Teil 2
Drei Wochen ist es nun her, seitdem Peeta eingewilligt hat die Therapie zu wiederholen. Einundzwanzig lange Tage, in denen ich mich gefragt habe, wie es ihm geht und was er gerade macht.
Einundzwanzig Nächte in denen ich mich im Bett herumgewälzt und an die Decke gestarrt habe. Man müsste meinen, dass ich jetzt durchschlafen müsste. Endlich nach so langer Zeit. Aber leider ist dem nicht so. Durch die Kontaktsperre, die uns von Dr Aurelius auferlegt wurde, kann er mir auch keinen Brief schreiben. Genauso wenig, wie ich ihm einen schreiben kann.
Es ist zu seinem Schutz, meinte er und genau, wie das erste Mal, lenkt mich nichts von den nagenden Fragen, die in meinem Kopf herumgeistern, ab. Auch dieses Mal weiss keiner so richtig, wie lange Peeta in eins bleiben muss, um sich von dem noch immer anhaltenden Gift der Jägerwespen zu erholen.
Aber ich hoffe zutiefst, dass es dieses Mal anschlägt und alles beseitigt, was noch in diesem Teil seines Ichs vorhanden ist. Denn wenn nicht, weiss ich nicht, wie ich das überstehen soll, wie ich das überleben soll. Ich wasche mir im Badezimmer die Hände und betrachte die verblassten Striemen an meinem Hals. Sie sind nur noch schwach zu sehen und ausser mir hat sie bis jetzt niemand zu Gesicht bekommen.
Wer würde mich hier schon besuchen kommen?
Es gibt niemanden mehr, der mir Gesellschaft leisten würde. Zumindest nehme ich das an, denn ich war schon eine lange Zeit nicht mehr auf dem Schwarzmarkt, der zu einem offiziellen Markt ernannt wurde. Vor etwas mehr als drei Jahren kamen ab und an einige alte Bekannte zu mir, damals war Peeta noch immer in Behandlung.
Ich wollte keinen sehen, verkroch mich in meinem Zuhause, ab und an ging ich in den Wald, um meine Fallen abzusuchen und die Tiere mitzunehmen, die sich darin verirrt hatten. Was ich auch jetzt mache, nur seltener. Aber so langsam geht mein Vorrat zu Ende und ich muss mich in ein paar Tagen dann doch wieder aufraffen zur Jagd zu gehen. Und obwohl ich mich früher im Wald zuhause gefühlt habe, mich geerdet und befreit gefühlt habe, so ist es heute ein Ort der Erinnerungen.
An den See, an Prim und auch an Gale. Das er sich gegen ein Leben hier in zwölf entschieden hat, war für mich Anfangs wirklich ein Segen. Doch mittlerweile sehne ich mich nach ihm, nicht, weil ich ihm verziehen hätte, aber ich vermisse das was wir hatten. Die Gemeinschaft, die Freundschaft und die Gewissheit, dass ich immer jemand an meiner Seite hatte, der für mich da war und mir beistand.
Doch jetzt ist da niemand mehr, kein Mensch und nicht einmal mehr ein Kater namens Butterblume. Er starb vor einem Jahr an Altersschwäche, Peeta und ich haben ihn gemeinsam unter den Primeln begraben, die er damals für meine Schwester vor unseren Häusern gepflanzt hatte. Seitdem habe ich das Gefühl, dass sie noch viel kräftiger blühen, als sonst. Was natürlicher Quatsch ist, aber mir hilft es, mein Leben zu akzeptieren und es so anzunehmen, wie es momentan ist. Leer und einsam.
Ich trockne meine Hände ab und will nach unten gehen, als mich Peetas Malzimmer praktisch anlächelt. Zuerst bleibe ich stehen, als ob ich befürchten würde, dass mich dort Mutationen, wie sie es in den Arenen gab, anfallen würden. Doch das ist völliger Blödsinn. Denn die fallen nur noch in meinen Albträumen über mich her.
Also atme ich tief durch und betrete das Zimmer mit dem Eckfenster. Ich wusste sofort, dass dieses Zimmer das perfekte Atelier für ihn sein würde. Und Peeta hat in den letzten Jahren sehr viele Bilder gemalt. Am Anfang waren sie dunkel und Furcht einflössend, doch mit der Zeit wurden sie heller, freundlicher und waren viel mehr Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit, die weit hinter uns lag und uns doch so bewusst ist, als wäre es erst gewesen, als wir mit dem Beerentrick gewonnen haben.
Ich schiebe den Gedanken an dieses Ereignis, was alles danach erst ins Rollen gebracht hat, zur Seite und betrachte seine Bilder. Das letzte woran er gearbeitet hat ist noch nicht fertig gestellt. Ich ziehe das Leinentuch ein bisschen zur Seite und ziehe scharf die Luft ein, denn es stellt mich dar. Schlafend und nackt.
Es stellt eines der intimsten Momente dar, die wir miteinander teilen oder geteilt haben. Je nachdem, wie man es betrachten möchte. Ich frage mich, wieso er es nicht fertig gemalt hat und was ihn davon abgehalten hat. Ich trete näher, strecke meine Finger aus und berühre die feste Leinwand, zeichne die feinen Linien nach, die er mit Kohle vorgezeichnet hat, um sie dann mit Farben auszufüllen. Tränen treten mir in die Augen, als ich daran denke, wie sehr er mich liebt und, wie sehr er mich hasst.
Wenigstens ein kleiner Teil in ihm hasst mich noch immer für das was ich ihm angetan habe. Und um ehrlich zu sein, hasse ich mich dafür ebenfalls. Vielleicht sogar mehr, als er es tut. Denn, wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich neben Prim gestorben. Aber wie durch ein Wunder, so haben es die Ärzte genannt, habe ich überlebt. Aber für was?
Für das hier?
Für eine Beziehung mit Peeta, die mich jede Nacht in Todesgefahr bringt? Nein. Dafür lohnt es sich sicher nicht zu leben, oder?
Das Klopfen an der Haustür reisst mich aus meinen Gedanken und holt mich in die Wirklichkeit zurück. So dunkel und grausam sie auch ist. Ich wische mir die Tränen vom Gesicht und gehe nach unten. Vor der Tür bleibe ich stehen, unsicher, ob ich sie wirklich öffnen möchte. Doch bevor ich mich um entscheiden kann, greife ich nach dem Knauf und drehe ihn um, öffne die Tür und stehe Haymitch gegenüber.
„Hallo Flammenmädchen. Lange nicht gesehen, was?", meint er mit rauer Stimme. Ich runzle die Stirn, verschränke die Arme vor der Brust und weiss nicht, was ich tun oder sagen soll.
Er sieht gut aus, na ja vielleicht immer noch alt und verbraucht, aber er hat kürzere Haare, wirkt gepflegter und in seinen Augen liegt kein Schleier des Alkohols. Was mich ein wenig besänftigt und aufregt, denn so kann ich mir keinen Schnaps von ihm schnorren, um meinen Kummer zu ertränken, statt wie gewohnt in mich hineinzufressen.
„Was ist? Lässt du mich jetzt rein, oder soll ich wieder gehen?", brummt er und sieht mich auffordernd an. Ich zucke mit den Schultern, mache ihm aber dennoch Platz, sodass er an mir vorbei ins Haus gehen kann. Ich verdrehe die Augen, als er sich nicht die dreckigen Schuhe abwischt, bevor er mein Haus betritt. Aber so ist er eben.
„Was willst du?", frage ich ihn, als er sich auf dem Sofa bequem gemacht hat. Er streicht sich das blonde Haar aus dem runzligen Gesicht und sieht mich an, als ob er mir sagen will, dass ich den Grund für seinen Besuch bereits kennen würde. Was ich auch tue.
„Du hast das mit Peeta gehört", schlussfolgere ich und sehe ihn langsam nicken. Ich setze mich ihm gegenüber in den Sessel und starre aus dem Fenster. Schweigen legt sich zwischen uns und mit jeder Sekunde die verstreicht, wächst die Anspannung in meinem Innern.
„Wieso hast du nicht angerufen? Effie und ich -", weiter kommt er nicht, denn ich unterbreche ihn.
„Effie und du? Ihr seid zusammen?", frage ich gespielt empört. In den letzten Jahren brach der Kontakt immer mehr ab. Es war mir auch egal, obwohl mir die beiden sehr wichtig geworden sind. Aber ich dachte immer, dass ich sie mit meinem jämmerlichen Leben nicht belästigen will. Natürlich wusste ich, dass sie zusammen in einem Haus in acht lebten.
Meine Frage dient nur dazu ihn zu triezen, weil alles an mir verkorkst ist und ich ihm nur eine einzige Reaktion entlocken möchte. Wut. Denn das ist alles, was ich in mir spüre. Es ist alles was ich noch habe. Grosser Gott, wie jämmerlich sich das anhört. Und doch ist es die schreckliche und traurige Wahrheit. Meine Wahrheit.
„Du hast dich überhaupt nicht verändert, Flammenmädchen", meint er trocken, was mich die Schultern heben lässt. Haymitch setzt sich gerade hin und sieht mich an, als würde er mir gleich eine Predigt darüber halten, dass ich mich nicht aufgeben und schon gar nicht hier versauern darf. Doch das kann er sich sparen, ich bin eben wie ich bin.
„Ich soll dich lieb von deiner Mutter grüssen", sagt er und lässt mich aufhorchen. Ich schaue ihn mit grossen Augen an und spanne mich innerlich an.
„Ja richtig. Ich war bei ihr, aber nicht wegen dir oder ihr, sondern, weil ich mich endlich wegen meiner Alkoholsucht behandeln lassen wollte", erklärt er. Ich nicke, weiss nicht, was ich sagen soll.
„Danke." Ist meine einzige Antwort. Haymitch lacht und reibt sich übers Kinn, als würde er über etwas nachdenken. Doch Haymitch denkt nicht nach, er betrinkt sich lieber, als über etwas nachzudenken. So, wie in den letzten fast dreissig Jahren.
„Was hat sich geändert? Hat dich Effie geläutert, oder wieso hast du das Einzige aufgegeben, was dich vergessen lassen hat, was du alles durchmachen musstest?", das Letzte flüstere ich nur noch. Denn innerlich schnürt sich in mir alles zusammen, wenn ich an die Vergangenheit zurückdenke.
„Vergessen lassen hat mich der verdammte Schnaps rein gar nichts. Dazu hätte es eindeutig stärkeres Zeug gebracht und das weißt du, Katniss!" Die Strenge in seiner Stimme und die Tatsache, dass er meinen richtigen Namen und nicht diesen lächerlichen Spitznamen den ich in den 74. Hungerspielen bekommen habe, benutzt, ärgern mich. Was auch seine Absicht war, denn er grinst mich verschlagen an.
„Um noch einmal auf deine Mutter zurückzukommen. Sie hat mir gesagt, dass du dich bei ihr seit fast zwei Jahren nicht mehr gemeldet hast." Ich verdrehe die Augen, will aufstehen und ihn rausschmeissen, doch dann sagt er etwas, was mich innehalten lässt.
„Sie vermisst dich. Das hat sie mir zwar nicht offen gesagt, aber ich habe es ihr angesehen."
„Jeder denkt, dass sie mich vermisst", ich schnaube und verschränke die Arme vor der Brust.
„Aber in Wirklichkeit sieht es doch so aus, dass sie sich auch nicht bei mir gemeldet hat. Kein Brief, kein Telefonat in den letzten zwei Jahren. Also, wieso bin ich schlechter als meine Mutter?", sage ich kalt. In meinem Körper herrscht Eiszeit, was nur die noch immer lodernde Wut in mir zum Schmelzen bringen kann. Doch sie wird nicht schmelzen, nicht so schnell.
„Da gibt es noch etwas, Katniss", meint er, ohne auf meine Antwort einzugehen.
Ich runzle die Stirn und will ihn endgültig vor die Tür setzen, aber was er dann raus haut, schlägt alle Beleidigungen, die er mir im Suff an den Kopf geworfen hat, um Längen.
„Sie wird wieder heiraten." Ich stehe so abrupt auf, dass der Sessel einige Zentimeter über den Fussboden rutscht. Mein ganzer Körper zittert und vibriert vor Wut, denn nun hat sie die Eiszeit doch noch zum Schmelzen gebracht.
„Soll das ein Witz -", dieses Mal unterbricht mich Haymitch.
„Nein. Es ist die Wahrheit", meint er sanfter und steht auf. Als er einen Schritt auf mich zumachen will, weiche kopfschüttelnd zurück.
„Nicht!", zische ich und starre ihn vor Wut an.
Wie konnte sie mir das nur verschweigen? Mir? Ihrer einzigen noch lebenden Tochter?
„Sie hätte es mir sagen müssen", flüstere ich und weiss nicht, wieso ich jetzt auf einmal zu weinen beginne. Ich will das überhaupt nicht! Entschlossen wische ich mir die Tränen von den Wangen und atme tief durch.
„Seit wann weißt du es?", frage ich und schaue ihm fest in die Augen. Haymitch holt Luft, doch ich komme ihm zuvor.
„Wie lange?", knurre ich, als mir klar wird, dass es schon eine Weile gewusst hat.
„Wie. Lange. Wusstest. Du. Es. Schon?", sage ich gefährlich leise und habe das Gefühl nicht einmal mehr zu atmen. Haymitch schweigt und schaut zu Boden, wie ein räudiger Köter.
„Raus!", keife ich, reisse mich aus meiner Starre und gehe auf ihn zu. Ich packe ihn am Arm und ziehe ihn mit aller Kraft in Richtung Tür.
„Katniss, jetzt warte doch!", wehrt er sich, doch ich schüttle den Kopf.
„Halt die Klappe, oder es ist das Letzte was du gesagt hast!" Er sieht mich mit grossen Augen an und presst die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Ich reisse die Tür auf und gebe ihm einen Schubser, auf den er nicht gefasst war, sodass er beinahe aus der Tür strauchelt. Doch das ist mir egal, denn in mir brennt das Feuer der Wut und das ist niemand im Stande zu löschen. Zumindest niemand, der hier ist.
„Du hast mich angelogen! Du!", schreie ich und will ihn erneut schubsen, doch er weicht mir geschickt aus. Seine Instinkte scheinen durch das alkoholfreie Leben geschärfter, als zuvor. Denn er duckt sich, als meine Faust auf ihn zurasen will, sodass ich ins Leere treffe.
„Katniss! Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte", meint er und kriegt meine Hände zu fassen, als ich auf seine Brust eintrommeln will.
„Lass mich verdammt noch mal los!", schreie ich und wehre mich so gut es geht. Doch er hat noch immer eine ziemliche Kraft, sodass ich richtig Mühe habe mich gegen ihn zu behaupten.
„Und das soll ich dir glauben? Du hast schon damals ein doppeltes Spiel gespielt, weißt du nicht mehr? In der zweiten Arena, während diesem beschissenen Jubiläums hast du Peeta und auch mir versprochen, dass du auf den jeweils anderen achten würdest. Und was hast du getan? Nichts", speie ich ihm ins Gesicht.
„Nichts! Nichts, verdammte Scheisse! Du hast nichts getan!", schreie ich und trete nach seinem Schienbein, als ich es treffe, höre ich ihn scharf die Luft einziehen und er lässt mich augenblicklich los. Atemlos stehe ich da und schaue diesen alten Mann an, der unser Leben in seinen Händen hielt und immer wieder mit uns gespielt hat. Haymitch sieht mich an und schweigt. Wie immer.
„Weißt du was? Du kannst mich mal! Leb deinen Leben mit Effie, oder zerstör es in dem du dich zu Tode säufst, aber diese Türschwelle hast du das letzte Mal betreten!", knurre ich und schlage ihm die Tür vor der Nase zu. Schwer atmend lehne ich gegen die Holztür und atme tief durch, versuche mich zu beruhigen und lausche instinktiv, ob er sich endlich verpisst. Zuerst höre ich nichts, doch dann höre ich seine Stimme.
„Ich habe es dir gesagt, weil ich weiss, dass sie dich sehr gerne bei ihrer Hochzeit haben würde. Aber so, wie ich dich kenne, wirst du auch diesen Strohhalm der letzten Chance nicht ergreifen, weil es dein beschissener Stolz nicht zulässt. Wir haben alle Fehler begangen, Katniss. Du, ich, deine Mutter. Lasse sie nicht für etwas büssen, was du nicht auch getan hast."
Stille. Sie breitet sich wahnsinnig schnell aus. Ich schliesse die Augen und öffne sie erst wieder, als ich Schritte höre, die sich vom Haus entfernen. Ich atme tief durch und schüttle über seine Worte den Kopf, schleppe mich bis zum Sessel und setze mich darin. Wieder wandert mein Blick aus dem Fenster und während ich in den trüben Himmel blicke, hüpfen meine Gedanken wild durcheinander.
Meine Mutter hat also jemand gefunden, mit dem sie ihr restliches Leben verbringen möchte. Keine Ahnung, ob mich das freut oder nicht. Aber, dass sie es mir nicht gesagt hat, schmerzt mich mehr, als ich es zugeben will. Hat Haymitch recht? Tue ich ihr Unrecht, wenn ich mich nicht melde? Aber was soll ich denn um Himmelswillen sagen?
Hallo, hier ist Katniss deine Tochter. Ich habe gehört, dass du in Kürze heiraten wirst. Wer ist denn der Glückliche und möchtest du, dass ich dich besuche und ihn kennen lerne?
Nein. Das kann ich nicht machen, nicht, wenn sie mich nicht einmal eingeladen hat. Ich stehe auf, gehe nach oben und verkrieche mich im Bett. Doch an Schlaf ist nicht zu denken, also liege ich auf der Seite und starre an die Wand. So vergeht Stunde um Stunde und als ich schliesslich mitten in der Nacht aufstehe und in die Küche gehe, um etwas zu essen, sticht mir das schwarze Telefon an der Wand ins Auge.
Ich gehe darauf zu und nehme den Hörer in die Hand, noch bevor ich etwas dagegen tun kann, oder ich es mir anders überlege, gebe ich die Zahlen ein und halte den Atem an. Es klingelt und klingelt und klingelt. Und dann, dann höre ich ihre Stimme.
„Katniss?" Ich halte den Atem an, spüre mein Herz wie wild in meiner Brust klopfen und weiss nicht was ich sagen soll. In meinem Innern bricht ein Chaos aus, dass ich nie wieder beseitigen werden kann.
„Hallo?" Meine Lunge beginnt zu brennen, denn ich halte noch immer an den Atem an. Meine Gesichtsfarbe ist bestimmt schon so rot, wie eine Tomate und wenn ich so weiter mache, wechselt es zu Blau, wenn der Sauerstoff zu wenig in meinem Blut wird. Die Organe werden dann nicht mehr richtig versorgt und am Ende sterbe ich. Nur, weil ich mich nicht getraue etwas zu sagen und bevor sie auflegt, weil sie denkt, dass irgendein Spinner sie mitten in der Nacht anruft, öffne ich den Mund und hole tief Luft.
„Hallo Mom", sage ich mit zittriger Stimme.
„Katniss? Bist du es wirklich?" Sie hört sich noch genauso an, wie früher und auf einmal spüre ich eine Sehnsucht nach der blonden Frau, die mir das Leben geschenkt hat, die mich beinahe umhaut.
„Ja, Mom, ich bin es", sage ich und spüre ein leichtes Lächeln um meine Lippen. Ich höre sie weinen und weiss nicht was ich sagen soll, dass sie dazu bringt aufzuhören. Also lasse ich sie weinen und warte, bis sie sich beruhigt hat.
„Wie geht es dir?", frage ich und hoffe, dass ich mich nicht all zu blöd anstelle. Während sie mir erzählt, dass sie wie immer sehr viel arbeitet, setze ich mich auf einen Stuhl und esse etwas Eintopf, welcher ich vor ein paar Tagen gemacht habe.
Sie scheint sich in zwei wirklich wohl zu fühlen und auch die Arbeit macht ihr Spass. Ich lasse sie reden, denn so muss ich wenigstens nichts sagen. Was sowieso nur immer das Falsche ist, denn Peeta ist der wahre Redner.
„Und wie geht es dir?", erkundigt sie sich, als sie nichts mehr zu sagen hat. Ich überlege einen Moment lang und beschliesse ihr die Wahrheit zu sagen.
„Nicht so gut. Deswegen wollte ich dich fragen, ob ich vielleicht für ein paar Tage zu dir fahren könnte, um etwas Abstand zu bekommen?" Anspannung macht sich in mir breit und als sie Ja sagt, wird es mir ums Herz leichter.
„Ja, sicher mein Schatz. Ich würde mich wahnsinnig freuen. Es gibt sowieso noch etwas, was ich dir erzählen wollte."
Ich weiss Mom, denke ich und schweige, weil ich sie nicht vor den Kopf stossen. So, wie ich es mit jedem Menschen mache, der mir nur etwas Gutes tun will. So auch Haymitch. Doch er kann das ab und er beruhigt sich nach einer Weile auch wieder.
„Gut. Dann packe ich und nehme morgen den ersten Zug. Danke Mom", sage ich und lege auf. Ich atme tief durch und hoffe, dass dies die richtige Entscheidung gewesen ist und, dass ich sie nicht bereuen werde.
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Ich hoffe es hat euch gefallen :D
eure Amanda
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