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Kapitel 19

15. Februar 1472

Bleich und fahl lag Florenz im Wintersonnenlicht. Auf manchen Dächern funkelte ab und zu noch ein Fleckchen Schnee, doch seit dem Morgengrauen waren die meisten Spuren des nächtlichen Schneefalls verschwunden.
Abrupt wandte Simonetta der Stadt den Rücken zu und konzentrierte sich auf ihre Freundin Lucrezia, deren Weinkelch gerade auf ihrem teuren Eichenfußboden zerborsten war. Mit großen Augen starrte Lucrezia auf einen Brief, den sie soeben erhalten hatte. Eines von Lucrezias Mädchen huschte über die Schwelle und wollte die Scherben aufsammeln, doch Simonetta gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen sich zurückzuziehen. Kaum hatte sich die Tür hinter dem Mädchen geschlossen, eilte Simonetta zu ihrer Freundin und ergriff ihre Hände. Mittlerweile zitterte Lucrezia am ganzen Körper wie Espenlaub.
„Was ist geschehen?", fragte Simonetta und war überrascht, wie ruhig und einfühlsam zugleich sich ihre Stimme anhörte. Langsam, so als würde sie aus einem bösen Traum erwachen, hob Lucrezia ihren Kopf und ihre Blicke kreuzten sich. In ihren dunklen Augen tobte ein Sturm an Gefühlen, der Simonetta mit Angst und Sorge erfüllte. Aus dem Augenwinkel erkannte sie die markante Handschrift. Zwar hatte sie nie erlebt, dass Lorenzo derart indiskret mit ihrer Freundin Kontakt aufnahm, doch sie hatte über Apollos Schulter genügend Blicke auf Nachrichten des großen Medici erhaschen können, um seine Schrift jetzt wiederzuerkennen.
„Er bringt seine Freude zum Ausdruck, dass er nun einen Erben hat", meinte Lucrezia und ihre sonst so warme Stimme war plötzlich ganz dünn und leer. „Natürlich freue ich mich für ihn. Immerhin hat er sich nie etwas mehr gewünscht als einen Sohn. Doch seine Worte... Es ist, als würde er jemandem schreiben, den er kaum kennt. Dabei gibt es keinen Menschen auf dieser Welt, den ich länger oder besser kenne."
Nur mit Mühe konnte Simonetta ein Stöhnen unterdrücken und versuchte ihrer Freundin Mut zuzusprechen, obwohl sie sich kein einziges Wort glaubte, welches ihre Lippen verließ. Langsam legte sich das Zittern und der Sturm an Gefühlen ebbte in Lucrezias Augen ab, bis nichts als Leere in ihnen zurückblieb.
„Nein, Simonetta", hauchte Lucrezia emotionslos. „Das ist das Ende. Als er seine Tochter nach mir benannte, empfand ich einen kleinen Funken Hoffnung für uns. Ich wusste immer, dass dieser Tag kommen würde, an dem ich ihn endgültig an sie verliere. Aber ich hätte nie gedacht, dass mein Herz jemals so viel Schmerz empfinden könnte, wenn es geschieht. Doch ich fühle es und zum ersten Mal verstehe ich Catull, der gleichzeitig lieben und hassen kann. Ich hasse ihn, Simonetta. Aber ich liebe ihn. Ich habe ihn immer geliebt und ich werde ihn immer lieben. Auch wenn er nicht mehr so für mich empfindet wie früher. Möglicherweise ist es das Beste, wenn wir nur noch flüchtige Bekannte sind. Vielleicht wird der Schmerz dann eines Tages vergehen."
Obwohl sie noch viel mehr sagen wollte, verstummte Lucrezia plötzlich und brach in Tränen aus. Stumm legte Simonetta ihre Arme um ihre Freundin und versuchte ihren Schmerz ein wenig zu lindern. Doch es gab nichts, was sie für die Sterbliche tun konnte. Denn Lorenzo und Lucrezia waren niemals füreinander bestimmt gewesen und an ihm festzuhalten, würde Lucrezia eines Tages ihren Seelenverwandten kosten. Deshalb begrüßte Aphrodite in Gedanken die Entscheidung der beiden ihre Affäre nun endgültig zu beenden.
Nach einer Weile versiegten Lucrezias Tränen und Simonetta löste sich von ihr, damit Lucrezia ihr Gesicht waschen konnte. Noch während sie sich die Wangen trocknete, begann Lucrezia laut ihre Antwort auf Lorenzos Schreiben zu formulieren. Kaum hatte sie ihr Handtuch zur Seite gelegt, holte sie auch schon ihre Schreibutensilien hervor und begann zu schreiben. Ab und zu warf Simonetta einen Gedanken ein, den Lucrezia entweder mit einem Nicken oder einem gereizten Schnauben quittierte.

Als Simonetta kurz darauf ihre Freundin verließ, hatte sie ein gutes Gefühl. Lucrezia war eine starke und kluge Frau und Simonetta wollte mit keiner anderen lieber befreundet sein.
Mit federnden Schritten betrat sie die Piazza del Duomo und hielt mitten in der Bewegung inne. Die Schönheit der Kathedrale verschlug ihr den Atem. Automatisch legte sie den Kopf in den Nacken und bewunderte die rote Kuppel. Es war doch immer wieder erstaunlich, wozu Menschen fähig waren, wenn sie nur fest genug an etwas glaubten.
Plötzlich nahm sie zu ihrer Rechten eine Bewegung wahr, wandte den Blick von der Kuppel ab und blickte direkt in ein vertrautes Paar Augen. Als hätte sie ihn bei etwas Verbotenem ertappt, wich er sofort ihrem Blick auf und eilte weiter. Verwirrt rief sie nach seinem Namen und der Künstler blieb wie vom Donner gerührt stehen. Einen Augenblick später war er bei ihr, zog seine Mütze hastig von den dunklen Locken und machte eine kleine Verbeugung vor ihr.
„Es ist so gut Euch zu sehen, Sandro", sprudelte es aus ihr hervor und die Wangen des Künstlers färbten sich rot. Noch immer wich er ihrem Blick aus. Immer wieder huschten seine Augen hinter ihre Schulter, als ob sie nach jemandem Ausschau hielten.
„Mein Mann spielt mit dem Gedanken ein weiteres Gemälde bei Euch in Auftrag zu geben", fuhr Simonetta unbekümmert fort und mit einem Schlag gehörte ihr die ungeteilte Aufmerksamkeit des Künstlers.
„Ich weiß nicht, ob ich dafür der geeignete Maler bin", widersprach Sandro geschmeichelt, worauf Simonetta ihm zu versichern begann, dass sie für niemand anderen Modell sitzen würde. Obwohl sie beide nur zu gut wussten, dass sie auf die Wahl des Künstlers nur wenig Einfluss nehmen konnte, wenn ihr Mann sich gegen Sandro entscheiden würde. Doch Aphrodite war fest entschlossen sich in diesem Leben von keinem anderen verewigen zu lassen. Irgendwie würde sie Marco überzeugen.
„Ist das nicht Messer Medici?", fragte sie plötzlich und reckte den Kopf, um seine vertraute, hochgewachsene Gestalt besser sehen zu können. Getroffen zuckte Sandro zusammen und folgte ihrem Blick. Aus Richtung des Mercato Nuovo kommend betrat Giuliano de'Medici die Piazza und Aphrodite spürte, wie Apollos vertraute Aura zärtlich über sie strich. Vollkommen ungerührt, so als hätte er sie gar nicht bemerkt, eilte er weiter in Richtung Palazzo Medici davon. Erschrocken beobachtete sie, wie sich Sandros Gefühle innerhalb weniger Wimpernschläge vollkommen veränderte. Doch am meisten entsetzte sie die angestaute Wut auf seinen Freund, welche die Eifersucht des Künstlers hervorgerufen hatte. Zugleich sehnte er sich nach seinem Freund. Aber sein gekränkter Stolz war nach all den Monaten immer noch stärker als alles andere.
„Ich sollte nun mein Weg fortsetzen, Madonna", verkündete Sandro ungewohnt schroff und machte Anstalten weiterzugehen. Wut durchzuckte Aphrodite und bevor sie klar denken konnte, ergriff sie Sandros Arm. Der Künstler erstarrte sofort unter ihrer plötzlichen Berührung und drehte sich langsam zu ihr um. Vorsichtig blickte sie sich nach allen Seiten um, doch niemand schenkte ihnen große Beachtung und so wagte sie einen Schritt auf ihn zuzutreten, um sich dann gleich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihm tief in die Augen zu sehen.
„Ihr solltet mit ihm sprechen", raunte Simonetta eindringlich. „Ihr seid sein bester Freund. Glaubt Ihr nicht, dass er eine Erklärung verdient hat?"
Entrüstet schnaubte Sandro, doch er war zu gefangen von Simonettas Augen, als dass er sich von ihr losmachen und davonstürmen konnte.
„Wie würdet Ihr Euch fühlen, Maestro, wenn er Euch plötzlich fallen lassen würde?", fragte sie schärfer als beabsichtigt. „Würdet Euch nicht auch die Frage nach dem Grund quälen?"
Verlegen kratzte sich Sandro hinterm Ohr und legte den Kopf schief. Dann seufzte er tief und schloss die Augen.
„Ihr kennt doch den Grund, Madonna", hauchte der Künstler traurig. „Glaubt Ihr wirklich, dass er..."
„Ihr enttäuscht mich, Maestro", unterbrach Simonetta ihn und entsetzt riss Sandro die Augen auf. „Nichts ist wichtiger oder von größerem Wert als wahre Freundschaft. Denkt Ihr so schlecht über Euren Freund, dass Ihr ihm zutraut, er würde aus einer Laune heraus etwas tun, was Euch verletzt? Sein Vater ist tot, sein Bruder nun offiziell das Oberhaupt der Familie und seine Schwägerin hat vor wenigen Augenblicken einen gesunden Erben geboren. Ja, die Medici haben ein privilegierteres Leben als wir. Aber alles auf dieser Welt hat seinen Preis. Niemand weiß das besser als Ihr, der mit Ihnen aufgewachsen ist und Ihr könnt es nicht einmal über Euch bringen ihm zur Seite zu stehen, wenn er Euch am meisten braucht. Fragt Euch, ob er Euch jemals so behandelt hat und wenn nicht, redet mit..."
Seit Wochen hatte Simonetta ihre kleine Rede geplant und in ihrem Geiste geübt, doch nun spürte sie, wie ihre Kraft nachließ. Halt suchend klammerte sie sich an Sandro fest, während ihr Körper von einer neuen Welle erschüttert wurde. Prustend schnappte sie nach Luft, doch was sie auch tat, ihr Körper beruhigte sich nicht. Geistesgegenwärtig zog sie ein Taschentuch aus ihrem Ärmel und hielt es sich vor den Mund, auch wenn der Sterbliche niemals an dieser Krankheit leiden würde.
Nach einer Weile entspannte sich ihr Körper und der Anfall verschwand so schnell, wie er über sie gekommen war. Erst jetzt registrierte sie, dass Sandro sie gepackt hatte, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor. Betreten blinzelte sie zu ihm auf und versuchte nicht einen Blick in sein aufgewühltes Herz zu werfen.
„Was fehlt Euch, Madonna?", erkundigte sich Sandro und die Sorge in seinen Augen trieben ihr Tränen in die Augen. Rasch blinzelte Aphrodite diese weg und schenkte dem Künstler ein schwaches Lächeln.
„Es ist nur das Wetter", erwiderte sie heiser und räusperte sich. Als hätte er sich an ihr verbrannt, zog Sandro seine Hände zurück und sofort fröstelte Simonetta. Doch im nächsten Augenblick packte er ihr Handgelenk und drehte es so, dass er einen Blick auf ihr Taschentuch erhaschen konnte. Verwirrt blickte er auf den weißen Stoff, als suche er nach irgendeinem Anzeichen, dass sie ihn anlog. Doch da war kein Blut, noch nicht einmal eine winzige Verfärbung. Erleichterung durchflutete Aphrodite. Eros hatte ihr gesagt, sobald sie Simonettas Blut auf ihrem Taschentuch finden würde, war Simonettas Ende nah.
Als sie den Blick von ihrem Taschentuch abwandte, schaute sie direkt in Sandro Augen. Tiefe, aufrichtige Sorge zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und mit einem Mal empfand Aphrodite Mitleid mit dem Sterblichen. Denn er konnte es nicht besser wissen, als Giuliano für Apollos Handeln verantwortlich zu machen. Auch wenn Aphrodite den Künstler niemals um sein Herz gebeten hatte, so gehörte es ihr. Sie konnte ihn abweisen und noch so oft von sich schieben in der Hoffnung, dass seine Gefühle vielleicht eines Tages verblassen würden. Doch ob sie wollte oder nicht – ein Teil seines Herzen würde immer ihr gehören.
Sie war vielleicht die Göttin der Liebe. Doch dies bedeutete noch lange nicht, dass sie die Liebe verstanden hatte. Wie auch? Jede Liebe war vollkommen einzigartig. Jedes Herz folgte eigenen Gesetzen.
Vielleicht könnte sie Sandro hier und jetzt von seinen Gefühlen für sie befreien. Doch zu welchem Preis? Vor vielen Jahrhunderten hatte sie versucht auf diese Art einen Bewunderer loszuwerden. Wie Sandro war auch er ein begnadeter Künstler gewesen. Doch so rein und gut sein Herz vor ihrem Eingreifen gewesen war, so dunkel und grausam war es danach geworden. Bis heute hatte sie sich nicht verzeihen können, was damals aus diesem jungen Mann geworden war. Sandro konnte, er durfte nicht so enden wie er. Ein gebrochenes Herz mochte schmerzhaft sein. Doch es war immer noch besser als kein Herz.
„Aber auf jeden Winter folgt unweigerlich der Frühling und mit ihm erwacht alles wieder zu neuem Leben", hörte Aphrodite sich sagen und für einen Augenblick kam ihr der Gedanke, dass Apollos Wesen langsam auf sie abzufärben begann. Langsam nickte Sandro und musterte sie abwartend.
Geschickt und bestimmt zugleich entwand sie ihm ihr Handgelenk, verstaute sorgfältig ihr Taschentuch in ihrem Ärmel und zog ihren Umhang enger um ihre Schultern.
„Ich werde über Eure Worte nachdenken, Madonna", meinte Sandro leise und schaute traurig auf die Stelle, an der Giuliano in den Menschenmassen verschwunden war. „Aber mehr kann ich Euch nicht versprechen."
Nur mit Mühe konnte sich Simonetta eine bissige Antwort verkneifen. Freundlich verabschiedete sie sich von dem Künstler und setzte ihren Heimweg fort. Eine ganze Weile spürte sie die Augen des Malers in ihrem Rücken und gab vor dies nicht wahrzunehmen. Nicht einen einzigen Blick musste sie auf sein Herz werfen, um zu wissen, dass sie ihn nicht überzeugt hatte. Nun konnte sie nur beten, dass er keine weiteren Fragen stellen würde. Denn wenn Apollo erfuhr, wie es um Simonetta stand, waren Giulianos Tage gezählt.

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