Böses Erwachen
Hate only gives birth to even more hate
Die Versammlung, die Tsunade einberufen hatte verlief anders, als sie geplant hatte. Sehr zu ihrem Ärger. Wild sprachen sie alle durcheinander. Die einzelnen Stimmen überlagerten sich und wurden immer lauter, doch keiner hörte dem Anderen wirklich zu. Es herrschte Frucht und Ratlosigkeit. Immer mehr Wut staute sich bei Tsunade an, während sie mit den Fingern auf den Schreibtisch trommelte.
,,Ruhe!", gab Tsunade schließlich laut und deutlich von sich, wobei ihre Faust auf den Tisch traf. ,,Wir müssen uns beruhigen! Vielleicht ist es genau das, was er bezwecken wollte. Chaos! Unüberlegte Entscheidungen!"
Wieder begann das Stimmengewirr. Seufzend massierte sich Tsunade die Schläfen. Das Leben als Hokage war anstrengend, anstrengender als sie erwartet hatte.
,,Wie hat es der Uchiha nur in das Dorf geschafft? Und nun ist Sasuke auch noch hier. Ist das wirklich klug?", fragte einer der Anwesenden.
Tsunade war vorsichtig mit dem, was sie nun sagte. Nach allem, was er getan hatte, musste sie es auch sein. Doch Itachi war die geringere Bedrohung für Konoha, glaubte zumindest Tsunade. Etwas Dunkles bedrohliches ging im inneren Kern des Dorfes vor. Sie konnte es spüren, wie die gierigen Finger der Dunkelheit begannen nach dem Dorf zu greifen, wie es einst schon Orochimaru getan hatte. Ihre Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten. All jene, denen sie genug vertraute, hatten sich nun im Hokage Büro versammelt. Alle Augen waren erwartungsvoll auf sie gerichtet. Ihr Blick ernst und voller Sorge.
,,Wir brauchen einen Plan, um das Dorf vor äußeren und inneren Angriffen zu schützen."
Bevor Tsunade ins Detail gehen konnte, wurde abrupt die Tür aufgerissen. Eine humpelnde Sakura, dicht gefolgt von Naruto, betrat den Raum. Alle Augenpaare richteten sich nun auf sie, während Sakura nur Tsunade fixierte. In ihrem Blick lag eine bemerkenswerte Entschlossenheit. Das war eine der bewundernswerten Eigenschaften Sakuras.
Sakura, die erst vor wenigen Stunden wieder zu sich gekommen war, deren Körper von einer schmerzenden Wunde geplagt wurde, die jeden Moment aufreissen konnte. Und doch stand sie hier. An ihr lag es nun Sasuke zu retten. Und sie fühlte sich wahnsinnig schuldig, verantwortlich für das was ihm passiert war.
Ich habe ihn hierhergebracht, regelrecht hergelockt, weil ich verwundet war und nicht sterben wollte. Doch Sasuke ... Er hat sich verändert ... Ich muss sie überzeugen.
Ihre Gedanken flogen wirr durcheinander. Es war ihre Schuld, nun musste sie die Lösung finden.
,,Sakura, dass ist kein günstiger Moment", begann Tsunade, doch Sakura ließ sich nicht beirren.
,,Er hat mich gerettet ... und sich selbst ausgeliefert", ihre Stimme begann zu zittern. Wie in Rage redete sie direkt weiter. ,,Und ... und ihr behandelt ihn wie Babaren."
Heiße Wut flammte in ihr auf. Lange blickte Tsunade ihr direkt in die Augen, um jeden ihrer Gesichtszüge zu studieren. Nun ließ sie sich in ihren Stuhl sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. Dieses Verhalten sah Sakura gar nicht ähnlich. Diese plötzliche ungezügelte Wut. Es war still im Raum geworden, noch immer starrten alle Anwesenden Sakura an. Alle schienen auf Tsunades Reaktion zu warten. Ob wegen ihres Mutes oder ihrer Dummheit, wusste sie nicht.
,,Wir vertagen unsere Pläne auf morgen", sprach Tsunade schließlich, um alle aus dem Raum zu entlassen. Nur Sakura blieb.
,,Was ist mit Sasuke?", ergriff sie sofort das Wort, als der Letzte den Raum verlassen hatte. ,,Was geschieht mit ihm?"
Mit einem tiefen Seufzer umrundete Tsunade ihren Schreibtisch, um sich dicht vor Sakura zu stellen. Sie umfasste ihre Hand. Sakuras Finger begannen zu zittern, was Tsunade nicht entging.
,,Er muss woanders untergebracht werden. Er darf dort nicht eingesperrt sein. Das ist zu grausam", flehte sie Tsunade an.
Tsunade war überrascht, doch gleichzeitig fühlte sie sich bestätigt. ,,Ich weiß, dass ihr eine starke Verbindung teilt, aber ich kann ihm nicht vertrauen ... noch nicht. Es geht nicht."
Beinah verzweifelt wandte sich Sakura ab, um im Raum auf und ab zu laufen.
,,Ich kann es nicht erlauben. Er muss dort drin bleiben. Das ist der einzige Ort, den wir isolieren können", wiederholte Tsunade ihre Worte.
Tränen traten in Sakuras Augen, ausgelöst durch Tsunades Worte. Tief drinnen wusste Sakura, dass Tsunade Recht hatte. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel. Doch sie kannte ihn nicht so, wie sie es tat. Ihre Schuldgefühle ihm gegenüber ließen nicht zu, dass sie Tsunades viel zu schnelles Urteil akzeptieren konnte.
,,Es tut mir leid, aber ich werde weiterhin für ihn kämpfen", gab sie zurück, wobei sie förmlich aus dem auf einmal viel zu kleinen Raum floh.
,,Sakura."
Tsunades Stimme ließ sie noch einen Moment innehalten.
,,Dir ist es gestattet ihn zu sehen."
Hatte sie die Worte richtig verstanden?
Ihre Augen weiteten sich, ruckartig drehte sie sich zu Tsunade um. Der Schmerz in ihrer Hüfte durchzuckte sie. Rasch hielt sie sich die Wunde. Schmerzverzerrt und nach Luft ringend fragte sie noch einmal nach: ,,Ich kann zu ihm?"
,,Ohne Wachen. Ihr beide alleine."
Sakura konnte es kaum fassen, sie hatte etwas erreicht. Ein Zugeständnis. Sie würde mit ihm reden können. Ein normales Gespräch führen können, unter normalen Umständen - also das was man unter normal in dieser Situation verstehen konnte. Lange war sie nicht mehr so voller Hoffnung - Hoffnung für Sasuke.
Schnelle Schritte näherten sich der Zelle. Sasuke war bereits in sehnsuchtsvoller Erwartung auf Sakuras Rückkehr, doch seine Hoffnung wurde jäh enttäuscht. Es war nicht Sakura, die ihn aufsucht. Ein dunkles Lachen war aus den Schatten zu hören. Bei diesem Klang begann es Sasuke den Magen umzudrehen.
,,Du bist wahrlich Itachi Uchihas kleiner Bruder. Die Aufopferung der Uchihas ist faszinierend."
Diese Stimme löste Furcht in seinem Herzen aus. Seine Finger verkrampften sich. Wie sehr er diese Stimme hasste.
Danzo trat aus den Schatten der Dunkelheit in das Licht der flakernden Lampe, welche die Zelle erhellte, um Sasuke gegenüberzutreten.
Warum dürfte ausgerechnet dieser Kerl ihm einen Besuch abstatten? Oder war er unerlaubt hier eingedrungen?
Einige Sekunden starrten sie einander nur an, bis Danzo erneut das Wort ergriff: ,,Kehre Konoha den Rücken, ansonsten wird dem Mädchen, dem du so viel Zuneigung schenkst vielleicht etwas passieren."
War das eine Drohung?
Allmählich legte er den Kopf schief, um Danzo einem genauerem Blick zu unterziehen. Er verbarg etwas. Langsam versuchte Sasuke die Puzzelteile zu einem Ganzen zusammen zufügen. Ein Gedanke kam ihm in den Sinn. Sein Puls begann stetig zu steigen.
Erst jetzt begann Sasuke zu begreifen, dass Danzo auch hinter dem ersten Angriff auf Sakura gesteckt haben musste. Wie konnte ihm das entgangen sein? Sein nicht verdecktes Auge leuchtete gehässig in der Dunkelheit.
,,Warum hassen Sie mich? Ist es weil ich ein Uchiha bin?"
,,Weil dein Bruder dich am Leben gelassen hat, was er hätte nicht tun sollen. Niemand sollte überleben, damit das Aussterben des Uchiha Clans besiegelt gewesen wäre. Aber dein Bruder hat sich noch nie an Regeln gehalten und um sicherzustellen, dass ich dich nicht töte, wenn er fort ist, hat er den dritten Hokage gebeten dich zu beschützen. Doch nun kann dich niemand mehr beschützen."
So banal war der Grund, warum der Mensch, den er liebte litt? Sein Leben.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Vielleicht wäre es besser gewesen, Itachi hätte damals auch ihm das Leben genommen. Seine Gnade... Seine Liebe wurde zu Sasukes Fluch.
,,Du hast gehofft, dass du deine hasserfüllte Vergangenheit hinter dir lassen kannst, wenn du dich ihr zuwendest, doch es gibt keine Hoffnung. Der Begriff der Hoffnung ist nichts anderes als aufzugeben, ein Wort, das keine wahre Bedeutung hat."
Sasuke schluckte.
,,Ich hoffe, du nimmst meine Warnung ernst, kleiner Uchiha."
Eine Weile war Danzo nun bereits fort, als die Zellentür erneut ruckartig geöffnet wurde. Kurz durchflutete ihn die erneute Hoffnung Sakura wiederzusehen, doch abermals wurde er enttäuscht. Sasuke saß und lehnte an der Wand. Was sollte er auch anderes in dieser verdammten Zelle tun. Irgendetwas musste vorgefallen sein.
Sicher wollten sie nur nachsehen, ob ich noch lebe ...
Dieser Gedanke ließ ihn kurzzeitig schmunzeln. Eine Wache stand in der geöffneten Tür. In Händen trug er einen Kanister, den er in die Zelle stellte. Verwirrung machte sich in Sasuke breit. ,,Was ist das?"
,,Dein Glückstag", antwortete die Wache schroff, obwohl Sasuke keine Antwort erwartet hatte. Die Wache griff nach etwas, dass neben ihm stand. Erstaunt riss er seine Augen auf. Es war eine zusammengeklappte Liege.
,,Da meint es jemand gut mit dir", erklärte die Wache fast spöttisch.
Sein Blick wurde gläsern, als er es verstand. Sie gaben ihm Wasser und ein Bett. In ihm breitete sich etwas aus, ein neues Gefühl. Dankbarkeit. Er war schon seit einer langen Zeit nicht mehr dankbar gewesen.
Sakura, wie hast du das geschafft?
Doch es kam noch besser, hinter der Wache trat Sakura hervor. Ein schüchternes Lächeln auf den Lippen. Sasukes Herz machte einen Aussetzer. Er war glücklich sie zu sehen, doch gleichzeitig verwundert. Die Wache zog sich zurück und die Zellentür fiel ins Schloss. Niemand außer Sakura und er würden in diesem Raum sein. Er konnte den Blick nicht von ihr lassen. Der kleine Raum war nun erfüllt von einer wachsenden Spannung. Ihre Hände zitterten, bemerkte er. Nur zu gerne hätte er sie umarmt, doch er wagte es nicht. Unschlüssig standen sie sich gegenüber.
Sakura brachte zuerst genügend Mut auf, etwas zu sagen. ,,Wir sollen über unsere Verbindung sprechen." Fasziniert verfolgte er jede Bewegung ihrer Lippen, als sie sprach. Langsam kam er näher. Er wollte von seiner plötzlich Nervosität ablenken.
,,Wie geht es deiner Wunde?"
Kurz berührte sie ihren Verband, so als würde sie sich jetzt erst wieder an die Verletzung erinnern. ,,Die Wunde heilt. Es ist erträglich."
,,Freut mich zu hören."
Das tat es wirklich.
Sie blickte in seine Augen. Sofort löste er seine von ihr, um zu Boden zu blicken. Seine Worte waren ehrlich. Sie spürte es. Er wollte wirklich wissen, wie es ihr ging. Dann war es still.
,,Danke ...", endlich konnte er es aussprechen.
,,Ich muss mich bei dir bedanken ..." Sie kam ein Stückchen näher. ,,Du hast mich gerettet und dich somit ausgeliefert..."
Sofort fiel er ihr ins Wort. ,,Nein, tu das nicht. Danke mir nicht, kein bisschen. Hörst du?" Hastig schüttelte er den Kopf. Er konnte ihren Dank nicht annehmen. Er verdiente ihn nicht.
Sie spürte instinktiv, dass er traurig war. Schnell versuchte sie die Spannung zu lösen. ,,Hast du über die Verbindung nachgedacht?"
Er war froh über ihre Initiative. Froh nur ihre Stimme zu hören, was auch immer sie sagte. ,,Ich habe etwas bemerkt", sagt er leise. Neugierig sah sie ihn an, während er sich zu ihr herunter beugte. ,,Ich glaube, Itachi hat etwas damit zu tun."
Sakura legte die Stirn in Falten. ,,Itachi? Wie kommst du auf diese Idee?"
Er wandte sich von ihr ab. ,,Der Gedanke reifte in mir schon seit deiner Entführung. Irgendetwas hat er gemacht. Ich komme nur nicht dahinter was."
Plötzlich war sie ganz aufgeregt. ,,Glaubst du, dass diese Verbindung für immer bestehen wird?"
Ihre Frage schmerzte ihn. Er glaubte die Antwort genau zu kennen, doch er konnte es nicht aussprechen.
Noch nicht ...
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