Kapitel 15
An Jeans Haus angekommen hörten die Beiden bereits draußen laute Musik. Die Haustür stand weit offen und ein paar junge Erwachsene hatten auf der Treppe oder der großen Veranda Platz genommen, tranken und unterhielten sich.
Eren schnappte sich Levis Handgelenk, zog ihn ins Haus und steuerte direkt den Weg zum Wohnzimmer an, wo ein paar Leute auf der Couch saßen, andere tanzten oder an dem großen Bar-Tisch standen. „Willst du was trinken?", fragte Eren laut gegen die Musik und Levi nickte nur, folgte seinem Schützling durch die Menschen, sah sich nach bekannten Gesichtern um. Da hinten in der Ecke waren Connie und Sasha. Armin und Jean standen ebenfalls bei den Getränken.
Er erkannte ein paar andere Dämonen, die er bereits mal gesehen hatte. Und einen, der seine Aufmerksamkeit besonders erregte. Erwin stand mit Isabel in einer Ecke und unterhielt sich mit ihr. Wahrscheinlich schrien sie sich beide an, damit sie sich verstehen konnten, doch man hörte es nicht.
„Jo Eren, wer ist das?", fragte Jean und legte einen Arm um seinen Freund. Ihre Beziehung hatte sich seit dem kleinen Kuss in der Schule damals geändert. Als die beiden ihren Abschluss gemacht hatten, hatte Jean sich für sein Verhalten entschuldigt und Eren dabei seinen festen Freund vorgestellt. Levi erinnerte sich nicht mehr an seinen Namen oder an die Entschuldigung, er wusste nur noch, dass Eren sie akzeptiert hatte und die beiden miteinander klarkamen.
„Das ist Levi.", erklärte der Brünette. Levi war ein wenig überrascht, dass er einfach so seinen echten Namen sagte, obwohl Jean von Erens Phantasiefreund wusste. „So wie der Kerl, den du in der Schule immer gesehen hast?", lachte er nur auf und reichte Levi die Hand. „Ja! Lustiger Zufall, was?", Eren ging auf das Lachen ein, überspielte seine Nervosität. Überspielte, dass er gar nicht nachgedacht hatte.
Levi nahm die Hand an. „Hi. Ich hab dahinten wen gesehen, den ich kenne. Ich sage kurz Hallo, ja?", richtete er es an Eren, welcher sich umsah und dann nickte, sich wieder seinen Freunden zu wandte und nur noch mitbekam, wie Levi in die andere Ecke des Raumes zu einem großen blonden Typen und einem Mädchen in Erens Alter verschwand.
Waren das nicht dieselben, die mit Levi im Club gewesen waren?
„Hier!", brüllte Armin gegen die Musik und hielt Eren einen Becher hin. „Gehen wir raus?" Eren nickte nur, bahnte sich den Weg nach draußen.
Währenddessen war Levi bei Erwin und seinem Schützling angekommen, hatte beide – auf seine Art – freundlich begrüßt und sich an ihrem Gespräch beteiligt.
Eren und Armin setzten sich draußen auf eine Bank auf der Terrasse und machten es sich bequem. „Woher kennst du ihn?", fragte Armin neugierig und nippte an seinem Drink. Verzog das Gesicht. „Aus einem Club.", murmelte Eren und hoffte, dass es glaubwürdig wirkte. „Achso. Und wie ist er so? Wie alt ist er?"
„Er ist nett. Und 25 glaube ich.", auf dem Zettel, auf dem Eren alle möglichen Infos über Levi gesammelt hatte, stand das jedenfalls.
„Was denkt Mikasa über ihn?", Armin mochte Mikasa. Sehr. Doch ihre Obsession mit Eren war ihm nicht geheuer. Es war für alle beide nicht gesund. „Wir hatten Streit wegen ihm. Und ich glaube diesmal will ich es gar nicht wieder hinbiegen."
„Liegt das an ihm?"
Eren nahm einen Schluck von seinem Getränk. Eigentlich durfte er nicht trinken, solange er seine Antidepressiva nahm. Doch das juckte ihn nicht. Er wurde dadurch nur schneller betrunken, das war der einzige Nachteil. „Ich weiß nicht. Ich denke schon." – „Willst du drüber reden?"
Armin war Erens bester Freund. Er wusste nicht alles aus Erens Leben, da jener Angst hatte den Blonden zu vergraulen, doch er hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme des Größeren. Und es waren viele Probleme. „Wenn du nicht mit Mika drüber redest?" – „Werde ich nicht."
„Also Levi und ich, wir kennen uns schon ein bisschen länger ehrlich gesagt. Und wir haben uns im Club nur wieder getroffen und seitdem viel Zeit miteinander verbracht." Armin nickte, hörte aufmerksam zu.
„Und dadurch, dass wir uns so oft gesehen haben, sind wir uns auch ein bisschen nähergekommen. Die letzten Tage waren schöner als das letzte Jahr mit Mikasa."
„Habt ihr euch geküsst?" – „Nein!", Eren schüttelte energisch den Kopf. „Warum nicht? Es scheint mir, als würdest du mit Mikasa Schluss machen wollen." – „Ich glaube es ist schon so gut wie vorbei."
„Also was hält dich auf?"
Was hielt ihn auf? Was hielt ihn davon ab jetzt zu Levi zu gehen, sich vor ihn zu stellen, zu ihm runter zu sehen, seine Augen zu schließen und einfach seine Lippen auf seine zu legen? Was hielt ihn davon ab? Die Angst vor Zurückweisung? Aber Levi hatte seine Gefühle bereits geäußert. Sein Anstand? Eren besaß keinen Anstand. Nicht bei sowas. Also was hielt ihn ab jetzt zu dem Mann zu gehen, für den er langsam, aber sicher Gefühle entwickelte und ihn einfach zu küssen?
Vielleicht war es die Tatsache, dass Levi ein Dämon war, dass Eren theoretisch noch immer mit Mikasa zusammen war und dass er Levi keine falschen Hoffnungen machen wollte. Vielleicht, weil er sich nicht sicher war, ob die Gefühle, die er fühlte, nicht doch nur eine Art Bewunderung war. Vielleicht fühlte er sich zu Levi nur hingezogen, weil er das genaue Gegenteil von Mikasa war. Vielleicht lag es daran, dass Eren hier auf der Bank saß und trank. Und nicht bei Levi stand und ihn küsste.
„Ist er single?", fragte Armin und holte Eren aus seinen Gedanken. „Ja." – „Dann solltest du ihn küssen."
-
„Ich verstehe nicht wirklich, warum wir das mit machen, Erwin. Wir sind keine Teenager mehr.", murrte Levi leise und der Blonde neben ihm lachte leise auf, sah auf die sich drehende Flasche. Eine Gruppe von etwa 10 Leuten saß auf dem Boden, die beiden Dämonen saßen auf der Couch.
Vom unteren Stockwerk hörte man noch immer laute Musik und merkte, dass das Leben noch vorhanden war. In diesem Zimmer war es eher ruhig, jeder sah auf die Flasche. Jeder außer Levi. Er sah zu Eren, welcher angetrunken neben seinen Freunden saß und sich sichtlich konzentrieren musste, um die Flasche nicht aus den Augen zu verlieren.
Ein betrunkener Eren war zwar anstrengend, aber kein Weltuntergang. Levi würde auf ihn aufpassen, wenn er nach Hause wollte. Die Flasche stoppte bei Sasha, die Jean nur erwartungsvoll ansah. „Wahrheit oder Pflicht?" – „Pflicht!"
So ging es los. Jemand musste die Kotze im Badezimmer wegmachen, ein anderer musste seine Exfreundin anrufen und ihr die Meinung sagen. Connie und Sasha mussten sich küssen. Connie und Eren mussten sich küssen und Connie und Jean mussten sich küssen. Warum auch immer, musste Connie jeden küssen.
Die jungen Erwachsenen spielten seit circa einer halben Stunde, als die Flasche mal wieder auf Eren zeigte. Sein Alkoholpegel hatte sich während der letzten 30 Minuten nochmal erhöht. „Wahrheit.", murmelte er.
„Ist da neben Mikasa noch jemand, den du gerade geil findest?", lachte Connie und Eren errötete, sah unauffällig zu Levi, welcher sich aus dem Spiel rausgehalten hatte und noch immer mit Erwin auf dem grauen Sofa saß. „J-ja." – „Läuft da schon was?"
„Ich muss nur eine Frage beantworten.", murrte Eren leise und drehte den Kopf weg. „Gut dann in der nächsten Runde.", grinste Connie. Doch soweit kam es nicht. Den Rest des Spiels ließ Eren keine Wahrheitsfragen mehr zu. Er erledigte nur noch Pflichtaufgaben und schmiss sich irgendwann sturzbetrunken auf Levi, der noch immer auf der Couch saß und sich mit Erwin unterhielt.
Erens Kopf hatte seinen Platz im Schoß des Älteren gefunden und schläfrig sah er zu Levi rauf. Jener ließ seine Hand in den braunen Haaren verschwinden und musterte Erens grüne Augen. „Geht's dir gut?", schmunzelte er leise. „Du bist hier. Also", eine lange Pause, in der Eren wohl vergessen hatte, wie man sprach „ja. Aber ich- ich muss ins Bett.", mit dir. So dachte er Brünette. Sein Gedankengang brachte ihn zum Lachen und er drückte sich unbewusst fester in Levis Schoß, welcher deutlich damit zu kämpfen hatte, dass der Kopf des Jüngeren genau in seinem Schritt lag.
„Ihr solltet wirklich nach Hause, sonst kotzt der hier noch alles voll.", mischte sich Erwin ein und keine Sekunde später waren die beiden aus dem Raum verschwunden und saßen in Erens Schlafzimmer.
Eren schreckte hoch, sah sich in seinem Zimmer und lachte dann auf. „Du bist schneller als ein Zug!", lachte er und lehnte seinen Kopf auf Levis Schulter. Levi schmunzelte über Erens Worte und schnipste dem Jüngeren die Schuhe von den Füßen, die Jeans von den Beinen. „Ich kann mich selber au- ausziehen.", protestierte Eren nur und versuchte sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen, versagte jedoch kläglich dank des eingeschränkten Gleichgewichtsinns und fiel in die Laken. Lachte wieder.
Mit einem Seufzen schnipste Levi erneut, das T-Shirt verschwand und Eren lag nur noch in Unterwäsche vor ihm. „Du solltest schlafen.", murmelte er und wollte die Decke über Eren ziehen, da packte der Jüngere Levis Schultern und schmiss ihn ruckartig auf die Matratze, saß plötzlich auf seinem Schoß und grinste. „Ich sollte- ich sollte mit dir schlafen.", lallte er.
„Das solltest du nicht.", Levi blieb einfach liegen. Wehrte sich nicht. Es würde ihn eh keine Kraft kosten Eren von sich runter zu kriegen. Also konnte er auch einfach abwarten. „Warum? Denkst du ich kann das nicht? Weil ich in deinen Augen immer noch das Kind bin?" – „Nein, ich denke, dass du dich nicht daran erinnern würdest, nachdem du so viel gesoffen hast.", murrte Levi nur.
Er hoffte inständig, dass Eren nichts unüberlegtes tat. Er könnte sich nicht zurückhalten, sollte der Jüngere die Offensive starten. Doch vergebens. Kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, hatte Eren sich zu ihm runter gebeugt und seine Lippen auf die des Dämons gepresst.
Völlig überfordert reagierte Levi nicht. Doch als Eren anfing seine Lippen zu bewegen und sein Becken diesem Beispiel folgte, konnte Levi nicht mehr an sich halten. Er packte Erens Wangen, setzte sich dabei auf, schloss genießend die Augen und begann den Kuss zu erwidern.
Es fühlte sich so gut an.
In seinem Bauch flogen die Schmetterlinge. Er hatte eine Gänsehaut am ganzen Körper und dieses Kribbeln! Es war perfekt. Erens Lippen waren weich, bewegten sich rhythmisch zu seinen, ließen zwischendurch einen Laut hervor, der einem Stöhnen glich. Erens Hände wanderten über den Rücken des Älteren, über seine Brust, bis runter zu seinem Schritt, auf welchem er sich noch immer in kreisenden Bewegungen austobte. Seit einer Ewigkeit hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt.
Das Adrenalin, die Euphorie schoss durch seinen Körper, vertrieb den Alkohol, machte seinen Kopf klar. Und er konnte nur noch an eine Sache denken!
Levi. Levi. Levi. Levi. Levi. Levi.
Es war nur noch Levi. Es waren Levis Hände, die über seinen nackten Oberkörper fuhren, es waren seine Lippen, die sich anfühlten, als hätten Engel sie geschaffen. Es war Levi. Levi. Levi.
Schwer atmend löste Eren sich von seinem Gegenüber, sah ihn mit glasigen vor Lust verschleierten Augen an. Die Beule in seiner Boxershorts war deutlich zu erkennen und er spürte, dass es Levi nicht anders erging. Jener legte seine Lippen an den Hals des Jüngeren, verteilte feuchte Küsse auf der blassen Haut. „Ngh- Levi?"
„Mhm?", machte er nur, genoss es zu sehr, als dass er jetzt noch stoppen könnte.
Doch es kam, wie es kommen musste.
„Mir ist schlecht."
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