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Kapitel 37

Dampfend stieg dichter Nebel vom Arno empor, kroch über dessen Ufer und verbarg die Straßen von Florenz vor neugierigen Blicken. Langsam wich die Nacht dem Tage.
Voller Wehmut drückte der junge Mann seiner schlafenden Geliebten vorsichtig einen sanften Abschiedskuss auf das dunkle Haar, ehe er geräuschlos aus dem Fenster stieg und sich unbemerkt davon stahl.
Wenig später streckte sich Fioretta glücklich in ihrem Bett und genoss die sanfte Berührung der Morgensonne auf ihrem Gesicht. Blinzelnd setzte sie sich auf und schaute aus dem Fenster. Irgendwo da oben war ihr Liebster und passte aus der Ferne auf sie auf. Bei dieser Gewissheit verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln.
Seit ihrer ersten gemeinsamen Nacht schwebte sie auf einer Wolke des Glücks und der Liebe. Giuliano war ihr bittersüßes, kleines Geheimnis. Innerhalb weniger Augenblicke hatte er ihr gewöhnliches Leben in ein aufregendes Abenteuer verwandelt. Denn zum ersten Mal in ihrem Leben tat sie etwas nur für sich selbst und es fühlte sich richtig an. Mit ihm fühlte sich einfach alles richtig an.
Ihr Giuliano fand immer einen Weg zu ihr zu kommen und auch wenn ihr manchmal alles so unwirklich vorkam, wusste sie, dass dies echt war. Sie liebten sich. Wahrhaftig. Sie bedauerte nur, dass er nicht bis zum Morgen bei ihr bleiben konnte. Aber nachdem sie Aphrodite begegnet war, sträubte sie sich dagegen auch Apollos Bekanntschaft zu machen. So verließ er sie noch vor Sonnenaufgang.
Seufzend ließ sie sich zurück auf die Matratze sinken und vergrub das Gesicht in seinem Kopfkissen. Mittlerweile hatte es seinen Geruch angenommen und wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich beinahe einreden, dass ihr Geliebter noch immer bei ihr war.
Erst als ihre Zofe Maria das Zimmer betrat, stand Fioretta auf und machte sich für den Tag fertig. Sie konnte die Nacht kaum erwarten.

Aufgeregt beobachtete Fioretta, wie die Sonne langsam hinter den Dächern verschwand. Die Gespräche bei Tisch rauschten an ihr vorbei und da niemand sich die Mühe machte sie zu beachten, fiel ihre Unaufmerksamkeit keinem der Gäste ihres Vaters auf.
Selbst als sie sich so früh wie möglich in ihre Gemächer zurückzog, quittierte ihr Vater ihre Entschuldigung lediglich mit einem knappen Nicken. Auf dem Rückweg musste sie sich zur Langsamkeit zwingen und erst als ihre Zimmertür hinter ihr ins Schloss fiel, entspannten sich ihre Schultern.
Hastig setzte sie sich an ihren Tisch, zog sich die Nadeln aus ihrem Haar und kämmte es, weil sie hoffte, dass diese Tätigkeit sie beruhigen würde. Wenig später betrat ihre Zofe das kleine Schlafzimmer und erkundigte sich, ob sie ihre Hilfe benötigte. Stumm zwang sich Fioretta zu einem kleinen Lächeln, schüttelte den Kopf und lauschte aufmerksam, wie Maria sie wieder mit ihrer Ungeduld und Vorfreude allein ließ.
Kurz darauf legte sie ihren Kamm beiseite und schaute aus dem Fenster. Dort sah sie nichts als Dunkelheit. Bald wären sie wieder vereint. Lächelnd griff sie nach dem Buch, welches sie sich aus der Bibliothek ihres Vaters ausgeliehen hatte. Aber sie war so aufgedreht, dass die Worte vor ihren Augen verschwammen und jeglichen Sinn verloren.
Als sie seufzend von ihrer Lektüre aufsah, saß ihr Geliebter auf ihrem Fenstersims und schenkte ihr sein hinreißendes Grinsen. Fest standen seine Füße auf dem Holzboden und für einen Moment beneidete sie ihn um seine Größe. Die Kapuze seines dunklen Umhangs war ihm von den schwarzen Haaren gerutscht.
Eilig sprang sie auf und warf sich in seine Arme. Leise lachte Giuliano und erwiderte ihre stürmische Umarmung mit der gleichen Intensität. Sofort überkam Fioretta ein Gefühl von Frieden und Sicherheit. Dies war ihr Zuhause.
Plötzlich bemerkte sie das Zittern, welches seinen Körper erfasst hatte. Rasch löste sie sich von ihm und musterte ihn fragend. Er zuckte nur unbekümmert mit den Schultern und murmelte etwas von kalter Novembernacht. Bestürzt ergriff sie seine Hände und stellte fest, dass sie eiskalt waren. Hastig zog sie ihn vom Fenstersims und schloss das Fenster, um die Kälte auszuschließen.
Schnell schlang Giuliano von hinten seine Arme um ihre Taille und sofort drang die ungewohnte Kühle seines Körpers durch den Stoff ihres Kleides. Augenblicklich begann sie in seiner Umarmung zu frösteln. Besorgt rieb sie über seine Ärmel und kam sich ziemlich albern bei dem Versuch vor ihn zu wärmen. Irgendwie kam es ihr ungerecht vor, dass er so viel auf sich nehmen musste, um sie zu sehen, während ihre größte Pein das Warten darstellte.
Behutsam vergrub er sein Gesicht an ihrem Hals und sie spürte, dass er lächelte.
„Wenn du mir wirklich beim Aufwärmen helfen möchtest, weiß ich einen besseren Weg", raunte er ihr ins Ohr und begann mit seinen kühlen Lippen aufreizend langsam ihren Nacken zu küssen. Lachend unternahm sie den halbherzigen Versuch sich von ihm zu lösen. Bei seinen Küssen wurde ihr heiß und kalt zugleich. Das Gefühl war überraschenderweise so angenehm, dass ihr Lachen sich in ein wohliges Seufzen verwandelte und sie sich an ihn schmiegte.
Abrupt drehte sie sich in seinen Armen und blickte ihm fest in die Augen. Belustigt legte Giuliano den Kopf schief und lächelte sie sanft an.
„Ihr Wunsch ist mir Befehl, Signor Medici", zog sie ihn auf und für einen Wimpernschlag verdüsterte sich seine Miene. Intuitiv stellte sich Fioretta auf die Zehenspitzen und presste ihre Lippen fordernd auf seinen Mund. Stöhnend erwiderte er ihren Kuss leidenschaftlich und ließ seine kalten Hände über ihren Rücken wandern. Entschlossen öffnete sie die Schnalle seines Umhangs und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. An ihrem Mund verzogen sich Giulianos Lippen zu einem Grinsen und sinnlich glitten seine Hände von ihrer Hüfte zu ihrem Busen. Im nächsten Moment löste er auch schon mit steifen Fingern die Schnürung ihres Kleides. Raschelnd fiel es an ihrem Körper herab.
Als Giuliano seine Hände zurückziehen wollte, hielt Fioretta ihn auf. Kurz entschlossen führte sie seine Hände unter ihr dünnes Unterhemd, legte sie an seine Brust und zwang sich nicht vor seiner kalten Haut zurückzuschrecken.
„Du hast mir gefehlt", gab er keuchend zu. Dann begann er sie mit seinen Liebkosungen zu necken und ihr Körper stand in Flammen. Hungrig befreiten sie sich von ihren Kleidern und warfen sie achtlos zu Boden. Als nur noch die kühle Luft ihres Zimmers zwischen ihnen war, zog Fioretta ihren Geliebten mit sich auf ihr schmales Bett und erwärmte ihn mit ihrer Liebe.

Zufrieden schmiegte sie sich an ihren Giuliano und bettete den Kopf auf seinem Schlüsselbein. Unter ihren Fingerspitzen spürte sie die kräftigen Schläge seines Herzens. Gedankenverloren zeichnete er unsichtbare Muster auf ihre Schulter.
„Was bedrückt dich, Liebster?", fragte sie behutsam, als ihr die Stille unerträglich wurde. Ihr Geliebter seufzte schwer. Sofort richtete sie sich auf und sah forschend in seine dunklen Augen.
„Dir entgeht wirklich nichts", murmelte er gequält. Eine Weile dachte er nach und das Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Im Stillen mahnte sie sich selbst zu Geduld. Wenn sie ihn bedrängte, würde er sich nur wieder vor ihr verschließen. An seinem Vertrauen zu ihr zweifelte sie nicht. Wenn sie es nicht besäße, hätte er es niemals über sich gebracht ihr die Wahrheit über sein Leben zu erzählen. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie den Göttern dafür dankte.
„Erinnerst du dich noch an unser Gespräch über den englischen König?", wollte er schließlich wissen. Zur Bestätigung nickte sie. Dann fügte sie rasch hinzu, dass der König seinen Bruder um einen Kredit gebeten hatte. Ein stolzes Lächeln huschte über sein Gesicht, aber er wurde schnell wieder ernst und begann weiter unsichtbare Muster auf ihrer Haut zu zeichnen.
„Lorenzo hat mir eine Nachricht hinterlassen, dass er meine Hilfe für den Kreditvertrag benötigt", gestand Giuliano. „Deshalb konnte ich erst später als geplant zu dir aufbrechen."
Beschwichtigend drückte sie ihm einen flüchtigen Kuss auf das Schlüsselbein. Sofort zog er sie enger an sich. Warnend funkelte sie ihn an und bedeutete ihm weiterzusprechen. Sie wollte die Person sein, der er sich anvertraute und die ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Das konnte sie nur, wenn er ihr von seinen Problemen erzählte und sich nicht mit ihrem Körper von ihnen ablenkte. Sie bewunderte ihn für sein Pflichtgefühl. Doch manchmal beobachtete sie, wie er sich unter der Last seiner Verpflichtungen so quälte, dass er versuchte ihnen zu entfliehen. Aber er musste sich den Schwierigkeiten seines Lebens stellen. Sein Name würden ihn immer einholen und wenn sie nicht auf ihn Acht gab, würde er vermutlich eines Tages unter dem Druck seiner Arbeit und seiner Familie zusammenbrechen.
„Ich hab den Entwurf wieder und wieder gelesen", fuhr er fort. „Er ist bis in das kleinste Detail wie jeder andere und genau das macht mir Angst. Unsere Bank hat absolut keine Garantie. Edwards Position auf dem Thron ist zwar gesichert, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir unser Geld nie wiedersehen werden, wenn wir es ihm einmal gewähren und mir fällt nichts ein, wie wir den König von England dazu zwingen sollen seine Schulden zu begleichen."
„Dann musst du eben einen Weg finden die Konditionen für eure Bank zu verbessern, damit ihr eine Sicherheit habt", meinte Fioretta bestimmt und strich ihm zärtlich über die Wange. Schnell erkundigte sie sich, mit welchen Mitteln normalerweise Partner zur Erfüllung eines Vertrages gebracht wurden. Ihre Gedanken begannen sich in ihrem Kopf zu überschlagen.
„Mein Bruder ist meist so geblendet von klangvollen Namen und edlen Stammbäumen, dass er gar keine Vorsicht walten lässt", kritisierte Giuliano leise. „Wenn wir Glück haben, bekommen wir irgendwann unser Geld in irgendeiner Form zurück. Aber wir reden hier von England. Womit kann uns der englische König in Italien schon groß nützen?"
„Ich denke schon, dass er euch etwas Nützliches geben kann. Immerhin ist er ein König", widersprach Fioretta sanft. Gereizt meinte Giuliano, dass seine Familie keine Ländereien oder Titel in England bräuchte, deren Zustand sie nie überprüfen und die sie nur aus der Ferne verwalten konnten. Eine Weile musterte sie ihn aufmerksam. Eine Falte hatte sich auf seiner Stirn gebildet.
„Wenn es nach dir gehen würde, würde es nie einen Kredit an den englischen König geben oder?", erkundigte sie sich vorsichtig und sobald sie die Worte aussprach, wusste sie, dass sie genau ins Schwarze getroffen hatte.
„Natürlich nicht!", bestätigte Giuliano matt. „Aber Lorenzo hat es sich in den Kopf gesetzt, dass dieser Kredit an Edward eine Ehre für unsere Bank darstellt und es gibt keinen Weg ihn davon abzubringen. Zumal ich meine kostbare Zeit lieber mit dir verbringe als mit ihm."
„Wenn es der Bank zum Vorteil gereicht, kann Lorenzo sich nicht verweigern", gab sie zu bedenken. Frustriert schnaubte Giuliano und Fioretta verstummte. Sie kannte seinen Bruder nur als charmanten und freundlichen Mann, aber ihr Geliebter hatte ihr genug von seiner Familie erzählt, um ihre Meinung über sie zu ändern.
„Was ist deinem Bruder wichtiger als Geld?", bohrte sie nach. Unbewusst begann Giuliano an seinem Siegelring zu drehen.
„Die Familie", sagte er und seine Stimme klang leblos. Sanft strich sie ihm eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht und meinte lächelnd: „Dann überzeuge Lorenzo davon im Kreditvertrag etwas für eure Familie zu verlangen, was der englische König unmöglich gewähren kann wie eine Heirat mit einem englischen Königskind eurer Wahl."
Ruckartig setzte Giuliano sich auf, packte sie bei den Schultern und blickte sie aus weit aufgerissenen Augen an.
„Du bist ein Genie!", rief er begeistert aus und das Blut schoss in ihre Wangen. Sie wollte ihn schon lachend aufziehen, als sein Blick mit einem Mal so intensiv wurde, dass sie das Gefühl hatte in die Tiefen seiner dunklen Augen gesogen zu werden. Plötzlich wurde seine Miene nachdenklich und verfinsterte sich. Im selben Moment ließ er sie los. Er wirkte so verloren, dass sie nicht anders konnte, als zu fragen: „Was hast du, mein Liebster?"
Leise seufzte er und ergriff sanft ihre Hände, wich aber ihrem bohrenden Blick aus. Sofort schlug die Angst ihre eiskalten Klauen in Fiorettas Brust und sie verschränkte verzweifelt ihre Finger mit Giulianos. Mit den Daumen fuhr er beruhigend über ihre Handrücken. Doch diese zärtliche Geste konnte die in ihr aufkeimende Welle der Panik kaum zurückdrängen.
„Sag mir bitte die Wahrheit", flüsterte sie mit erstickter Stimme und Tränen stiegen ihr in die Augen. Endlich fuhr Giulianos Kopf zu ihr herum und blickte sie an. In seinen faszinierenden Augen entdeckte sie so viel Schmerz, dass sich eine Träne aus ihrem linken Auge stahl und stumm über ihre Wange lief. Bevor sie herabfallen konnte, fing Giuliano sie an ihrem Kinn mit seinem Fingerknöchel ab.
„Die Wahrheit werde ich dir nie wieder vorenthalten", versprach er sanft und lächelte sie traurig an. „Aber ich weiß nicht, wie ich meine Gedanken in Worte fassen soll. Gibst du mir bitte einen Augenblick, damit ich mich sammeln kann? Ich ertrage es nicht, dich weinen zu sehen."
Stumm nickte Fioretta. Dankbar lächelte er sie an, ehe sich sein Blick auf ihre ineinander verschlungenen Finger richtete. Um sich von ihren Ängsten abzulenken, musterte sie ihn aufmerksam. Es war unerhört, wie atemberaubend schön er aussah, als er so nackt in ihrem Bett saß und intensiv nachdachte. Würde sein Anblick sie jemals ermüden?
Nach einer Weile seufzte Giuliano unmerklich, dann gab er leise zu: „Schon bei unserer ersten Begegnung wurde mir sehr schnell klar, dass du eine außergewöhnliche junge Frau bist und je besser wir einander kennenlernten, desto schmerzlicher wurde mir bewusst, dass ich verloren war. Jede Nacht liebe ich dich ein kleines bisschen mehr als in der Nacht zuvor und als ich dich gerade fragen wollte, ob du mich heiraten möchtest, ist mir bewusst geworden, wie egoistisch ich bin. Ich kann dir abgesehen von meinen Nächten und ein paar wenigen Tagen im Jahr kaum etwas bieten. Vielleicht kann ich meine Familie nie davon überzeugen uns ihren Segen zu geben. Also wieso solltest du dich für immer an ein solches Leben mit mir binden wollen? Selbst wenn du heute zusagst, würdest du deine Entscheidung ab einem gewissen Punkt sicherlich bereuen."
Bevor er noch weiterreden und ihre zarte Beziehung beendete, versiegelte Fioretta rasch seine Lippen mit einem zärtlichen Kuss. Stöhnend nahm Giuliano sie in seine Arme. Als sie sich voneinander lösten, strich sie ihm sanft eine Haarsträhne aus den Augen.
„Das alles ist noch sehr neu für mich", meinte sie ernst. „Aber eins weiß ich ganz sicher: Ich will nie wieder ohne dich sein, weil ich dich liebe, Giuliano de' Medici, und diese Entscheidung werde ich nie bereuen. Wenn du dazu bereit bist, werde ich deine Frau."
Ein erstickter Laut drang aus seiner Kehle, dann vergrub er das Gesicht in ihrem Haar. Beschwichtigend hielt sie ihn fest und hauchte federleichte Küsse auf seinen Scheitel. Allmählich wurden ihre Lider schwer und Müdigkeit kroch in ihre Glieder.

Der Morgen graute bereits, als jemand sanft an ihren Schultern rüttelte. Widerwillig öffnete Fioretta die Augen und blinzelte verschlafen zu Giulianos schönem Gesicht auf. Ernst blickte er auf sie herab. Er war vollständig bekleidet und bereit zum Aufbruch. Sofort war sie hellwach und setzte sich auf. Irgendetwas stimmte nicht. Noch nie hatte er sie aus dem Schlaf gerissen, um sich von ihr zu verabschieden.
„Es ist alles gut", versicherte er ihr. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich in der nächsten Nacht vielleicht nicht zu dir kommen kann. Lorenzo wird mit mir über den Kreditvertrag sprechen wollen. Deine Idee ist wirklich brilliant. Vielleicht kann ich ihn im selben Atemzug noch überzeugen uns seinen Segen zu geben."
Überrumpelt starrte sie ihn an und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Gelassen hielt er ihrem Blick stand. Träge nickte sie und er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Nachdem er ihr einen süßen Abschiedskuss auf die Lippen gehaucht hatte, machte er auf dem Absatz kehrt und kletterte auf den Sims ihres Fensters. Ehe er in die dahinschwindende Nacht verschwand, drehte er sich ein letztes Mal zu ihr um und zwinkerte ihr verschwörerisch zu.

Obwohl er sie vorgewarnt hatte, saß Fioretta in der nächsten Nacht bis zum Sonnenaufgang auf dem Fensterbrett ihres Gemachs und hielt nach einem Anzeichen ihres Geliebten Ausschau. Auch in der darauffolgenden Nacht wartete sie vergeblich.
Müde und gereizt saß Fioretta am nächsten Tag in der Bibliothek ihres Vaters und kämpfte gegen ihre Schläfrigkeit. Ohne Giulianos Besuche zogen ihre Tage trüb und ereignislos an ihr vorbei. Anteilnahmslos ließ sie das Abendessen über sich ergehen und zog sich so bald wie möglich in ihr Gemach zurück. Niedergeschlagen und erschöpft nahm Fioretta an ihrem Tisch platz und wartete auf Maria. Heute würde sie es ohne ihre Hilfe nicht schaffen sich für die Nacht fertig zu machen.
Eine Weile starrte sie verständnislos auf den sauberen Briefumschlag, der vor ihr lag. Die elegante Schrift kam ihr bekannt vor, aber die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Energisch klopfte sie sich mit den Fingerspitzen gegen die Schläfen, um sich wach zu halten. Träge hob sie den Brief hoch und drehte ihn um. Der Anblick des vertrauten Wappens der Medici ließ ihr Herz höher schlagen. Augenblicklich war sie hellwach. Eilig öffnete sie das Kuvert und entfaltete das Schreiben.

Meine Liebste,
bitte verzeih, dass ich mich nicht eher bei dir gemeldet habe. Aber ich musste erst sicherstellen, dass niemand unsere Briefe abfangen kann. Ich habe eines eurer Küchenmädchen, Rosa, bestochen. Bitte vertraue niemand sonst deine Briefe an.
Lorenzo war von deiner Idee begeistert. Es dauerte eine Weile, bis wir auch Mutter überzeugt haben. Aber letztendlich hat sie eingesehen, dass diese Klausel unserer Bank und unserer Familie nur zum Vorteil gereichen kann. Heute wurde endlich der Kreditvertrag dem Boten des englischen Königs übergeben.
Du fehlst mir. Ich kann es gar nicht erwarten dich endlich wieder in den Armen zu halten.
Für immer der Deine
Giuliano

Behutsam faltete Fioretta den kostbaren Brief zusammen und versteckte ihn zwischen den Seiten der Bibel, die ganz vergessen auf dem Rand ihres Tisches lag.
Wenige Augenblicke später betrat Maria das Schlafgemach und erledigte still ihre Arbeit. Normalerweise wäre Fioretta das Schweigen unangenehm gewesen, doch so konnte sie in ihren Tagträumen über Giuliano versinken.

Fast einen ganzen Monat musste sie sich mit den Briefen genügen, die Giuliano ihr in unregelmäßigen Abständen zukommen ließ. Manchmal kam er eine ganze Woche nicht dazu, nur um ihr dann vier Briefe in der gleichen Nacht zu schreiben. Ihre Tage verbrachte Fioretta damit sich abzulenken. Sie wollte nicht ihr Leben damit verbringen auf ihn zu warten, auch wenn ein Teil von ihr mit jeder weiteren Nacht, die verstrich, ohne dass sie einander sahen, sich immer mehr nach ihm verzehrte und voller Aufregung den Stand der Sonne beobachtete. Aber sie hatte sich selbst versprochen, dass sie ihr Leben nicht nur dann genoss, wenn er bei ihr war. So widmete sie sich wieder ihren alten Leidenschaften. Sie las all die Bücher in der Bibliothek ihres Vaters, für die ihr bisher die Muße gefehlt hatte. Sie ging im Garten ihres Zuhauses spazieren und beobachtete, wie der Winter ihn Stück für Stück eroberte. Sie führte den Haushalt ihres Vaters und sorgte dafür, dass er sich nicht um die Angelegenheiten kümmern musste, die ihn nur von seiner Arbeit abhielten. Dabei freundete sie sich unauffällig mit dem Küchenmädchen Rosa an, welches ihr half in die Schublade ihres Tisches einen doppelten Boden einzulassen, damit sie Giulianos Briefe nicht verbrennen mussten, um sie vor neugierigen Augen zu schützen.
Fioretta war sich nicht sicher, wie sie sich ein Küchenmädchen vorgestellt hatte, dem Giuliano seine Korrespondenz mit ihr anvertraute. Eine junge Frau wie Rosa hatte sie nicht erwartet, weshalb sie die perfekte Wahl war. Niemand, der versuchte ihnen auf die Schliche zu kommen, würde sie verdächtigen. Denn Rosa erledigte ihre Arbeit plappernd wie ein Wasserfall. Wer sie beobachtete, würde niemals auf die Idee kommen, dass sie ein Geheimnis wirklich für sich bewahren konnte. Aber das Mädchen hatte das Talent jegliches Interesse an Klatsch im Keim zu ersticken, indem sie eine vollkommen absurde Anekdote aus dem Ärmel schüttelte und alle anderen vergaßen, worüber sie zuvor gesprochen hatten. In ihrer Nähe fühlte sich Fioretta sicher. Mit Maria traute sie sich nicht über Giuliano zu sprechen und es tat gut sich endlich jemandem anvertrauen zu können, ohne dafür verurteilt zu werden.

Als er dann plötzlich auf ihrem Fenstersims saß, fiel Fioretta vor Schreck der Kamm aus der Hand und schlug mit einem Krachen auf dem Boden auf. Sofort lauschten sie aufmerksam in die Stille des Hauses, ob der Lärm jemanden anlocken würde. Ängstlich und überglücklich zugleich raste Fiorettas Herz in ihrer Brust. Sie wagte kaum zu atmen. Doch alles blieb stumm. Zwar war ihr Zimmer am weitesten von den anderen Schlafzimmern entfernt, dennoch mussten sie einen gewissen Grad an Vorsicht walten lassen.
Mit Bedacht kletterte Giuliano vom Fensterbrett und schlich zu ihr. Wie ein galanter Ritter hob er mit einer geschmeidigen Bewegung ihren Kamm auf und hielt ihn ihr entgegen, als wäre er ein seltener Edelstein. Kichernd warf sich Fioretta in seine Arme und presste gierig ihren Mund auf seine Lippen.
„Du hast mir auch gefehlt", raunte er atemlos und erwiderte ihren Kuss voller Leidenschaft. Gemeinsam schwebten sie auf einer Wolke puren Glücks.

Ihre Wolke zerplatzte, als Maria sie am nächsten Morgen zögerlich nach ihrem Befinden erkundigte. Verwirrt starrte Fioretta ihre Zofe an.
„Es geht mir hervorragend", sagte sie wahrheitsgemäß. Zweifelnd blickte Maria ihr in die Augen und begann mit dem Saum ihres Ärmels zu spielen. Sofort war Fioretta alarmiert. Das Mädchen nestelte immer nur dann an ihrer Kleidung herum, wenn sie nervös war.
„Seid Ihr Euch da ganz sicher?", wollte sie wissen und musterte sie voller Sorge. Mit Nachdruck erwiderte Fioretta: „Mir fehlt nichts."
Erleichtert stieß Maria den Atem aus. Doch Fioretta teilte ihre Erleichterung nicht. Was auch immer ihrer Zofe Sorgen bereitet hatte, musste sie sehr belastet haben. Solange sie nicht wusste, worum es sich handelte, würde Fioretta keine Ruhe finden. Also ergriff sie mit einem beruhigenden Lächeln die Hände des Mädchens und fragte sie sanft, wieso ihr unwohl sein sollte. Sofort röteten sich Marias Wangen vor Scham und sie senkte den Kopf.
„Mir ist aufgefallen, dass Ihr aufgehört habt zu bluten", gestand die Zofe schließlich und ihre Stimme war nicht mehr als ein Wispern. Verständnislos starrte Fioretta das Mädchen an, während sie sich zu erinnern versuchte. Panik stieg in ihr auf und ihre Hände begannen zu zittern. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr und es brachte sie an den Rand des Wahnsinns, dass sie nicht wusste, was es war. Sofort drückte Maria beschwichtigend ihre Hände.
„Macht Euch darüber keine Sorgen, Signorina Fioretta", sagte sie beruhigend. „Dafür kann es sehr viele Gründe geben. Als mein Bruder seine Arbeit verloren hatte und meine Familie litt, habe ich erst wieder geblutet, nachdem Euer Vater mich eingestellt hat. Damals erklärte mir mein Beichtvater, dass es ein Zeichen Gottes sei. Ihr seid seit einer Weile so traurig. Vielleicht versucht auch Gott auf diese Art mit Euch zu sprechen."
Langsam nickte Fioretta und zwang sich zu einem Lächeln, obwohl ihr Herz noch immer vor Angst in ihrer Brust raste. Überzeugt von ihrer kleinen Aufführung richtete Maria sich auf, nahm sich ein Bündel Wäsche und ließ ihre Herrin mit ihren rasenden Gedanken allein. Wieso sollte ihr Gott ausgerechnet durch ihre Blutung ein Zeichen senden? Ihr Leben lang war sie eine gute Christin gewesen und hatte sich an alle Regeln gehalten, welche die Priester ihr aufgezwungen hatten. Giuliano hatte ihr die Augen geöffnet und bewies ihr jeden Tag, dass es auf dieser Welt mehr gab, als die Kirche sie glauben lassen wollte. Mittlerweile zweifelte sie sogar, ob es einen allmächtigen Gott überhaupt gab. War dies der Grund? Wollte dieser Gott sie so verzweifelt auf sich aufmerksam machen und zu sich zurückführen? Wieso ausgerechnet sie? Es gab so viele Sünder auf dieser Welt. Warum sollte sich Gott für sie interessieren?
Sie hatte zu viele Fragen, auf die sie allein keine Antwort finden würde. Aber es gab einen Ort, an dem sie nach ihnen suchen konnte. Mit neuer Entschlossenheit stand Fioretta auf und eilte in die Bibliothek ihres Vaters. Vielleicht hatte sie etwas übersehen.
Zum ersten Mal in ihrem Leben halfen ihr Vaters Bücher nicht weiter. Fast den ganzen Tag hatte sie in ihnen gesucht. Als sie in den medizinischen Büchern nichts gefunden hatte, war sie zu den religiösen Texten übergegangen. Aber sie alle schwiegen vehement über solch weibischen Probleme, als gäbe es Wichtigeres auf der Welt. Ihr Schweigen verhöhnte Fioretta und erinnerte sie daran, wie machtlos sie war, weil sie als Frau geboren worden war. Obwohl ihr Vater sie nie so auf ihr Geschlecht reduziert hatte, war dies nur eine Illusion. Die Welt würde nie aufhören Frauen als unterlegenen Geschöpfe zu behandeln. Das wusste die Kirche zu verhindern. Vermutlich war es für Männer bereits eine Sünde über die Blutung einer Frau zu sprechen.
Mit einem Mal überkam sie das überwältigende Bedürfnis mit Giuliano über ihre Krankheit zu sprechen. Automatisch schaute sie zum Fenster und ihre Schultern sanken herunter. Die Sonne stand noch immer ziemlich hoch am Himmel. Es würde Stunden dauern, ehe er zu ihr kommen konnte und was dann? Würde sie ihm diese Sorge wirklich aufbürden? Er war Bankier, kein Arzt. Wie sollte er ihr helfen können? Mit seinem Geld? Angewidert schüttelte Fioretta den Kopf. So tief war sie noch nicht gesunken, dass sie ihren Geliebten um Geld für einen Arzt fragen musste. Doch etwas ließ sie zögern sich an ihren Vater zu wenden. Zwar war er die meiste Zeit zu sehr in seine Schriften vertieft, als dass er seine Tochter überhaupt richtig wahrnahm. Aber sobald es sich ihr schlecht ging, erfasste ihn eine solche Sorge, dass er an nichts anderes mehr denken konnte. Außerdem war Fioretta noch nicht bereit ihrem Vater von Giuliano zu erzählen. Er war ihr süßes Geheimnis, das sie mit der Welt noch nicht zu teilen bereit war.
Seufzend strich sie sich eine nervige Haarsträhne aus dem Gesicht. Wenn sie ihre Nachforschungen anstrengte, vergaß sie jegliche Regeln des Benehmens. Jedes Mal ruinierte sie mit ihren unruhigen Fingern ihre Frisur und zerknitterte mit ihrer Haltung ihre Kleider.
„Euer Milch, Fioretta", flötete eine liebliche Stimme und riss sie aus ihren Gedanken. Erschrocken drehte sich sie um und blickte direkt in Rosas braune Augen. Ihr warmes Lächeln vertrieb für einen Augenblick Fiorettas Nervosität. Mit einem Seufzen klappte sie das nutzlose Buch zu und legte es zu den anderen. Sofort kam Rosa zu ihr und stellte einen Becher mit lauwarmer Milch vor ihr auf den Tisch. Da nur sie das Getränk genauso zubereitete, wie Fioretta es am liebsten mochte, hatten die anderen Bediensteten an ihrem täglichen Ritual keinen Anstoß genommen.
Behutsam führte Fioretta den Becher an ihre Lippen und nippte an dem Getränk. Sofort explodierte der Geschmack in ihrem Mund und sie schloss genießerisch die Augen.
„Genau das habe ich gerade gebraucht", gestand Fioretta, öffnete die Augen und lächelte Rosa dankbar an. Das Mädchen lachte herzlich. Dann verstummte es schlagartig und musterte Fioretta aufmerksam.
„Was versucht Ihr denn in diesem Chaos zu finden?", wollte Rosa neugierig wissen und deutete auf die vielen Bücher, die Fioretta durchsucht und in der ganzen Bibliothek verteilt hatte. Es würde Stunden dauern, bis alles wieder an seinem Platz stehen würde.
Nervös blickte Fioretta zur Tür und gestand dann mit gesenkter Stimme: „Ich versuche herauszufinden, warum ich aufgehört habe zu bluten."
Sofort weiteten sich Rosas Augen und ihre Augenbrauen schossen nach oben. Kurz warf sie einen Blick auf das Durcheinander, ehe sie missbilligend schnalzte und mit dem Kopf schüttelte.
„Darin werdet Ihr die Antwort ganz sicher nicht finden", sagte sie, eilte zur Tür und schloss sie. Frustriert massierte Fioretta sich die Schläfen und verbiss sich einen Kommentar. Im Grunde ihres Herzens hatte sie gewusst, dass sie in den Seiten dieser Bücher keine Antworten finden würde. Mit langen Schritten kam Rosa zu ihr zurück und umarmte sie fest. Sofort fühlte sich Fioretta ein wenig besser. Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass sie in Rosa eine wahre Freundin gefunden hatte.
„Weißt du...", begann sie und plötzlich war es wieder da. Diese Unsicherheit, die ihr von anderen anerzogen worden war. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie nach Antworten suchte, deren Fragen sie nicht stellen durfte. Es gehörte sich nicht für eine ehrbare junge Frau. Aber sie war nicht länger ehrbar. Warum kümmerte es sie dann noch so sehr und bereute zugleich mit keiner Faser ihrs Körpers ihre Entscheidung, die sie in diese Situation gebracht hatte?
„Es ist das Natürlichste der Welt, meine Liebe", wisperte Rosa und strich ihr beschwichtigend übers Haar. „Hab keine Angst, dir fehlt nichts. Du erwartest einfach nur ein Kind."
Fioretta erwartete aber kein Kind. In ihrem Haushalt beschäftigten sie keine Kinder. Doch dann verstand sie die wahre Bedeutung von Rosas Worten. Aus der Ferne hatte sie beobachtet, wie sich die Körper anderer Frauen veränderten, wenn sie ein Kind unter dem Herzen trugen. Waren sie verheiratet, gratulierte man ihnen. Waren sie es nicht, wurden sie gemieden und ihre Kinder kamen mit einem Makel zur Welt, den die Gesellschaft sie nie vergessen ließ.
Zwar hatte sie nie viel auf die Meinung der Gesellschaft gegeben, aber plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie verloren war. Ihre Liebe zu Giuliano mochte rein und von uralten Göttern arrangiert worden sein, doch in den Augen der Kirche und der Welt war sie eine unverzeihliche Sünde. Vor allem für dieses unschuldige Wesen, das in ihr heranwuchs. Wie würde Giuliano nur reagieren? Würde er die Kraft besitzen zu ihnen stehen oder vor Angst das Weite suchen? Er liebte sie. Er hatte sogar schon indirekt um ihre Hand angehalten. Aber war es wirklich genug? Würde ihre Liebe allein gegen die Kirche, die Gesellschaft und seine Familie bestehen können? Was auch geschah, von nun an war Fioretta zu einem Leben gezwungen, welches sie sich nie gewünscht hätte. Denn nun waren sie und auch dieses unschuldige Wesen in ihr von der Gnade eines Mannes abhängig, mit dem sie nicht verheiratet war und dessen Familie sie an seiner Seite nicht akzeptierte. In den Augen der Medici würde sie niemals genug für ihn sein können. Was würden sie ihrem Kind antun? Würden sie versuchen Fioretta loszuwerden, bevor sie ihren edlen Namen in einen Skandal verwickeln konnte? Oder würden sie Fioretta ins Kloster stecken und ihr das Kind direkt nach der Geburt wegnehmen, falls es ein Junge sein würde, um ihn als Bastard der Gewalt der Kirche auszuliefern? Taten die Medici nicht genau das mit ihren Bastarden?
Übelkeit stieg in ihr auf. Ihr Kind war ein Bastard und sie liebte es schon jetzt zu sehr, um diese Tatsache zu ertragen. Verzweifelt versuchte sie eine Lösung zu finden und malte sich in ihrem Kopf ein Szenario nach dem anderen aus. Plötzlich wurde ihr alles zu viel und sie brach in Tränen aus. Schweigend hielt Rosa sie fest.

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