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19 - Hoffnung

Severus kehrte nach seinem kurzen, aber aufschlussreichen Aufenthalt in Spinner's End ins St. Mungo's zurück. Seine Schritte hallten auf den kühlen Fluren des Krankenhauses wider, bis er schließlich vor Harrys Zimmer stand. Als er die Tür öffnete, fand er Sirius und Remus vor, die auf den Stühlen saßen und leise miteinander sprachen. Sirius blickte auf und schenkte Severus ein ehrliches Lächeln.

»Da bist du ja wieder. Alles in Ordnung?«, sagte er leise, um Harry nicht zu wecken. Severus seufzte leise, trat näher ans Bett und warf einen prüfenden Blick auf Harry, der noch immer friedlich schlief. Nach einem Moment wandte er sich an die beiden Männer.

»Ich habe eine Entscheidung getroffen«, begann er mit ruhiger, aber fester Stimme. »Ich werde und ich ... ich will mich um Harry kümmern.« Sirius und Remus sahen sich an, und für einen Augenblick konnte Severus die Erleichterung in ihren Gesichtern erkennen. Es war Remus, der als Erster sprach.

»Das freut mich, Severus. Wirklich. Wir wissen beide, dass das die beste Lösung für Harry ist.«

»Das ist es«, stimmte Sirius zu, ohne den üblichen Sarkasmus. Seine Stimme war ehrlich und voller Dankbarkeit. »Das heißt nicht, dass wir ihn nicht lieben, aber wir wissen, dass wir ihm nicht das geben können, was er jetzt braucht. Elias verlangt unsere ganze Aufmerksamkeit. Aber du ...«, er hielt kurz inne, bevor er leise hinzufügte: »Du kannst das.« Severus zog eine Augenbraue hoch, seine Arme vor der Brust verschränkt.

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich ‚das' kann, Black«, sagte er trocken. »Aber ich werde es versuchen. Für Harry. Doch das bedeutet nicht, dass ich ihn zwingen werde. Am Ende muss er selbst entscheiden.« Remus nickte verständnisvoll.

»Das ist fair. Er hat das Recht, mitzubestimmen. Aber ich bin mir sicher, dass er dir vertraut – mehr, als er es vielleicht selbst weiß.« Sirius lehnte sich zurück, seine Arme locker verschränkt.

»Ich habe keinen Zweifel daran, dass er sich für dich entscheidet. Du warst in den letzten Monaten mehr für ihn da als jeder andere.« Severus warf ihm einen skeptischen Blick zu, erwiderte aber nichts.

»Ich denke, ihr solltet jetzt gehen. Konzentriert euch auf eure Familie. Elias braucht euch. Ich bleibe und kümmere mich um Harry, aber hier könnt ihr im Moment nichts mehr tun.« Remus sah zu Sirius, der nach einigem Zögern nickte.

»Wir kommen in zwei Tagen wieder, zu seinem Geburtstag. Falls du etwas brauchst, lass es uns wissen.«

»Das werde ich«, erwiderte Severus knapp, während er ebenfalls aufstand und die beiden zur Tür begleitete. Sirius trat noch einmal an Harrys Bett heran, strich kurz über die Bettdecke und sah dann zu Severus.

»Pass auf ihn auf. Wir vertrauen dir.«

»Ich werde auf ihn aufpassen«, sagte Severus schlicht, aber mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch zuließ. Nach einer kurzen Verabschiedung verließen Sirius und Remus das Zimmer. Severus blieb zurück und ließ sich auf einen der Stühle sinken. Sein Blick fiel auf Harry, dessen ruhige Atmung den Raum erfüllte.

»Ich werde auf dich aufpassen«, murmelte Severus leise, mehr zu sich selbst als zu dem Jungen. »Und ich werde dir zeigen, dass du nicht allein bist. Aber am Ende wirst du entscheiden, was du willst.«

Die Nacht war ruhig verlaufen. Harry hatte tief und durchgehend geschlafen, ohne die unruhigen Bewegungen oder panischen Laute, die Severus zuvor so oft beobachtet hatte. Neben Harrys Bett hatte eine der Schwestern das zweite Bett hergerichtet, damit auch Severus ein paar Stunden Schlaf finden konnte. Wider Erwarten war es ihm tatsächlich gelungen, sich zu entspannen und einzuschlafen, immer ein Ohr bei Harry, um sofort reagieren zu können, sollte etwas passieren. Am frühen Morgen, als das erste Licht durch die Vorhänge drang, klopfte es leise an der Tür. Severus erhob sich aus dem Bett, strich seinen Umhang glatt und stellte sich zu Harrys Bett, Heiler Whitlock eintrat, gefolgt von einer jungen Heilerin, die ein Klemmbrett und eine Tasche mit Heiltränken bei sich trug.

»Guten Morgen, Professor Snape«, begrüßte Whitlock ihn mit einem leichten Nicken. Sein Blick fiel auf Harry, der noch immer ruhig schlief. »Wie war die Nacht?«

»Er hat durchgeschlafen«, antwortete Severus, seine Stimme leise, um Harry nicht zu wecken. »Ist das ... normal? Ich meine, so viel Schlaf?« Whitlock lächelte beruhigend und zog seinen Zauberstab hervor, um sanfte Diagnosen über Harry zu wirken.

»Das ist völlig normal. Sein Körper braucht die Ruhe, um sich zu erholen. Schlaf ist eine der besten Heilmethoden, die wir kennen, besonders nach dem, was er durchgemacht hat.« Severus entspannte sich ein wenig und trat beiseite, um dem Heiler mehr Raum zu geben.

»Und wie steht es mit der Ernährung? Bisher hat er nur Tränke und Infusionen bekommen.« Whitlock nickte, während er weiter die magischen Diagnosen durchführte.

»Das stimmt, und wir sollten versuchen, das heute zu ändern. Es wäre gut, wenn er heute etwas Richtiges isst und trinkt. Natürlich nur leichte Kost, aber es ist wichtig, dass er wieder selbst Nahrung zu sich nimmt. Sein Körper braucht die Energie.«

»Wird er in der Lage sein, das zu tun?«, fragte Severus skeptisch und verschränkte die Arme. Whitlock beendete seine Diagnosen und wandte sich an Severus.

»Ich denke schon. Wenn er weiterhin ruhig bleibt und keine Anzeichen von Panik oder Schmerzen zeigt, sollte es kein Problem sein. Aber Sie kennen ihn inzwischen besser als ich. Vielleicht braucht er etwas Ermutigung.« Severus warf einen nachdenklichen Blick auf Harry, dessen Gesicht im Schlaf erstaunlich entspannt wirkte.

»Ich werde mich darum kümmern. Wenn er wach wird, werde ich dafür sorgen, dass er etwas isst.«

»Sehr gut.« Whitlock nickte zustimmend und wandte sich dann zur Tür. »Falls Sie Hilfe brauchen, rufen Sie uns einfach. Und ich komme später wieder vorbei, um nach ihm zu sehen.« Die junge Heilerin folgte ihm hinaus, und Severus blieb allein mit Harry zurück. Er setzte sich auf den Stuhl neben das Bett und betrachtete den schlafenden Jungen.

Eine gute Stunde später begann Harry, sich zu rühren. Seine Augenlider flatterten, und er blinzelte gegen das gedämpfte Licht des Raumes. Es dauerte einen Moment, bis seine Orientierung zurückkehrte, und sein Blick wanderte suchend umher, bis er schließlich auf Severus fiel.

»Professor?« Seine Stimme war leise und brüchig, ein Hauch von Unsicherheit darin. Severus rückte seinen Stuhl näher an das Bett und sah Harry ruhig an.

»Ich bin hier, Harry. Wie fühlst du dich?« Harry schloss kurz die Augen, als müsse er sich sammeln, bevor er antwortete.

»Müde ... aber besser, glaube ich.« Dann öffnete er die Augen wieder, ein leichter Schatten von Verwirrung in seinem Blick. »Wo sind Sirius und Remus? Sie waren doch hier, oder?« Severus nickte.

»Sie waren hier. Aber ich habe sie nach Hause geschickt.« Harrys Stirn legte sich in Falten.

»Nach Hause? Warum?«

»Hör zu, die beiden haben einen dreijährigen Sohn, Elias. Er braucht ihre Aufmerksamkeit«, erklärte Severus ruhig. »Sie haben versprochen, bald wiederzukommen.« Harry senkte den Blick, und eine leichte Niedergeschlagenheit legte sich über sein Gesicht.

»Oh ... sie haben also schon ein Kind.« Severus beobachtete ihn aufmerksam, als Harry fortfuhr, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

»Dann nehmen sie mich bestimmt nicht zu sich. Sie haben doch schon eine Familie.« Severus lehnte sich in seinem Stuhl zurück, seine dunklen Augen fest auf Harry gerichtet. Er nahm einen tiefen Atemzug, als wüsste er, dass das, was er gleich sagen würde, von großer Bedeutung war.

»Harry«, begann er ruhig, »ich denke, es ist an der Zeit, dass ich dir etwas erkläre. Etwas, das ich selbst erst gestern erfahren habe.« Harry sah ihn aufmerksam an, die Müdigkeit in seinen Gesichtszügen schien für einen Moment zu schwinden. Severus verschränkte die Hände und hielt den Blickkontakt, um Harry zu signalisieren, dass er ehrlich war.

»Lily – deine Mutter – und ich kannten uns schon lange. Wir haben uns als Kinder kennengelernt, bevor wir beide nach Hogwarts gingen. Sie war ... meine beste Freundin, könnte man sagen.« Harrys Augen weiteten sich leicht, als er diese Information verarbeitete.

»Sie waren mit meiner Mum befreundet?«

»Ja«, bestätigte Severus mit einem leichten Nicken. »Lily war ... besonders. Sie hatte ein großes Herz und eine unglaubliche Stärke, die Menschen um sie herum inspirierten. Doch unsere Freundschaft endete, als ich Fehler machte, die ich nicht rückgängig machen konnte. Fehler, die sie zu Recht nicht vergeben konnte.« Harry schwieg, seine Augen suchten Severus' Gesicht nach weiteren Antworten ab.

»Was James angeht«, fuhr Severus mit einem Hauch von Bitterkeit fort, »nun, er und ich standen auf gegenüberliegenden Seiten. Er hat mich in unserer Schulzeit oft gedemütigt, und ich habe ihn dafür gehasst. Doch Lily sah etwas in ihm, das ich nicht sehen konnte. Sie hat ihm eine Chance gegeben, und er hat sich verändert. Zumindest zu ihr gegenüber.« Harry schien diese Worte kaum glauben zu können, aber er sagte nichts.

»Ich habe gestern erfahren«, fuhr Severus fort, seine Stimme wurde leiser, fast nachdenklich, »dass Lily mich vor deiner Geburt als deinen Paten eingetragen hat. Ich wusste nichts davon. Sie hat es mir nie gesagt. Vielleicht hat sie es nicht gewagt, vielleicht hatte sie ihre Gründe. Aber die Tatsache bleibt: Ich bin dein Pate, genauso wie Sirius.« Harrys Augen weiteten sich, und er starrte Severus an, als könne er die Worte kaum begreifen.

»Sie ... hat Sie ... wirklich? Aber warum?«

»Das habe ich mich auch gefragt«, gab Severus zu. »Vielleicht wollte sie sicherstellen, dass du jemanden hast, der sich um dich kümmert, falls es nötig wird. Jemanden, der dich nicht nur durch die Augen deines Vaters sieht, sondern durch ihre. Vielleicht wusste sie, dass ich trotz allem, was passiert ist, niemals zulassen würde, dass dir etwas geschieht.« Harry schwieg, seine Hände spielten nervös mit der Bettdecke. Severus beugte sich vor, seine Stimme wurde fester.

»Ich möchte, dass du weißt, dass ich diese Verantwortung ernst nehme. Es ist nicht leicht für mich, Harry. Ich habe nie ein Kind großgezogen, und ich bin mir sicher, dass ich Fehler machen werde. Aber ich möchte dir ein Zuhause geben. Einen Ort, an dem du sicher bist. Wenn du das möchtest.« Harry sah ihn mit großen, unsicheren Augen an.

»Sie ... Sie wollen mich wirklich zu sich nehmen?«

»Ja«, sagte Severus, ohne zu zögern. »Aber es ist deine Entscheidung, Harry. Ich werde dich zu nichts zwingen. Wenn du nicht möchtest, werde ich das akzeptieren. Aber ich werde immer für dich da sein, egal, was du entscheidest.« Harry schluckte schwer, Tränen glänzten in seinen Augen, doch ein kleines, fast schüchternes Lächeln spielte um seine Lippen.

»Ich ... ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

»Dann sag nichts«, erwiderte Severus leise. »Nimm dir Zeit. Wir haben keinen Grund zur Eile.« Er nahm einen weiteren tiefen Atemzug, als er Harrys Blick auffing, der noch immer voller Zweifel und Unsicherheit war.

»Harry, ich denke, du solltest wissen, dass Sirius und Remus sich wirklich um dich kümmern würden, wenn sie könnten. Sie lieben dich, da habe ich keinen Zweifel. Aber sie haben Angst.« Harry runzelte die Stirn.

»Angst? Wovor?«

»Angst, dir nicht das geben zu können, was du brauchst«, erklärte Severus ruhig. »Sie haben eine Familie. Elias ist noch jung, und er braucht ihre Aufmerksamkeit. Sie fürchten, dass sie sich nicht auf dich konzentrieren könnten, so wie du es verdienst. Deshalb haben sie mich gebeten, darüber nachzudenken, dich zu mir zu nehmen. Sie tun das nicht, weil sie dich nicht wollen, sondern weil sie sicherstellen möchten, dass du die bestmögliche Unterstützung bekommst.« Harry schwieg und sah hinunter auf die Bettdecke, seine Hände umklammerten den Stoff, während er die Worte zu verarbeiten versuchte.

»Aber ... wollen Sie mich wirklich? Oder tun Sie das nur, weil Sie denken, dass Sie es müssen?« Severus war von der Direktheit der Frage nicht überrascht. Er ließ sich Zeit, bevor er antwortete, und sprach mit ungewöhnlicher Offenheit.

»Ich verstehe, warum du das fragst. Nach allem, was du durchgemacht hast, ist es schwer, an echte Zuneigung zu glauben, nicht wahr?« Harry zuckte leicht mit den Schultern, vermied aber Severus' Blick. Dieser lehnte sich vor und hielt Harrys Aufmerksamkeit mit seiner leisen, aber eindringlichen Stimme fest.

»Ich werde dir ehrlich antworten. Am Anfang habe ich darüber nachgedacht, dich zu mir zu nehmen, weil es meine Pflicht ist. Lily hat mich zu deinem Paten gemacht, und ich nehme diese Verantwortung ernst. Aber es ist mehr als das. Viel mehr.« Harry hob zögernd den Blick, seine Augen suchten nach Antworten.

»Ich sehe so viel von mir selbst in dir«, fuhr Severus fort. Seine Stimme war jetzt weicher, fast verletzlich. »Meine eigene Kindheit war ... alles andere als leicht. Mein Vater war ein grausamer Mann, Harry. Er war wütend, kalt und oft gewalttätig. Es gab Tage, an denen ich mich fragte, ob ich überhaupt eine Bedeutung hatte. Ich war allein, gefangen in einer Umgebung, die mir jede Hoffnung nahm.« Harrys Augen weiteten sich leicht, als er diese Worte hörte.

»Ich weiß, wie es sich anfühlt, in einem Zuhause zu sein, das keines ist«, sagte Severus leise. »Ich weiß, wie es ist, sich wertlos zu fühlen, sich zu fragen, warum man überhaupt hier ist. Und vielleicht ist das der Grund, warum ich dir helfen will. Nicht, weil es eine Pflicht ist, sondern weil ich weiß, wie es ist, das durchzumachen, was du durchgemacht hast.« Harry schluckte schwer.

»Und ... Sie glauben wirklich, dass es anders sein kann? Dass ich ... dass ich nicht allein sein muss?« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Severus' Blick war fest und voller Überzeugung.

»Ja, das glaube ich. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich perfekt bin, Harry. Aber ich kann dir versprechen, dass ich da sein werde. Und dass ich dich niemals im Stich lassen werde.« Harry starrte ihn an, Tränen glänzten in seinen Augen, doch er sagte nichts. Severus lehnte sich zurück, ließ Harry Raum, um die Worte zu verarbeiten. Er wusste, dass diese Entscheidung Zeit brauchte, und er war bereit, so lange zu warten, wie Harry es benötigte. In diesem Moment klopfte es leise an der Tür, bevor sie geöffnet wurde, und eine Schwester trat ein, ein Tablett mit dampfendem Essen in den Händen. Sie lächelte Harry freundlich an.

»Guten Morgen, junger Mann. Ich habe hier etwas für dich. Es wäre gut, wenn du ein wenig isst. Dein Körper braucht Energie, um wieder zu Kräften zu kommen.« Harry sah das Tablett unsicher an, seine Hände spielten nervös mit der Bettdecke. Severus stand auf, nahm das Tablett entgegen und nickte der Schwester zu.

»Ich werde mich darum kümmern. Danke.« Die Schwester lächelte erneut.

»Wenn Sie Hilfe brauchen, lassen Sie es mich wissen.« Sie warf Harry einen aufmunternden Blick zu, bevor sie den Raum verließ. Severus setzte sich mit dem Tablett zurück auf seinen Stuhl und stellte es vorsichtig auf den Nachttisch. Er hob einen Teller an, auf dem ein einfaches, aber appetitliches Frühstück aus Porridge, ein paar Obstscheiben und einer Scheibe Brot angerichtet war. Ein Glas Saft stand daneben.

»Du solltest etwas essen«, sagte Severus ruhig, ohne jeden Befehlston. »Der Heiler hat recht – dein Körper braucht die Energie.« Harry warf einen skeptischen Blick auf das Essen.

»Ich ... ich habe keinen Hunger.«

»Das mag sein«, antwortete Severus geduldig, »aber dein Körper wird es dir danken. Versuch es einfach. Nur ein paar Bissen.« Harry zögerte, doch als Severus nicht drängte, griff er schließlich nach dem Löffel und schob sich einen kleinen Happen Porridge in den Mund. Es dauerte eine Weile, doch nach und nach aß er mehr, ohne dass Severus ihn dazu anspornen musste. Nach einigen Minuten sprach Harry plötzlich, seine Stimme leise, fast so, als würde er mit sich selbst reden.

»Hunger war immer da, irgendwie.« Severus sah ihn aufmerksam an, unterbrach ihn jedoch nicht. »Es war nicht so, dass er mich absichtlich hungern ließ«, fuhr Harry fort, ohne aufzusehen. »Oft war einfach nichts da. Er aß immer auf dem Weg von oder zur Arbeit, glaube ich, oder er brachte sich Essen mit, aber ... er vergaß mich meistens.« Severus' Kiefer mahlte, doch er sagte nichts. Er wusste, dass Harry diese Worte loswerden musste.

»Ich hab mich nie getraut, ihn zu fragen«, gestand Harry leise. »Wenn ich doch gefragt habe, hat er entweder gesagt, ich soll mir was suchen, oder er hat mich ignoriert. Manchmal habe ich Brot gefunden, wenn ich Glück hatte. Aber meistens ... war es einfach leichter, nichts zu sagen.« Severus' Brust zog sich zusammen, eine Mischung aus Wut und tiefem Bedauern. Er beugte sich ein wenig vor, seine Stimme ruhig, aber voller Nachdruck.

»Harry, das, was dir widerfahren ist, war nicht deine Schuld. Kein Kind sollte so etwas erleben müssen.« Harry sah ihn an, seine Augen unsicher, aber voller Schmerz.

»Es hat sich oft so angefühlt. Als wäre es meine Schuld. Weil ich da war.« Severus hielt seinem Blick stand, seine Stimme war fest.

»Das war es nicht. Du hast nichts falsch gemacht, Harry. Nichts. Es war seine Verantwortung, für dich zu sorgen, und er hat dich im Stich gelassen. Aber ich werde es nicht zulassen, dass du je wieder so leben musst.« Harry sah ihn an, und ein winziges, kaum sichtbares Nicken war die einzige Antwort, bevor er langsam weiter aß. Irgendwann schob er den Teller ein Stück von sich weg und ließ den Löffel sinken.

»Ich kann nicht mehr«, murmelte er, als würde er erwarten, dafür getadelt zu werden. Severus betrachtete ihn einen Moment lang, dann nickte er ruhig.

»Das ist in Ordnung. Du musst nicht alles aufessen. Es war schon gut, dass du überhaupt etwas gegessen hast.« Harrys Schultern entspannten sich ein wenig, und er lehnte sich gegen die Kissen zurück. Das Schweigen, das zwischen ihnen entstand, war nicht unangenehm, sondern beinahe beruhigend. Severus ließ dem Jungen die Zeit, die er brauchte, seine Gedanken zu ordnen. Nach einer Weile, in der Harry die Bettdecke betrachtet hatte, als könne sie ihm Antworten geben, hob er schließlich den Blick.

»Ich ... ich glaube, ich würde ganz gern bei Ihnen leben«, sagte er leise, fast scheu. Severus hielt inne, überrascht von der plötzlichen Offenheit. Er setzte sich aufrecht hin und suchte Harrys Blick.

»Bist du dir sicher?«, fragte er sanft, ohne jeden Druck. Harry nickte langsam, seine Augen unsicher, aber ehrlich.

»Ich weiß nicht, wie das wird, und ... ich hab Angst, dass ich es vielleicht nicht richtig mache. Aber ... ich glaube, es wäre besser als ... na ja, als das, was ich hatte.« Severus lehnte sich leicht vor, seine Stimme ruhig und einfühlsam.

»Harry, es gibt kein ‚richtig' oder ‚falsch', wenn es darum geht, ein Zuhause zu finden. Es geht darum, dass du dich sicher fühlst. Und wenn du dich entscheidest, bei mir zu leben, dann werden wir das gemeinsam herausfinden. Es wird nicht immer einfach sein, aber wir werden es versuchen. Zusammen.« Harrys Lippen zuckten zu einem winzigen Lächeln, das nicht ganz die Unsicherheit aus seinem Blick verbannte, aber dennoch einen Funken Hoffnung zeigte.

»Zusammen klingt ... gut.« Severus betrachtete Harry einen Moment lang, das sanfte Lächeln des Jungen weckte eine seltsame Wärme in ihm. Nachdenklich lehnte er sich zurück, bevor er mit ruhiger Stimme sagte:

»Harry, wenn du bei mir leben möchtest ... und wenn wir das gemeinsam versuchen wollen, dann denke ich, es wäre angebracht, wenn wir die Formalitäten ein wenig hinter uns lassen.« Harry runzelte leicht die Stirn.

»Formalitäten?« Severus nickte, ein schwaches, fast schiefes Lächeln auf den Lippen.

»Ja. Ich würde vorschlagen, dass du mich einfach duzt. Das ‚Professor Snape' ist in diesem Fall wohl etwas ... unpassend.« Harrys Augen weiteten sich leicht, und er sah Severus an, als hätte er nicht richtig gehört.

»Echt jetzt?« Severus hob eine Augenbraue, der Hauch eines Schmunzelns glitt über sein Gesicht.

»Ja, ‚echt jetzt', wie du es so charmant ausdrückst. Es sei denn, du bevorzugst es, mich weiterhin so förmlich anzusprechen.« Ein unsicheres Lächeln schlich sich auf Harrys Gesicht.

»Das ... fühlt sich irgendwie komisch an.«

»Das wird es vermutlich eine Weile tun«, erwiderte Severus gelassen. »Aber ich denke, es ist ein guter Anfang, wenn wir vorhaben, ein neues Kapitel aufzuschlagen.« Harry schwieg einen Moment, dann nickte er langsam.

»Okay ... Severus.« Der Name klang ungewohnt auf seiner Zunge, fast als müsste er sich vergewissern, dass er es richtig sagte. Severus nickte leicht, zufrieden.

»Sehr gut. Das war doch gar nicht so schwer, oder?« Harry grinste schüchtern.

»Es wird schon noch komisch bleiben, glaube ich. Aber ... ich probier's.« Severus lehnte sich zurück, die Arme locker verschränkt, während er Harry mit einem Blick bedachte, der nicht mehr nur von Sorge, sondern auch von leiser Zuversicht geprägt war.

»Das ist alles, worum ich dich bitte, Harry. Wir versuchen es – Schritt für Schritt.« Das Schweigen füllte den Raum wieder, doch diesmal war es schwerer, fast greifbar. Harry starrte auf die Bettdecke, seine Hände ruhten still darauf, während sein Gesicht eine Mischung aus Nachdenklichkeit und Unsicherheit zeigte. Schließlich sprach er, seine Stimme leise, fast brüchig:

»Was ... was passiert jetzt mit meinem Vater?« Severus zog kurz die Augenbrauen zusammen, bevor er sich aufrichtete. Die Frage war unvermeidlich gewesen, und er wusste, dass sie früher oder später kommen würde. Er wählte seine Worte sorgfältig, als er antwortete.

»Dein Vater ist derzeit in Gewahrsam, Harry«, begann er ruhig. »Er wird vor Gericht gestellt werden, und es gibt keinen Zweifel daran, dass er für seine Taten zur Verantwortung gezogen wird. Die Beweise gegen ihn sind erdrückend.« Harry nickte langsam, seine Lippen bewegten sich, als wollte er etwas sagen, doch es dauerte eine Weile, bis er weitersprach.

»Also ... er kommt ins Gefängnis?« Severus neigte den Kopf.

»Das ist sehr wahrscheinlich. Das Ministerium wird keinen anderen Weg sehen. Die Dinge, die er getan hat ... sie können nicht ignoriert werden.« Harrys Gesicht wurde noch blasser, und seine Schultern sackten ein wenig ein.

»Ich weiß, dass er ... dass er schlecht zu mir war. Aber ...« Seine Stimme zitterte, und er hob den Blick zu Severus, seine grünen Augen glänzten vor aufkommenden Tränen. »Er war trotzdem mein Vater.« Severus fühlte einen Stich in der Brust, als er Harrys Worte hörte. Er neigte sich vor, seine Stimme war sanft, aber ernst.

»Es ist in Ordnung, widersprüchliche Gefühle zu haben, Harry. Es ist normal. Er ist dein Vater und ein Teil von dir wird immer eine Verbindung zu ihm spüren, unabhängig davon, was er getan hat. Das macht dich nicht schwach oder falsch.« Harry schüttelte den Kopf, Tränen liefen ihm nun über die Wangen.

»Ich hasse ihn ... aber ich liebe ihn auch irgendwie. Und ich weiß nicht, warum! Er hat mich so oft im Stich gelassen, so oft verletzt, aber ...«, seine Stimme brach, und er begann, tief zu schluchzen. Severus stand auf und setzte sich an den Rand des Bettes. Ohne zu zögern, legte er eine Hand auf Harrys Schulter und zog ihn vorsichtig in eine Umarmung. Harry stockte einen Moment, dann ließ er los und klammerte sich an Severus, die Tränen liefen unkontrolliert.

»Es ist in Ordnung«, murmelte Severus leise, während er eine Hand beruhigend über Harrys Kopf streichelte. Harrys Schluchzen wurde lauter, und sein Körper bebte in Severus' Armen. Der Mann hielt ihn fest, sagte nichts weiter, sondern ließ Harry einfach spüren, dass er nicht allein war. Nach einer Weile beruhigte sich Harry langsam, sein Atem wurde gleichmäßiger, obwohl er noch leise schniefte. Severus hielt ihn noch einen Moment länger, bevor er ihn behutsam losließ und ihm ein Taschentuch reichte.

»Es wird nicht einfach sein«, sagte Severus schließlich, seine Stimme ruhig. »Aber ich werde dir helfen, damit umzugehen. Schritt für Schritt.«

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