Kapitel 35
Das Erste, was Giuliano sah, als er in seinem eigenen Körper erwachte, war ein leerer Becher Wein. Verständnislos starrte er auf den Gegenstand in seiner Hand. Was tat er hier?
Der Raum war gefüllt von sanfter Musik und Stimmengewirr. Immer wenn er sich nach Einsamkeit sehnte, lud seine Familie jedes Mal halb Florenz ein. Wieso überraschte es ihn noch?
Frustriert hob er den Kopf und dort stand sie am anderen Ende des Raumes an der Seite ihres Vaters. Sie war so wunderschön. Ihr dunkles Haar hatte sie zu ihrer üblichen, schlichten Frisur aufstecken lassen, wodurch sie unbeabsichtigt ihren zarten Hals betonte. Ihre warmen Augen blickten ihn unsicher an. Instinktiv trat sie einen Schritt nach vorn, als wollte sie zu ihm kommen. Sofort begann das Herz in seiner Brust zu rasen. Aber die Hand ihres Vaters hielt sie zurück.
Für einen Herzschlag spielte Giuliano mit dem Gedanken sich zu ihnen zu gesellen. Doch ihre Miene war so herzzerreißend, dass er sich nicht von der Stelle wagte. Sein Herz schrie ihn an, dass er ein Feigling war und er gefälligst zu ihr gehen und sie all die Zweifel vergessen lassen sollte. Aber sein Verstand siegte. Denn sie glaubte ihm nicht. Vielleicht würde sie das nie und er würde sie auch nicht überzeugen, wenn er sie weiterhin bedrängte.
Bedrückt riss sich Giuliano von ihrem Anblick los und verharrte einige Herzschläge, weil er seinem Körper nicht ganz vertraute. Sein Herz sehnte sich noch immer nach ihrer Nähe. Womöglich würde sich auch dies niemals ändern.
Plötzlich legte sich ein Arm um seine Schultern. Erschrocken kehrte Giuliano in die Realität zurück und schaute in das lächelnde Gesicht seines großen Bruders.
„Du tust das Richtige", flüsterte Lorenzo ihm zu und das Lächeln verschwand von seinen Lippen, als er hinzufügte: „Auch wenn es sich nicht so anfühlen mag."
Ertappt blickte Giuliano wieder zu ihr. Sie hatte sich von ihm abgewandt. Augenblicklich wusste er, dass etwas vollkommen falsch war. Etwas Schreckliches würde heute passieren. Denn sie war nicht mehr allein. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Sein Bruder folge seinem Blick und stieß beim Anblick von Fiorettas Gesellschaft einen leisen Fluch aus. Übelkeit stieg in Giuliano auf. Wenn Lorenzo sie auch sah, dann war sie kein Produkt seiner Fantasie, sondern wirklich hier. Bei ihr.
Instinktiv setzte er sich in Bewegung und versuchte sich einen Weg durch die Gäste seiner Familie zu bahnen. Am Rande seines Bewusstseins nahm er wahr, wie Lorenzo leise seinen Namen rief. Aber für ihn zählte nur noch das Mädchen, welches er vor der Göttin neben ihr beschützen musste.
Für einen Wimpernschlag blickte Aphrodite ihm warnend in die Augen. Sofort kam er kaum noch voran, so als würden seine Füße im Boden feststecken. Vor Angst hämmerte sein Herz in seiner Brust und das Blut rauschte in seinen Ohren. Sein Körper schrie ihn an, dass er niemals in der Lage sein würde den Zauber der Göttin zu brechen. Aber er konnte jetzt nicht aufgeben. Fioretta brauchte ihn. Auf keinen Fall durfte sie sich auf einen eigenen Handel mit einer Gottheit einlassen. Sollte sie ihn ihr Leben lang einen Lügner schimpfen, ihm aus dem Weg gehen und ihn verachten! Solange die Götter sie nur in Ruhe ließen und sie nicht zu einer Figur in ihrem Spiel machten. Davor musste er sie um jeden Preis bewahren.
Bitte, oh gütige Göttin, verschont sie, flehte er die Liebesgöttin an. Sie achtete nicht auf ihn. Entsetzt sah Giuliano mit an, wie sich Aphrodites makelloses Gesicht veränderte und Simonetta Vespuccis markante Züge annahm. Ein Schrei bildete sich in seiner Brust, kroch seine Kehle hoch und blieb ihm im Hals stecken. Davon angetrieben kämpfte er noch verbissener gegen Aphrodites Zauber an. Wenn er doch nur ihr Gesicht sehen könnte. Aber die Göttin hatte sich so platziert, dass er nur Fiorettas zarten Rücken anstarren konnte. Ihr Körper war vollkommen erstarrt. Giuliano war sich sicher, dass sie den Atem anhielt.
Simonettas Lippen verzogen sich zu einem warmen Lächeln. Dann beugte sie sich vor und wisperte Fioretta etwas ins Ohr. Im nächsten Augenblick war die Göttin verschwunden und mit ihr der Zauber, der ihn in Schach gehalten hatte. Unmerklich begann Fiorettas zarte Gestalt zu zittern. Sofort beschleunigte Giuliano seine Bemühungen und nahm die Gäste, die er beiseite schob, gar nicht wahr.
Langsam drehte sich das Mädchen zu ihm um. Ihr Blick suchte nach Halt und Gewissheit. Nur zu deutlich sah er, dass sie sich der Wahrheit nicht stellen wollte. Sie war noch nicht bereit. Auch wenn ihre Welt gerade auseinanderzubrechen drohte. Wie vom Donner gerührt blieb Giuliano stehen.
Eine gefühlte Ewigkeit sahen sie einander nur an. Dann machte Fioretta auf dem Absatz kehrt und rauschte aus dem Saal. Ihr Vater schien ihr Verschwinden noch nicht einmal zu bemerken.
Jede Faser in Giulianos Körper sehnte sich danach ihr zu folgen und die kostbaren, gestohlenen Augenblicke der Zweisamkeit für ein Gespräch zu nutzen. Denn sie war vollkommen außer sich. Aphrodite hatte ihr vermutlich gerade den Beweis geliefert, der nötig war, damit sie ihm glaubte. Er wollte, dass sie ihm glaubte, damit er wieder ihre Nähe genießen konnte. Sein Herz vermisste sie mit jedem einzelnen Schlag.
Jetzt schien sie ihm so nah und unerreichbar fern zugleich. Wieso lief er ihr nicht nach? Was hielt ihn nur zurück? Wovor hatte er noch immer solche Angst? Gerade eben war er noch dazu bereit gewesen sich wie ein Held zwischen sie und die Göttin zu werfen! Was hatte sich verändert? Ein böser, egoistischer Gedanke versuchte aus dem Tiefen seiner Selbstzweifel emporzukriechen und seinen Verstand zu vergiften, deshalb verbot er sich ihn auch nur für einen Augenblick zu beachten.
Er nahm all seine Kraft zusammen und blickte über seine Schulter zu der einzigen Person im Raum, der er sich anvertrauen konnte. Natürlich hatte Lorenzo die Szene aufmerksam beobachtet, auch wenn er sich nicht vom Fleck gerührt hatte. Gerade als Giuliano sich seiner Angst stellen wollte, schüttelte Lorenzo unmerklich den Kopf und deutete auf den leeren Platz neben sich. Augenblicklich sackte Giuliano in sich zusammen. Dieses Zeichen war eindeutig. Niemals würde Lorenzo ihm seinen Segen geben.
Vielleicht war es wirklich besser, wenn er ihr nicht nachlief wie ein kleiner Junge. Immerhin hatte er ihr versprochen, dass er ihr alle Zeit geben würde, die sie brauchte und sie hatte ihm in keinerlei Hinsicht zu verstehen gegeben, dass sie seine Gesellschaft gerade wollte.
Aber brav an Lorenzos Seite zurückzukehren und artig den kleinen Bruder des Gastgebers zu spielen, konnte er nicht. Dafür fehlte ihm einfach die Kraft.
Zittrig holte er nach Luft, dann wandte er den Blick von Lorenzo ab und entdeckte seine Mutter in der Nähe eines Ausgangs. Zum Glück führte er ins Innere des Hauses und nicht in den Innenhof, sodass er gar nicht in Versuchung geführt wurde Fioretta doch noch hinterherzueilen.
Mit einem matten Lächeln setzte er sich in Bewegung und stolperte an den Gästen vorbei auf sie zu. Als sie den Kopf hob und seinen Blick auffing, erschien für einen Wimpernschlag eine Sorgenfalte auf ihrer Stirn, ehe sie ihre Mimik wieder unter Kontrolle hatte. Als er neben ihr zum Stehen kam, legte sie behutsam ihre Hand auf seinen Arm und schaute fragend zu ihm auf.
„Geht es dir gut, mein Lieber?", erkundigte sie sich mit gesenkter Stimme. Unmerklich schüttelte Giuliano den Kopf und hielt ihrem prüfenden Blick stand.
„Der Wein wird dir zu Kopf gestiegen sein. Geh ins Bett, bevor du uns noch alle blamierst", gab sie grob zurück und ließ seinen Arm los. Verletzt starrte er auf sie herab, aber ihre gesamte Aufmerksamkeit galt seinem Bruder, der sich gerade für eine Rede in Szene setzte. Wann hatte er seine Mutter jemals blamiert?
Als sie ihn weiterhin ignorierte, wich jegliches Gefühl aus seinem Körper. Stattdessen machte sich Müdigkeit in seinen Gliedern breit. Erschöpft wandte er sich von seiner Mutter ab und schlüpfte von den Gästen seiner Familie unbemerkt aus dem Raum. Wie in Trance wandelte er durch die vertrauten Gänge seines Zuhauses.
Plötzlich fand er sich vor seiner Zimmertür wieder. Mit einem Seufzen öffnete er die Tür und schlüpfte in die friedliche Stille seines Gemachs. Sofort umgab ihn ein Gefühl der Sicherheit. Denn hier konnte er ganz er selbst sein, ohne auf die Meinung und Regungen seiner Familie Rücksicht nehmen zu müssen.
Mit schnellen Schritten lief er zu seinem Fenster und öffnete es. Einige Wimpernschläge genoss er die frische Nachtluft, die in sein stickiges Zimmer drang. Dann schlüpfte er allmählich aus seiner Jacke und warf sie auf die Holztruhe am Fußende seines Bettes.
Aus Gewohnheit nahm er das Notizbuch aus seinem Versteck, setzte sich mit ihm an seinen Schreibtisch und klappte es an der Stelle auf, an der letzte Nacht aufgehört hatte. Mit einem Seufzen strich er über seine Worte und wandte den Blick ab, weil er die Bilder nicht wieder von Neuem heraufbeschwören wollte. Nicht, wenn er so viel Neues zu verarbeiten und zu sagen hatte. Mit einem Seufzen schraubte er das kleine Tintenfässchen auf. Er wollte schon nach seiner Feder greifen, als er sich daran erinnerte, dass er noch immer eines seiner besten Hemden trug. Kurz erwog er es auszuziehen. Dann krempelte er doch nur die Ärmel hoch und war froh über diese Entscheidung, als die kühle Nachtluft auf seiner nackten Haut zu tanzen begann. Seine Fingerspitzen kribbelten vor Aufregung, als er seine Feder ergriff, ihre Spitze in die dunkle Flüssigkeit tunkte und schließlich seine Gefühle auf dem Pergament herausließ. So verletzte oder blamierte er niemand anderen als sich selbst. Die groben Worte seiner Mutter klingelten noch immer in seinen Ohren nach und er gab sich ganz seinen Empfindungen hin.
Ein energisches Klopfen gegen seine Zimmertür riss ihn aus seinen Gedanken. Lorenzo. Wenn er ihn ignorierte, würde sein Bruder weggehen. Seufzend beugte er sich wieder über sein Notizbuch.
Das Klopfen wurde zu einem Hämmern. So konnte er sich nicht konzentrieren. Aufgebracht legte Giuliano seine Schreibfeder auf die kleine silberne Ablage und beobachtete, wie ein Tropfen Tinte auf ein halbfertiges Dokument tropfte. Wütend erhob er sich, stapfte zur Tür und riss sie auf.
„Ich bin nicht in der Stimmung für...", fing er genervt an, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Denn es war nicht sein Bruder, der vor ihm stand. Stattdessen starrte er in die Luft. Sofort begann sein Herz schneller zu schlagen. Langsam senkte er den Kopf und begegnete Fiorettas warmen Augen. Ihr Blick glühte vor Intensität. Ihr Atem ging unregelmäßig, als hätte sie das ganze Haus rennend nach ihm abgesucht. Augenblicklich verrauchte seine Wut und zurück blieb nur seine Unsicherheit.
Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und schenkte er ein entschuldigendes Lächeln. Sie waren einander so nah, dass er die Wärme ihres zarten Körpers auf seinen nackten Unterarmen spüren konnte. Eine gefühlte Ewigkeit blickten sie einander nur an und Giuliano versank vollkommen in der Schönheit ihres Anblicks. Hatte sich Sandro so gefühlt, als er Simonetta Vespucci betrachtet hatte? Schnell schob Giuliano den Gedanken an Simonetta Vespucci beiseite, erinnerte sie ihn doch nur an die Göttin, die ihren Körper beherbergt hatte.
Einige Haarsträhnen hatte sich aus Fiorettas Frisur gelöst und eine von ihnen hing ihr in die Augen. Vorsichtig streckte Giuliano seine Hand nach ihr aus und gab Fioretta dabei die Gelegenheit vor ihm zurückzuweichen. Aber sie musterte ihn nur aufmerksam. Behutsam strich er ihr die wirre Strähne hinters Ohr und liebkoste für einen Wimpernschlag ihre seidig weiche Haut. Unbewusst lehnte sie sich ihm entgegen und Giuliano wagte zum ersten Mal seit Wochen wirklich zu hoffen.
„Ein Teil von mir wusste immer, dass du die Wahrheit gesagt hast und hat dir geglaubt. Aber ich hatte solche Angst davor mir das einzugestehen", raunte sie. In seiner Brust begann sein Herz zu rasen. Das Blut rauschte so laut in seinen Ohren, dass er ihre weiteren Worte, mit denen sie sich bei ihm für ihr Verhalten entschuldigen wollte, kaum hören konnte. Sie glaubte ihm. Sie hatte ihm immer geglaubt. Etwas anderes zählte für ihn nicht mehr. Zur Hölle mit seiner Familie. Zur Hölle mit den Göttern. Zur Hölle mit den Konsequenzen.
Instinktiv nahm er ihr hübsches Gesicht in seine Hände und presste seinen Mund auf ihre Lippen. Ein überraschter Laut entwich ihrer Kehle, dann schloss sie die Augen und erwiderte seinen Kuss voller Unschuld. Giulianos Herz drohte vor Liebe und Glück zu zerspringen. Ihre Lippen waren noch viel weicher, als er es sich in seinen kühnsten Fantasien ausgemalt hatte. Ihr blumiger Duft drang in seine Nase und vertrieb die letzten Reste an Müdigkeit und Zweifel. Sein Körper stand vor Verlangen nach ihr in Flammen. Seine ganze Willenskraft musste er aufwenden, um nicht wie ein hungriger Löwe über sie herzufallen. Denn er registrierte an ihrer unschuldigen Reaktion, dass dies ihr allererster Kuss war und er wollte ihr diese Erfahrung nicht verderben, indem er sich wie ein unerfahrener Junge aufführte und sie zu etwas drängte, wozu sie noch nicht bereit war.
Neugierig begannen ihre warmen Finger über die nackte Hand an seinen Unterarmen zu wandern und zu seine Schultern zu wandern, bis sie in seinem Nacken zur Ruhe kam. Instinktiv drückte sie ihren kleinen Körper gegen seinen und Giuliano drohte den Verstand zu verlieren. Da öffneten sich ihre Lippen einladend zu einem kleinen Stöhnen und ihre Zungen begannen langsam miteinander zu tanzen. Innerhalb weniger ihrer rasenden Herzschläge hatte ihr brillianter Kopf das Spiel verstanden und ihr Kuss wurde so leidenschaftlich, dass sich Giuliano an sie klammerte, weil seine Knie unter ihm nachzugeben drohten. Behutsam strich er mit den Fingerspitzen über ihre Wangen, ehe er seine Finger in ihrem seidigen Haar vergrub und ihre Frisur komplett zerstörte.
Schwer atmend löste er sich von ihr und lehnte seine Stirn gegen ihre. Fragend blickte sie zu ihm auf. Lächelnd drückte er ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Ihre enttäuschte Miene brachte ihn zum Grinsen. Ihr Wildblumenduft erschwerte ihm das Denken.
„Wenn wir jetzt nicht aufhören, kann ich es nicht mehr", raunte er ihr verschwörerisch zu. Irgendwie hatte er erwartet, dass sie darüber lachen und ihn für seine Schwäche aufziehen würde, während sie sich sittsam von ihm mit geröteten Wangen zurückzog. Doch sie schaute ihm unverwandt in die Augen und flüsterte: „Dann hör nicht auf, Giuliano!"
Bevor die Bedeutung ihrer Worte ganz zu ihm durchdringen konnte, lagen auch schon wieder ihre fordernden Lippen auf seinem Mund und sein Denken setze aus, als er in seiner Liebe für sie ertrank und sein Körper die Kontrolle übernahm. Am Rande seines Bewusstseins nahm er wahr, wie er sie in sein Gemach zog. Das Krachen der zugeschlagenen Tür drang kaum zu ihnen durch. Ohne den Kuss zu unterbrechen, hob er sie hoch und wieder überraschte ihn seine kleine Fioretta, als sich ihre schlanken Beine um seine Hüfte legten. Als sie ihn zum ersten Mal richtig spürte, versteifte sie sich. Automatisch rutschten seine Hände zu ihrem perfekten Gesäß, damit sie nicht an ihm herabglitt.
Grinsend unterbrach er den Kuss und blickte schweratmend zu ihr auf. Diese Perspektive gefiel ihm mehr, als es die Kirche erlauben würde. Ein Grinsen huschte ihm bei diesem Gedanken über das Gesicht. Denn die Kirche würde gar nichts von alledem billigen.
Der warme Schein der Kerze brachte ihr dunkles Haar, welches sich nun frei und ungebändigt bis zu ihrer Hüfte ergoss, sanft zum Schimmern. Ihre Augen glänzten vor Aufregung und Leidenschaft. Ihre Sommersprossen schienen auf ihrer Nase und ihren Wangen zu tanzen. Plötzlich wurde Giuliano unsicher, weil er zum ersten Mal mit einer Frau in dieser Situation geraten war, die ihm mehr bedeutete als sein Leben.
„Ich möchte nicht, dass du deine Entscheidung bereust", wisperte er und die Angst vor dem Morgen schnürte ihm die Kehle zu. Ein Lächeln breitete sich auf Fiorettas schönem Gesicht aus. Zärtlich strich sie mit den Fingerspitzen über seine Stirn und glättete die Sorgenfalten, die sich darauf gebildet haben mussten. Dann versicherte sie ihm, dass sie nichts bereuen werde. Unschlüssig starrte Giuliano sie an und nagte auf der Unterlippe. Ihre Finger wanderten auf seine Wange und brachten seine Gedanken durcheinander. Dann sagte sie etwas zu ihm, dass keinen Sinn ergab. Verblüfft schaute er zu ihr auf.
„Ich liebe dich", wiederholte sie voller Aufrichtigkeit. Dieses Mal lauter, weil sie ihm ansah, dass er ihre Worte beim ersten Mal nicht begriffen hatte. Woher sollte sie auch wissen, dass diese drei magischen Worte noch nie jemand zu ihm gesagt hatte? Sein Herz explodierte vor Freude, als er ernst erwiderte: „Ich liebe dich auch. Mehr als du dir vorstellen kannst."
Lachend küsste sie ihn und er ließ sich mit ihr aufs Bett gleiten. Für ihn zählte nur noch ihre Liebe. Zum ersten Mal in seinem Leben besaß er etwas von wahrem Wert: Ihr Herz. Während ihre zarten Hände ihm das Hemd über den Kopf streiften und neugierig über seine bloße Brust strichen, gelobte er sich, dass er sich ihr als würdig erweisen würde. Dann ließ er sich fallen.
In dieser Nacht träumte er zum ersten Mal von dem Mädchen, dessen Gesicht er nicht sehen konnte.
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