7 - Die Aussprache
„Stella, ernsthaft?! Fuck, wäre ich Tanja nicht so verfallen, dann würde ich mich von dir flachlegen lassen. Das Kleid lässt alles stehen und feucht werden. Damit wirst du sicher der Blickfang der ganzen Gala!"
Amy könnte Recht haben. Ich könnte in diesem Kleid mit dem sündhaften Rückenausschnitt eventuell einige Blicke auf mich ziehen.
Als ich es gestern beim Shoppen entdeckt habe, musste ich es unbedingt haben und teuer war es glücklicherweise auch nicht.
Nach unserer Partynacht am Donnerstag sind Amy und ich gemeinsam mit Ricardo Heim und haben dann noch etwas bei Amy gefeiert. Letztendlich hat Ricardo auf der Couch geschlafen und uns dann noch zur Shoppingmeile gefahren.
„Amy, ich glaube, wir beide werden heute ein Blickfang sein. Nicht, dass mein Kleid cremefarben ist und sehr offenherzig, aber ich schätze, wir gleichen uns aus." Ich muss lachen, denn das, was bei mir hinten an Stoff fehlt, das fehlt bei Amy an der Vorderseite.
Amys Kleid ist roséfarben, hat für meinen Geschmack zu viel Tüll und der Ausschnitt ist tödlich. Wir mogelten bei ihr etwas mit Tape, sodass alles hält und gut geformt sitzt. Bei mir mussten wir das auch tun, da ein BH nicht möglich ist bei diesen Kleidern.
Ich freue mich, heute Abend mit Amy zu dieser Gala zu gehen. Der Grund der Gala ist wohl, Gelder für misshandelte Opfer zu sammeln, um diese dann für den Bau von Notinseln zu verwenden.
So etwas ist wichtig, denn es gibt viele Kinder, Frauen und auch Männer, die Gewalt erleben müssen und nicht wissen, wohin mit sich selbst.
Ich wollte erst Ricardo fragen, ob er uns begleiten möchte, aber nachdem, was er vor dem Club zu mir gesagt hat, war das, denke ich, nicht die beste Idee. Ich weiß nicht, ob er mich testen möchte oder ob er nur die Situation ausnutzen wollte.
Irgendwie drehen alle Männer in meiner Nähe derzeit am Rad. Was habe ich nur an mir, dass die so komisch ticken?
Von Dan habe ich seit dem Club auch nichts mehr gehört und nachrennen werde ich ihm auch nicht. Sowas habe ich nicht nötig!
Heute ist mein Ziel, die Frau an Amys Seite kennenzulernen und vielleicht eine Menge neuer Leute zu treffen.
„Hey, mein Name ist Tanja und du musst Stella sein. Amy redet viel von dir. Es freut mich sehr, dich kennenzulernen. Ich hoffe, du genießt den Abend." Tanja strahlt mich an und oh mein Gott: Amy hat wirklich nicht gelogen; sie ist wirklich heiß. Ihr Stil ist speziell, maskulin, aber trotzdem hat sie genug weibliche Züge.
„Hey. Ja, da hast du richtig geraten. Danke für die Einladung. Ich finde es klasse, dass man sich für diese Menschen einsetzt."
„Danke, das freut mich sehr zu hören. Ich hoffe, wir werden uns nochmal in Ruhe sprechen können und bis dahin wünsche ich euch viel Spaß!"
Um Amy ein wenig Zeit mit ihrer Liebsten zu verschaffen, werde ich mich vorerst an die Bar begeben, um mir ein Getränk zu gönnen.
Der Saal ist riesig und es tummeln sich gefühlt hunderte Menschen hier rum. Das Thema ist in Weiß und mit vielen Lichtern gehalten. Am Ende des Saals ist eine kleine Bühne aufgebaut. Ich schätze, dort werden später Ansprachen gehalten. In der Mitte stehen etwa 20 große runde Tische, wo später das Essen serviert wird.
Ehrlich, so langsam habe ich tatsächlich Hunger! Na ja, bis dahin lasse ich mir ein paar Cocktails schmecken.
Oh, da ist ein Hocker freigeworden!
Ich setze mich, gönne mir einen Schluck von meinem Martini und genieße das rege Treiben hier.
Ein Kleid ist schöner als das andere. Man muss dazu sagen, dass sich hier nur die Creme de la Creme von Western Australia tummelt.
In diesem Wahnsinnskleid fühle ich mich auch keineswegs fehl am Platz und die Blicke, die mir gelten, beweisen mir dasselbe.
Ich sollte mich so langsam auf die Suche nach Amy und Tanja machen, denn so allein zwischen all den Fremden mag ich nicht dauerhaft sein. Die beiden sind zum Glück schnell zu finden.
„Na, ihr Turteltauben? Tanja, kannst du mir deine First Lady ein wenig ausleihen? Ich würde liebend gerne ein wenig mit ihr tanzen."
Tanja schaut belustigt. „Klar, immerhin muss sich ja auch wer um dich kümmern. Bevor ihr losgeht, möchte ich euch noch meinen besten Freund Dan Lewis vorstellen."
Fuck! Fuck! Fuck! Nein, das kann nicht wahr sein, oder?! Bitte lass es einen anderen Dan Lewis geben!
Warum verfolgt er mich so intensiv seit unserem ersten Treffen?
Am liebsten würde ich gerade einfach nur noch abhauen. Weit weg!
Amy merkt, dass ich nervös werde und weiß natürlich, wieso. Anscheinend hatte sie keine Ahnung, dass Tanja ihn kennt.
„Stella? Amy? Das ist Dan Lewis! Er leitet die Firma WaveOnTech und setzt sich viel für unsere Stiftung ein."
Dan und ich starren uns an und schweigen.
„So klein ist die Welt. Ich wusste zwar, dass Tanja einen besten Freund hat, aber es ist eine ziemliche Überraschung, dass du es bist."
Tanja ist sichtlich verwundert. Das ist ihr anzusehen.
„Um das Ganze aufzuklären", reiße ich die Aufmerksamkeit auf mich. „Dan und ich kennen uns dank eines kleinen Zwischenfalls, bei dem er mir behilflich war. Wir haben uns ein paar Mal gesehen. Er hat sich dann im falschen Moment immer für die Flucht entschieden, statt zu kämpfen. Also würde ich behaupten, wir sind Bekannte."
Dan scheinen diese Worte nicht zu gefallen, denn er ballt seine Hände zu Fäusten. Genau das zeigt, dass ich ihn am richtigen Punkt getroffen habe.
Das Spiel kann ich auch spielen. Entweder man redet mit mir, damit ich die Situation verstehen kann, oder man lässt es und benimmt sich wie ein Arschloch.
Klar, ich habe blöd auf den Kuss reagiert, aber Dan hätte fragen können, wieso.
Genauso die Aktion im Club ...
„Dan, ist sie die Frau ..." Tanja bricht mitten im Satz ab. Ich denke, sie möchte ihren besten Freund nicht einfach bloßstellen.
„Ich brauche Luft." Mit diesen Worten verschwinde ich nach draußen in den Garten, um für mich zu sein. Hinter mir ertönen Schritte, aber ich laufe einfach weiter.
„Stella, jetzt bleib endlich stehen! Ich muss mit dir reden! Jetzt und hier!"
Mein Herz pocht bis in meine Kehle, teils vor Aufregung und teils aus Wut.
Warum verfolgt mich Dan? Es war ihm doch sichtlich lieber, mich zu ignorieren ...
„Stella!"
Ist das sein Ernst? Na warte!
„Was?! Willst du mir jetzt erzählen, dass du ein Idiot bist und du einen Fehler gemacht hast oder was hast du noch so auf dem Herzen? Ich schätze, du wusstest dank der Gästeliste, dass ich heute Abend da sein werde. Stalking ist voll dein Ding, Mister Lewis!"
„Stella, hör mir einfach zu. Danach kannst du mich gerne wieder als Arschloch bezeichnen. Also gib mir fünf Minuten. Wenn du danach gehen möchtest, dann gerne! Ich habe lange keine Frau an meiner Seite gehabt. Nicht einmal im Bett. Du bist mir schon vorher im Café aufgefallen, da dieses unmittelbar auf dem Weg zu meiner Firma liegt. Der Tag, an dem dich dieser Typ zum Stürzen brachte, war der für mich beste Tag seit langem. Dank der Situation hatte ich endlich einen Grund, dich anzusprechen. Als du mich als Trophäensammler hingestellt hast, wollte ich dir das Gegenteil beweisen. Nur war ich wohl zu schnell gewesen und habe mir deswegen Vorhaltungen gemacht, statt mit dir darüber zu reden. Deswegen auch der Abgang aus dem Club, wobei ich danach kurzzeitig zum Club zurückwollte. Genau in dem Moment, als meine Schwester mir mitteilte, dass sie dich in den Armen eines Anderen erwischt hat. Statt mit dir zu reden, habe ich dich weggestoßen und somit alles schlimmer gemacht."
Dan macht eine Pause und er tritt auf mich zu.
Mein Gott, er sieht göttlich aus und er riecht nach diesem Parfüm, welches einen schwach werden lässt.
Die Kombi aus ihm und seinen Worten lässt mich gerade jegliche Etikette vergessen und ich muss ihn einfach küssen, anfassen, berühren.
Dan erwidert den Kuss und zieht mich fest an sich. Dieser Moment, dieser Kuss. Nur wir beide. Dans Hände wandern über meinen nackten Rücken über meine Hüften.
Plötzlich löst er sich mit einem Grinsen auf dem Gesicht von mir.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro