15 {Alles nur Idioten}
《Aus Charlottes Leben》
Ich war vollkommen entspannt. Mitten im Sprung habe ich meine Angst fallen lassen.
Und bis vor einer Sekunde lag ich auch noch ganz ruhig hier im Wasser.
Wäre Jean nicht gewesen, hätte ich einfach so einschlafen können.
Aber leider ist er zu mir gekommen. Wenigstens habe ich jetzt die Truhe. Er hat ja noch nicht mal eine Tasche, wo er sie reintun könnte.
"Und wie finden wir diesen Typen jetzt?" nörgelt Jean auch schon rum.
"Einfach fragen." schlug ich vor und ging auf den ersten zu.
"Hey! Do you know a man with the name Carlo Zohnfeld?"
"Oh, sorry, I don't speak English. Bye!" Und schon rannte die Frau weiter. Na toll.
"Lass mich das mal machen." kommt es von meinem Partner. Schon läuft er los zu einem Jungen in unserem Alter.
"Hello. I'm Jean. Do you know anyone, who is called Carlo Zohnfeld?"
"Yes. My brother know him. He was on his party last week. But we can talk French too. I'm from France."
Jean schaut ihn mit einem 'Dein Ernst?-Blick' an. Dann winkt er mich zu sich, da ich immer noch ein paar Meter entfernt stehe.
"Charlotte! Er kennt diesen Carlo!"
Ich komme zu ihnen. "Ja, weißt du denn, wo er wohnt?"
"Nicht genau. Vielleicht weiß mein Bruder das. Aber: Was machen zwei Touristen wie ihr um diese Uhrzeit noch auf der Straße?"
Ich schaue auf meine Uhr. Tatsächlich ist es schon halb vier. Naja, laut dem Tablet liegt dieser Carlo ja auch gerade in irgendeiner Bar betrunken auf dem Boden. Was will man erwarten.
"Wir suchen ihn. Weißt du, wie seine Stammkneipe oder so heißt?" frage ich ihn leicht verzweifelt.
"Er geht gerne ins 'Starlightz' . Mehr weiß ich aber auch nicht."
Wir lassen uns den Weg beschreiben und rennen los.
Das Starlightz liegt in einer ziemlich belebten Straße mit sehr vielen Clubs und Bars, aber auch netten Cafés. Die jetzt leider geschlossen sind.
Vor der Tür steht ein Türsteher.
"Kein Einlass mehr." brabbelt er.
"Wir müssen da rein!" versuche ich ihn zu überzeugen.
"Und warum?"
"Ich... wir..." Was soll ich jetzt sagen?
"Meine Freundin hat ihre Handtasche da drin vergessen. Es war zwar kein Geld drin, aber Sie wissen ja, wie Frauen sind. Ohne ihren komischen Lippenstift kommen sie nicht aus. Und die Tampons die da drin sind braucht sie ganz dringend. Wir wissen genau, wo die Tasche liegt. In fünf Sekunden sind wir wieder hier draußen."
Der Türsteher seufzt, während ich dieses mal den 'Dein Ernst?-Blick' aufgesetzt habe. Empört blicke ich zu meinem 'Freund'.
"Okay, dann mal rein mit euch! Aber schnell!"
Und wie damals, als wir noch in unserer vertrauten Heimat waren, zieht Jean mich mit, durch die Tür, in den Club.
"Sie wissen ja, wie Frauen sind. Ohne ihren komischen Lippenstift kommen sie nicht aus." äffe ich Jean nach. "Danke aber auch."
"Bitte. War Phillipe aufmerksamer oder was?"
Geschockt starre ich ihn an.
"Du weißt, dass ich nicht darüber sprechen will!"
"Sorry. Es tut mir leid. Ich... war nur ein bisschen sauer."
Im Club ist es sehr dunkel. Überall tanzen Menschen, alles ist voll. "Du Jean? Wie sieht dieser Carlo überhaupt aus?" frage ich unsicher.
"Schau einfach nach irgendwem, der auf dem Boden liegt und gleich kotzt." schreit Jean zu mir hinüber. Typisch.
Ich gehe in eine andere Ecke des Raumes, knapp hinter der Bar. "Hey Baby!" werde ich von einem Typen angesprochen. Schüchtern wende ich mich ab. "Süße! Bleib bei mir!" ruft er mir nach. Ich gehe schneller. Wo ist denn Jean, wenn man ihn mal ausnahmsweise braucht?
Der Typ von vorhin holt mich ein. "Schätzchen, wie heißt du?" Er grinst, doch ich bringe nichts über meine Lippen. "Herzchen, ich hab dich was gefragt!" schreit er mir ins Ohr. "Charlotte." sage ich schließlich leise. Er nickt. "Sehr gut. Also Charlotte." Er betont meinen Namen extra. "Was machst du hier? Du solltest eigentlich auf meinem Schoss sitzen, Baby."
Was für ein schlechter Anmachspruch. "Ich suche jemanden."
"Wen denn? Ich kann dir bestimmt helfen." Ich blicke ihn an. Er ist ganz nah vor meinem Gesicht. Jetzt oder nie Charlie.
"Das glaube ich aber nicht." zische ich und klatsche ihm eine.
"Jetzt werd mal nicht gleich frech, Mädchen!" flüstert er drohend und wirft mich zu Boden. "Lass mich los!" schreie ich auf französisch. Der Spanier, dem eine Amerikanerin wohl besser gefallen hätte, hält meine Arme fest, sodass ich ihn nicht treten kann.
"Sorry, ich kann dich nicht verstehen!" sagt er und grinst dabei fies.
Diesmal schreie ich ihn auf Englisch an. Trotzdem hält er mich weiter fest. Gibt's hier Wachmänner oder so?
Er holt aus und schlägt mir einmal auf den Arm. Es brennt höllisch. "Baby, wehr dich doch nicht so!"
Niemanden interessiert es. Niemanden interessiert es, dass ich hier weinend liege und der Junge schon zum nächsten Schlag ausholt. Ist den Menschen denn alles egal? Oder wissen sie nicht, was sie machen sollen? Ist es normal geworden? Jean hätte gesagt, dass sie zu betrunken sind, um etwas zu merken, aber manchmal ist er auch wirklich zu gutgläubig. Den Leuten hier ist doch wirklich alles egal.
Sein Arm schnellt nach vorne, doch kurz vor meinem Arm wird er gestoppt. "Hör auf damit! Du Idiot!" höre ich Jean schreien. Zitternd bleibe ich liegen, während er den Typen seine Finger in den Arm bohrt und ihn von uns weg stoßt. Dann wendet er sich mir zu.
"Hier bist du Charlie. Was ist passiert? Hat der Kerl dich angegriffen?" fragt er sanft und zieht mich in eine Umarmung. Ich schüttle den Kopf. "Hat er dich bedrängt?" Ich nicke.
Er umarmt mich fester. "Fühlst du dich dazu in der Lage, weiter nach Carlo Zohnfeld zu suchen?" Ich nicke heftig. Er lächelt. "Okay."
Er verschrenkt unsere Finger miteinander, wahrscheinlich, damit mich niemand mehr anspricht. Gemeinsam laufen wir zur Bar und fragen nach Carlo.
"Irgendwo dort hinten müsste er sein." berichtet uns der Barkeeper und zeigt mitten auf die Tanzfläche. Scheint so als sei Carlo auf der Insel schon allgemein bekannt. Der besoffene Dummkopf. Toller Ruf.
Jean zuckt mit den Schultern. "Lass uns da mal drunter mischen, oder?
Zwei Minuten später fand ich mich mitten in einer Menge fröhlicher Menschen wieder. Zum Glück hatten wir uns in weiser Voraussicht schon passende Klamotten angezogen, sonst wären wir ziemlich aufgefallen.
Jean zieht mich zu sich heran. "Entspann dich." raunt er mir zu und schaut sich unauffällig um.
"Siehst du ihn?" frage ich aufgeregt. "Nee, die sind alle schon betrunken."
Wir bewegen uns auf die Mitte zu und tatsächlich, dort liegt ein Mann auf dem Boden. Fast wird er von den vielen Feiernden niedergetrampelt.
"Schau mal unauffällig in die Richtung." Ich nicke in Richtung Carlo.
Mein überaus schlauer Partner dreht seinen gesamten Kopf dorthin und scannt mit großen Augen die Umgebung, bis er schließlich Carlo Zohnfeld entdeckt. "Ah, da!" ruft er laut.
"Sag mal, was verstehst du an dem Wort 'unauffällig' eigentlich nicht?"
"Unauf-WAS?" Er grinst mich an. Natürlich hat er es verstanden. Er mag es nur, mich zu ärgern.
Wir laufen direkt auf den Mann zu. "Can we help you?" fragte Jean direkt, doch er brachte nur ein Husten zustande. "Okay, verstanden." Die Nachricht auf dem Tablet war wohl keines Falls gelogen gewesen.
Ich zog langsam am Arm des jungen Mannes, von dem wir hofften, dass es Carlo Zohnfeld war. "Carlo Zohnfeld?" fragte ich ihn schließlich. Er nickte leicht, woraufhin er sich aber direkt wieder zusammenkrümmte. "Wir müssen hier raus!" rufe ich Jean zu. Der zeigt einen Daumen nach Oben und boxt sich durch zu mir. Ich übergebe ihm Carlo und wir machen uns auf den Weg hinaus aus dem stickigen Club.
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