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[2] 2|Dienstag

Ein neuer Tag bricht an. Sie spürt, wie die erstarkenden Sonnenstrahlen versuchen, durch die noch zugezogenen Gardinen hineinzugelangen, um das Zimmer erstrahlen zu lassen. Wie spät ist es eigentlich? Klick. Ihr Wecker auf dem Nachttisch lässt verlauten, nachdem sie gegen ihn stupst, dass es 07:34 Uhr ist und zehn Grad draußen sind.

Woody kommt an, vergewissert sich, dass ihre Hausschuhe richtig stehen und sie einfach nur hinein zu schlüpfen braucht. Ronja fragt sich manchmal, ob er eigentlich ein anderer Begleithund werden sollte für einen Menschen mit einer anderen Beeinträchtigung, da er vieles macht, ohne dass er es müsste oder ob er nur seinen Spaß daran hat, ihr so außerordentlich viel abzunehmen. Vielleicht sieht er einfach seinen Lebenssinn darin. Sollte ich es mal wagen, meine Puschen anzuziehen, ohne dass Woody sich vorher vergewissert ... Oh nein, lieber nicht! Dann scheint er mindestens beleidigt zu sein. Woody kann natürlich nicht einfach seine Arbeit lassen, aber er äußert das gut und gerne, indem er sich weniger Kuscheleinheiten abholt. Also lässt sie ihn ihre Hausschuhe kontrollieren.

Dann aber steht sie auf, wirft sich ihren Morgenmantel über und macht sich in ihrem breiten geräumigen Badezimmer fertig zum Losgehen. Woody ist stets wachsam, aber es ist schließlich ihre Wohnung, da kennt sie sich so gut aus, dass sie sich dort frei und ohne Hilfe bewegen kann. Klatsch. Es ist 08:02 Uhr, sagt die Uhr im Flur. Die Hände nimmt sie wieder auseinander und greift stattdessen zu Woodys Leine. Zeit zum Losgehen. 

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Spürend, wie sich der Boden mit Wärme auftankt, schlendert sie die Straße entlang, bis diese sich mit einem kleinen Park kreuzt. An der einen Ecke ist eine kleine Bäckerei – Joes Bäckerei –, bei der sie sich ab und zu einen kleinen Café zum Mitnehmen holt. Sie überlegt kurz. Doch na klar, gehe ich auch heute rein. 

„Hallo Ronja. Einen kleinen Café zum Mitnehmen?" 

„Hey Joe. Woher wusstest du das nur?" 

„Wusstest du das noch nicht? Ich kann Gedanken lesen." 

„Ja, aber sicher, Joe." Sie legt ihm das Geld auf den Tresen. 

„Hahaha. Dein Café ist gleich fertig." 

„Wie geht es dir, Joe? Du hörst dich ziemlich hektisch an." 

„Das ist so spooky mit dir. Du merkst echt fast alles. Ja, eben war eine große Gruppe hier, ich denke mal Schulausflug oder so was in der Art. Natürlich in Zeitdruck und dann wollten alle etwas Unterschiedliches und auch getrennt bezahlen. Ist ja auch okay, aber mir dann erzählen, dass ich mal schneller machen soll. So was nervt." 

„Kann ich verstehen. Übrigens, was ist denn mit meinem Café?" 

„Na, du bist mir ja eine. Ich bring ihn dir." 

„Hatte nur so gut gepasst, Joe. Lass dich doch nicht immer so leicht ärgern." 

„Ja, weiß ich doch." Er stellt ihr den Becher hin und legt das Wechselgeld daneben. 

 „Danke. Und beim nächsten Mal machst du einfach extra langsam, also bei der Gruppe." Ronja grinst ihn frech an. 

Wieder draußen, gehen sie weiter und biegen auf den Parkweg. Vögel, Eichhörnchen und andere Tierchen sind zu hören. Kinder, die auf dem Spielplatz und auf der Wiese herumtollen, ebenso. Fröhliches Gelächter, Rascheln in den Bäumen, einfach schön. Ronja genießt es, draußen an der frischen Luft zu sein. Für Woody und seine anderen vierbeinigen Mitstreitenden ist sie sowieso dankbar, jedoch nicht nur für seine Dienste als Begleithund, sondern auch als Hund im Allgemeinen. So kommt sie noch öfter heraus. Zwar war sie auch vorher spazieren, aber bei Weitem nicht so viel. Den Stock immer dabei, aber durch Woody nutzt sie ihn kaum noch, denn er weist ihr den Weg und achtet darauf, dass sie niemanden in die Quere kommen. Zudem hat er ein eindeutiges Geschirr um. Bald darauf erreichen sie eine gemütliche Stelle, wo sie sich ebenfalls gerne hinsetzt. Woody signalisiert, dass es eine freie Bank gibt und geht vor. Sie folgt und setzt sich hin. Hier kann sie ihren Café gemütlich austrinken; lauscht dem Geplätscher im See, dem Rascheln des Windes, lauscht der Natur. 

Blau kommt ihr wieder in den Sinn. Was hatte sie so derart an dem Kerl oder der Situation gestört, dass sie, wie Alice es treffend mitbekam, nicht wie sonst demgegenüber gleichgültig bleiben konnte? Die Sehenden sagen, dass Wasser und auch der Himmel blau seien. Ronja nimmt die Dinge auf ihre Art wahr durch Fühlen, Hören, Schmecken sowie Riechen. Zum Entspannen nutzt sie am liebsten das Gehör wie jetzt gerade oder den Tastsinn beim Malen. Zum Erkunden erfühlt und erhört sie die Umgebung. Sie glaubt, beim Essen wäre es sogar ein Vorteil, nicht sehen zu können. Denn wenn es schmeckt, ist es doch egal, wie es aussieht. Riechen ist für sie nur in manchen Momenten bedeutsam oder in Kombination. Wie sie bisher erfahren hat, scheint das auch oft auf Sehende zuzutreffen. Blau stellt sie sich als weit und frei vor, vor allem wegen der Verbindung zu Wasser und Himmel, die blau sein sollen, oben und unten, welche sich sehr weit erstrecken. Blau wäre für mich die Farbe der Freiheit und Weite. 

Ihr Café ist leer, die Gedanken auch. Es geht erst einmal nach Hause. Dort angekommen befragt sie die Uhr im Flur. Klatsch. Es ist 09:42 Uhr. Woody bekommt nun sein Futter und hat Pause, bis sie erneut losgehen zu Alice ins Café. 

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In der Zwischenzeit – bis zum Spaziergang Nummer zwei, der in der Regel gegen 11:00 Uhr beginnt – malt Ronja heute. Dienstags ist meistens ihr Tag des Malens, insbesondere, weil sie montags nach dem Wochenende ihre bestellte Ware bei Pat abholen konnte. 

Außerdem lädt das heutige Wetter Ronja ein, sich draußen mit ihrem großen Aquarellblock und ihrer sich selbst zusammengestellten Farbpalette auf ihrer kleinen – und doch geräumigen – Terrasse auszutoben. In den wärmenden Strahlen der Sonne, die sich einen Weg zu ihr auf die Terrasse suchen, stellt sie ihre Staffelei auf. Dann lässt sie einfach ihre Hände nach ihren Gefühlen über das Blatt gleiten. Ich liebe es zu malen. Es entspannt sie und sie fühlt sich produktiv. 

Intuitiv wählt sie Gelb und Grün. Je auf eine Seite des Blattes verteilt sie diese. Erst Gelb, dann Grün. Sie lässt sich beim Tupfen und Verstreichen mitschwingen und in ihre Vision im Inneren ziehen, bis sie die Farben schlussendlich ineinander mittig verlaufen lässt. 

Mit einem freudigen Lächeln und einem leichterem Gefühl kann sie vom Gemalten Abstand nehmen und sich auf ihre Eckbank hinsetzen. Das tat gut. 

Nach kurzer Besinnung, geht es Richtung Le Petit, wie sich das kleine Café nennt, in dem Alice arbeitet. Was ein sowohl passender als auch einprägsamer Name ist. 

Ihr Weg führt sie über den Hafen am Wasser entlang, zunächst zu ihrem dortigen Wohlfühlplatz. Dort angekommen, lässt sie sich auf den Steinplatten nieder. Warum dieser Platz nie besetzt ist, verstehe ich nicht. Es ist so friedlich und angenehm. Einfach perfekt. Eventuell ist hier etwas, dass für Sehende total hässlich sein mag, wieder ein Vorteil für sie. Sie geht nach ihrem inneren Empfinden. Sie genießt die Sonne sowie das Vorbeigehen der Menschen – ja, sie kann sogar dem Trubel etwas abgewinnen. Ronja mag beides, Ruhe und Trubel. Denn was wäre eine Stadt ohne Menschen, irgendwann würde es doch ziemlich langweilig werden. Auf manche Eigenschaften von manchen Menschen könnte sie natürlich verzichten, aber nichts ist perfekt. 

Sie möchte gerade aufbrechen, als sie spürt, dass sich ihr jemand nähert. Und ihr Gefühl täuscht sie auch dieses Mal nicht. 

„Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist blau." 

„Und ich weiß etwas, was du nicht weißt, das weiß ich genau." Etwas Besseres fiel ihr auf die Schnelle nicht ein. Für das Gesagte schämt sie sich bereits, wie auch gestern schon. 

Wieder war es die gleiche Stimme, wieder geht der Kerl weg. Ohne etwas Weiteres zu fragen oder zu sagen. Ronja ist davon zwar nicht mehr so genervt wie gestern. Trotzdem fragt sie sich, was er von ihr will. Will er, dass sie sauer wird? Will er, dass sie anfängt zu weinen? Was will er? 

Die Schulter straffend, geht sie nun erst einmal weiter zum Café, dann kann sie dort noch eine Kleinigkeit essen, bevor Alice Feierabend macht. 

◦◦◦◦◦◦

„Und war es heute ruhiger bei dir?" 

„Nee, der Kerl kam schon wieder. Er hat genau das Gleiche gesagt! Ich habe ein wenig anders geantwortet." 

„Was ist das denn für ein Spinner?", ist Alice' erste Reaktion. „Aber anscheinend bist du nicht mehr ganz so gereizt, das ist schon mal gut." 

„Mh." 

„Und was hast du heute gesagt?" 

„Und ich weiß etwas, was du nicht weißt, das weiß ich genau." 

„Geil, ha, Ronja, wolltest du reimen oder wie? Finde ich witzig. Und ist er dann wieder einfach gegangen?" 

„Ja, keine Ahnung, was der will." 

„Vielleicht solltest du genau das mal fragen." 

„Vielleicht. Vielleicht war es das ja jetzt auch." 

„Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Frag ihn." 

„Wie geht es dir?" Ablenkung. Kann manchmal gut sein. 

„Ich bin gestern noch spontan zu meiner Frauenärztin. Aber egal." 

„Ist nicht einfach egal. Wenn du reden magst, dann rede mit mir." 

Alice seufzt, scheint zu überlegen, ob sie die Kraft aufbringen kann. Ronja möchte ihr gerade sagen, dass sie es nicht erzählen muss, da beginnt Alice jedoch von sich aus, zu erzählen. 

„Da ich ziemlich verwirrt wirkte, wurde ich direkt dran genommen. Sie fragte mich, seit wann ich es befürchte, ich sagte seit gestern. Sie fragte weiter, wann ich das letzte Mal meine Monatsblutung hatte. Oh, oh, oh. Da musste ich verdammt lange nachdenken und kam trotzdem zu keinem eindeutigen Ergebnis, es gab ihr jedoch genug Anhaltspunkte dafür, dass ich vielleicht nicht erst seit ein paar Tagen schwanger sein könnte. Urin- und Blutproben wurden genommen und sie machte einen Ultraschall. Sie konnte bereits das kleine Herzchen hören. Nachdem ich mich wieder anzog und ich mich zu ihr an den Tisch setzte, erklärte sie mir, was es bedeutet." Alice' Stimme klingt nicht fröhlich. Die gute Laune, mit der sie sie gestern noch begrüßte und jeden Tag zuvor, scheint verschwunden. 

„Und was bedeutet es?" 

„Das Herz ist ab der siebten Schwangerschaftswoche zu hören. Die Ärztin fragte mich bereits vorher, ob der Vater des Kindes schon informiert ist, ob ich in Beziehung lebe und so weiter. Da ich nicht weiter weiß, empfahl sie mir eine Beratungsstelle, bei der ich auch eine Infoberatung bezüglich Abtreibung erhalte und ich danach immer noch entscheiden kann, wie es weitergehen soll und kann." 

„Und möchtest du das machen?" Ronja versucht ihre eigene Stimmlage neutral zu halten. Sie weiß aus dem beruflichen Kontext, wie wichtig das ist. 

„Ja, ist ja nur eine Beratung. Das schadet doch nicht." Die Stimmfarbe von Alice verrät ihr jedoch genauso wenig. Sie wirkt müde. 

„Warum fühlst du dich denn so verloren?" 

„Ronja, ich habe niemanden, also keine Familie, keine Beziehung, nur ein paar lockere Freundschaften." 

„Ich ... ähm ... Also ich kann verstehen, dass es sich richtig unangenehm anfühlt, wenn mensch sich alleine fühlt." 

„Es ist nicht nur das. Meine Eltern waren schrecklich. Und ich? Ich würde auch ..." 

„Also erst einmal glaube ich nicht daran, dass ein Mensch selbst so wird wie seine Eltern und dass die eigene blutsverwandte Familie eine Voraussetzung dafür ist, eigene Kinder zu bekommen. Ich denke, es ist eher wichtig, mit ausgewählten Menschen die Zeit zu verbringen, die einem wirklich guttun. Verstehst du, was ich meine?" 

„Ja klar. Ich denke ja auch so. Aber wie sollte ich das denn packen? Ich bin allein. Ich habe keine Ahnung, wer der Vater des Kindes ist, es war ein One-Night-Stand und ich kenne nur den Vornamen." 

„Du bist nicht allein. Wie ich sagte, wenn du reden möchtest, du kannst mit mir reden, wenn du etwas brauchst, dann komm zu mir. Okay?" 

„Danke", bringt Alice entkräftet hervor. „Würdest du auch mit zur Beratungsstelle kommen?" 

„Klar. Wann und wo?" 

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Sehr spät zurückgekommen. Daher hat sie keine Zeit für die ruhige, sonst so gelassene Arbeitsvorbereitung. Sie hat heute aber genug Café zu sich genommen. Davon braucht sie nicht noch mehr. Sie startet ihren Computer und schnappt sich schnell das Telefon. Die Terrassentür öffnet sie während des Wähltons. Dann beginnen die anstehenden Telefonberatungen. 

Nach ihrem Feierabend lässt sie sich direkt ins Bett fallen. Für heute ist es genug. Morgen frisch starten. 

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