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Farbenlos

"Und du bist dir sicher, dass du mich nicht begleiten möchtest?" Wiederholte Angela zum bestimmt hundertsten Mal an diesem Freitagmorgen ihre Bedenken, während sie mit den Händen über den Karmesinroten Stoff ihres schlichten Reisekleides fuhr. Aus dem Augenwinkel erkannte sie eine der Dienstmädchen, die einen weiteren Kleiderstapel am Schminktisch vorbeibalancierte und im Reisekoffer entlud. Doch ihre Aufmerksamkeit galt allein der steifen Haltung des Mannes vor ihr, der seinen Blick aus dem Fenster ihres Zimmers gerichtet hatte und stumm das Treiben auf dem Hof beobachtete.

Im Hause Eastbrook herrschte Aufbruchstimmung. Nicht zuletzt, weil Angela heute ihre Reise antreten würde. Über die Schulter ihres Vaters hinweg erkannte sie, dass die dunklen Pferde bereits vor die Kutsche gespannt worden waren und ungeduldig wieherten. Es blieb ihr nicht mehr viel Zeit, um ihn davon zu überzeugen, dass es viel sinnvoller wäre, wenn er mitkäme. Sein trister Anzug mit gestärktem Kragen passte zum gräulichen Wetter. Der Himmel drückte schwer auf ihr Gemüt. Wenn ihr Vater nur nicht einen ebenso farblosen Charakter hätte, wie der kühle Dezembertag.

Schon seit längerem bereitete ihr der Gedanke Kopfschmerzen, dass er von ihr erwartete, erfolgreich Arbeiter für seine Plantagen anzuwerben. Es war nunmal nicht die Aufgabe einer Frau, vorallem nicht einer Frau, die noch nie zuvor in ihrem Leben über das Anwesen hinaus etwas von der Welt gesehen hatte. Aber der immer fortwährende Krieg der Unionstruppen und der konföderierten Tennessee-Armee erforderte außergewöhnliche Maßnahmen, hatte Charles Eastbrook selbstsicher bekundet, als er ihr von seinen Plänen erzählt hatte.

Er war einer der ersten Plantagenbesitzer in den Südstaaten gewesen, der sich dazu entschlossen hatte, die Sklaven auf den Baumwollplantagen durch schlecht bezahlte Tagesarbeiter zu ersetzen. Nur stellte es sich als überaus schwierig heraus, Männer der Südstaaten anzuwerben, wenn diese nach wie vor von der Sklaverei überzeugt waren. Und genau da kam seine einzige Tochter ins Spiel. Angela Eastbrook musste sich beweisen, bevor ihr Vater ihr die Plantagen vererben würde und diese Reise war die einmalige Gelegenheit dazu.

"In South Carolina ist ein neues Landstück zum Verkauf freigegeben worden. Der Boden soll in dieser Region besonders fruchtbar sein." Begann er zu reden und seine weißen Haaransätze reflektierten sich im fahlen Sonnenlicht. "Ich werde mich um den Kauf kümmern müssen, solange du fort bist." Ihr Vater drehte sich um. Seine stahlgrauen Augen erfassten sie und sofort bereute sie es, ihn gefragt zu haben. Wenigstens hatte er dafür gesorgt, dass sie auf der wochenlangen Kutschfahrt nicht alleine sein würde. Der alte Jenkins begleitete sie und so sehr sie den wortkargen Buchhalter ihres Vaters verschmähte, war sie froh, dass sie wenigstens ein wenig Gesellschaft auf den holprigen Fahrten haben würde.

"Du wirst deine Arbeit gut machen." Unterbrach er ihre Gedanken. Seine Schultern hatte er stramm nach hinten gezogen, seine Gesichtszüge verhärtet.

"Wieso bist du dir da so sicher?" Angela glättete ein weiteres Mal die Röcke. Mit dem Ansatz eines Lächelns trat ihr Vater auf sie zu. Seine Finger fanden den Weg zur Brosche, die sie oberhalb der bestickten Naht ihres Kleides befestigt hatte und rückten es zurecht. Das Familienwappen. Ein goldener Adler, der einen Baumwollzweig fest mit seinem Schnabel umschlossen hielt. "Weil du meine Tochter bist und mich nicht enttäuschen darfst."

Sie schluckte fest, ohne den Blick von seinen Augen abzuwenden. Angela fühlte sich der Aufgabe keinesfalls gewachsen und trotzdem musste sie diese erfüllen, ehe sie zurückkehren konnte. Nie wieder könnte sie vor Charles Eastbrook auftreten, wenn sie in den nächsten Wochen versagte.

"Miss Eastbrook, der Kutscher und Mr. Jenkins sind so weit. Ihre letzten Koffer werden soeben angeschnürt." Teilte uns der Stallbursche mit, der mit dreckigen Stiefeln und unordentlichen Haaren im Türrahmen erschienen war. Mutter hätte ihn mit einem Kochlöffel durch das ganze Haus gejagt, wenn sie wüsste, dass er es gewagt hatte, es schmutzig zu betreten. Angela kicherte in sich hinein und bedankte sich beim schlaksigen Jungen mit einem kurzen Nicken.

Dann verabschiedete sie sich von ihrem Vater und folgte dem Stallburschen in den Flur. Die Dielen knarzten, als sie an der Küche vorbei lief, Maribel, die Köchin, am gemauerten Holzfeuerherd vorfand und ohne ein weiteres Wort das Anwesen verließ. Ihre Mutter hatte sich bereits gestern von ihr verabschiedet, weil sie den Gedanken nicht ertrug, ihre Tochter in die ferneren Staaten reisen zu lassen. Vor allem nicht in einer angespannten Lage, wie sie es durch den herrschenden Bürgerkrieg nunmal war und Angela verstand die Ängste ihrer Mutter. Sie selber hatte ja auch Angst.

Dankend nahm sie die Hand des Stallburschen an, der sie in die Kutsche hineinmanövrierte und nur einige Augenblicke später quetschte sich der korpulente Körper des alten Jenkins durch die Kutschtür. Der Boden der Kutsche senkte sich bemerklich und Angela hatte sich unauffällig an der ungemütlichen Bank festgehalten. Seine wettergegerbten Gesichtszüge hatte er mit einer Gleichgültigkeit auf sie gerichtet. Der Kragen seines Ausgehfracks war aufgestellt. Angela fragte sich, wieso er sich für eine Kutschfahrt, die sicher bis in den Abend gehen würde, so sehr herausgeputzt hatte, doch sie traute sich nicht, die Frage wirklich auszusprechen. Mr. Jenkins war ein sonderbarer betagter Mann und manchmal war sie froh, dass sie seine Eigenheiten nicht verstehen musste. Es hatten sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet. Dabei waren sie noch nicht einmal losgefahren.

Angela seufzte. Ihr Vorhaben würde mindestens bis zum Anbruch des Frühlings andauern und sie verbrachte die Zeit mit dem Mann, der ihr schon früher als kleines Mädchen oft genügend Material für ihre Schauergeschichten gegeben hatte.

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Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als sie den Rücken durchstreckte und ihre Schultern unangenehm knackten. Gelangweilt streifte sie mit den Augen über die leblose Landschaft. Anfangs hatte sie sich noch über die Eintönigkeit der Wiesen und Felder gefreut. So konnte sie ungestört ihren eigenen Gedanken nachhängen. Aber irgendwann wurden ihre Gedanken zu träge, die einseitigen Gespräche mit dem Buchhalter zu gezwungen, die Bücher in ihrer kleinen Reisetasche zu oft durchgeblättert.

Angela sehnte sich nach Abwechslung. Sie waren mehrere Tage unterwegs gewesen. Hatten oft in kleinen Ortschaften für die Nacht angehalten und waren nun auf dem besten Wege, morgen Mittag Montgomery zu erreichen. Bisher waren sie ernüchternd erfolglos gewesen und so hoffte sie, dass in einer großen Stadt die Chancen besser standen.

"Mr. Jenkins." Versuchte sie ihre Begleitung in ein Gespräch zu verwickeln. "Sagt man nicht, dass Montgomery die größte Stadt in Alabama ist?"

Der Mann mit den furchentiefen Falten im Gesicht hob eine buschige Augenbraue. "So ist es, Miss Eastbrook."

"Ich habe viel davon in meinen Büchern gelesen. Ist es genauso verträumt, wie ich es mir immer vorgestellt habe? Mit weißen Familienhäusern, umsäumt von Magnolien, Hibiskus und Obstbäumen?" Angela hielt sich krampfhaft an der Bank fest, als die Kutsche durch ein weiteres Schlagloch fuhr.

"Nun, ich habe zwar nicht die Bücher gelesen, die Sie gelesen haben, Miss, aber ich bin mir sicher, dass es eine schöne Stadt ist."

Sie presste stumm die Lippen aufeinander. Wie gerne hätte sie sich ihren Vater oder ihre Mutter als Reisegesellschaft gewünscht. Selbst eine der Dienstmädchen hätte die Fahrt sicherlich heiterer gestaltet. Weiter kam sie mit diesem Gedanken nicht. Ein weiteres Schlagloch ließ sie schmerzhaft gegen die rechte Innenseite der Kutsche rutschen. Das Gefährt wankte gefährlich, ein Geräusch von kreischendem Metall durchschnitt die Stille der Idylle und ein letzter Ruck verriet ihr, dass etwas geschehen sein musste. Kutschfahrten waren nicht ungefährlich. Das wusste sie von ihrem Vater, der sie immer ermahnt hatte, keine weiten Ausflüge mehr vor Anbruch der Dunkelheit zu unternehmen. Und in ihrem Kopf spielten sich grausame Szenarien ab. Sie malte sich mit schreckgeweiteten Augen aus, was draußen passiert sein musste. Die Kutsche kam stolpernd zum Stehen, der Kutscher stieß einen Ruf aus, den sie durch die geschlossenen Fenster nicht verstand. Mr. Jenkins hatte seine Augen besorgt aufgerissen.

Angela hatte von feindlichen Indianerstämmen gelesen, Deserteuren, die Kutschen überfielen, unbarmherzigen Soldaten, die sie als Geiseln nehmen und verkaufen würden und sie bereute es, in ihrem Leben so viel gelesen zu haben. Jemand öffnete die Verriegelung der Kutschtüre. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, ehe sie das Gesicht des Kutschers erkannte.

"Die Radachse ist gebrochen." Erklärte er, während er hilfsbereit eine Hand nach Angela ausstreckte und ihr aus dem Inneren in die frische Luft half. Kurz danach folgte Mr. Jenkins. "Und was bedeutet das für uns?" Wieder hatten sich Schweißperlen auf seiner Stirn gesammelt, die er mit einem bestickten Tuch fortwischte.

"Das bedeutet, dass das Ding hinüber ist. Pfutsch." Der Kutscher spuckte verärgert auf den Boden. Angela besah sich das Rad, welches sich schräg nach unten gebogen hatte. "Da lässt sich nichts mehr machen, Miss." Beteuerte der Kutscher ihre Vermutung. Die grauen Pferde zogen an der Vorrichtung. Wenigstens waren es keine Indianer, dachte sie bei sich und bemerkte den missmutigen Blick des Buchhalters.

"Was schlagen Sie uns denn jetzt vor, Mann?" Grollte er mit tiefer Stimme.

"Montgomery ist nur noch eine halbe Stunde von hier entfernt. Sie sollten sich auf den Weg machen, bevor es dunkel wird."

"Zu Fuß?!"

"Herrgott, nein." Der Kutscher schüttelte genervt den Kopf. "Ich kann Ihnen Dolly und Samba satteln. Das Gepäck müsste allerdings bei mir bleiben."

"Sie wollen, dass wir sie zurücklassen?" Diesmal war Angela es, die die Stirn in Falten legte. "In dieser einsamen Gegend?" Außer einzelnen Bäumen und Gestrüpp war nichts in der trostlosen Gegend zu sehen.

Belustigt lachte der Kutscher auf. "Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Miss Eastbrook. Ich bleibe bei Ihren Gepäckstücken, bis die nächste Kutsche vorbeifährt. Es kann sich nur noch um Stunden handeln."

Widerwillig wartete Angela, bis die Pferde bereit waren. Das Fell glänzte in der späten Nachmittagssonne. Der Kutscher hob sie mit einer Leichtigkeit in den Sattel, die sie ihm nicht zugetraut hatte. Sie stützte sich für einen kurzen Augenblick an seiner breiten Schulter ab, bis sie sicher auf dem Rücken des Pferdes saß. Mr. Jenkins war ebenfalls mehr tollpatschig als elegant auf das Pferd gestiegen und umfasste die Zügel ein wenig zu fest. Dolly wieherte.

"Sie folgen einfach den bewachsenen Getreidefeldern dort hinten am Horizont. Solange Sie die untergehende Sonne im Rücken haben, sind Sie auf dem richtigen Weg." Sanft strich der Kutscher über das Fell seiner Stute, ehe er ihr mit einem Klaps zu verstehen gab, sich in Bewegung zu setzen.

Angela hielt die Luft an. Noch nie war sie so skandalös auf einem Pferd gesessen. Durch die unangebrachte Sitzposition hatte sich das Kleid hochgeschoben und ihre Beine fast bis zu den Knien freigelegt. Sie zog mit ihrer freien Hand am Saum und war froh darüber, dass sie sich heute Morgen für die blickdichten Strumpfhosen entschieden hatte. Sie verstand nicht, wieso es vor Winteranbruch noch so heiße Tage gab. Noch nie hatte sie sich so sehr ihren unbequemen Damensattel hergewünscht.

Mr. Jenkins ritt schweigend vor ihr her. Erst als sie bei den Gersten und Roggenfeldern angekommen waren, drehte er seinen Kopf. "Wir werden in Montgomery ein Gasthof aufsuchen. Ich werde mich darum kümmern, dass die Reisekoffer so schnell wie möglich nachgeliefert werden."

Angela nickte verbissen. Wenn sie dachte, dass ihr Rücken schon in der Kutsche wehgetan hatte, hatte sie sich gewaltig getäuscht. Der Schmerz in ihren Knochen raubte ihr schier den Atem.

Eine halbe Stunde später, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, erkannte sie die weit ausgebauten Häuserdächer der Stadt. Montomery war bei weitem nicht so, wie sie es sich in ihren Vorstellungen ausgemalt hatte. Sie wusste nur nicht, ob es besser oder schlechter war.

Das letzte Stück liefen sie neben den Pferden zu Fuß. Angela wollte sich unter keinen Umständen reitend auf einem Pferd den Bürgern der Stadt zeigen. Es dauerte nicht mehr lange und sie hatten ein romantisch eingerichtetes Gasthof erreicht. Die ausladenden Fensterbänke waren mit Grünlilien und Palmlilien geschmückt und erinnerten Angela daran, was sie über die Stadt gelesen hatte. Frauen in modischen Kleidern und Hauben überquerten die Straßen und hatten sich entweder an den Unterarm ihres Gatten gelehnt oder zogen nörgelnde Kleinkinder hinter sich.

Zum ersten Mal erkannte sie in den verbitterten Gesichtern der Menschen, dass der Krieg tatsächlich ausgebrochen war. Und das, obwohl Montgomery nicht im Mittelpunkt des Kriegsgeschehens stand. Zumindest noch nicht. Angela kannte sich nicht mit strategischen Kriegshandlungen aus, doch war sie sich sicher, dass eine Stadt wie diese nicht ausblieb, wenn es um den blutigen Bürgerkrieg ging.

Sie erinnerte sich an die Stille ihres Vaters, als er vom Beginn des Krieges erfahren hatte. Es war keineswegs überraschend gekommen. Schon lange war die Stimmung Amerikas angespannt gewesen, aber niemand hatte vorhersagen können, wie lange sich der Kampf zwischen den Nordstaaten und Südstaaten ziehen würde. Vereinzelte Worte einer Rede des Präsidenten Lincoln hallten in ihrem Kopf, die sie in der Zeitung eines Tages aufgefangen hatte;

"Amerika wird niemals von außen zerstört werden. Wenn wir ins Wanken geraten und unsere Freiheiten verlieren, liegt es daran, dass wir uns selbst zerstört haben."

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