen."
,,Und was ist mit deinem Angebot?"
,,Dieses Angebot hätte ich dir nie machen dürfen."
Ihre Augen weiteten sich verletzt. Ihre Lippen öffneten und schlossen sich wieder. Die Gefühle kochten hoch. Naruto spürte es. ,,Ihr müsst euch beruhigen. Wir dürfen diese Mission nicht vergessen. Was danach kommt werden wir sehen." Mittlerweile hatte Sasuke seine Gefühle wieder einigermaßen im Griff, denn er zwang sich zu einem nicken. Wortlos lief er einfach an Sakura vorbei, um seinen Weg fortzusetzen.
Wie versteinert stand Sakura noch immer an der selben Stelle, unfähig ihre Füße in Bewegung zu setzen. Vor wenigen Minuten war er noch so friedlich, so voller Hoffnung, doch kaum tauchte sein Bruder auf, war er wieder eiskalt. Die dunkle Seite suchte sich immer wieder einen Weg. Das musste sie nun am eigenen Leib spüren. Das Ganze würde schwieriger, als gedacht werden.
,,Sasuke empfindet etwas für dich", versuchte Naruto Sakura in Erinnerung zurufen.
Mit leerem Blick erwiderte Sakura: ,,Was bedeuten Gefühle für Sasuke Uchiha?" Für ihn war es noch immer nur ein Wort, dass er nicht verstand. Vielleicht nie verstehen würde. Langsam verlor sie den Glauben daran, dass er es je könnte. Stumm akzeptierte sie es, um sich in Bewegung zu setzen.
Doch Naruto hatte einen unerschütterlichen Glauben an Sasuke. Vielleicht war es naive. Doch Selbst in der dunklsten Seele lag tief verborgen irgendwo ein Licht, dass Hoffnung bedeutete. Diese winzige Hoffnung setzte er in Sasuke.
Tief in seinem Herzen taten die harschen Worte Sasuke bereits leid. Doch sie waren notwendig gewesen, um seine Entscheidung zu verdeutlichen. Er wollte sie nur beschützen, vor Danzo, vor ihm selbst ... Würde sie ihn begleiten, wäre das nicht seine Heilung, sondern ihr Ende.
Und das dürfte nicht geschehen ...
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