Kapitel 42
„Nein, dass passt irgendwie nicht", maulte ich vor Verzweiflung. Auch wenn Estella und ich dieselbe Größe hatten, drückte es an manchen Stellen. Ich hatte gerade eine Bluse an, doch mein Busen war im Weg.
„Vielleicht das hier?" Bei Estella schien die Motivation kein Ende zu nehmen. In ihrem kleinen Haus, welches neben dem großen Mafiahaus stand, lagen überall Kleidungsstücke herum.
Sie hielt mir ein dunkelblaues Kleid entgegen. Es hatte einen V-Ausschnitt und glitzerte. Ich probierte es an und als ich mich im Spiegel sah, fühlte ich mich wie Cinderella.
„Wow, dass steht dir super!" Estella grinste breit und schaute mich an. „Am besten würde eine Steckfrisur passen, dann bist du das Ebenbild von Cinderella." Sie hatte den gleichen Gedanken wie ich gehabt.
„Könntest du mir dabei auch noch helfen?", fragte ich zögernd. Ich hatte ihre bisherige Zeit schon in Anspruch genommen und wollte dies nicht noch weiter ausreizen.
„Na klar!" Mit diesen Worten machte sie sich ans Werk.
Kurze Zeit später sah ich der Märchenprinzessin zum verwechseln ähnlich. Estella klatschte mit mir ab und ich lobte sie für ihre Leistung.
Kurz darauf ertönte ihr Handy.
„Álvaro meinte, dass du dich beeilen sollst", las sie vor. Sie hatte Álvaros Nummer? Ich merkte einen kleinen Stich in meiner Brust. Das konnte doch nicht wahr sein! War ich wirklich eifersüchtig auf Estella?! Und dann auch noch mit Álvaro?!
Schnell versuchte ich diesen abstrakten Gedanken zu verwerfen. Álvaro war überhaupt nicht der Typ man, den ich wollte. Er sollte romantisch sein. Álvaro war das komplette Gegenteil davon.
Draußen hupte es laut. Genervt verdrehte ich die Augen.
„Geh lieber, sonst wird er sauer." Estella lachte leise.
„Ich geh ja schon, wenn du mich los werden willst", antwortete ich ebenso lachend. Zum Abschied umarmte ich sie.
„Viel Spaß!" Ich zeigte einen Daumen nach oben und eilte aus dem Haus. Beinahe wäre ich in Álvaro hinein gerannt und hingefallen, doch er hielt mich rechtzeitig fest.
Meine Wange war nur einen Hauch von seiner Brust entfernt, sodass ich seine Muskeln sehen konnte.
Peinlich berührt schaute ich auf und blickte ihm genau in die Augen. Diese strahlten eine Wärme aus, die ich von ihm nicht gewohnt war.
Vorsichtig strich er mir eine Haarsträhne hinter die Ohren. Seine Berührung durchfuhr meinen Körper wie ein Stromschlag.
„Du bist spät dran, aber dein Aussehen macht es wett." Seine Mundwinkel kräuselten sich zu einem Lächeln. Er lächelte schön.
„Danke", hauchte ich. Ich versuchte mich langsam aus seinem Griff zu befreien.
Kurz bevor Álvaro mich los ließ, hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn. Die Berührung war so zart, dass ich diese gerne auch auf meinen Lippen gespürt hätte, doch er hatte sich schon zum Auto gewandt.
Ich ordnete schnell mein Kleid und meine Gedanken. Beinahe hätte ich meinen Plan für heute Abend vergessen, so süß er auch gerade zu mir war.
Er hielt mir die Tür auf, während ich einstig. Keiner von uns beiden wusste in diesem Moment, dass wir hasserfüllt beobachtet wurden.
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