0.2
Während ich in meiner kleinen gemütlichen Hütte Trübsal blies und mit geschlossenen Augen die kalte Hand eines Fremden umklammerte, verabschiedete sich die wärmende Sonne von uns und begrüßte mit einem letzten Lichtstrahl die Kälte der Nacht. Kaum kehrte die Dunkelheit ein, begannen vereinzelt die ersten Sterne zu erwachen, bis der Mond sich an ihre Seite gesellte.
Somit war ein weiterer Tag vergangen und mittlerweile war es mir auch gelungen, die starke Blutung an der Hüfte des Mannes zu stoppen. Doch dieser zeigte seitdem keinerlei Regung, einzig und allein das schwache Heben und Senken seiner zerbrechlich wirkenden Brust gab mir ein Zeichen, dass der Mensch noch nicht von dieser Welt gegangen war. Er lebte noch und das gab mir Mut.
Um nicht von beunruhigenden Gedanken erschlagen zu werden, löste ich meinen Griff um seine Hand, erhob mich leise und trat, mit einem letzten besorgten Blick zurück zu dem Mann, hinaus an die frische Luft. Die große Lichtkugel strahlte bereits am blauen Himmel, verlieh dem ruhige Meer einen rosa Schimmer. Meine Augen suchten den verlassenen Strand nach meinen Freunden ab, die ich seit meiner Ankunft hier gefunden hatte. Vor allem ein Dino verließ seither nie meine Seite, dieser lag friedlich dösend im Schatten einer großen Palme, seine Augen bereits halb geöffnet.
Schmunzelnd schlich ich mich von hinten an den Parasaurus, der mich noch nicht bemerkt hatte. Mit einem spielerischen Angriffsschrei stürzte ich mich auf meinen Dino, schlang lachend meine Arme um seinen Hals, nachdem er erschrocken aufgesprungen war.
„Na Klumpi, gut geschlafen mein Schnutzipups?", fragte ich kichernd, woraufhin der Parasaurus grummelnd seinen großen Kopf schüttelte, bevor er sich zu mir nach hinten drehte und mir neckend mit der Zunge über mein Gesicht schleckte.
„Nein, hör auf du kleiner Fratz", kicherte ich los, wobei ich versuchte, ihn mit aller Kraft von mir zu drücken. Schnaubend gab Klumpi schließlich nach und rieb seinen Kopf noch einmal kurz an mich, bevor er sich wieder auf den Bauch fallen ließ und ich somit ohne große Umstände von dem großen Dino klettern konnte.
„Ach, ich hab dich auch lieb", gab ich grinsend von mir, rutschte von seinem Rücken und drückte meinem besten Freund einen dicken Kuss auf die Stirn. Somit verabschiedete ich mich wieder von Klumpi, da ich noch etwas besorgen musste.
Während das Lächeln nicht von meinen Lippen weichen wollte, stapfte ich entschlossen durch das dichte Gebüsch und begab mich mit einem hölzernen Speer in der Hand auf eine kleine Reise, behielt dabei stetig ein Ziel vor Augen.
Im dichten Wald, der kaum von den schwachen Strahlen der Morgensonne beleuchtet wurde, suchte ich nun bereits eine gefühlte Ewigkeit verzweifelt nach bestimmten Beeren, von denen ich wusste, dass sie besonders schmerzlindernd waren. Vor wenigen Jahren hatte ich diese selbst benötigt, als ich auf einer Erkundungstour durch den tiefen Dschungel von einem Raptor attackiert wurde. Seitdem zierte eine große Narbe meine Haut, die mich immer wieder daran erinnert, nie ohne eine Waffe meine sichere Hütte zu verlassen.
Meine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, da ein lautes Rascheln die morgendliche Luft erfüllte. Sofort festigte sich der Griff meiner Finger um den langen Speer in meiner Hand, mit großen Augen versuchte ich jede noch so kleine Bewegung in mir aufzunehmen. Aufmerksamkeit war in solchen Momenten das aller Wichtigste, ansonsten war man ein leichtes Futter für die hungrigen Raubtiere, die auf dieser Insel hausten.
Schwerfällige Schritte näherten sich mir, das Knirschen des feuchten Waldbodens, auf welchem allerlei Äste und Blätter lagen, war das einzige Geräusch zu dieser frühen Stunde. Es schien, als wären alle anderen Lebewesen noch in der wohligen Dunkelheit des Schlafes versunken. Dies beunruhigte mich zusätzlich, da um diese Zeit normalerweise bereits kleine Vögel mit ihrem Gezwitscher die Stille durchbrachen.
Da ich keine Zeit verschwenden sollte, immerhin lag ein schwerverletzter Mensch in meinem Haus, der meine Hilfe brauchte, zog ich mich geräuschlos zurück, verschwand schutzsuchend im Schatten der Bäume. Langsam drückte ich mich an einen dicken Baumstamm, suchte mit neugierigem Blick jedoch weiter nach dem Verursacher der Geräusche. In Momenten wie diesen verfluchte ich meine große Neugierde, die ich schon als kleines Kind mit mir trug. Ich konnte nicht gehen, noch nicht.
Das Schicksal schien auf meiner Seite zu sein, da sogleich ein kleiner Busch raschelte, an dem genau die Beeren wuchsen, nach denen ich bis eben noch so verzweifelt gesucht hatte. Erleichtert seufzte ich auf und fuhr mit meiner blutverschmierten Hand über mein Gesicht, strich mir widerspenstige Haarsträhnen hinter die Ohren. Innerlich schrieb ich mir eine kleine Notiz, dass ich mich nach der Verpflegung des fremden Mannes endlich wieder waschen musste. Immerhin zierte sein Blut an vielen Stellen meine Haut und allein der unverkennbare Geruch davon lockte hungrige Tiere an.
Schnell lag meine Aufmerksamkeit wieder auf meinem Umfeld, die Blätter des kleinen Busches wehten nur noch leicht im sanften Wind. Enttäuschung, dass sich das Tier vermutlich aus dem Staub gemacht hatte, machte sich in mir breit, wurde aber schnell durch das rasante Klopfen meines Herzens verscheucht, als mein Blick auf ein braunes Augenpaar traf. Es waren keine trüben Tieraugen und auch nicht die angriffslustigen eines Dinosauriers. Es waren die unschuldigen Augen eines Menschen, die panisch funkelten.
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Scheut euch nicht, schreibt gerne auch Kritik, was euch nicht so sehr gefallen hat.
Auch würde ich mich sehr freuen, von euch lesen zu dürfen, wie euch die Geschichte bis jetzt gefällt.
(970 Wörter)
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