Kapitel 11
„Welcome to Moldova airlines my dear!", lachte er. Sein hauchiger Atem roch stark nach Wodka. Erst nach einigem Augenblinzeln realisierte Alan die Bemerkung des breitschultrigen Mannes. Nun fiel auch die andauernde Schwere auf seinen Augenliedern und Licht ließ seine Netzhaut kitzeln.
Es zeichnete sich das Bild eines kleinen Flugzeugs ab, schlicht gestaltet, aber hoch technologisiert.
Allmählich kam das Bewusstsein wieder hoch, unmittelbar danach folgte der Schmerz.
Durch sein dick angeschwollenem Ohr stachen Wortfetzen hervor: "...er Morgen...Bordarzt..." Es war offenbar der neue Tag angebrochen. Langsam stütze er sich auf.
"Was..., wo...? ", nuschelte er.
"Trinken!" Ein dürrer Mann trat hervor, einen silbernen Flachmann in der Hand.
Zu schwach um sich zu währen, hob das Opfer seinen pochende Hand, setzte das kalte Metall an seine Lippen an und trank. Erst jetzt fühlte er seinen ausgetrockneten Mund und stürzte voller Gier das scheußlich schmeckende Zeug in sich hinein. Er spürte schon nach kurzer Zeit wie es seine ganzen Eingeweide wegbrannte, doch hellte sich sein Verstand wie eine loderne Stichflamme auf.
"Ich wusste doch, dass sie nicht wiederstehen werden!", grunzte der Arzt.
Ihre erste Lektion."
"Was für ne Lektion?", nuschelte die Geisel.
"Das werden Sie schon früh genug herausfinden Prinzessin."
Der slawische Mann, welcher glatt als Türsteher durchgehen könnte, hob seinen schweren Stoffmantel von der Flugzeuggaderobe und ging in Richtung Hecktür.
"Folgen Sie mir und machen Sie keine Anstalten. Sie befinden sich mitten im pazifischen Ozean."
~•~
"Jetzt beruhigen Sie sich doch bitte erst mal!"
Der schmächtige Streifenpolizist mit Halbglatze redete ruhig auf Clara ein. Diese saß da wie ein Häufchen Elend, der Schock war ihr ins Gesicht gemeißelt. Blaulicht spiegelte sich in ihren glasigen, mit Tränen gefüllten Augen wieder und die Kälte, die allen Anwesenden in die Knochen stieg, wäre sogar für Menschen mit der Empathie eines Serienmörders spürbar gewesen.
"Sind noch welche im Haus?", fragte der Polizist mitfühlend.
" Nn... nein, ich habe die Kinder sofort zu meinem Nachbarn gebracht, der wird sich um sie kümmern..."
"Verlassen Sie bitte umgehend den Tatort, die Kripo wird gleich kommen! Gle..."
"Spuhrensicherung, ich weis.", unterbrach ihn Clara.
"Korrekt.", bejahte der Mann.
"Ey Teddy...!", sein großgewachsener Kollege trat in das Licht der Straßenlaterne, " die Kollegen von der Spusi sind da. Und Teddy...!?"
"Ja?"
Vladimir Romanov möchte Sie sprechen. Der Polizist namens Teddy zog erstaunt eine Augenbraue hoch.
Was wollte der Sprecher des Verteidigungsministeriums von ihm?
Schweißtropfen traten auf seine Stirn und auf dem Vernehmungsprotokoll hinterließ sein Schweiß hässliche Flecken.
Sein Kollege wollte zurücklaufen, als er sich noch mal umdrehte: "Er erwartet Sie im Mannschaftsbus am Ende der Straße."
Teddy nickte dankend und wendete sich erneut an Clara. "Ich darf Sie bitten meinen Kollegen ins Revier zu begleiten. Wenn Sie ihm doch bitte folgen würden. Ihre Kindern sind in sicheren Händen!"
Kurz huschte ein väterliches Lächeln über das Gesicht des Streifenpolizisten.
Clara brachte es nicht zustande aufzustehen, ihre Beine waren weich wie Butter. Ein Passant eilte besorgt herbei, legte ihren Arm stützend auf seine Schultern. Außer ein dankendes Augenfunkeln bekam die Frau jedoch nichts zu Stände, ein trostloser Anblick.
Zusammen liefen die beiden den Bürgersteig entlang in Richtung Streifenwagen.
~•~
In nicht allzu großer Ferne stach ein riesiges Gebilde aus dem Wasser.
Ein Erdhügel mitten im Ozean? Nein...
Um so näher sich das Boot dem merkwürdigen Objekt näherte, umso deutlicher wurde, um was es sich darum handelte. Die ca. 40 Meter hohe Ölplattform war offensichtlich schon lange nicht mehr im Betrieb. Der Metallkoloss glänzte rostbraun und die sechs monströsen Stützpfeiler waren von Hunderttausenden Muscheln bedeckt.
Alans Augen huschte über den Horizont. Es gab absolut keine Chance zu entkommen. Er könnte zwar ins Meer springen und wegschwimmen, die Wahrscheinlichkeit aber entweder von einem Frachtschiff gerettet zu werden oder nicht zu ertrinken bzw. nicht von den bis zu acht Meter hohen Wellen weggeschleudert zu werden, war bescheiden gesagt; "unwahrscheinlich". Könnte er den Überraschungsmoment ausnutzen, die Besatzung überwältigen und mit dem Speedboot ans nächste Festland fahren? Nein, ganz davon abzusehen, dass seine Entführer durchaus trainiert schienen, befand er sich mitten auf dem Pazifischen Ozean. Es wäre ein reines Selbstmordkommando.
"Abwarten.", sagte sich Alan.
Genau so aprubt wie das Boot gestartet war kam es auch zum Stehen.
Wie gewaltig war diese Plattform! Eine Art Feuerleiter ragte bis kurz über der Wasseroberfläche. Im Vergleich zu allem, wirkte es wie ein Miniaturhaus. Am Treppengeländer wartete auch schon eine Gestalt, in der Hand ein dickes Tau, welches sie dem Matrosen zu warf. Ein glang erprobter Topsegelschotstek und Alan wurde mal wieder gestoßen. Dieses Mal aus dem Boot. Er machte einen großen Statt, sprang auf die Metallbrüstung und wäre fast auf den rutschigen Algen ausgerutscht. Leise fluchte er.
„Nicht rumheulen, loslaufen! Ich hab nicht ewig Zeit.
Die Treppe schien endlos. Nach drei Minuten kamen sie endlich oben an und Alan späte vorsichtig über den Rand des rostigen Brückengeländers.
Was er sah erschrak ihn.
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