Gefangen
Die Tür fällt ins Schloss. Nun gibt es keinen Ausweg mehr, sie ist gefangen. Allein. Müde sinkt sie auf den Boden. Um sie herum ist nichts als Stein. Durch die dicken Mauern ist es kalt in ihrem Gefängnis, dem hohen Turm, der einst ihr Zuhause war. Hier war sie sicher, immer. Vor der Welt, vor den Menschen, vor ihr selbst. Doch jetzt ist das Gestein verwittert, Wind und Wetter haben die ehemalige Festung schon beinahe ganz in eine Ruine verwandelt. Durch die Löcher in der Steinmauer zieht es, es ist feucht und kalt. Ein modriger Geruch liegt in der Luft. Im Halbdunkel des Raumes sieht sie sich um. Hier ist nichts, abgesehen von der rostigen Gittertür. Keinen Gefangenen würde man hier einsperren, unter diesen menschenunwürdigen Bedingungen. Auch wäre die Gefahr zu groß, dass er ausbricht. Aber sie wird nicht fliehen, sie wird es nicht einmal versuchen. Ihr Wächter scheint das zu wissen, sonst hätte er sie wohl kaum unbewacht zurückgelassen. Er hätte sie gefesselt, an einen anderen Ort gebracht. Und doch ist sie hier, und sie weiß auch, warum. Es geht einzig und allein darum, sie zu demütigen. Sie ist zu schwach, um Widerstand zu leisten. Müdigkeit und Verzweiflung zehren an ihren Kräften. Sie fühlt sich schwach, so schwach. Am liebsten würde sie sich hinlegen und einschlafen. Und sie weiß nicht, ob sie wieder aufwachen will. Aber das darf sie nicht. Sie muss weiter kämpfen. Sie muss zurück. Sonst ist alles verloren, sonst wären all die Kämpfe, all die Anstrengungen der letzten Jahre umsonst. Ihre Gedanken kreisen unruhig in ihrem Kopf herum, sie kann nicht mehr stillsitzen. Mühsam versucht sie aufzustehen, um sich ein wenig Luft zu verschaffen, aber ihre Knie geben unter ihr nach, ihre Beine wollen sie nicht tragen. Nicht einmal dafür reicht ihre Kraft. Sie ist ausgelaugt von all den Kämpfen, so erschöpft. Ihre Wunden schwächen sie mehr, als sie gedacht hat. Durch die Löcher in Dach und Wänden kann sie erkennen, dass es dämmert. Der Himmel verfärbt sich rot, als die Sonne untergeht und es dunkler wird. Und wie um sie an ihr Versagen zu erinnern, geht nun der Mond auf. Groß und bedrohlich steht er am Himmel. Blutrot, scharlachrot. Endlich wird ihr bewusst, dass es sinnlos ist. Der Kamp ist verloren. Ihre Verbündeten sind tot. Sie ist die letzte. Oder, besser, sie war die letzte. Denn nun ist sie nichts mehr. Sie ist dem Tod so nahe, wie nie zuvor. Gleich hat er sie erreicht. Und dann gibt es kein zurück mehr. "Pietro", flüstert sie mit ihrem letzten Atemzug. Als letzte unter den Avengers schließt Scarlett Witch ihre Augen. Die Avengers haben endgültig verloren. Das Böse hat gesiegt.
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