24 - Für immer
Ich bin nervös. So nervös, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nicht war.
Dan und ich sind mittlerweile seit einem Monat ein Paar. Wir sind glücklich zusammen und genießen jede einzelne Sekunde, die wir gemeinsam miteinander verbringen können.
Die Paparazzi lassen uns zum Glück wieder in Ruhe und ich kann auch wieder in die Uni gehen, ohne von allen Seiten mit schrägen Blicken bedacht zu werden.
Eigentlich ist alles perfekt, allerdings ist heute der Tag gekommen, an dem sich alles verändern wird.
Entweder positiv oder negativ.
„Hey Wattebäckchen", begrüßt mich Dan mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. „Na, wie geht es dir?" Er haucht mir einen liebevollen Kuss auf die Wange, ehe er sich gegenüber von mir in einem blauen Ohrensessel niederlässt.
Automatisch beschleunigt sich mein Herzschlag. Ich habe so viel Angst, dass ich mich am liebsten auf der Stelle übergeben würde. Und zwar mehrfach.
„H-Hey", erwidere ich mit zittriger Stimme und einem gequälten Lächeln. „Schön, dass du gekommen bist."
Dan scheint zu merken, dass etwas nicht stimmt, denn er legt seine Stirn in tiefe Furchen. „Ist etwas passiert?", hakt er alarmiert nach. „Warum wolltest du mich ausgerechnet im Café treffen und nicht bei dir zu Hause?"
Ich schlucke schwer. Mein Blick wandert zu einem kleinen Tisch in einer Nische, an dem Amy, Ricardo, Miley und Tanja sitzen. Sie alle warten dort auf mich, um mich im Notfall auffangen zu können, falls Dan meine Hand loslassen sollte.
Niemand von uns ist sich sicher, wie sich Dan entscheiden wird. Nicht einmal Tanja, die Dan schon ihr ganzes Leben kennt, kann einschätzen, wie er reagieren wird.
Das macht mir ehrlich gesagt nur noch mehr Angst.
„Ich, na ja, ich muss dir etwas sagen." Der Knoten in meinem Magen wird größer.
Wie gerne ich jetzt aufstehen und davonlaufen würde, doch ich weiß, dass ich diesem Gespräch nicht ewig aus dem Weg gehen kann. Außerdem hat Dan die Wahrheit verdient, schließlich betrifft sie seine Zukunft.
„Tut mir leid, dir das so sagen zu müssen, aber du machst mir echt Angst, Wattebäckchen." Verunsichert greift Dan nach meinen Händen und streichelt vorsichtig über meine Haut. „Bitte sag mir nicht, dass du unsere Beziehung in Frage stellst und Schluss machen möchtest. Ich habe dir versprochen, dass wir das schaffen werden! Wenn ich wieder auf Tour bin, kommst du mich in den Semesterferien besuchen. Außerdem werde ich in meinen freien Wochen jedes Mal zurück zu dir nach Perth fliegen. Es wird anstrengend, keine Frage, aber ich bin mir sicher, dass unsere Liebe stark genug ist!"
Bei Dans Worten bilden sich Tränen in meinen Augen.
In fünf Monaten geht er zurück nach Europa, um dort sein neues Album vorzustellen und Konzerte zu spielen.
Natürlich verübele ich es Dan nicht, dass er Australien verlässt, damit er seine große Leidenschaft ausleben kann, doch der Zeitpunkt ist nicht sehr günstig gewählt.
Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich Dan wirklich die Wahrheit sagen soll. Letztendlich war wieder Tilly diejenige, die mir einen Schubser in die richtige Richtung gegeben hat.
„Ich hoffe wirklich, dass unsere Liebe stark genug ist, Dan", murmele ich so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob mich Dan überhaupt versteht. „Die Entfernung wird nämlich nicht unser einziges Problem sein."
Da ich es nicht schaffe, in Dans fragende Augen zu schauen, senke ich schnell den Blick. Außerdem kneife ich mir in die Handinnenfläche, um meine Tränen zurückzuhalten.
Jetzt wird sich entscheiden, ob Dan und ich eine gemeinsame Zukunft haben oder nicht.
„Wie meinst du das, Stella? Was ist los?" Panik und Angst schwingen in Dans Stimme mit. Ich nehme wahr, dass er verzweifelt meinen Blick sucht, aber ich bin nicht stark genug, um mich seinem Gefühlswirbelsturm zu stellen. Stattdessen überreiche ich Dan wortlos eine Karte.
Rote Herzen sind auf der Karte abgebildet und umrahmen ein Feld, das mit einer Geldmünze freigerubbelt werden muss.
Kurz zögert Dan, doch dann holt er eine Münze aus seinem Portmonee und kratzt das Viereck frei.
Aus Angst vor seiner Reaktion schließe ich die Augen. Mein Herz hämmert derweil so kräftig gegen meinen Brustkorb, dass ich befürchte, es könnte jeden Moment herausspringen.
Mir wird abwechselnd heiß und kalt, Übelkeit wallt in mir auf und Blitze der Aufregung zucken unter meiner Haut.
Ich zittere.
Ich kann hören, wie die Münze auf die Tischplatte kracht und wie Dan überrascht die Luft einzieht.
Eine Träne, gefüllt mit Panik, kullert über meine Wange.
„St-Stella", stammelt Dan überfordert. „Ist das ..." Er hält mitten im Satz inne.
Ich wage es nicht, zu atmen und halte die Luft an.
Eine Sekunde verstreicht. Zwei Sekunden. Drei Sekunden.
Dan legt seine Hände auf meine und drückt diese aufmunternd. „Sieh mich bitte an, Stella", fleht er so verzweifelt, dass sich mein Herz überschlägt. „Ich möchte deine wunderschönen Augen sehen."
Seine Stimme klingt neutral. Ich habe keine Ahnung, ob er sich freut oder ob er so schockiert ist, dass er keine Gefühle zeigen kann.
Ganz langsam komme ich Dans Wunsch nach und lasse meine Lider aufflattern.
Ozeanblaue Augen treffen auf meine mintgrünen Augen. Tränen verschleiern unsere Pupillen und sind ein Ausdruck unserer derzeitigen Gefühlswelt.
Ein paar Minuten schauen wir uns einfach nur stumm an, bis Dan das unangenehme Schweigen durchbricht. „Du bist also schwanger?", hakt er vorsichtig nach.
Obwohl ich keinerlei negative Gefühle in Dans Stimme hören kann, breche ich in ein klägliches Schluchzen aus. Mein Körper wird von einem Erdbeben erschüttert, während ich drohe, in meinen eigenen Tränenfluten zu ertrinken.
Ich bin schwanger. Von unserem Abend am Strand.
Erfahren habe ich es vor fünf Tagen, als meine Periode ausgeblieben ist.
Auch wenn ich noch ganz am Anfang der Schwangerschaft stehe und mich überhaupt nicht bereit für ein Baby fühle, werde ich es nicht abtreiben. Ganz egal, was Dan dazu sagt.
Die Unterstützung von Amy, Tanja, Ricardo, Miley und Tilly habe ich sicher. Bleibt nur abzuwarten, wie es mit Dan und mir weitergehen wird.
Dan ist ein Superstar, der viel durch Europa reist. Ein Baby passt bestimmt nicht in seinen Plan.
„Stella?" Dan wischt mir vorsichtig die Tränen von den Wangen. Sein Blick ist liebevoll, als er murmelt: „Ich habe mir schon immer meine eigene kleine Familie gewünscht."
Was?
Was hat er gerade gesagt?
Vollkommen überrascht starre ich Dan an. Mein Mund klappt auf und meine Augen weiten sich. „Du-Du bist also nicht sauer?", hake ich sicherheitshalber nochmal nach.
Sofort schüttelt Dan seinen Kopf. „Natürlich nicht, Stella", grinst er. „Ganz im Gegenteil: Ich freue mich riesig darauf, Vater zu werden! Vorausgesetzt natürlich, dass du das Baby behalten möchtest."
Mehr als ein schwaches Nicken bringe ich nicht zustande.
Dass Dan die Nachricht meiner Schwangerschaft so positiv aufnehmen würde, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet.
„Wir werden großartige Eltern sein, Stella! Seit ich dich kenne, habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass du die Mutter meiner Kinder wirst!" Dan steht von seinem Stuhl auf und kommt zu mir gelaufen. Freudentränen schwimmen in seinen Augen und ein glückliches Strahlen ziert seine Lippen.
„Ich liebe dich, Stella! Für immer!"
Mehr muss er gar nicht sagen und schon finden unsere Lippen zusammen.
Ab jetzt kann unser gemeinsames Abenteuer so richtig starten!
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