Kapitel 8
Das Klicken im Schloss der Wohnungstür ließ Eren von seinem Papier aufsehen. Levi hatte vor einigen Stunden die Wohnung verlassen und seitdem hatte Eren die Fakten und Geschichten, die er von Levi gesammelt hatte durchgelesen. Der Schwarzhaarige hatte sicher gestellt, dass es Eren gut ging. Dass er nicht wieder zu beschämt wäre, ihn zu rufen.
Mikasa trat in das Wohnzimmer und sah ihren Freund auf der großen Couch sitzen. „Hey." Eren reagierte spät auf die Begrüßung seiner Freundin, erst als die Schwarzhaarige sich neben ihn gesetzt hatte, lächelte er sie an und faltete dabei das Papier zusammen.
„Geht's dir gut?", fragte Mikasa besorgt und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Eren nickte nur und sah auf seine Hände. Er wollte so gerne mit seiner Freundin darüber reden. Er wollte über seine Begegnung mit Levi reden, doch er hatte Angst, dass sie ihn für verrückt erklären würde, ihm nicht glauben würde und ihm in den Rücken fallen würde.
„Worüber denkst du dann so angestrengt nach?", Mikasa zog ihren grauen Mantel aus und legte ihn neben sich aufs Sofa. Eren sah weiterhin auf seine Hände, überlegte, wie er das Thema ansprechen sollte.
„Ein Freund war heute hier." – „Du hast jemanden eingeladen? Wer war das? Der von letztens? Aus dem Club?", fragte Mikasa neugierig und legte ihre Hand auf Erens Oberschenkel.
„Ja. Er ist Mamas Cousin.", erwiderte er schnell und sah ein wenig panisch in Mikasas Augen. „Wie heißt er eigentlich?", misstrauisch hob die Schwarzhaarige eine Augenbraue und Eren merkte, wie seine Handflächen zu schwitzen begannen.
„Rivaille."
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„Wieso lügst du mich an?", fragte Mikasa und knallte Eren das Fotobuch mit seinem Stammbaum auf den Schreibtisch. Seine Mutter hatte ihm das zum Geburtstag geschenkt. Meinte, dass es wichtig wäre zu wissen, woher man kommen würde. Der 18-Jährige schluckte laut und sah auf die aufgeschlagene Seite. Der Ast seiner Mutter. Inklusive Namen aller Angeheirateten und Adoptierten. Nirgendwo war der Name Rivaille zu sehen.
„Habe ich dir nicht oft genug gezeigt, dass du mir vertrauen kannst?" Eren erwiderte nichts sondern starrte nur auf das Papier. Neben dem schön gezeichneten Baum, war ein Familienfoto zu sehen. Und neben der Gruppe von Menschen stand ein junger Mann. Es war kein Verwandter.
Neben der Familie stand Levi. Er stand ein wenig am Rand. Sah in die Gruppe und lächelte leicht. Sofort blätterte er weiter. Auf den Bildern, auf denen Eren abgebildet war, konnte er nun nicht mehr nur sich und seine Familie sehen. Auch Levi stand immer in der Nähe des Jungen.
„Ich rede mit dir, Eren!", fauchte Mikasa und der Jüngere sah seiner Freundin in das wütende Gesicht. „Wer war hier?", fragte sie versucht ruhig und verschränkte die Arme ineinander. „War überhaupt jemand hier oder hast du mich darüber auch angelogen?"
Eren wusste nicht was er sagen sollte. Er wusste nicht was er antworten sollte. Er wollte Mikasa nicht noch weiter belügen, das wollte er nie. Doch genauso wenig wollte er, dass sie ihn an seine Psychiaterin verpfiff und er in eine Klinik musste. Er wollte nicht so leiden. Nicht, wenn er nun wusste, dass alles der Wahrheit entsprach. Doch er konnte Mikasa wohl kaum von einem Dämon erzählen, der ihm Frühstück gemacht hatte.
Das konnte er nicht tun. „Ich kann dir das nicht sagen.", antwortete er leise und sah beschämt auf den Boden. „Du kannst mir nicht sagen, ob jemand hier war?" – „Ich kann dir nicht sagen, wer hier war."
Ohne noch ein Wort zu sagen verließ Mikasa die Wohnung ihres Freundes, knallte die Eingangstür zu und stapfte wütend davon. Eren ließ sie zurück. Er fühlte sich schuldig. Er wollte ihr so gerne alles sagen. Mikasa war der Mensch, dem Eren am meisten vertrauen konnte. Doch die Angst vor ihrer Reaktion war deutlich größer als dieser Wunsch.
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