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Kapitel 18

Azurblau umschloss ihn von allen Seiten der Himmel und drohte ihn mit seiner scheinbar grenzenlosen Weite vollkommen zu verschlucken, während die edlen Pferde ihren seit Jahrtausenden gewohnten Weg entlang trotteten. Unter ihm erstreckte sich die Welt der Sterblichen, von der er von seinem Platz hier oben mehr gesehen hatte, als ein Mensch in einem einzelnen Leben jemals sehen konnte. Das dort unten war seine Welt. Nur dort gehörte er hin. Zumindest wollte sich Giuliano dies so gerne glauben machen. Auch wenn sein Herz bereits wusste, dass dies schon lange nicht mehr der Wahrheit entsprach. Dort unten lebte seine Familie, seine Freunde und die Feinde seiner Familie ihre gewöhnlichen, von den Göttern vollkommen unberührten Leben. Wenn er bei Sonnenuntergang in seinen eigenen, sterblichen Körper zurückkehrte, sehnte sich Giuliano danach ihnen von seinem geheimen Doppelleben in der Welt der Götter zu erzählen. Auch wenn das Meiste ziemlich unspektakulär war. Doch allein dieser Ausblick würde Sandro in einen glückseligen Kunstwahn versetzen und seine Fantasie dermaßen befeuern, dass er endlich die Schönheit Gottes abbilden konnte, wovon er schon als kleiner Junge geträumt hatte. Doch mit jedem Tag, den Giuliano hier oben an Apollos Stelle verbrachte, verlor er ein kleines wenig mehr den Kontakt zu seinem sterblichen Leben. Nur zu deutlich spürte er, wie die Distanz zwischen seinen Freunden und ihm wuchs. Doch vermutlich hätte Giuliano mit dieser Entfremdung leben können, wenn er nicht auch noch zeitgleich seine Familie verlieren würde.
Seufzend schloss Giuliano die Augen und versank in den Erinnerungen an seinen Vater. Immer wieder spielte sich in seinem Geist die immer gleiche Szene ab, die seinen Schmerz unerträglich werden ließ.
Vaters Tod lag nun mehr als einen Monat zurück und dennoch wurde Giuliano das Gefühl nicht los, dass er sich nicht wirklich von ihm hatte verabschieden können. Was absolut absurd war, denn Apollo hatte - ungewohnt gnädig – ihre Abmachung für wenige Stunden aufgelöst. Ohne jede Vorwarnung war Giuliano zwei Stunden vor Sonnenuntergag aus Apollos Körper gerissen und in seinen eigenen Körper geschleudert worden. Der Körperwechsel fand so vollkommen unerwartet statt, dass Giuliano einen Herzschlag benötigte, um das vertraute Zimmer seines Vaters wiederzuerkennen, in dem sich seine Familie versammelt hatte. Selbst Nannina und Maria befanden sich in der Nähe der Tür. Giuliano selbst saß auf der Bettkante und hielt die linke Hand seines Vaters. Auf der anderen Seite hatte Lorenzo Platz genommen und hielt die andere Hand ihres Vaters. Unablässig tupfte Bianca Vaters Stirn mit einem Tuch ab, während Lorenzos Ehefrau Clarice mit leiser Stimme betete. Das tat sie immer, in dem unerschütterlichen Glauben, dass Gott sie tatsächlich erhören würde. An manchen Tagen ertappte sich Giuliano bei der Frage, welchen Gott sie mit ihrer Frömmigkeit wirklich anzog.
Auf Giulianos Schulter ruhte eine warme, vertraute Hand und als er den Kopf zu der Person, die hinter ihm stand, drehte, blickte er direkt in die dunklen Augen seiner Mutter. Ihre Miene war so undurchdringlich, dass Giuliano keine weiteren Fragen stellen musste. Vaters Zeit in dieser Welt neigte sich unaufhaltsam ihrem Ende zu und seine gesamte Familie hatte sich in dieses Zimmer gedrängt, damit er nicht allein sterben musste.
Rasch schluckte Giuliano die in ihm aufkeimenden Gefühle hinunter und konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf Vater, dessen Brust sich quälend langsam hob und senkte. Sein Atem ging rasselnd, so als würde ihm jeder einzelne Zug große Schmerzen bereiten. Unwillkürlich verstärkte Giuliano seinen Griff um Vaters Hand.
Langsam drehte Vater ihm seinen Kopf zu und musterte ihn gedankenverloren. Dann murmelte er: „Ich habe nie verstanden, weshalb mein Vater meinen Bruder Giovanni jederzeit bevorzugt hat. Nicht einmal, als ich einen zweiten Sohn bekommen habe oder als ihr beide zu so unterschiedlichen Personen herangewachsen seid, war ich in der Lage zu sagen, welcher von euch beiden mir der Liebste ist. Selbst im Angesicht des Todes kann ich diese Entscheidung nicht treffen, weil ihr beide mein Herz mit dem gleichen Maß an Stolz und Liebe erfüllt. Wenn ich euch beide nun hier sitzen sehe, weiß ich, dass ich mir keine Sorgen um die Zukunft unserer Stadt, unserer Bank und unserer Familie machen muss. Solange ihr beide am Leben seid, kann nichts euch aufhalten."
Überrascht blinzelte Giuliano auf Vater herab, der ihn mild anlächelte, ehe er seinen Kopf zu Lorenzo drehte. Lange Zeit hörte man nichts, bis auf die schweren Atemzüge seines Vaters und die immer gleichen Worte der Gebete seiner Schwägerin. Routiniert glitten ihre Finger über die schlichten Perlen. Während Vater gesprochen hatte, hatten sich Mutters Finger so tief in Giulianos Schulter gebohrt, dass sie ihm auf Dauer wehtat. Doch er wagte nicht sich zu beschweren. Stattdessen wartete er geduldig und versuchte gegen dieses verhasst vertraute Gefühl der Machtlosigkeit anzukämpfen.
Als hätte er seinen inneren Kampf gespürt, musterte Vater ihn aufmerksam. Ehe sein Blick sorgenvoll zwischen Lorenzo und ihm hin und her wanderte.
„Haltet zusammen", beschwor Vater sie nun eindringlich und schaute dabei vor allem Lorenzo tief in die Augen. „Ihr seid Brüder und wir haben alles daran gesetzt, damit ihr gemeinsam unsere Bank und unsere Stadt in eine neue Blüte führen könnt. Etwas, woran ich gescheitert bin, weil ich nicht das nötige Talent besitze, welches euch von Gott gegeben worden ist. Eure Talente mögen unterschiedlich sein, aber genau deshalb werdet ihr die Aufgaben, die euch bevorstehen, nur gemeinsam lösen können. Ihr seid zwei Seiten der gleichen Münze. Also steht einander bei und kämpft nicht gegeneinander. Die Familie steht immer an erster Stelle. Schwört mir, dass sich niemand jemals zwischen euch stellen wird."
„Wir schwören es dir, Vater", antwortete Giuliano, ohne zu zögern, worauf sich Mutters Griff augenblicklich entspannte und Vater ihm ein stolzes Lächeln schenkte. Einen Wimpernschlag später legte Lorenzo den gleichen Schwur ab. Zufrieden blickte Vater zu der kunstvoll geschnitzten Holzdecke hinauf und lächelte zufrieden in sich hinein.
„Nie war ich mit mehr Frieden erfüllt", wisperte Vater und schloss dann entschieden die Augen. Ein letztes Mal rang er zittrig um Atem, den er dann mit einer solchen Endgültigkeit aushauchte, dass Giulianos Herz in tausend kleine Teile zersprang. Ungläubig betrachtete er seinen Vater, als könnte er ihn allein mit der Macht seines Blickes dazu zwingen Luft schnappend die Augen zu öffnen und wieder gesund zu werden. Stattdessen wich der letzte Rest Farbe aus Vaters Gesicht. Clarices Stimme murmelte den Abschluss ihres Gebetes, dann herrschte für einen Herzschlag absolute Stille in Vaters Gemach. Für einen kostbaren Augenblick des Friedens zogen sich alle Anwesenden in die Tiefen ihres Geistes zurück und verharrten in der geheimen Welt ihrer Gedanken.
Dann war dieser Moment vorbei. Seufzend erhob sich Lorenzo und strich Bianca sanft eine wirre Haarsträhne aus der Stirn, die sich gelöst haben musste, während sie sich um Vater gekümmert hatte. Vollkommen überwältigt blickte Giuliano auf Vaters Leichnam herab und drückte ein letztes Mal zum Abschied dessen Hand, ehe er Lorenzos Beispiel folgte und so würdevoll wie möglich von der Bettkante aufstand. Sofort zog Mutter ihre Hand zurück und beugte sich über Vater, um ihm einen letzten Kuss zu geben. Sittsam kehrte Giuliano seinen Eltern den Rücken zu und nahm die weinende Nannina in den Arm.
Plötzlich legte sich eine Hand auf seinen Oberarm und riss ihn aus der Welt seiner Gedanken, ehe er in seiner Trauer versinken konnte. Blinzelnd blickte er über die Schulter seiner Schwester in die Augen seines Bruders.
„Komm, Giuliano. Es wird Zeit", meinte Lorenzo und obwohl Giuliano die Frage, wofür genau es jetzt Zeit sei, auf der Zunge lag, schluckte er sie hinunter, lotste Nannina zu Maria und strich seine Kleider glatt, ehe er mit Lorenzo das Zimmer ihres Vaters verließ. Schweigend liefen sie durch die vertrauten Gänge des Palazzos. Aus dem Augenwinkel warf Giuliano seinem älteren Bruder immer wieder Blicke zu. Aber Lorenzo war so in seine Gedanken vertieft, dass er dies gar nicht wahrnahm.
„Hast du ihn gebeten eher zu tauschen, damit ich mich von Vater verabschieden kann?", wollte Giuliano schließlich wissen und seine Stimme war nicht mehr als ein unsicheres Flüstern. Abrupt blieb Lorenzo stehen und blinzelte ihn verwirrt an. Dann huschte sein Blick aus dem Fenster und erst als er die Sonne rot am Horizont glühen sah, begriff Lorenzo, worauf Giuliano anspielte. Traurig lächelte Lorenzo ihn an und schüttelte den Kopf.
„Nein, ich hatte keine Ahnung, dass dies überhaupt möglich ist", gab er verlegen zu und tätschelte etwas unbeholfen Giulianos Schulter. „Aber ich bin froh, dass du hier bist, kleiner Bruder."
Einen Herzschlag blickten sie einander still in die Augen und sagten damit mehr, als Worte jemals zum Ausdruck bringen konnten. Dann legte Lorenzo seinen Arm um Giulianos Schulter und setzte seinen Weg fort. Kurz bevor sie die Treppe erreichten, die direkt in die Eingangshalle des Palazzo führte, löste sich Lorenzo von ihm und schaute ihn fragend an. Tief seufzte Giuliano, dann nickte er und gab seinem Bruder zu verstehen, dass er bereit war. Ein letztes Mal lächelte Lorenzo ihn nachdenklich an, dann wurde seine Miene vollkommen ernst und er stieg die imposante Treppe hinab. Stumm folgte Giuliano in angemessenem Abstand.
In der Eingangshalle hatte sich eine Schar von Freunden und Anhängern ihrer Familie versammelt, die leise flüsternd und mit angehaltenem Atem auf Neuigkeiten warteten. Ernst folgte Giuliano seinem älteren Bruder die Treppe hinunter und zwang sich seinen Blick nicht suchend umherschweifen zu lassen.
Bevor sie das Ende der Treppe erreichen konnten, blieb Lorenzo auf der untersten Stufe stehen und gab Giuliano unauffällig zu verstehen, dass er sich neben ihn stellen sollte. Sofort gehorchte Giuliano dem Befehl seines Bruders, der in wenigen Augenblicken ganz offiziell und unwiderruflich zum Oberhaupt seiner Familie werden würde. Schweigen legte sich über die versammelte Menge und Lorenzo wusste es, diesen Moment der Spannung kunstvoll und würdevoll in die Länge zu ziehen.
„Mein Vater, Piero di Cosimo de' Medici, ist tot", verkündete Lorenzo mit kraftloser Stimme schließlich und brach in Tränen aus. Giulianos Augen fanden Sandro unter den Anwesenden und als ihn der kalte Blick seines Freundes traf, rannen auch im Tränen über die Wangen, ohne dass er dafür seine schauspielerischen Fähigkeiten anwenden musste.

Blinzelnd schluckte Giuliano die Tränen hinunter, die ihm seine Erinnerungen in die Augen trieben. Statt sich seiner Trauer hinzugeben, versuchte er sich vollkommen auf die Schönheit der Stille zu konzentrieren, die ihn hier oben im Sonnenwagen des Apollo umgab. Auch wenn er damit nur seine Gefühle betäubte und sich noch weiter von seinem eigenen Leben entfernte.
Die Nächte verbrachte er nur noch in seinem eigenen Zimmer. Wieso sollte er allein durch das nächtliche Florenz ziehen und irgendwelchen Mädchen schöne Augen machen, die sein Herz nicht berührten und seine Qualen nicht beenden konnten?
Mit seinem Bruder hatte er seit Vaters Tod kein richtiges Gespräch mehr führen können. Denn entweder war Lorenzo so erschöpft, dass er bereits schlief oder er genoss seine neu entdeckte Leidenschaft zu Clarice, die mittlerweile ein Kind erwartete. Irgendwann hatte Giuliano seine Versuche eingestellt seine Nächte mit Lorenzo zu verbringen. Nur Mutter besuchte ihn manchmal in seinem Zimmer und versuchte sich von ihrem Kummer abzulenken. Aber für sie stark sein zu müssen, raubte ihm jeglichen Rest an Kraft.
In letzter Zeit ergab einfach alles keinen Sinn mehr. Sein geteiltes Leben zehrte ihn aus und er sah einfach kein Ausweg. Wo war das Licht, welches ihn zur Erlösung führen sollte? Welche Bedeutung hatte sein Leben noch, wenn er es doch gar nicht leben konnte?

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