21 - Recht und Gerechtigkeit II
Die Nachmittagssonne warf ein warmes Licht durch die Fenster des Ministeriums, doch der Raum, in dem das Verhör von James Potter stattfinden sollte, war kühl und dunkel, nur spärlich von einer schwebenden Lampe erhellt. Lucius Malfoy saß am Kopf des Tisches, sein Gesicht eine Maske aus kühler Professionalität. Vor ihm lagen sorgfältig geordnete Dokumente und die Akte, die alle schockierenden Beweise enthielt, die gegen James Potter sprachen. Neben Lucius saß Gideon Flint, der als Potters Pflichtverteidiger fungierte, sein Ausdruck ebenso nüchtern wie die Atmosphäre im Raum. Die Tür öffnete sich mit einem Knarren, und James Potter wurde von zwei Auroren hereingeführt. Sein zerzaustes Haar und die blassen Züge machten ihn kaum wiederzuerkennen. Er trug eine einfache, graue Robe, und seine Handgelenke waren mit magischen Fesseln gesichert, die leicht glühten.
»James Potter«, begann Lucius, ohne den Mann auch nur anzusehen, während er ein Dokument vor sich glatt strich. »Bitte nehmen Sie Platz.« James ließ sich schwer auf den Stuhl sinken, sein Blick war trotzig, doch darunter lag eine Erschöpfung, die er nicht verbergen konnte.
»Bevor wir beginnen«, fuhr Lucius fort, sein Ton ruhig, aber kalt, »muss ich Sie daran erinnern, dass dies ein offizielles Verhör ist. Alles, was Sie hier sagen, wird protokolliert und kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Mr. Flint ist hier, um Ihre Interessen zu vertreten. Sollten Sie das Bedürfnis haben, mit ihm zu sprechen, können Sie dies jederzeit tun.« James warf Flint einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder Lucius zuwandte.
»Ich habe keinen Anwalt gebraucht, und ich brauche auch jetzt keinen«, sagte er brüsk.
»Nun«, entgegnete Lucius mit einem Hauch von Spott in der Stimme, »Ihr Bedarf an rechtlicher Unterstützung ist irrelevant. Mr. Flint ist hier, um sicherzustellen, dass dies fair und ordnungsgemäß abläuft.« James sagte nichts, und Lucius lehnte sich leicht vor, sein Blick durchdringend.
»Dann beginnen wir. Ihr vollständiger Name?«
»James Fleamont Potter«, antwortete James, seine Stimme rau. Lucius nickte und fuhr fort.
»Sie wurden bereits unter Veritaserum befragt, und die Ergebnisse dieser Befragung liegen mir vor. Dennoch möchte ich Ihre Antworten heute aus Ihrem eigenen Mund hören. Also haben Sie Ihren Sohn, Harry James Potter, misshandelt?« James presste die Lippen zusammen, sein Blick wich Lucius' Augen aus. Nach einem Moment des Schweigens murmelte er: »Ja.«
»Deutlicher, wenn ich bitten darf«, forderte Lucius, seine Stimme kühl wie Eis. James hob den Blick, seine Augen funkelten vor unterdrücktem Zorn.
»Ja, ich habe ihn geschlagen. Zufrieden?« Lucius zeigte keinerlei Reaktion auf den aggressiven Ton.
»Wann haben Sie begonnen, Ihren Sohn zu misshandeln?« James schüttelte den Kopf, als kämpfe er mit der Erinnerung.
»Ich weiß es nicht genau. Es begann, als er noch klein war. Nach Lilys Tod ...«, seine Stimme brach, doch Lucius ließ ihm keine Zeit, sich in Selbstmitleid zu verlieren.
»Nach Lilys Tod«, wiederholte Lucius mit kühler Präzision. »Und was war der Grund? Warum haben Sie entschieden, ein Kind – Ihr eigenes Kind – so zu behandeln?« James' Hände ballten sich zu Fäusten, die Fesseln glühten leicht.
»Ich habe nichts entschieden! Es war ... es war die Wut, der Schmerz. Jedes Mal, wenn ich ihn angesehen habe, habe ich sie gesehen – Lily. Und dann ... habe ich getrunken, und ...«
»Und?«, drängte Lucius, seine Stimme messerscharf.
»Ich habe die Kontrolle verloren«, gestand James, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
»Die Kontrolle verloren«, wiederholte Lucius, seine Augen verengten sich. »Ein Mann, der über Jahre hinweg seinen Sohn schlägt, hungern lässt und ignoriert, verliert nicht einfach die Kontrolle, Potter. Das ist keine Entschuldigung, das ist ein Verbrechen.« James öffnete den Mund, doch Flint legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Ich würde Ihnen raten, nicht weiterzusprechen, bis Sie über Ihre Worte nachgedacht haben«, sagte Flint leise, sein Ton ruhig, aber bestimmt. Lucius ließ sich davon nicht beirren und fuhr fort.
»Was ist in besagter Nacht passiert? Wie kam es dazu, dass Harry in einem so kritischen Zustand war, dass Professor Severus Snape gezwungen war, ihn ins St. Mungo's zu bringen?« James' Kiefer mahlte, und seine Augen flackerten vor innerem Kampf.
»Ich ... Ich war betrunken«, begann er zögernd. »Er ... er hat mich wütend gemacht. Ich erinnere mich nicht genau. Es ist alles ein verschwommener Nebel.« Lucius lehnte sich leicht zurück, sein Gesicht blieb undurchdringlich.
»Ein verschwommener Nebel, in dem Ihr Sohn mit einem Schädelbruch, gebrochenen Rippen und tiefen Wunden zurückblieb? In dem er vor der Haustür eines Mannes landete, der so wenig mit Ihrer Familie zu tun hat, dass es fast absurd erscheint? Erklären Sie das, Potter.« James' Hände zitterten, und sein Blick sank zu Boden.
»Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich, seine Stimme gebrochen. »Ich weiß es einfach nicht.«
»Dann strengen sie sich an!«, sagte Lucius, und seine Stimme klang schneidend wie eine Peitsche. »Sie haben jahrelang Missbrauch betrieben, Potter. Sie haben einem unschuldigen Kind mehr Schaden zugefügt, als man sich vorstellen kann. Und jetzt erwarten Sie, dass wir akzeptieren, dass Sie betrunken waren und nichts mehr wissen?« James hob den Kopf, und für einen Moment blitzte Wut in seinen Augen auf.
»Was wissen Sie schon? Sie haben keine Ahnung, wie es ist, alles zu verlieren!« Lucius' Blick wurde eisig.
»Was ich weiß, ist, dass Harry Potter nicht Sie, sondern seine Mutter verloren hat. Und doch war es nicht er, der seiner Wut nachgegeben hat. Es war nicht er, der entschieden hat, dass Schmerz und Vernachlässigung eine angemessene Reaktion sind.« Die Worte ließen den Raum in eine kalte Stille fallen. Selbst Flint schien nicht zu wissen, was er sagen sollte, und James sah aus, als hätte ihn die Wucht der Wahrheit getroffen. Lucius Malfoy lehnte sich nach einem kurzen Moment der Stille nach vorne, seine Augen auf James Potter gerichtet, die eisig und durchdringend waren. Er sprach mit einer schneidenden Ruhe, die wie ein Messer durch die angespannte Luft schnitt.
»Wir sind noch nicht fertig, Potter. Ihre Taten gehen über körperliche Gewalt und Vernachlässigung hinaus. Es gibt Beweise, dass Sie einen der unverzeihlichen Flüche – den Cruciatus – auf Ihren eigenen Sohn angewandt haben.« James' Gesicht verhärtete sich, doch er sagte nichts. Seine Schultern spannten sich, und er starrte auf den Tisch vor sich, seine Hände zu Fäusten geballt.
»Der Cruciatus«, fuhr Lucius fort, seine Stimme wie ein kalter Windhauch, »ist kein Zauber, den man versehentlich ausführt. Er erfordert eine bewusste, absichtliche Grausamkeit. Sie müssen den brennenden Wunsch verspürt haben, Harry zu quälen. Und nicht nur das – es gibt Hinweise, dass Sie anschließend sein Gedächtnis manipuliert haben, um die Folgen Ihrer Taten zu verschleiern. Möchten Sie dazu etwas sagen?« James schwieg weiter, seine Augen fixierten weiterhin den Tisch. Die angespannte Stille im Raum wurde nur vom Kratzen der Feder unterbrochen, die die Aussagen für das Protokoll aufzeichnete. Lucius hob eine Augenbraue, seine Stimme wurde noch kälter.
»Ich werde Sie nicht lange schweigen lassen, Potter. Wenn Sie sich weigern, zu antworten, werde ich keine andere Wahl haben, als erneut Veritaserum einzusetzen. Aber ich gebe Ihnen eine letzte Gelegenheit, aus freien Stücken zu sprechen.« James' Lippen pressten sich zusammen, doch als Lucius einen Auror zu sich winkte, um das Serum zu holen, hob er plötzlich den Kopf.
»Es war nur einmal«, brach es aus ihm heraus, seine Stimme rau und voller unterdrückter Wut. Lucius' Blick verengte sich.
»Erzählen Sie mir von diesem ‚einmal'. Wann war es? Und warum?« James starrte ihn mit einer Mischung aus Trotz und Verzweiflung an, als ob er zwischen dem Wunsch, zu schweigen, und dem Drang, die Wahrheit zu sagen, hin- und hergerissen war. Schließlich sprach er mit leiser Stimme.
»Harry war sieben. Es war ein besonders ... schwieriger Tag.« Lucius blieb regungslos, seine Augen fest auf James gerichtet, während dieser weitersprach.
»Er hat etwas kaputt gemacht. Einen von Lilys alten Spiegeln. Ich weiß nicht, warum ich so wütend wurde. Vielleicht ... weil es einer der letzten Dinge war, die von ihr übrig geblieben sind. Er hat sich entschuldigt, aber ich ... ich konnte nicht aufhören, ihn anzuschreien. Und dann ...« James' Stimme brach ab, doch Lucius wartete geduldig. Nach einem langen Moment fuhr James mit brüchiger Stimme fort.
»Ich habe meinen Zauberstab gehoben und ‚Crucio' gesagt. Es war, als hätte ich die Kontrolle über mich verloren.«
»Und wie hat Harry reagiert?«, fragte Lucius mit tonlos. James schluckte schwer, seine Augen blickten ins Leere.
»Er ... er hat geschrien. Er hat sich gekrümmt, hat gezittert, als ob ... als ob er sterben würde. Es war nur ein paar Sekunden. Ich habe den Fluch sofort aufgehoben. Aber ... ich konnte sein Gesicht nicht mehr ertragen. Also habe ich ...«
»Sie haben sein Gedächtnis manipuliert«, beendete Lucius mit eiskalter Stimme. James nickte stumm.
»Der Cruciatus-Fluch«, sagte Lucius leise, »ist keine kleine Verfehlung, Potter. Sie haben einen unschuldigen Siebenjährigen mit Schmerzen überzogen, die unerträglich sind – Schmerzen, die einen Erwachsenen in den Wahnsinn treiben können. Und dann haben Sie sein Gedächtnis gelöscht, um Ihre eigenen Verbrechen zu verstecken.« James hielt dem Blick nicht stand, sein Gesicht war von Reue gezeichnet, doch Lucius zeigte keine Gnade.
»Was Sie getan haben«, fuhr Lucius fort, »ist nicht nur unverzeihlich, es ist abgrundtief verachtenswert. Sie haben die dunkelste Form der Magie auf Ihren eigenen Sohn angewandt – einen Jungen, der ohnehin schon von Ihnen verlassen und geschwächt war. Sie sind eine Schande, Potter, für sich selbst und für alles, was ein Vater sein sollte.« James sagte nichts, seine Hände zitterten leicht, und sein Blick blieb auf den Tisch gesenkt. Lucius betrachtete ihn noch einen Moment, bevor er sich zurücklehnte.
»Das Verhör ist damit abgeschlossen«, erklärte er mit kalter Entschlossenheit. »Ihre Geständnisse und die Beweise werden dem Gamot vorgelegt. Möge das Gericht Ihnen die Strafe auferlegen, die Sie verdienen – und ich werde persönlich dafür sorgen, dass sie nicht mild ausfällt.« Mit diesen Worten erhob sich Lucius und verließ den Raum, das Knirschen seines Gehstocks hallte wie ein Urteilsspruch durch die Stille.
Lucius lehnte sich kurz gegen die Flurwand vor dem Verhörraum und erlaubte sich, einen Moment seine kühle Maske fallen zu lassen. Kurz darauf kam Gideon Flint nach draußen, eine dicke Akte unter dem Arm, und nickte Lucius knapp zu. Gemeinsam gingen sie in einen nahe gelegenen Besprechungsraum, wo Gideon die Tür hinter ihnen schloss.
»Nun?«, fragte Flint, als sie beide Platz nahmen. »Das war ... intensiv. Was denken Sie?« Lucius legte seinen Gehstock zur Seite und faltete die Hände auf dem Tisch, sein Blick kalt und konzentriert.
»Intensiv ist eine Untertreibung, Gideon. Es war eine umfassende Selbstvernichtung. James Potter hat sich selbst nicht nur belastet, sondern im Grunde jede Möglichkeit auf eine glaubwürdige Verteidigung zerstört.« Gideon rieb sich über das Gesicht, ein seltenes Zeichen seiner sonst gut verborgenen Anspannung.
»Das ist mein Problem, Lucius. Ich bin hier, um ihn zu verteidigen, und was soll ich sagen? Dass er ‚nicht so gemeint' hat, einen der unverzeihlichen Flüche auf seinen eigenen Sohn zu legen?« Lucius' Blick wurde noch schärfer.
»Das ist nicht deine Aufgabe, Gideon. Deine Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass das Verfahren korrekt verläuft und er eine faire Anhörung erhält. Aber seien wir ehrlich: Eine Verteidigung im traditionellen Sinne wird es in diesem Fall nicht geben.« Gideon nickte langsam.
»Sein Schweigen am Anfang des Verhörs war eine schlechte Strategie. Und als er schließlich sprach ... Merlin, Lucius. Der Cruciatus? Gedächtnismanipulation? Es ist kaum vorstellbar, dass ein Vater zu so etwas fähig ist.«
»Kaum vorstellbar, aber Realität«, erwiderte Lucius kühl. »Die Beweise, die Geständnisse – alles passt zusammen. Er hat nicht nur seine Pflichten als Vater verraten, sondern jede moralische Grenze überschritten.« Gideon seufzte und öffnete die Akte vor sich, die er mitgebracht hatte.
»Ich habe mir die Zeugenaussagen und die Berichte der Heiler noch einmal angesehen. Es gibt nichts, was ich nutzen könnte, um ihn zu entlasten. Selbst wenn ich es wollte – er zeigt keine Reue. Keine Spur davon.« Lucius lehnte sich zurück, sein Blick blieb auf Gideon gerichtet.
»Was erwartest du von mir, Gideon? Soll ich Mitleid mit ihm haben? Mitleid mit einem Mann, der nicht nur seine Position, sondern auch die fundamentalen Prinzipien der Menschlichkeit verraten hat?«
»Nein«, sagte Gideon ruhig, »das erwarte ich nicht. Aber ich möchte, dass du verstehst, dass ich hier in einer verzweifelten Situation bin. Als Pflichtverteidiger muss ich zumindest versuchen, etwas zu tun. Irgendetwas.« Lucius nickte langsam, sein Gesichtsausdruck blieb hart.
»Ich verstehe deine Position, Gideon. Und ich respektiere, dass du deine Pflicht ernst nimmst. Aber lass mich dir eines klarmachen: James Potter wird verurteilt. Daran gibt es keinen Zweifel. Es gibt kein Schlupfloch, keine Entschuldigung, die stark genug wäre, um das, was er Harry angetan hat, zu relativieren.«
»Ich weiß«, murmelte Gideon, während er seine Unterlagen durchblätterte. »Das Beste, was ich tun kann, ist vielleicht, sicherzustellen, dass er nicht vollständig in Askaban zerbricht. Obwohl ...« Er hielt inne und sah Lucius an. »Vielleicht ist er das schon.« Lucius erhob sich langsam, sein Gehstock in der Hand, und sah Gideon mit einem ungewöhnlich ernsten Blick an.
»Mag sein, dass er gebrochen ist, Gideon. Aber das entschuldigt nichts. Es wird keine Gnade geben – weder von mir noch vom Gamot.« Gideon nickte, ließ seinen Blick jedoch auf den Akten ruhen.
»Ich werde tun, was ich kann, Lucius. Aber du hast recht – es wird nichts ändern.« Lucius wandte sich zur Tür, seine Haltung blieb aufrecht und würdevoll.
»Ich weiß, dass du deine Pflicht tun wirst, Gideon. Und ich werde meine tun. Gerechtigkeit muss in diesem Fall ohne Nachsicht erfolgen.« Mit diesen Worten verließ Lucius den Raum, seine Schritte hallten durch die Gänge, während Gideon still zurückblieb und auf die hoffnungslose Aufgabe blickte, die vor ihm lag.
Er ging mit langsamen, schweren Schritten den Korridor entlang. Der Verhörraum, in dem James Potter noch immer saß, wirkte kühler und bedrückender als zuvor. Gideon war sich bewusst, dass es eine nahezu unmögliche Aufgabe war, in diesem Fall eine Verteidigung zu konstruieren. Dennoch war er hier, weil es seine Pflicht war – und weil selbst ein Mann wie James Potter das Recht auf eine faire Verteidigung hatte, so schwer ihm das auch fiel. Als er die Tür öffnete, sah er James, der in einer unnatürlich starren Haltung saß. Seine Schultern waren eingesunken, und er starrte auf die Tischplatte, als wäre sie das Einzige, was ihn daran hinderte, vollständig zusammenzubrechen. Gideon ließ die Tür mit einem leisen Klicken hinter sich ins Schloss fallen und setzte sich ihm gegenüber.
»Potter«, begann Gideon mit einer nüchternen Stimme, die keinerlei Wärme verriet. »Ich bin hier, um mit Ihnen Ihre Verteidigung zu besprechen. Und lassen Sie mich gleich eines klarstellen: Ich bin nicht hier, um Ihre Taten zu rechtfertigen oder zu entschuldigen. Das ist unmöglich, und das wissen Sie genauso gut wie ich.« James reagierte nicht sofort. Seine Hände lagen flach auf dem Tisch, und erst nach einigen Sekunden drehte er langsam den Kopf, um Gideon anzusehen. Seine Augen waren blutunterlaufen, und es lag etwas Gebrochenes in seinem Blick, das selbst Gideon für einen Moment innehalten ließ.
»Ich brauche keine Verteidigung«, murmelte James schließlich. »Es ist vorbei.« Gideon verschränkte die Arme und lehnte sich zurück, sein Blick blieb fest auf James gerichtet.
»Das ist nicht ganz richtig. Es ist nicht vorbei, bis das Gamot ein Urteil gefällt hat. Und wie Sie sicher wissen, gibt es mehrere mögliche Ausgänge für diesen Prozess.« James lachte leise, ein bitteres, fast heiseres Geräusch.
»Oh, ich weiß genau, was mich erwartet. Askaban, lebenslang – oder ... der Kuss.«
»Das sind die wahrscheinlichsten Optionen«, bestätigte Gideon ruhig, ohne den Anflug von Mitgefühl. »Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit, wenn auch eine extrem unwahrscheinliche. Sollten wir das Gericht davon überzeugen können, dass Sie vollständig kooperieren, Ihre Schuld anerkennen und bereit sind, lebenslang in einer Zelle des Ministeriums zu verbringen, könnten Sie dem Kuss und Askaban entgehen. Aber lassen Sie uns ehrlich sein, Potter: Ihre Chancen stehen schlecht.« James schloss die Augen, lehnte sich zurück und rieb sich das Gesicht mit beiden Händen.
»Was wollen Sie von mir hören, Flint? Dass ich es bereue? Dass ich Harry liebe? Ich habe ihn nie geliebt. Nicht einen einzigen Tag.« Gideons Miene blieb regungslos, doch innerlich verspürte er eine Welle des Abscheus. Er zwang sich jedoch, professionell zu bleiben.
»Wenn Sie ihn nicht geliebt haben, warum ist er Ihnen dann wichtig? Warum all die Ausflüchte, all die Versuche, Ihre Schuld zu rechtfertigen?« James ließ die Hände sinken, seine Augen starrten Gideon an, als suche er selbst nach Antworten.
»Lily«, flüsterte er schließlich. »Weil er das Einzige war, was ich noch von ihr hatte. Und ich ... ich konnte es nicht ertragen, ihn anzusehen. Jeden Tag. Er hat überlebt, und sie nicht. Es hat mich zerfressen.«
»Und darum haben Sie ihn misshandelt«, sagte Gideon kalt. »Weil Sie Ihre eigene Unfähigkeit, mit Ihrem Verlust umzugehen, auf einen Jungen projiziert haben, der nicht einmal die Chance hatte, sich selbst zu verteidigen.« James zuckte zusammen, als ob die Worte ihn körperlich getroffen hätten, doch er widersprach nicht.
»Das System hat versagt«, sagte er plötzlich, seine Stimme lauter, beinahe wütend. »Wo war Dumbledore? Wo waren die anderen? Warum hat niemand nach ihm gesehen? Nach mir? Sie haben uns alle vergessen.« Gideon schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, genug, um James zu unterbrechen, aber nicht so laut, dass es unkontrolliert wirkte.
»Sie können anderen die Schuld geben, Potter. Dem System, Dumbledore, wem auch immer. Aber am Ende waren Sie derjenige, der den Cruciatus auf einen Siebenjährigen angewandt hat. Niemand sonst. Und wenn Sie das nicht begreifen, dann ist jedes Gespräch hier sinnlos.« James sackte zurück, seine Hände zitterten leicht.
»Ich weiß, was ich getan habe«, sagte er leise. »Ich ... ich hasse mich selbst dafür.« Gideon beobachtete ihn für einen Moment, seine Finger trommelten auf der Tischplatte.
»Reue ist ein Anfang, Potter, aber sie wird nichts ändern. Das Gericht wird sich nicht von Worten beeindrucken lassen. Wenn Sie irgendeine Hoffnung auf das geringstmögliche Strafmaß haben, müssen Sie kooperieren. Lückenlose Geständnisse, bedingungslose Anerkennung Ihrer Schuld. Verstehen Sie das?« James nickte langsam.
»Ich ... werde kooperieren.«
»Gut«, sagte Gideon und lehnte sich zurück. »Wir sehen uns vor dem Gamot. Aber machen Sie sich nichts vor, Potter – selbst mit Kooperation wird es keine Gnade geben. Und das ist genau das, was Sie verdienen.« Er erhob sich, sammelte seine Unterlagen und verließ den Raum, ohne James noch eines Blickes zu würdigen. Gideons Haltung blieb äußerlich professionell, doch in seinem Inneren tobte ein Sturm aus Verachtung und Erleichterung, dass dieser Fall bald vorüber sein würde.
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