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35 {Wie geht's dir?}

《Aus Charlottes Leben》

In den letzten Tagen habe ich Mali bereits ein paar mal gefragt, wie es ihr geht. Meistens hat sie einfach nur 'Fine' geantwortet, wie jeder Amerikaner. Gestern, als ihre Schwiegereltern da waren, hat sie es auch noch in dieser enthusiastischen Stimme gesagt, die man in den USA nur zu gern benutzt. Ihre Tochter Pearl ist in diesem Bezug das komplette Gegenteil. Entweder sie antwortet in einer so abwertenden und genervten Stimme, dass sie direkt 'Lass mich in Ruhe' sagen könnte, oder sie sagt einfach 'Geht so'.

Heute fahre ich gemeinsam mit ihr, Emerald und Mali in ein Schwimmbad. Es sollte eigentlich ein Ausflug mit der ganzen Familie werden, aber Finley musste kurzfristig absagen, weil er ein Meeting hat. Schon gestern ist mir aufgefallen, dass Mali das nicht gut heißt, aber heute morgen hat sie ihn richtig angeschrien. Es war so laut, dass Emerald in mein Zimmer gerannt kam und ich eine halbe Stunde brauchte, um sie beruhigen. Jetzt sind wir mit Pearl auf einem Spielplatz, während Mali zuhause alles nötige einpackt. Ihr Mann ist schon abgehauen, hat seine Töchter aber noch verabschiedet.

Da die beiden gerade gemeinsam auf der Wippe sind, schreibe ich schnell Jean, dass wir uns heute wahrscheinlich nicht treffen können. Er antwortet mit einem traurigen Smiley.

Jetzt habe ich keine Ausrede mehr, mit der ich mich vorm Lernen drücken könnte.

Ich wünsche ihm ein gutes Gelingen und konzentriere mich wieder auf die beiden Nervensägen, denn Emerald will, dass ich sie beim Schaukeln anschubse.

"Kommt alle ins Auto!" ruft Mali, schon völlig fertig. Schnell scheuche ich die beiden anderen nach draußen. Emerald setzt sich ganz aufgeregt auf ihren Platz und macht sofort das Radio an, während ihre Schwester nur gleichgültig aus dem Fenster starrt. Mali, die neben mir hinter dem Lenkrad sitzt, fragt mich über Jean aus. "Habt ihr telefonischen Kontakt?"

"Ja, wir haben heute morgen noch geschrieben." Zufrieden nickt sie. "Der Junge ist ein echter Goldschatz. Und so höflich. Man könnte denken, er sei der zwanzigjährige Finley." Höflich? Jean und höflich? Entweder er hat unfassbar gut geschauspielert oder Mali hat nicht besonders gute Menschenkenntnisse, was ich mir aber nicht vorstellen kann.

Nach einer Weile schlage ich Emerald und Pearl vor 'Ich sehe was, was du nicht siehst' zu spielen. Die Kleine ist sofort Feuer und Flamme und schließlich überrede ich auch Pearl. "Ich fange an!" schreit Emerald ausgelassen. "Ich sehe was, was ihr nicht seht und das ist gelb."

Nach einem Blick auf die Rückbank sage ich: "Pearls Rucksack." Doch Emerald schüttelt den Kopf. "Mums Mütze", rät Pearl, jedoch ist auch das falsch. Ich sehe nichts anderes, was gelb ist und auch Pearl schaut ratlos aus. "Das Auto", löst Emerald schließlich auf. "Welches Auto?" Unser Auto ist grün, also kann es damit nicht gemeint sein. "Das, was gerade vorbei gefahren ist." Ihre Schwester sieht sie feindselig an.

"Du Tölpel! Das ist doch schon längst nicht mehr in unserem Blickfeld. Nur Sachen im Auto, das ist doch wohl logisch!" regt Pearl sich auf. Emerald fängt sofort an zu weinen. "Das hast du jetzt davon, du dumme Ziege!"

"Sei still, Pearl. Emi, beruhige dich." Mali klingt gehetzt. Ich reiche Emerald ein Taschentuch und überreiche Pearl mein Handy, auf dem ich schon ein Spiel geöffnet habe. "Hier, das ist ein cooles Spiel. Probier es mal aus." Dann krame ich im Handschuhfach und ziehe einen Zeichenblock und ein paar Stifte für Emerald heraus. Mali wirft mir einen zugleich anerkennenden und dankbaren Blick zu. "Du hast sie wirklich gut unter Kontrolle", flüstert sie mir zu. So bleibt es jetzt, zumindest für eine kurze Zeit, still im Auto.

"Wer ist Rebecca?" fragt Pearl mich auf einmal und beugt sich zu mir nach vorne. "Meine beste Freundin. Hast du etwa WhatsApp geöffnet?"

"Ja, aber deine Galerie ist viel interessanter. Von den Nachrichten verstehe ich ja keine einzige." Jetzt bin ich wahrhaftig froh, dass es verboten ist, Fotos im Tal der Tränen zu machen.
"Pearl, man schaut sich nicht die Nachrichten und Fotos von anderen Leuten an. Ohne Erlaubnis erst recht nicht. Gib Marie ihr Handy wieder", weist Mali sie an. "Aber sie hat es mir selber gegeben!" Der darauf folgende Blick ihrer Mutter bringt sie zum Schweigen und sie gibt mir das Gerät kommentarlos zurück. "Danke", sagt Mali spitz. Schnell schaue ich in meine Galerie, um nachzuschauen, welche Fotos sie eventuell zu Gesicht bekommen haben könnte. Die letzten sind auf dem Navy Pier und im Wallis Tower aufgenommen worden. Auf Ibiza und Grönland habe ich zum Glück keine Fotos gemacht.

Im Schwimmbad bezahlt Mali für uns ein Familienticket, weil wir zwei Erwachsene und zwei Kinder sind. Die Empfangsdame schaut mich skeptisch an und verlangt nach meinem Ausweis. Nachdem ich ihn ihr gezeigt habe, lässt sie uns schließlich ergeben rein. 

Mali geht mit Emerald in die Sammelumkleide, während Pearl und ich jeweils eine Einzelumkleide beziehen. Schnell ziehe ich meinen Bikini an und schließe meine Kleidung und Wertsachen in einen Spind ein. Dann warte ich auf Pearl und gehe mit ihr zur Dusche. Die beiden anderen sind bereits fertig. Emerald ist ganz aufgeregt und zieht mich direkt zur Rutsche. "Emi, die ist erst ab sechs Jahren." Ihre Mutter weist sie auf ein Schild neben der Treppe an. "Marie ist erwachsen, sie darf mich begleiten. Komm, Marie!" Sie rennt die Treppe hoch und nachdem Mali doch noch ihr 'Okay' gegeben hat, folge ich ihr. Vor und hinter uns stehen viele andere Kinder, die ungeduldig darauf warten, ebenfalls rutschen zu dürfen. 

Aus einem Fenster können wir den Verlauf der Rutsche sehen. "Da sind viele Kurven", stellt Emerald fest. "Ja, aber ich halte dich fest. Versprochen." Sie dreht sich zu mir um. "Was ist, wenn wir uns überschlagen?"

"Das wird nicht passieren", antworte ich zuversichtlich. "Woher weißt du das? Ich glaube, ich will jetzt doch nicht mehr rutschen!" sagt sie auf einmal. Ich gehe in die Knie, um auf gleicher Höhe mit ihr zu sein. "Hey, ganz ruhig. Ich bin doch bei dir. Und wenn wir nicht so viel Schwung nehmen, wird garantiert nichts passieren." Zögerlich nickt sie. "Okay?" "Okay."

Mittlerweile waren wir oben angekommen und ich stupse sie von hinten an, damit sie weiterläuft. "Bereit?" frage ich. Emerald lächelt. Jetzt hat sie keine Angst mehr. Dann springt die Ampel neben der Rutsche auf grün. "Los!" rufe ich und sie stößt sich ab. Ich nehme ebenfalls Schwung und umfasse sie an der Hüfte. "Na, ist es so schlimm?" Sie schüttelt begeistert den Kopf. 

Als wir unten ankommen, wartet Mali bereits auf uns. "Und? Wie war es?" 

"Super, gleich nochmal!" Emerald will schon los rennen, doch ihre Mutter hält sie zurück. "Erst einmal rennt man im Schwimmbad nicht. Du kannst ausrutschen und dich verletzen. Und zweitens ist die Schlange viel zu lang." Tatsächlich reicht die Schlange bis ans Ende der Treppe. "Du wirst dich also etwas gedulden müssen. Komm, wir schauen Pearl am Sprungturm zu. Mal sehen, ob sie heute genauso schreit, wie beim letzten Mal." Mali schaut mich vielsagend an und ich schüttele grinsend den Kopf. Gemeinsam laufen wir zum großen Becken, wo Pearl gerade auf den Dreimeter-Turm klettert. Langsam geht sie das Brett entlang, bis sie ganz am Ende steht. Dann umschlingt sie ihren Oberkörper mit den Armen und springt runter. Ohne jegliches Geschrei. Wir drei klatschen vor Begeisterung laut. 

Genauso schnell, wie Pearl gesprungen ist, ist sie auch schon wieder aus dem Wasser raus. "Hört auf!" ermahnt sie uns. "Man, ist das peinlich!" Daraufhin pfeift Emerald extra durch ihre Finger, was ich ihr gestern beigebracht habe. "Wow, du kannst es ja schon richtig gut!" lobe ich sie. "Ja, das zeige ich Montag meinen Freundinnen!" Bevor ich etwas erwidern kann, meldet Mali sich zu Wort und verkündet, dass sie mit Emerald zum Kinderbecken geht und ich mich um Pearl kümmern soll. Nachdem die beiden in den anderen Teil des Schwimmbads verschwunden sind, frage ich Pearl, was sie jetzt machen will. Wortlos zeigt sie auf ein Becken in der Mitte der Halle, in dem es große Reifen gibt, in die man sich setzen kann und unter anderem auch eine größere Reifenrutsche nutzen kann. Ehrlich gesagt habe ich ein bisschen Angst, denn die Rutsche sieht nicht besonders sicher aus. Wenn man zu viel Schwung nimmt, kann man bestimmt über den Rand fliegen. Doch als ich meine Bedenken äußere, winkt Pearl nur ab. "Glaub mir, da bin ich schon so oft runtergerutscht und mir ist nie etwas passiert. Das sieht viel schlimmer aus, als es ist." Damit geht sie ins Becken und holt schnell zwei Reifen für uns heraus. Immer noch skeptisch nehme ich ihr einen der Reifen ab und gehe die Treppe hinauf. Trotz der Noppen, die auf den Stufen angebracht sind, habe ich Angst, hinzufallen, weshalb ich mich besonders gut festhalte. "Mach schon, Marie", höre ich Pearls Stimme hinter mir. Also spute ich mich und gehe etwas schneller. Es gibt noch nicht einmal eine Schlange. Das kann logischer Weise nur bedeuten, dass diese Rutsche niemand freiwillig rutscht. Aber mir bleibt wohl keine andere Möglichkeit, denn sonst habe ich Pearls Gunst endgültig verloren. 

Jene setzt sich als erstes in ihren Reifen. Die Rutsche ist so breit, dass zwei Leute nebeneinander rutschen können. Zuerst geht es einen steilen Hang hinab, an dessen Ende man scharf durch eine Kurve rutscht. Ich habe bereits jetzt das Gefühl, nur knapp dem Tod entronnen zu sein. Jetzt gleicht die Rutsche zum Glück eher einem leichten Strom, der uns allerdings direkt zum nächsten Abhang treibt. Nach diesem kommt aber keine Kurve und da die Rutsche ziemlich breit ist, habe ich nichts zu befürchten. Also nehme ich sogar ein bisschen Schwung und rase hinunter. Pearl folgt mir ganz entzückt. Ich wäre jetzt lieber in der Sole, aber immerhin habe ich bereits fast eine Hälfte überstanden.

Das Wasser fließt jetzt nur noch gemächlich dahin, sodass Pearl sogar aus ihrem Reifen steigt und bis zur nächsten Kurve durchs Wasser geht. Ich tue es ihr gleich und schiebe meinen Reifen vor mir her, bis die Rutsche wieder schmaler wird. Tatsächlich schaffe ich es direkt beim ersten Versuch, wieder in den Reifen zu kommen. Nach ein paar gescheiterten Versuchen von Pearl halte ich ihren Reifen fest, damit sie es etwas leichter hat. Nun geht es steil und mit mehreren Kurven hinunter zurück ins Becken. Ein paar Mal kralle ich mich vor Angst am Reifen fest. Es kommt mir vor, als wäre ich bei jeder Kurve nur um Haaresbreite davon entfernt, über den Rand zu fallen.

Aber tatsächlich überstehe ich es ohne jeglichen Schaden. Pearl springt begeistert aus dem Wasser. "Gleich nochmal!" ruft sie übermütig. "Ähm, Pearl, du bist doch schon so groß, du kannst das doch bestimmt schon alleine", versuche ich mich herauszureden. Sie winkt ab. "Wer hat gesagt, dass du mitkommen sollst? Ich musste gerade ständig auf dich warten. Geh zu Emerald, die braucht eh viel mehr Hilfe als ich." 

"Du weißt, dass ich nicht ausschließlich dazu da bin, um euch zu helfen. Ich bin so etwas wie eine Spielkameraden, eine große Schwester, wenn man so will", erwidere ich. "Große Schwestern sind aber cool", entgegnet Pearl trotzig. Getroffen schaue ich sie an. "Sorry, so meinte ich das nicht", entschuldigt sie sich sofort. Das Verhältnis zwischen uns beiden muss echt besser werden, denn von Pearl kann ich vielleicht erfahren, was mit Mali los ist. "Was muss ich denn machen, um cooler zu werden?" erkundige ich mich leicht lächelnd. Mit den Füßen scharrend schlägt Pearl zögerlich vor: "Mir beibringen, wie man sich schminkt?" Es ist eher eine Frage. Aber das ist auf jeden Fall besser, als wenn sie es selbst versuchen würde. "Okay. Aber du musst wissen, du bist auf keinen Fall gezwungen, dich zu schminken. Das ist in deinem Alter noch gar nicht notwendig. Eigentlich in keinem Alter. Verstanden?" Ein paar Lebensweisheiten muss ich ja auch weitergeben. "Verstanden."

Nach dem Tag im Schwimmbad bin ich mehr als nur müde und will am liebsten gleich auf mein Zimmer verschwinden, aber Pearl zieht mich direkt ins Badezimmer und hält mir ein schon etwas schmutziges und abgenutztes Täschchen vor die Nase. "Das ist Mums Schminkzeug", erklärt sie und sieht mich auffordernd an. "Oh nein, das nehmen wir auf keinen Fall", widerspreche ich. "Ich hol was aus meinem Zimmer."

"Aber Mums Sachen sind richtig teuer und schön. Das reibt Dad ihr immer unter die Nase." Sofort schießt mir ein Gedanke durch den Kopf. Was ist, wenn die Blacks Geldprobleme haben? "Es bleibt dabei. Wir können nicht einfach die Schminksachen deiner Mutter ohne Erlaubnis benutzen. Komm, ich zeig dir meins." Ich bringe Pearl in mein Zimmer, platziere sie vor meinem Schreibtisch und stelle einen Schminkspiegel vor ihr ab. "Du hast so schön rosige Wangen, die decken wir auf keinen Fall ab. Also fangen wir mit Concealer an." Doch Pearl schüttelt heftig den Kopf. "Die sind doch gerade das Problem. Damit sehe ich aus wie eine Tomate!" Dieses Mädchen treibt mich noch in den Wahnsinn. "Pearl, wenn du dich jeden Tag mit Foundation zuklatscht bekommst du nur Pickel. Also lassen wir das. Hier, mit diesem Concealer kann man Augenringe abdecken. Ich mach dir das rechte Auge und dann darfst du es beim linken probieren, in Ordnung?" Eifrig nickt sie und ich tupfe ihr ein paar Tropfen unter das Auge und auf die Stirn. Dann verblende ich es mit einem Schwämmchen. Pearl übertreibt es zwar ein wenig, aber es sind immer noch annehmbar aus. Wie man Puder aufträgt weiß sie schon, lediglich beim Lidschatten weise ich sie daraufhin, nicht zu viel zu nehmen. Da Pearl ihre Wimpern selber tuschen will, endet unsere Aktion in einem kleinen Desaster, weil die Hälfte der Mascara in ihrem Gesicht landet. Dies behebe ich aber schnell mit einem Abschminktuch.

"Na, wie findest du es?" frage ich sie, als sie sich anschließend eingehend im Spiegel betrachtet. "Ich seh ja fast aus wie vorher! Nur meine Wimpern sind länger", regt sie sich auf. "Beim Schminken gilt: Weniger ist mehr. Schreib dir das hinter die Ohren!"

"Das muss ich unbedingt Mum zeigen!" ruft sie. "Danke, Marie." Und schon stürmt sie aus dem Raum. Grinsend folge ich ihr.

"Mum, Marie hat mich geschminkt, sie dir das an!" Mali bügelt gerade im Wohnzimmer vor dem Fernseher. "Ja, Schatz, ganz toll", antwortet sie müde. "Du hast es dir doch gar nicht richtig angeguckt!" beschwert Pearl sich prompt. Da schaut Mali genauer hin. "Wow, das ist ja bezaubernd." Diesmal meint sie die Worte ehrlich und scheint wirklich hingerissen zu sein. "Ja, oder? Du hast wirklich Talent, Marie." 

Mir kommt es vor, als wäre Pearl in diesen zehn Minuten ein völlig anderer Mensch geworden. Sie umarmt mich sogar! Auch Mali bemerkt diesen Umschwung und ist direkt angetan von der neuen Gefühlshochlage ihrer Tochter, sodass sie gar nicht mehr aufhört zu strahlen. Sie bügelt noch schnell die letzten Blusen und T-Shirts zu Ende und geht dann rüber zu Emerald, um ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen. Ich sortiere inzwischen die Klamotten und bringe sie in die einzelnen Zimmer. Als ich bei Emerald ankomme wünsche ich ihr auch eine Gute Nacht, doch sie schenkt mir nur ein müdes Lächeln und wirkt nicht so, als würde sie noch etwas mitbekommen. 

Nachdem wir uns Emeralds tiefen und festen Schlafes versichert haben, weist Mali auch Pearl an, ins Bett zu gehen, was diese tatsächlich auch kommentarlos tut. Sie macht den Eindruck, als hätte sie mich mittlerweile als Familiemitglied akzeptiert und mag mich nach dem Gefallen, den ich ihr mit der Schminke gegeben habe, nun auch. Aber unser Problem mit Mali ist noch immer nicht gelöst und das bereitet mir allmählich Sorgen. Wir sollten nicht zu lange hier blieben.

Unten geht die Haustür auf. "Bin wieder zu Hause!" ruft Finley daraufhin laut durchs Erdgeschoss. "Sei still, die Kinder schlafen schon!" zollt Mali ihn leise, aber ich kann sie trotzdem hören. Genauso wie den vorwurfsvollen Ton in ihrer Stimme. "Wo warst du denn so lange? Ich dachte, du würdest schon zu Hause sein, wenn wir vom Schwimmbad wiederkommen. Euer Meeting kann doch unmöglich so lange gedauert haben!" empört sie sich. "Wir waren danach noch essen. Das habe ich dir doch geschrieben, hast du meine Nachricht etwa gar nicht gelesen?"

"Nein, ich hatte häusliche Pflichten zu erledigen, genau wie du übrigens."

"Mach ich morgen."

"Da bist du doch gar nicht in der Stadt."

"Jetzt mach doch nicht so ein großes Fass auf! Ich muss nun mal manchmal länger arbeiten, gerade du müsstest das doch wissen!"

"Ich habe wirklich keine Lust, weiter mit dir zu diskutieren. Gute Nacht!" Ich höre Malis Schritte auf der Treppe, neben der ich gerade stehe, also beeile ich mich, möglichst leise in mein Zimmer zu gehen. Hätten wir doch bloß einen Gegenstand, mit dem man sich unsichtbar machen könnte. Damit wäre es bestimmt viel einfacher, solche Gespräche mitzuhören und dadurch mehr über Mali zu erfahren. Schon heute morgen war sie sauer auf Finley, aber jetzt geht sie komplett an die Decke. Ist das schon länger so? Hat unser Einsatz hier etwas mit einer Ehekrise zwischen den beiden zu tun?

Gerade bin ich unglaublich froh darüber, ein direkt angeschlossenes Bad in meinem Zimmer zu haben. Nicht auszudenken, wie peinlich es wäre, jetzt noch Finley oder gar Mali über den Weg zu laufen. Nachdem ich mir die Zähne geputzt und mich bettfertig gemacht habe, schaue ich noch kurz auf mein Handy. Seit heute morgen sind mehrere Nachrichten von Jean eingetroffen.

Mein Kopf raucht. Man, ich wäre jetzt so gerne bei dir im Schwimmbad!

Habe vor einer halben Stunde die Galaxie verlassen, um den fremdartigen Planet 'Supermarkt' zu ergründen und bin jetzt zurück mit ganz viel Nervennahrung und koffeinhaltigen Getränken. Wünsch mir Glück!

Warum antwortest du nicht? Ich bräuchte dringend ein bisschen aufmunternde Worte und deinen Sarkasmus!

Vor einer Stunde hat er wohl die Hoffnung auf eine Reaktion meinerseits aufgegeben und war seither auch nicht mehr online. Trotzdem schreibe ich ihm zurück.

Du packst das. Bist doch ein schlauer Junge. ;)

Neuigkeiten im Bezug auf Mali: Sie streitet sich in letzter Zeit wohl häufiger mit Finley. Ehekrise? Vielleicht hatten wir Recht mit der Annahme, dass ihr alles zu anstrengend wird.

Tatsächlich antwortet mir Jean keine zwei Minuten später.

Du meinst ICH hatte Recht mit MEINER Annahme. Aber ja, ich stimme dir zu. Wir sollten sowohl mit Finley als auch mit Mali persönlich darüber reden. Nur wie stellen wir das an?

Morgen früh um acht Uhr könnten wir uns treffen und unser weiteres Vorgehen besprechen. Mali arbeitet morgen nur bis zwei Uhr, danach könnten wir mit ihr sprechen. Was meinst du?

Mit fünfzehn Weckern auf dem Handy und einem starken Kaffee könnte das möglich sein. Reiß mir nicht den Kopf ab, wenn ich fünf Minuten zu spät bin.

Ist der etwa immer noch am lernen? Wie kann er sich denn jetzt noch konzentrieren?

Jean, geh ins Bett. Die restliche Lernerei kann auch auf morgen verschoben werden.

Gute Nacht. Und denk nicht so viel nach. Auch Mali und Phillipe können bis morgen warten.

Kann er Gedanken lesen? Jean scheint sich ernsthaft Sorgen um mich zu machen. Wahrscheinlich wegen der traurigen Musik, die die Schallplatte bei mir gespielt hat. 

Den ganzen Tag über und sogar die ganze Woche habe ich Phillipe, Vivien und meine trauernden Verwandten aus meinem Gehirn verbannt, aber gerade abends kommen mir all die Ereignisse wieder in den Sinn. Am liebsten würde ich meinen Kopf auf Stand-By schalten, um nicht permanent daran denken zu müssen. Tagsüber verdränge ich es, doch nachts komme ich zur Ruhe und selbst wenn ich endlich schlafe verfolgen mich ihr Unfall, das spätere Aufeinandertreffen mit Phillipe und meine Gewissensbisse bis in meine Träume.

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