Kapitel 2
Einige Tage waren seit dem Aufeinandertreffen der beiden jungen Männer vergangen. Eren hatte sich erneut in seiner Wohnung eingeschlossen und Levi versuchte sich krampfhaft von seinem Schützling fern zuhalten. Überraschenderweise mit Erfolg.
Er war viel in seiner eigenen Wohnung, die seit Jahren von einer gekauften Firma bezahlt wurde. Das Gute daran ein Dämon zu sein war, dass man alles und jeden zu seinen Gunsten manipulieren konnte. So sorgte Levi dafür, dass einer der größeren Konzerne, denen es nicht weh tat 600€ weniger im Monat zu haben, seine Miete zu bezahlen.
Seit 18 Jahren ging das nun schon so und seit 18 Jahre funktionierte es super. Niemand hatte bisher Fragen gestellt. Der Vermieter wunderte sich vielleicht, war aber zufrieden, wenn er sein Geld rechtzeitig auf dem Konto hatte.
Nun saß Levi da, in seinem spärlich eingerichtetem Heim. Die Küche war klein – er aß eh nicht und brauchte sie deshalb nicht. Das Badezimmer nutzte der Schwarzhaarige nur zum duschen – was er auch nicht musste. Doch er genoss es immer mal wieder. Manchmal genehmigte er sich auch ein Bad. Jedoch eher selten. Sein Bett- und Wohnzimmer sahen belebter aus.
Immerhin hatte Levi in den letzten Jahren auch mal Besuch mit nach Hause genommen. Nichts formelles oder etwas der Art. Gerade zu der Zeit, in der Eren ihn nicht sehen wollte, zog Levi oft mit Hanji durch die Straßen, gabelte hier und da jemanden auf, manipulierte Leute ihre Hemmungen zu vergessen und hatte ein wenig Spaß.
Die Zeit war jedoch auch vorbei.
Nun hatte Levi kein Interesse mehr an sinnlosen One-Night-Stands. Er hatte keine Lust mehr auf unverbindliche Beziehungen. Auf ständiges Handynummerwechseln. Er hatte keine Lust mehr auf andere Menschen. Den einzigen Menschen, den er irgendwie bei sich haben wollte, das war Eren.
Und auch, wenn Levi es irgendwie befremdlich und unangenehm fand, musste er sich eingestehen, dass Erwin durchaus recht hatte. Auch wenn Levi den Brünetten sein Leben lang begleitet hatte und ihn hat aufwachsen gesehen, so entwickelte der junge Mann Gefühle für Eren.
Er mochte das nicht. Er hatte das Gefühl, dass das falsch war. Eren hatte ihn vor wenigen Jahren noch gefragt, ob er ihm etwas vorlesen würde. Er hatte ihn gefragt, ob er mit ihm Verstecken spielen würde. Und für Levi war das das Schlimmste.
Er wusste ganz genau, was Eren schon alles getan und erlebt hatte. Er wusste einfach alles über ihn. Es war als hätte er ihn gestalked. Und der Jüngere wusste rein gar nichts von Levi. Er wusste nichts. Er wusste weder wie alt der Dämon wirklich war, noch seinen Nachnamen. Er wusste einfach gar nichts über ihn. Und das machte Levi zu schaffen.
Er konnte die letzten Tage über nichts anderes nachdenken. Er wusste, dass er unbedingt Ablenkung brauchte. Und die suchte er sich.
Statt des gewöhnlichen Hemdes zog er sich heute ein lässiges T-Shirt an. Heute trug er Sneaker anstatt der schwarzen Stiefel. Heute wollte er sich amüsieren.
So holte er Erwin ab, erklärte ihm die Situation und lief dem blonden Riesen und seinem Schützling hinter her. Isabell war vor wenigen Tagen 18 geworden und wollte mit Erwin und seinem Freund feiern gehen. Auch wenn Levi den Rotschopf nicht kannte, war es schön nicht nur Erwin da zu haben. Es war schön mal unter neue Menschen zu kommen. Natürlich würde er das niemals öffentlich zugeben.
„Bist du auch so wie Erwin?", fragte Isabell und drehte sich zu Levi, welcher einen Schluck von seinem Drink nahm. Erwin hatte die Tanzfläche für sich beansprucht. Tanzte mit einigen Mädchen und jungen Männern und sorgte für die richtige Stimmung in der Menge.
Der Schwarzhaarige nickte auf Isabells Frage nur und sah sofort das aufkommende Funkeln in ihren Augen. „Cool!", platzte es aus ihr heraus. „Nicht, dass ich den Prozess so cool fände, aber eure Fähigkeiten sind schon ziemlich beneidenswert."
Levi zuckte mit den Schultern, sah wieder zur Tanzfläche und ließ beinahe sein Getränk fallen. Auf der Tanzfläche erkannte er nun nicht mehr nur Erwin, sondern auch einen großen brünetten Mann, welcher mit seiner Freundin tanzte.
Eren. Er hatte seine Arme um Mikasa gelegt, sah ihr in die hellen Augen und lächelte. Er lächelte. Levi wusste nicht, wie sehr er dieses Lächeln vermisst hatte. Nicht bis zu diesem Moment. Sofort sprang er vom Barhocker und wollte auf Eren zustürmen, da hielt Isabell ihm am Arm fest.
„Wo willst du denn hin?", fragte sie schmollend. „Willst du schon los?" – „Nein ich wollte nur zu-", Levi brach ab. Er sah Eren nicht mehr. Hatte er sich das eingebildet? Hatte Erwin ihm einen Streich gespielt? Oder ein anderer Dämon, den er kennen könnte? Immerhin konnten sie aufgrund ihrer Fähigkeiten andere Dämonen Dinge sehen lassen.
„Bleib noch etwas hier, tanz mit mir.", Isabell sprang auf, drückte Levi noch einen Drink in die Hand und zog ihn zu Erwin und seiner Scharr aus Menschen auf die Tanzfläche.
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Die Hände an Isabells Hüften bewegte Levi sich mehr oder weniger rhythmisch zur Musik. Sein Alkoholpegel war inzwischen so hoch, dass er sich gar nicht mehr sicher war, ob er mit Isabell oder mit einer anderen Frau tanzte. Es war ihm auch eigentlich egal. Es hätte Erwin sein können und es würde ihn nicht interessieren.
Denn sein Ziel war nun nicht mehr die Ablenkung, sein Ziel wurde vor wenigen Minuten die Eifersucht. Eren erschien wieder auf der Tanzfläche, bewegte sich und Mikasa zur Musik, entdeckte Levi und versuchte ihn zu ignorieren.
Doch gelingen tat ihm das nicht. Immer wieder huschten die grünen Augen zu Levi, beobachteten, was er mit Isabell - oder wem auch immer - tat und wie er sich verhielt. „Alles gut?", rief Mikasa gegen die Musik und sah zu Eren hoch. Dieser nickte nur verträumt und starrte weiter zum Schwarzhaarigen.
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Ohne etwas zu sagen, löste Eren von seiner Freundin und rannte aus dem Club. Kaum hatte er den lauten Raum verlassen und konnte die kühle Luft in seinem Gesicht spüren, sah er sich um. Nur wenige Meter von ihm lehnte ein kleiner Mann an der Hauswand.
„Erwin!", rief jener beleidigt in den Himmel und sah sich um. Sein Blick traf auf Eren, der ihn besorgt ansah. „Du?"
„Eren-", Mikasa kam aus dem Club gelaufen, panisch sah sie nach ihrem Freund, welcher jedoch nur auf dem Gehweg stand und Levi anstarrte. „Wer ist das?" – „Ein alter Freund. I-ich bringe ihn nach Hause.", Mikasas folgenden Fragen ignorierend fasste der Brünette all seinen Mut zusammen, ging auf Levi zu und stützte den jungen Mann.
„Du musst nicht-", bevor der 25-Jährige seinen Satz hätte beenden können drohte er umzufallen, weshalb Eren seinen Griff um Levis Taille festigte und sich mit dem Kleineren auf den Weg zu seiner Wohnung machte.
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