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25 - Nach Hause


Als Severus am nächsten Morgen die Treppen des St. Mungo's hinaufstieg, war sein Gang schneller und fester als gewöhnlich. Die Gedanken an seine nächtlichen Erinnerungen waren noch nicht ganz verschwunden, doch sie wurden von der Sorge um Harry überlagert. Er hatte das Versprechen gegeben, heute früh zurück zu sein, und er hatte nicht die Absicht, den Jungen warten zu lassen. Auf dem Flur, kurz vor Harrys Zimmer, hielt ihn jedoch eine Krankenschwester auf. Sie war eine ältere Frau mit freundlichem Gesicht, doch ihr Blick war heute ernst.

»Professor Snape«, begann sie mit leiser Stimme, um die anderen Patienten nicht zu stören. »Ich wollte Sie kurz sprechen, bevor Sie zu Harry gehen.« Severus hielt inne und betrachtete sie aufmerksam.

»Ist etwas passiert?« Die Schwester nickte langsam.

»Harry hatte eine sehr schwere Nacht. Er ist immer wieder aus Albträumen aufgewacht und konnte kaum schlafen. Wir haben versucht, ihn zu beruhigen, aber ...«, sie hielt inne und seufzte. »Er hat nach Ihnen gefragt. Er wollte nicht allein sein.« Severus' Gesicht verhärtete sich, doch seine Augen verrieten seine aufkeimende Besorgnis.

»Danke, dass Sie mich informiert haben. Ich werde mich um ihn kümmern.« Die Schwester nickte verständnisvoll.

»Er ist gerade wach, aber sehr erschöpft.« Severus nickte knapp und ging weiter zu Harrys Zimmer. Seine Hand zögerte einen Moment an der Tür, bevor er sie leise öffnete. Harry lag auf seinem Bett, die Augen halb geschlossen, doch er drehte den Kopf, als Severus eintrat. Seine Augen waren gerötet, und dunkle Schatten lagen darunter, die von der schlaflosen Nacht zeugten.

»Severus...«, murmelte er, seine Stimme war schwach, doch in seinem Ton lag ein Hauch von Erleichterung. Der Lehrer setzte sich sofort auf den Stuhl neben das Bett.

»Ich bin hier. Ich hab es versprochen«, sagte er ruhig, seine Augen suchten das Gesicht des Jungen ab. »Die Schwester hat mir gesagt, dass du eine schwere Nacht hattest.« Harry nickte kaum merklich, sein Blick wanderte zur Bettdecke, die er mit den Fingern zupfte.

»Es war schlimm«, flüsterte er. Severus beugte sich leicht vor, seine Stimme blieb ruhig, doch sein Ton war voller Ernst.

»Was hast du geträumt?« Harry schüttelte den Kopf und zog die Decke fester um sich.

»Ich weiß nicht. Nur ... Schmerz. Überall. Und dann ... war da niemand. Niemand, der mir hilft.« Severus fühlte, wie ein kalter Stich durch seinen Brustkorb ging, doch er zeigte nichts davon. Stattdessen legte er eine Hand beruhigend auf Harrys Schulter.

»Das war nur ein Traum«, sagte er mit leiser Bestimmtheit. »Ich bin hier, und ich lasse dich nicht allein. Nicht mehr.« Harry sah ihn an, seine Augen glänzten vor unterdrückten Tränen.

»Ich dachte, du kommst vielleicht nicht zurück ...« Severus schüttelte entschieden den Kopf.

»Ich habe dir versprochen, dass ich wiederkomme. Und ich halte meine Versprechen.« Für einen Moment blieb es still, nur Harrys unregelmäßige Atemzüge durchbrachen die Stille. Schließlich nickte der Junge schwach, seine Schultern entspannten sich ein wenig.

»Du bist nicht allein«, wiederholte Severus, seine Stimme sanft, aber bestimmt. »Und das wirst du auch nie wieder sein.« Ein sanftes Klopfen an der Tür unterbrach die kurze Stille, und gleich darauf trat Heiler Whitlock ins Zimmer. Er hielt eine Mappe mit Pergamenten in der Hand und lächelte, als er Severus und Harry sah.

»Guten Morgen, Professor Snape. Guten Morgen, Harry«, grüßte er mit seiner warmen, beruhigenden Stimme. Severus richtete sich auf und nickte knapp.

»Heiler Whitlock.« Harry murmelte ein schwaches »Guten Morgen« und schob sich etwas höher in seinem Bett. Whitlock trat näher und hielt die Mappe hoch.

»Ich habe gute Neuigkeiten. Das Ministerium hat mich informiert, dass Ihre Vormundschaft für Harry offiziell bestätigt wurde, Professor. Ich habe hier die Entlassungspapiere, und wenn alles geklärt ist, können Sie Harry heute mit nach Hause nehmen.« Severus spürte eine Mischung aus Erleichterung und Nervosität, doch er bewahrte seine gewohnte Ruhe.

»Das ging schneller, als ich erwartet hatte.« Whitlock schmunzelte.

»Es scheint, dass Ihre Entschlossenheit Eindruck gemacht hat, Professor.« Severus warf einen kurzen Blick zu Harry, der still lauschte, aber ein Hauch von Unsicherheit in seinen Augen lag.

»Und was bedeutet das jetzt?«, fragte Harry leise, seine Stimme zögernd. Whitlock trat näher und setzte sich auf die Bettkante, sodass er Harry direkt ansehen konnte.

»Es bedeutet, dass du heute das Krankenhaus verlassen kannst, Harry. Professor Snape wird dich mit nach Hause nehmen, und von jetzt an ist er für dich verantwortlich. Du wirst regelmäßig für Kontrolluntersuchungen und deine Therapie zurückkommen, aber ansonsten ... kannst du ein neues Kapitel beginnen.« Harry sah zu Severus, seine Augen suchten nach einer Bestätigung. Severus nickte und sprach mit ruhiger, bestimmter Stimme.

»Das stimmt. Ab heute bist du bei mir. Es wird Zeit brauchen, sich daran zu gewöhnen, aber wir schaffen das. Zusammen.« Harrys Lippen zitterten leicht, und er senkte den Blick.

»Okay«, sagte er schließlich, fast flüsternd. Whitlock klopfte ihm sanft auf die Decke.

»Ich werde die letzten Formalitäten erledigen. Professor, wenn es geht, dann kommen Sie bitte kurz zu mir ins Büro, um die Papiere zu unterzeichnen.«

»Natürlich«, sagte Severus. Er sah zu Harry. »Ich werde nur kurz weg sein.« Harry nickte zögernd, und Severus folgte Whitlock aus dem Zimmer.

Im Büro des Heilers ging alles schnell. Whitlock legte die Dokumente vor Severus aus, die die Vormundschaft und die medizinische Betreuung regelten.

»Das ist der letzte Schritt«, sagte Whitlock, während Severus die Feder nahm und die notwendigen Unterschriften setzte. »Harry ist jetzt offiziell unter Ihrer Obhut. Wenn Sie irgendwelche Fragen oder Anliegen haben, können Sie sich jederzeit an mich oder Heilerin Lynden wenden.« Severus legte die Feder ab und sah Whitlock an.

»Ich danke Ihnen. Für alles.« Whitlock lächelte leicht.

»Harry hatte Glück, dass Sie rechtzeitig eingegriffen haben. Und jetzt hat er jemanden, der wirklich für ihn da ist. Das ist mehr, als viele Kinder in ähnlicher Lage haben.« Severus nickte nur und nahm die Dokumente an sich.

»Ich werde ihn gut behandeln«, sagte er schlicht, doch die Entschlossenheit in seiner Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte. Whitlock begleitete Severus zurück zum Zimmer, wo Harry bereits saß und langsam anfing, sich auf den Rand des Bettes zu setzen. Die Schwestern hatten ihm frische Kleidung gebracht, und er wirkte etwas nervös, aber auch neugierig.

»Bist du bereit?«, fragte Severus, als er hereinkam. Harry sah zu ihm und nickte schwach.

»Ja ... ich denke schon.«

»Dann fangen wir an.« Severus trat näher und reichte ihm eine Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Gemeinsam würden sie diesen nächsten Schritt gehen – und der erste war, das Krankenhaus hinter sich zu lassen.

Als sie das St. Mungo's wenig später verließen, schlug ihnen die warme Sommerluft entgegen. Die Sonne stand hoch am Himmel und warf ihr goldenes Licht auf die belebte Straße. Harry blieb stehen, blinzelte gegen das ungewohnte Licht und sog tief die frische Luft ein. Seit Tagen war er nicht mehr draußen gewesen, und die Helligkeit fühlte sich fast überwältigend an. Severus beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, hielt aber den Mund. Er wollte Harry den Moment lassen, wollte ihn nicht mit Anweisungen oder Eile stören. Stattdessen wartete er ruhig, während Harry sich langsam an die neue Umgebung gewöhnte. Plötzlich spürte Severus eine schmale, zögernde Hand nach seiner greifen. Er stockte, überrascht von der unerwarteten Berührung. Sein erster Impuls war, sich zurückzuziehen – Berührungen waren für ihn nie etwas gewesen, das er leicht ertrug. Doch dann sah er Harrys Gesicht, das von einer Mischung aus Unsicherheit und einem leisen Funken von Vertrauen geprägt war. Severus atmete tief durch und ließ es zu. Seine Finger schlossen sich langsam um Harrys Hand, und er bemerkte, wie der Junge sich ein wenig entspannte.

»Ist es in Ordnung?«, fragte Harry leise, ohne ihn anzusehen. Severus nickte, seine Stimme war ruhig, als er antwortete.

»Ja, Harry. Es ist in Ordnung.« Einen Moment standen sie so da, Seite an Seite, während die Welt um sie herum summte. Menschen eilten an ihnen vorbei, Autos klapperten über das Kopfsteinpflaster, und irgendwo in der Ferne lachte ein Kind. Doch für sie beide schien die Zeit stillzustehen. Schließlich räusperte sich Severus.

»Harry, wir müssen apparieren.« Harry sah ihn an, seine Augen groß und leicht nervös.

»O-Okay« Severus nickte und Harry drückte dessen Hand unbewusst etwas fester.

»Bereit?«, fragte Severus leise.

»Ja«, flüsterte Harry. Mit einem leichten Ruck drehten sie sich, und die Welt um sie herum verschwand in einem Wirbel aus Farben und Druck. Das Gefühl des Apparierens war, wie immer, unangenehm – ein Zusammendrücken von allen Seiten, das Harry für einen Moment den Atem raubte. Doch bevor er es wirklich unangenehm werden konnte, war es vorbei. Sie landeten auf dem Gehweg vor dem Haus in Spinner's End, und Harry stolperte leicht, doch Severus hielt ihn fest. Die Hand des Jungen war noch immer in seiner, und Severus ließ sie erst los, als er sicher war, dass Harry wieder festen Stand hatte.

»Alles in Ordnung?«, fragte Severus, seine Stimme ruhig, aber wachsam. Harry nickte, seine Augen musterten das kleine Haus vor ihnen. Es war alt, und die Umgebung wirkte auf den ersten Blick düster, doch es war ruhig. Keine schreienden Stimmen, keine lauten Geräusche – nur das leise Plätschern des Flusses in der Nähe und das Summen der Sommerinsekten.

»Das ... ist dein Zuhause?«, fragte Harry leise.

»Es ist unser Zuhause«, korrigierte Severus sanft und führte ihn zur Tür. »Komm. Ich zeige es dir.«

Harry trat vorsichtig über die Schwelle des Hauses, die Hand noch immer in Severus' festem Griff. Seine Augen huschten nervös durch den Eingangsbereich, und er atmete flach. Das Haus war still – keine lauten Stimmen, keine schweren Schritte, die eine drohende Präsenz ankündigten. Die Stille war beruhigend und beängstigend zugleich. Der Flur war schmal, die Wände mit dunkler Tapete bedeckt, die an einigen Stellen leicht verblasst war. Die Luft war kühl, mit einem leichten Geruch nach Kräutern und altem Holz. Harrys Blick fiel auf einen Haken an der Wand, an dem ein schwarzer Umhang hing, ordentlich gefaltet. Ein Regenschirm lehnte daneben, und darunter stand ein Paar Schuhe, akkurat ausgerichtet. Es war sauber – nicht steril, aber gepflegt.

»Willkommen zu Hause«, sagte Severus leise, und Harry spürte, wie ihm ein Kloß im Hals stecken blieb. Zuhause. Das Wort fühlte sich fremd an, als würde es nicht zu ihm passen. Er hatte nie ein Zuhause gehabt. Nur Räume, in denen er lebte, die aber nie wirklich ihm gehörten.

»Danke«, murmelte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, während Severus ihn weiterführte. Der Wohnbereich war klein, aber gemütlich. Ein schlichter Kamin dominierte den Raum, darüber hing ein Regal mit Büchern. Der Teppich unter seinen Füßen war weich, und ein abgenutzter, aber bequemer Sessel und eine alte Couch standen in einer Ecke, ein kleiner Tisch mit einer Leselampe daneben. Es war ein Raum, der benutzt wurde, aber nicht überladen war.

»Das ist das Wohnzimmer«, erklärte Severus ruhig, während er Harry weiterführte. »Die Küche ist gleich dahinter. Wenn du Hunger hast, kannst du dir jederzeit etwas nehmen.« Harry nickte stumm, sein Blick wanderte über jedes Detail. Die Küche war klein, aber funktional – ein Tisch mit zwei Stühlen, ein einfacher Herd und eine Spüle. Alles war ordentlich, nichts wirkte überladen. Es fühlte sich ... sicher an.

»Und jetzt«, sagte Severus, seine Stimme ein wenig weicher, »zeige ich dir dein Zimmer.« Harry folgte ihm die schmale Treppe hinauf. Die Dielen knarrten leicht unter ihren Füßen, doch das Geräusch war nicht unangenehm. Es war das erste Mal, dass er wirklich neugierig war, wohin er geführt wurde. Severus öffnete eine Tür am Ende des Korridors und trat beiseite, um Harry den Blick freizugeben. Der Junge blieb in der Tür stehen, seine Augen wurden groß, und sein Atem stockte. Das Zimmer war ... schön. Die Wände waren in einem beruhigenden Grün gestrichen, die Farbe erinnerte ihn an die Wappenfarben von Slytherin. Ein weicher Teppich bedeckte den Boden, und in der Ecke stand ein Bett – kein klappriges, altes Gestell mit dünnen Decken, sondern ein richtiges Bett, mit einer dicken Matratze und einer Decke in Grün- und Silbertönen. Auf dem Kopfkissen saß ein Plüsch-Hippogreif, der sanft mit den Flügeln wippte. Ein kleiner Schreibtisch mit einem passenden Stuhl stand unter dem Fenster, und neben dem Bett war ein Regal, gefüllt mit Büchern und einigen wenigen leeren Notizbüchern. Ein Sitzsack in einer Ecke rundete den Raum ab, und an der Decke funkelten sanft magische Sterne, die sich langsam bewegten. Harry trat langsam ein, seine Hände zitterten leicht, während er den Raum betrachtete.

»Das ... das ist alles ... für mich?«, flüsterte er, als könnte er es nicht glauben.

»Ja«, sagte Severus leise. »Das ist dein Zimmer. Dein Zuhause.« Das Wort »dein« hallte in Harrys Kopf wider. Er ging zum Bett, seine Finger strichen zögernd über die Decke, als müsste er sicherstellen, dass das alles wirklich echt war. Plötzlich überkam ihn eine Welle von Emotionen, die er nicht aufhalten konnte. Er sank auf die Bettkante, und sein kleiner Körper begann zu zittern. Tränen liefen ihm über die Wangen, und er vergrub sein Gesicht in den Händen. Severus trat schnell näher, unsicher, ob er Harry berühren sollte, doch er sprach ruhig und sanft.

»Harry, was ist los? Gefällt es dir nicht?«

»Doch!«, schluchzte Harry, seine Stimme war rau vor Emotionen. »Es ist ... es ist so schön. So etwas hatte ich noch nie. Ich ... ich wusste nicht, dass es so was für mich geben kann.« Severus fühlte einen Kloß in seiner eigenen Kehle, doch er setzte sich ruhig neben Harry. Er legte eine Hand auf die Schulter des Jungen, fest und beruhigend.

»Harry, das hier ist dein Zuhause. Du wirst nie wieder allein sein. Ich verspreche es dir.« Harrys Schultern zuckten unter der Berührung, doch er ließ es zu, lehnte sich schließlich sogar leicht an Severus. Die Tränen flossen noch, aber langsam beruhigte er sich. Severus blieb bei ihm, sprach nicht mehr, sondern ließ Harry einfach fühlen, dass er nicht mehr allein war.

Der Duft von dampfendem Eintopf und frisch gebackenem Brot erfüllte die kleine Küche von Spinner's End. Der Tisch war schlicht gedeckt, mit zwei Tellern und einem Krug Wasser in der Mitte. Severus hatte die Suppe in zwei Schüsseln verteilt und sich bemüht, die Portion für Harry nach dem Ernährungsplan zu bemessen, den Heiler Whitlock ihm mitgegeben hatte. Es war wichtig, dass Harry langsam an regelmäßige und nahrhafte Mahlzeiten gewöhnt wurde. Harry saß auf dem Stuhl, die Beine wippten nervös, während er den Löffel vorsichtig in die Suppe tauchte. Anfangs aß er langsam, fast zögerlich, als ob er nicht sicher war, ob er das Essen wirklich genießen durfte. Doch nach ein paar Bissen schien er sich zu entspannen, und Severus bemerkte mit einem Anflug von Zufriedenheit, dass der Junge plötzlich mit Appetit aß.

»Harry, darf ich dir eine Frage stellen?«, fragte er leise. Harry blickte auf, den Löffel in der Hand, und nickte vorsichtig. Severus wählte seine Worte mit Bedacht.

»Wie war es, als du noch kleiner warst? Ich meine, als du noch nicht zur Schule gegangen bist. Warst du oft allein?« Harry hielt inne, der Löffel schwebte für einen Moment über der Schüssel. Seine Stirn legte sich in Falten, während er nachzudenken schien.

»Ich weiß es nicht mehr so genau«, sagte er schließlich, seine Stimme zögerlich. »Aber ... ich glaube, dass da jemand war, als ich ganz klein war. Vielleicht eine Hauselfe.« Severus hob leicht die Augenbraue.

»Eine Hauselfe?« Harry nickte langsam.

»Ja ... ich erinnere mich an jemanden, der mir manchmal Essen gebracht hat und der ... leise gesprochen hat. Aber ich habe sie irgendwann nicht mehr gesehen. Vielleicht war ich drei oder vier, als sie weg war.« Severus lehnte sich zurück, sein Gesicht blieb ausdruckslos, doch innerlich brodelten die Gedanken. James Potter hatte eine Hauselfe, die anscheinend für Harry sorgte, und ließ sie dann verschwinden? Harry sprach weiter, sein Blick auf die Suppe gerichtet.

»Mit vier hat mein Vater mich dann in einen Kindergarten gegeben. Ich weiß noch, dass ich dort nie so richtig dazugehört habe. Die anderen Kinder mochten mich nicht, glaube ich.« Severus spürte, wie sich sein Kiefer anspannte, doch er unterbrach Harry nicht.

»In den Ferien war ich dann meistens allein«, fuhr der Junge leise fort. »Dad war arbeiten, glaube ich, oder manchmal einfach weg. Ich wusste nie, wann er zurückkommt. Ich ... ich hab mir oft Essen gemacht. Brot mit irgendwas drauf. Manchmal hat er was dagelassen, aber oft war einfach nichts da.« Severus schloss die Augen für einen Moment, um die aufkommende Wut in sich zu kontrollieren. Der Gedanke, dass ein Kind so vernachlässigt wurde, ließ ihn innerlich kochen, doch er wusste, dass er jetzt ruhig bleiben musste – für Harry.

»Das klingt, als wäre es sehr einsam gewesen«, sagte er schließlich, seine Stimme ruhig, aber mit einem leichten Hauch von Wärme. Harry zuckte mit den Schultern, als wollte er das Thema abtun.

»Ich war's halt gewohnt. Es war einfach ... normal.« Severus schüttelte langsam den Kopf.

»Es war nicht normal, Harry. Und du verdienst etwas Besseres.« Harry sah ihn an, seine Augen suchten in Severus' Gesicht nach etwas, das er nicht benennen konnte. Schließlich nickte er und nahm einen weiteren Löffel Suppe. Severus sah zu, wie der Junge weiter aß, und fühlte eine stille Entschlossenheit in sich wachsen. Er konnte Harrys Vergangenheit nicht ändern, aber er konnte dafür sorgen, dass seine Zukunft besser wurde.

»Iss in deinem Tempo«, sagte er leise. »Und wenn du noch Hunger hast, kannst du nachnehmen.« Harry sah ihn mit einem kleinen, fast scheuen Lächeln an.

»Danke.« Severus nickte nur und ließ den Jungen weiteressen, während er seine Gedanken sortierte und dabei die Bedeutung jedes noch so kleinen Fortschritts erkannte.

Severus begleitete Harry an diesem Abend nach oben in sein Zimmer. Der Junge wirkte müde, aber auch entspannt, als er sich unter die grün-silberne Decke kuschelte. Der Plüsch-Hippogreif saß neben ihm auf dem Kissen, und Harry strich gedankenverloren über die weichen Flügel des Tieres.

»Gute Nacht, Harry«, sagte Severus leise, als er die Decke über den Jungen zog.

»Gute Nacht«, murmelte Harry, seine Augen halb geschlossen. Severus drehte sich zum Gehen, doch sein Blick blieb an einem Regal an der Wand hängen. Darauf standen die Bücher, die Lucius ausgesucht hatte – eine bunte Mischung aus Abenteuergeschichten, Kinderklassikern und magischen Erzählungen. Sein Blick fiel auf einen abgenutzten Einband, der ihm sofort vertraut vorkam. Ohne zu zögern, zog er das Buch heraus und betrachtete das Cover: »Die Abenteuer von Merlin und den Drachen«. Es war ein Klassiker, den er selbst als Kind geliebt hatte – eine Erinnerung, die trotz allem Negativem aus seiner eigenen Kindheit überlebt hatte. Er drehte sich zu Harry um, das Buch in der Hand.

»Harry«, fragte er leise, »hat James dir jemals vorgelesen?« Harry öffnete die Augen, und ein Hauch von Traurigkeit blitzte in seinem Blick auf, bevor er den Kopf schüttelte.

»Nein. Nie.« Severus spürte, wie sich ein seltsames Gefühl in seiner Brust ausbreitete – ein Gemisch aus Wut auf James und dem Wunsch, etwas richtigzustellen. Er setzte sich auf die Bettkante und hielt das Buch hoch.

»Fühlst du dich mit zwölf zu alt, um eine Geschichte vorgelesen zu bekommen?«, fragte er mit einem Anflug von Humor in der Stimme. Harry schüttelte schnell den Kopf.

»Nein ... ich würde es gern hören.« Severus nickte und schlug das Buch auf. Seine Stimme, tief und ruhig, füllte den Raum, als er begann, die erste Geschichte zu lesen. Es war die Geschichte von Merlin, wie er den letzten großen Drachen überlistete und ihn überzeugte, die Welt der Menschen nicht zu zerstören. Harry lauschte aufmerksam, seine Augen wurden jedoch allmählich schwerer. Irgendwann schloss er sie ganz, doch ein schwaches Lächeln blieb auf seinen Lippen, während Severus weiterlas. Als Harrys Atem tief und gleichmäßig wurde, schloss Severus das Buch leise und stellte es zurück ins Regal. Er betrachtete den Jungen, der jetzt friedlich schlief, und richtete die Decke vorsichtig über ihm. Ein seltsames Gefühl der Zufriedenheit überkam ihn, als er sich erhob und aus dem Zimmer schlich. Im Flur blieb er kurz stehen, lehnte sich an die Wand und ließ seine Gedanken wandern. Er hatte nie gedacht, dass er jemals in der Lage sein würde, eine solche Rolle einzunehmen. Doch während er an Harry dachte, an den Jungen, der so viel Leid erlebt hatte und nun langsam begann, Vertrauen zu fassen, spürte Severus, dass er vielleicht doch das Zeug dazu hatte. Ein Vater zu sein. Ein leises, beinahe unmerkliches Lächeln huschte über seine Lippen, bevor er sich abwandte und leise die Treppe hinunterging. »Vielleicht schaffe ich das tatsächlich«, murmelte er zu sich selbst. »Für Harry.«

Die Stille der Nacht wurde jäh von Schreien durchbrochen – Schreie voller Panik und Verzweiflung. Severus schreckte hoch, sein Herz raste, als er realisierte, dass die Schreie aus Harrys Zimmer kamen. Ohne zu zögern, warf er die Decke beiseite und stürmte den Flur entlang, seine Schritte hallten auf den alten Dielen. Er riss die Tür zu Harrys Zimmer auf und fand den Jungen inmitten seiner Decke verheddert, schweißnass und mit panischen, weit aufgerissenen Augen. Harry rang nach Luft, seine Hände griffen ins Leere, als würde er versuchen, sich vor etwas Unsichtbarem zu schützen.

»Harry!« Severus war in wenigen Schritten an seiner Seite und kniete sich neben das Bett. »Harry, hörst du mich? Es ist alles in Ordnung, du bist hier, du bist sicher.« Doch Harry schien ihn nicht zu hören. Seine Schreie wurden zu erstickten Lauten, und er begann zu zittern, sein Körper verkrampfte sich vor Angst. Severus erkannte sofort, dass dies mehr als nur ein Albtraum war – es war eine ausgewachsene Panikattacke. Severus streckte vorsichtig die Hände aus, hielt aber kurz inne.

»Harry, ich bin hier«, sagte er mit einer Stimme, die er so ruhig wie möglich hielt, auch wenn sein eigenes Herz raste. »Du bist nicht allein. Ich werde dich nicht allein lassen.« Er legte eine Hand auf Harrys Schulter, und der Junge zuckte zusammen, als hätte ihn ein Schlag getroffen.

»Harry, hör auf meine Stimme«, sagte Severus eindringlich. »Atme mit mir, langsam ein und aus. Ich bin hier. Niemand wird dir wehtun.« Doch Harrys Atem ging stoßweise, er keuchte und kämpfte verzweifelt gegen etwas, das nur er sehen konnte. Seine Augen suchten panisch den Raum ab, als würde er nach einem Ausweg suchen.

»Harry, du bist in Spinner's End«, sagte Severus erneut, seine Stimme fester. »Du bist in deinem Zimmer. Du bist sicher.« Es dauerte quälend lange Minuten, in denen Severus nicht von Harrys Seite wich. Immer wieder sprach er beruhigend auf den Jungen ein, hielt seine Hände fest, als Harry sich zu krümmen begann und beinahe ohnmächtig wurde. Schließlich, nach einer scheinbar endlosen Zeit, schien Harrys Atem sich langsam zu beruhigen. Seine Schreie wurden zu leisen Schluchzern, und sein Körper entspannte sich allmählich.

»Es ist vorbei, Harry«, sagte Severus leise, während er dem Jungen sanft eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn strich. »Du bist in Sicherheit.« Harry klammerte sich plötzlich an ihn, als hätte er Angst, dass Severus verschwinden könnte. Seine Finger griffen nach Severus' Oberteil, und er schluchzte in dessen Brust.

»Es war so echt«, murmelte Harry kaum hörbar. »Ich dachte ... ich dachte, ich bin wieder da.« Severus legte seine Arme um den Jungen und hielt ihn fest.

»Du bist nicht mehr dort«, sagte er mit fester Stimme. »Du bist hier. Und ich bin hier. Niemand wird dir je wieder etwas antun.« Harry nickte schwach, doch seine Erschöpfung war offensichtlich. Seine Atmung wurde ruhiger, und schließlich schlief er in Severus' Armen ein, völlig ausgezehrt von der Panikattacke. Severus blickte auf das schmale Bett, wusste jedoch, dass es für sie beide zu klein war. Mit einem leisen Seufzen stand er auf, hielt Harry weiterhin in seinen Armen und trug ihn in sein eigenes Schlafzimmer. Er legte den Jungen vorsichtig auf das größere Bett und zog die Decke über ihn. Dann legte er sich daneben, ließ den Jungen jedoch nicht los. Seine Arme blieben um Harry geschlungen, eine schützende Geste, die ihm selbst ebenso viel Trost zu geben schien wie dem Kind.

»Schlaf, Harry«, murmelte Severus leise. »Ich bin hier.« Und zum ersten Mal seit langer Zeit verbrachte Harry eine Nacht ohne weitere Albträume – gehalten und beschützt von der einzigen Person, die sich geschworen hatte, ihn niemals im Stich zu lassen.

Der Morgen war still, als Severus in der Küche stand und zwei Teller mit Rührei und Brot vorbereitete. Der Tisch war bereits gedeckt, die Tassen für den Tee standen bereit. Als er zurückblickte, sah er Harry auf dem Stuhl sitzen, die Schultern leicht gesenkt, die Augen auf die Tischplatte gerichtet. Der Junge war ungewöhnlich schweigsam, seine Hände lagen untätig in seinem Schoß. Severus stellte die Teller ab und setzte sich ihm gegenüber. Er beobachtete, wie Harry zögernd einen Blick auf das Essen warf, aber keinen Anstalten machte, etwas zu nehmen.

»Du solltest essen«, sagte Severus ruhig und nahm selbst einen Bissen von seinem Brot. »Es war eine lange Nacht, und du brauchst Kraft.« Harry nickte kaum merklich und schob die Gabel durch das Rührei, ohne tatsächlich etwas davon zu nehmen. Nach einer Weile brach er das Schweigen, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

»Tut mir leid ... wegen gestern.« Severus legte seine Gabel ab und betrachtete den Jungen aufmerksam.

»Es gibt nichts, was dir leidtun müsste.« Harry hob den Kopf leicht, sein Gesicht war gerötet.

»Aber ich bin doch ... ich bin zwölf. Ich sollte nicht ... so was sollte nicht passieren.« Severus hielt kurz inne, um seine Worte mit Bedacht zu wählen.

»Du hast nie die Chance gehabt, ein Kind zu sein«, sagte er schließlich. »Alles, was du bisher erlebt hast, hat dich dazu gezwungen, zu früh erwachsen zu werden. Es ist nichts Falsches daran, eine Nacht nicht allein schlafen zu wollen – nicht nach dem, was du durchgemacht hast.« Harry schluckte schwer und sah wieder auf seinen Teller. Es dauerte eine Weile, bevor er erneut sprach.

»War es bei dir auch so?« Severus wusste, worauf der Junge hinauswollte. Er lehnte sich leicht zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und nickte.

»Ja, das war es.« Harry hob den Blick und musterte ihn vorsichtig.

»Und ... hat dich jemand beschützt?« Severus' Gesicht wurde für einen Moment undurchdringlich, bevor er leise antwortete.

»Meine Mutter hat es versucht. So gut sie konnte. Sie war nicht stark genug, um alles abzuwehren, aber sie hat sich bemüht, mich zu schützen.« Harry schwieg, sein Gesicht zeigte keine Reaktion, doch Severus konnte die Räder in seinem Kopf förmlich arbeiten sehen. Schließlich nickte Harry nur und starrte wieder auf seinen Teller. Nach einer Weile nahm er endlich einen Bissen, kaute langsam und sprach dann, ohne aufzusehen.

»Ich hatte das nicht. Keiner war da.« Severus wollte etwas sagen, doch er hielt inne. Er wusste, dass es für Harry nicht hilfreich war, ihm jetzt die Leere seiner Vergangenheit zu spiegeln. Stattdessen ließ er den Jungen sprechen, so lange er es wollte.

»Ich glaube, das ist der Unterschied«, murmelte Harry schließlich. »Du hattest wenigstens jemanden, auch wenn es nicht perfekt war.«

»Das stimmt«, sagte Severus ruhig. »Aber es macht dein Leid oder das Meine nicht weniger bedeutend. Was wir erlebt haben, hätte niemand durchmachen dürfen – erst recht kein Kind.« Die Worte hingen in der Luft, und Harry schien sie auf sich wirken zu lassen. Er starrte eine Weile auf seinen Teller, bevor er vorsichtig eine Frage stellte.

»Kann ich jetzt ... für immer hierbleiben?« Severus hielt inne und betrachtete den Jungen. Es war nicht die Frage eines selbstsicheren Kindes, das wusste, dass es willkommen war. Es war die Frage eines Jungen, der allzu oft abgelehnt worden war und nun Angst hatte, dass dieser Frieden nur vorübergehend sein könnte.

»Ich weiß es noch nicht mit absoluter Sicherheit«, antwortete Severus ehrlich. »Aber es sieht sehr gut aus. Das Ministerium hat mir vorläufig die Vormundschaft übertragen. In den nächsten Wochen wird es noch einige Überprüfungen geben.« Harry sah ihn an, seine Augen suchten nach einer Antwort, die nicht nur in den Worten, sondern auch in Severus' Ausdruck lag.

»Und wenn sie entscheiden, dass ich nicht bleiben darf?« Severus lehnte sich leicht vor, seine Stimme wurde fester, aber nicht hart.

»Das steht nicht zur Debatte. Ich werde alles tun, was nötig ist, damit du hierbleiben kannst. Niemand wird dich mir wegnehmen.« Harrys Augen weiteten sich leicht, und für einen Moment wirkte er überwältigt von der Entschlossenheit, die in diesen Worten lag. Schließlich nickte er langsam, als würde er versuchen, die Bedeutung dahinter zu begreifen.

»Danke«, flüsterte er leise, bevor er sich wieder seinem Essen zuwandte. Severus beobachtete ihn, sah, wie Harry langsam, aber stetig weiter aß. Es war ein kleiner Sieg, aber einer, der ihm zeigte, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Nach einer Weile, als die Stille wieder in den Raum sickerte, nahm Severus einen Schluck Tee und sprach mit ruhiger Stimme.

»Es wird Zeit brauchen, bis alles in Ordnung ist. Aber du solltest wissen, dass du hier willkommen bist. Und dass du jetzt jemanden hast, der für dich da ist.« Harry hob den Blick, und für einen Moment huschte ein schwaches Lächeln über sein Gesicht. Es war nicht groß, nicht selbstbewusst, aber es war echt.

»Ich glaub, ich mag es hier.«

»Gut«, sagte Severus schlicht, doch in seinen Augen lag ein Hauch von Zufriedenheit. Das Frühstück verlief danach in ruhiger Normalität, und Severus spürte, dass Harry sich ein wenig entspannte. Es war nur ein weiterer kleiner Schritt, aber für beide bedeutete es mehr, als Worte ausdrücken konnten.

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