Immer nur du
Es ist vorbei, mein Leben gelebt und Gevatter Tod klopft bereits an. So vieles wollte ich noch erledigen. Einiges sagen und erleben. Aber es gibt andere Pläne. Schade, wirklich schade. Vielleicht trötest es mich zu wissen, dass geliebte Menschen auf der anderen Seite auf mich warten. Falls es so etwas gibt. Am Ende ist da nichts, mein Andenken, mit der Zeit vergessen und ebenso mein Name. Über mich gibt es keine ruhmreichen Geschichten, nur mündliche Überlieferungen und auch diese werden bald vergangen sein. Es wird der Tag kommen, da wird niemand mehr Brida Ragnarsdottir kennen.
Ein trostloser Gedanke, wenn ich bedenke, dass ich in den Armen des Mannes hänge, den ich die letzten Jahre gejagt habe und umbringen wollte. Den ich einst geliebt, der mich zur Frau gemacht und ebenso geliebt hatte. Damals waren wir jung. Zu jung und das Schicksal war grausam zu uns beiden. Uhtred nahmen sie so vieles, mehr noch als mir. Familie, einige Frauen und Kinder. Darunter einen Sohn, der nur wenige Wochen alt wurde.
Und ich? Mir erging es nicht besser. Auch ich verlor Kinder, am Schluss meine alles geliebte Tochter Vibeke, die vor meinen Augen in den Tod stürzte. Aber auch Männer, von denen ich einige hatte. Am Ende war jedoch Uhtred immer die Liebe meines Lebens. Dicht gefolgt von seinem Bruder Ragna. Beides gute und starke Männer, trotzdem grundverschieden. Ragnar hatte immer, wie ich, seine Rache im Kopf. Uhtred hingegen schlug vorerst einen anderen Weg ein und das über diesen schwächlichen König Alfred, der am Ende gar nicht so schwach gewesen war.
Auch er wird warten, mir gegenübertreten und vielleicht geht er hart mit mir ins Gericht. Ich bin bereit dafür, bereit zu sterben und mein Leben hinter mir zu lassen. Die Kälte spüre ich bereits, die Tränen, die Uhtred vergießt und die mir ins Gesicht tropfen. Er sollte froh sein, mich endlich loslassen zu können. Wir waren einander einmal sehr zugetan und am Ende waren wir wie eine alles vernichtende Krankheit. Warum weint er jetzt? Aus dem Grund, weil es sonst keiner tut? Oh Uhtred, wie lächerlich du bist!
Meine Hand will nach ihm greifen, nach seinen Haaren, um ihn an mich zu reißen. Sie versagt mir den Dienst, fällt kraftlos nach unten, während mein Kopf zur Seite kippt. Es ist so weit, meine letzten Atemzüge, der letzte Herzschlag, das letzte Wort. "Uhtred", wispere ich leise, dann ist alles kalt und schwarz.
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