24 {Haha, you don't know my password!}
《Aus Jeans Leben》
"Bitte wartet noch einen kleinen Moment, ich muss noch kurz das Gespräch mit den Botschaftern aus Gana zu Ende bringen", erklärt uns Urlo Acorn und schon schlägt er die Tür wieder zu. Alles klar, so wird man hier also empfangen, wenn man erfolgreich von einer Mission zurückgekehrt ist.
Ich setze mich auf eines der Sofas im Eingangsbereich, während Charlie ihr Handy auf den Tisch vor mir legt. "Ich gehe eben kurz auf's Klo, bin gleich wieder da." Mit diesen Worten verschwindet sie. Yes, das ist meine Chance!
Verliebte machen manchmal komische Sachen. Das zeigt sich auch bei mir. Denn jetzt wäre die perfekte Gelegenheit, um Charlies Handy zu stalken. Wenn sie kein Passwort hätte.
jean
Falsches Passwort. Bitte geben Sie Ihr Passwort erneut ein.
Schade, sie hat meinen Namen also nicht als Passwort.
phillipe
Falsches Passwort.
Wenigstens hat sie nicht den Namen dieses Schweins als Passwort. Aber vielleicht ist es phillipe123? Oder das 'P' wird großgeschrieben? Wer sagt, dass sie nicht wieder rückfällig geworden ist?
Bist du eifersüchtig?
Spinnst du? Ich will Charlie nur vor diesem Idioten schützen.
Als ob du eine bessere Partie wärst.
Äh, klar, natürlich!
Als Charlie zurück kommt, liegt das Handy wieder am selben Platz, an dem sie es zurück gelassen hatte. Sie nimmt es und schaut kurz drauf. "In 26 Sekunden erneut versuchen? Jean, was hast du gemacht?!" Aufgebracht schaut sie mich an. Meine innere Uhr ist wohl doch nicht so gut...
"Ähm, mir war langweilig?"
Sie zieht die Augenbrauen hoch. "Na wenigstens warst du wohl zu dumm, um mein Passwort heraus zu finden."
"Das hätte keiner in so kurzer Zeit herausgefunden", sage ich lässig.
Nach zwei Minuten, in denen Charlie schweigend vor ihrem Handy hockt und ich einfach nur stumm daneben sitze, ist Mr Acorn endlich mit seiner Besprechung fertig.
"Ich bin stolz auf euch. Ihr habt eure Mission in viel kürzerer Zeit beendet, als ich erwartet hätte. Euer nächster Auftrag wird sich auf Mali Black beziehen. Sie ist eine verheiratete Rechtsanwältin aus Chicago. In zwei Tagen werdet ihr aufbrechen. Gibt es noch irgendwelche Fragen?" Mr Acorn benimmt sich heute aber besonders förmlich. Ich erinnere mich noch an unseren ersten Tag hier. Er war ziemlich aufgedreht und verrückt, doch als wir den Fragebogen ausfüllen mussten, war er plötzlich so abweisend und ruhig.
"Wie schlagen sich die anderen Botschafter?" frage ich. Charlie, die bisher nur stumm auf den Boden geblickt hat, schaut auf.
"Panama und China sind bereits zurück. Von den anderen habe ich zwischendurch immer wieder kleine Updates erhalten, es wäre gut, wenn ihr das bei der nächsten Mission auch machen würdest. Bisher gibt es noch keine Probleme." Wir stehen auf, Mr Acorn öffnet uns die Tür. "Eure Hilfsmittel werdet ihr wie immer erst kurz vor eurer Abreise erhalten. Bitte denkt daran, angemessene Kleidung dabei zu haben."
Kurz danach verabschiede ich mich von Charlie, doch wir verabreden uns für den Nachmittag, um das Tal nochmal genauer in Augenschein zu nehmen.
In meinem Zimmer angekommen schalte ich mein Handy mal wieder an. Ich hoffe, meine Eltern machen sich nicht allzu große Sorgen. Zwar habe ich ihnen gesagt, ich müsse viel für die Uni lernen, doch meine Mutter fährt normalerweise jedes Wochenende zu mir. Und jetzt habe ich mich schon mehre Tage lang nicht mehr gemeldet.
"Maman? Hallo, ich bin's, Jean. Tut mir leid, dass ich so lange nicht angerufen habe, aber bald stehen wieder Klausuren an." Tatsächlich hat man mir ein paar meiner Unisachen mit in meinen Koffer gelegt, wofür ich sehr dankbar bin. Zwar braucht man keine Entschuldigung, wenn man mal eine Vorlesung versäumt, doch auf Dauer wäre das doch nicht so gut, obwohl die Dozenten einem meist die passenden Folien zur Vorlesung schicken.
"Wie geht es euch denn so?" frage ich meine Mutter, um von mir abzulenken. "Ach, ganz gut. Wir planen, nächste Woche für ein paar Tage zu Onkel Marc zu fahren, wäre das okay für dich?"
"Aber natürlich, maman. Richtet viele liebe Grüße von mir aus, ja? Au Revoir!"
Ich beende den Anruf und öffne WhatsApp. Ein paar besorgte Nachrichten von Oliver und Lilly.
Hey, hätte nicht gedacht, dass du so ein Muttersöhnchen bist. Wann kommst du zurück, alter? Oder ist irgendwas passiert? :o ~Oliver
Die Kantinenfrau vermisst ihren hungrigsten Gast. Sie macht uns schon die Hölle heiß und fragt jedes Mal, wo denn der nette Jean abgeblieben ist. Seid ihr jetzt schon per Du oder was? ~Lilly
Leise lachend schreibe ich Oliver zurück, dass alles bestens ist und Lilly antworte ich, dass Gabrielle mir sogar von ihren geheimsten Geheimrezepten erzählt hat.
Wenn ich schon auf WhatsApp bin kann ich auch gleich Charlies Profil stalken. Als Profilbild hat sie ein Bild von sich und ihrer besten Freundin Rebecca und ihr Status besteht aus einem einfachen, lächelnden Smiley. Ich weiß noch, dass sie, als sie mich das erste Mal angerufen hat, ein anderes Profilbild hatte. Eins mit Phillipe.
Die Berichte über den Unfall haben sich mittlerweile auch gelegt und ich hoffe, dass auch Charlie darüber hinweg kommen wird. Bis dahin werde ich versuchen, sie bestmöglich abzulenken.
Nach einer schnellen Dusche ziehe ich mir ein frisches, grünes T-Shirt und eine normale Jeans an und mache mich auf den Weg zu Charlies Zimmer. Dort angekommen klopfe ich höflich an und mache dann die Tür auf.
"Jean, ich bin noch nicht fertig! Du bist drei Minuten zu früh!" Frauen... Immer kommen sie zu spät und dann beschweren sie sich, dass man pünktlich ist. Verstehe einer diese Logik.
"So, jetzt bin ich fertig." Lächelnd tritt Charlie aus der Tür. Fröhlich hakt sie sich bei mir unter. "Warum so energiegeladen?" frage ich grinsend. "Ach, nur so." Und schon rennt sie die Treppe runter. Ich lasse mich von ihr mitreißen und bin mehr als froh, sie hier dabei zu haben.
"Nach rechts oder nach links?" Fragend sehe ich Charlie an. Diese fängt an, sich schnell im Kreis zu drehen, bis sie schließlich mit dem Finger auf eine Richtung zeigt. "Hier entlang." Lachend schlage ich diesen Weg ein. Wir laufen durch einen dichten Mischwald, der kaum Licht durchlässt. "Schau mal, ein Reh!" Links von uns läuft tatsächlich ein Reh, ängstlich schaut es zu uns, doch anders als ich dachte, geht es langsam auf uns zu. "Die Tiere hier sind wirklich zugänglicher als in unserer 'normalen' Welt." Ich gehe einen Schritt auf das mutige Tier zu. Zunächst weicht es zurück, doch allmählich entspannt es sich und lässt sich sogar von Charlie streicheln. "Ist das süß!" Es frisst sogar ein bisschen Gras aus ihrer Hand, bevor es wieder hinter den Bäumen verschwindet. "Hast du das gesehen? Es hat aus meiner Hand gefressen!" Charlie kann es immer noch kaum glauben. "Früher bin ich manchmal mit meinen Eltern in den Tierpark gegangen. Das war auch schön, doch die Tiere waren durch Zäune von uns getrennt. Hier kann man ihnen ganz nah sein. Dieser Ort ist noch so unberührt." Seufzend setzt sie sich auf einen Felsen. Ich lasse mich neben ihr nieder. "Und wir dürfen die Fehler der anderen Generationen ausbaden", führe ich ihren Gedanken weiter. Ich will weitersprechen, doch werde von einem kurzen, hellen Ton unterbrochen. Charlie zieht ihr Handy aus der Hosentasche. "Sorry, Rebecca hat mir gerade geschrieben." Sie gibt ihr Passwort ein. Unauffällig schaue auch ich auf den Bildschirm.
vivien
Warte, was? Wieso?
Wieso hat sie Viviens Namen als Passwort? Mir hilft es immer, mich abzulenken, wenn etwas tragisches passiert ist. Doch Charlie will wohl nicht loslassen.
"Charlie? Wieso hast du Viviens Namen als Passwort?" frage ich zögerlich nach. Wütend springt sie auf. "Warum stalkst du mein Handy?"
"Hey, ich will dir doch nur helfen. Du wirst nie darüber hinwegkommen, wenn du dich selbst bei so kleinen Dingen noch an sie klammerst." Sie sackt wieder in sich zusammen und setzt sich auf den Felsen. Leise atmet sie ein.
"Ich... Bei unseren Missionen. Auf Ibiza und jetzt auf Grönland. Da konnte ich das alles vergessen. Es war, als wäre ich in einer anderen Welt. Doch jetzt wo wir wieder hier im Tal sind kommt alles wieder hoch. So als wäre ich... aufgewacht. Ich weiß, dass sich das komisch anhört. Schließlich sind wir eigentlich hier im Tal in einer anderen Welt. Deshalb fürchte ich auch, dass es wieder schlimmer werden wird, wenn ich zurück nach Hause komme."
"Aber du gehst doch direkt nach Paris, wenn wir hier fertig sind. Dort siehst du deine Verwandten und alle anderen nicht. Und ich bin auch da.
"Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen? Weltfrieden zählt übrigens nicht, denn ich glaube nicht an Weltfrieden. Es wird immer Störenfriede und Probleme auf dieser Welt geben."
"Ich will weder in die Vergangenheit reisen, noch in die Zukunft sehen können. Ich will nicht wissen, was in der Zukunft passiert und ich habe Angst davor, etwas komplett auszulöschen, wenn ich irgendwas in der Vergangenheit verändere. Ich glaube, ich würde mir wünschen, dass die Menschen respektvoller mit der Natur umgehen. Und du?"
"Das ist schön. Ich wünschte, ich könnte Vivien zurückholen." Ich nicke. "Das verstehe ich. Aber bitte lass mich dir helfen. Es ist besser, wenn du das ganze hinter dir lässt.
Schließlich reicht sie mir ihr Handy, woraufhin ich mich von ihr wegdrehe, die Einstellungen öffne und verschiedene Passwörter eingebe. Dann bin ich fertig, drehe mich wieder zu ihr um und lasse sie auf den Bildschirm sehen, während ich das neue Passwort eingebe.
Jean
"War ja klar, dass du deinen Namen nimmst. Aber wenigstens hast du nicht 'Jeanistdercoolste' genommen."
"Das hat dein Handy leider zu lang gefunden."
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Charlotte wird ab jetzt von Jessica Clements dargestellt. Wer sich Charlie anders vorgestellt hat, kann natürlich weiter bei dieser Vorstellung bleiben, schließlich habe ich auch nicht viel dazu erwähnt.
Gerade hat sich mein Laptop völlig ohne Grund neu gestartet, nachdem es wohl irgendein Problem gegeben hat. Die Hälfte des Kapitels war einfach weg. Also entschuldigt, wenn dieses Kapitel nicht so gut geworden ist. :(
LG
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