Kapitel 1
„Darf ich rein kommen?" – „Wer bist du?", Eren verkrampfte sich und krallte sich ein wenig in den Türknauf. „Du weißt wer ich bin, Eren.", murmelte Levi und sah den Größeren betreten an. „Nein! Du kannst nicht echt sein.", Tränen stiegen in die grünen Augen des 18-Jährigen und Panik machte sich in ihm breit.
Er hatte natürlich gehofft, dass Levi real war, dass er nicht verrückt war und sich diesen Mann nicht nur eingebildet hatte, doch er hatte Angst. Angst davor warum Levi da war. Warum nur er ihn sehen konnte und warum Levi über die vergangen Jahre nicht ein bisschen gealtert war.
Unbeholfen stolperte der Brünette nach hinten, die Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen, ließen seine Augen brennen. „Eren, ich-"
„Wie ist das möglich?", fauchte der Größere nur zurück und starrte Levi an. War er verrückt? Hatte er einen Stalker? War das ein schlechter Scherz? „Wieso bist du hier?!", schrie er schließlich los und Levi zuckte zusammen.
Erneut stellte er fest, dass er Eren nicht gut tat. Dass er ihm Leid zufügte. Nur mit seiner Anwesenheit. „Ich will dir das erklären. Nur nicht hier draußen.", murmelte er dann und schließlich trat Eren einen Schritt zur Seite, deutete dem jungen Mann einzutreten und sah ihm mit glasigen Augen hinter her, als er sich in der Wohnung ein wenig umsah.
Natürlich hatte Levi die Wohnung schon gesehen. Er hatte sie leer gesehen, voll mit Müll der neuen Möbel, fertig eingerichtet, aufgeräumt und unaufgeräumt.
Der Jüngere schloss leise die Wohnungstür, drehte sich um und starrte sein Gegenüber einfach nur an.
Er war genau so, wie Eren ihn in Erinnerung hatte. Relativ klein, zierlich gebaut, schwarze Haare, ein Undercut, hellblaue Augen, strahlend weiße Zähne, schwarzes Hemd und schwarze Jeans.
Langsam trat Eren an Levi heran, sah ihm in die Augen und streckte seine zitternde Hand nach dem Kopf des Kleineren aus. Levi ließ ihn einfach machen, wusste, dass der Größere seine Zeit und Methoden brauchte, um das alles zu realisieren und zu verstehen.
Ohne groß darüber nachzudenken, wie es aussehen oder ankommen könnte, streckte Eren seine Hand an Levis Wange, bemerkte, dass er diese ohne Probleme berühren konnte. Merkte die angenehme Wärme, die von ihr ausging.
Kaum hatte er das realisiert, machte sich ein trauriges Lächeln in seinem Gesicht breit und er begann Levis Gesicht abzutasten. Er hielt beide seiner Wangen fest, sah ihm tief in die Augen, ließ seine Finger durch die weichen Haare fahren und drehte den Kopf immer wieder hin und her. Sah sich ganz genau alles an, prägte sich jede kleine Stelle des Gesichts ein.
„Wie ist das möglich? Wie kannst du hier sein? Bin ich verrückt? Wieso kann ich jetzt mir dir reden?", platze es dann aus Eren heraus und er ließ von dem Gesicht seines Gegenübers ab. Jener seufzte und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete war die blaue Iris blutrot, die weiße Lederhaut war schwarz und dunkle Adern machten sich unter den Augen breit. „Reg dich nicht auf.", versuchte Levi es und sah Eren in die panisch aufgerissenen Augen. „Ich werde dir nichts tun."
___
„Du hast mich weggeschickt und ich wollte dich nicht weiter traurig machen. Habe deine Erinnerungen gelöscht." – „Bist du dann weggegangen?", fragte Eren und stützte seine Hände auf den angewinkelten Knien an.
Sie hatten sich auf Erens Couch gesetzt und Levi hatte angefangen zu reden. Hatte von seiner Aufgabe erzählt, den ersten Jahren mit dem Jüngeren und warum er nichts mehr davon wusste.
„Nein, bin ich nicht. Ich war immer da, hab hier und da mal bei Dingen geholfen oder einfach auf dich aufgepasst."
Eren nickte und starrte nach vorne. Er wusste nicht was er dazu sagen sollte. Es war als wäre Jahre seines Lebens nie passiert. Es war als würde er sie jetzt gerade nachholen indem Levis Anwesenheit die Erinnerungen wiederbelebte.
„Ich war damals beim Unfall dabei." – „Dann hatte ich also recht." Levi nickte und sah betroffen zu seinem Schützling. „Es tut mir leid, dass ich dich so behandelt habe. Ich wollte nie, dass du meinetwegen zur Therapie musst. Ich wollte nie, dass du auch nur ein bisschen leiden musst."
„War das nicht deine Aufgabe? Mich zum leiden zu bringen? Es klang so, als wären Dämonen – unglaublich, dass ich das ernsthaft sage – nur dazu da."
Levi seufzte leise. „Ich bin nicht so. Ich wollte auch nie so sein. Ich wollte immer nur dein bestes, Eren." – „Ich hab dich so oft angefleht dich mir zu zeigen. Ich habe so oft gedacht, dass ich meinen Verstand verliere. Ich war so oft kurz davor es zu beenden. Und du hast es gesehen. Du warst dabei. Immer. Und auch, wenn du vielleicht nicht so sein wolltest, wie andere deiner Art, hast du genau das erreicht. Du bist nicht besser als die, die einem absichtlich das Leben zur Hölle machen.", murrte er und starrte den Kleineren an.
„Geh. Du wirst ja wissen, wenn ich dich wieder sehen will.", kaum hatte er das gesagt war Levi für den jungen Erwachsenen nicht mehr sichtbar. „Und ich meine wirklich gehen. Ich will alleine sein!"
Und damit verschwand Levi aus Erens Wohnung.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro