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18 - Überraschende Offenbarung

Die Nacht war lang und zermürbend gewesen, doch ein Hauch von Hoffnung lag nun in der Luft. Harry hatte nach der Wiederbelebung eine Stabilisierung gezeigt, seine Atemzüge waren regelmäßiger geworden, wenn auch flach. Der Kampf war noch nicht vorbei, aber zumindest war ein kleiner Sieg errungen worden. Severus saß in einem unbequemen Stuhl neben Harrys Bett. Seine Augen waren geschlossen, und die Linien der Erschöpfung zeichneten sich tief in sein Gesicht. Auf einem zweiten Bett im Zimmer lag eine dünne Decke, die er genutzt hatte, um sich für einen Moment der Ruhe hinzugeben, doch die Sorge um Harry ließ ihn kaum abschalten. Sirius und Remus hatten sich in den frühen Morgenstunden verabschiedet, um nach Elias zu sehen und sich umzuziehen. Sie hatten versprochen, bald zurückzukommen. Als Severus schließlich in einen leichten Schlaf fiel, wurde er von einem leisen Klopfen geweckt. Noch bevor er seine Augen öffnen konnte, hörte er die sanfte Stimme einer Frau.

»Professor Snape?« Er blinzelte und sah eine schmale, aber aufrechte Gestalt in der Tür stehen. Eine Frau mittleren Alters mit schulterlangem, glattem Haar und einem scharfen, aber nicht unfreundlichen Blick. Ihr Umhang war dunkelgrün, und an ihrer Brust prangte ein Abzeichen, das sie als Leiterin der Abteilung für Aufsicht und Sorge minderjähriger Hexen und Zauberer auswies.

»Mein Name ist Marietta Cransford«, stellte sie sich vor und trat näher. »Ich bin hier, um die Situation von Mr. Potter zu besprechen. Darf ich Sie bitten, mit mir hinauszukommen?« Severus war müde, seine Glieder schwer, doch die Entschlossenheit in ihrer Stimme ließ keinen Raum für Ablehnung. Er warf einen letzten Blick auf Harry, der reglos in seinem Bett lag, bevor er aufstand und ihr folgte. Im Flur blieb Marietta stehen und musterte Severus eingehend.

»Professor Snape«, begann sie, ihre Stimme ruhig, aber bestimmt, »ich bin hier, um die nächsten Schritte in Bezug auf Harry zu besprechen. Es ist meine Aufgabe, sicherzustellen, dass der Junge in sichere Hände kommt, sobald er wieder stabil genug ist, um entlassen zu werden.« Severus nickte knapp.

»Verstehe. Doch das wird nicht vorerst geschehen. Er ist in einem kritischen Zustand.«

»Natürlich«, sagte Marietta. »Aber solche Angelegenheiten erfordern Zeit. Und ich muss jetzt bereits mit den zuständigen Personen sprechen.«

»Zuständige Personen?« wiederholte Severus mit hochgezogenen Augenbrauen. »Falls Sie Sirius Black meinen – den Paten des Jungen – so ist er derzeit nicht hier. Er wird jedoch bald zurückkehren.« Marietta runzelte die Stirn und zog eine Akte hervor. Sie blätterte durch die Dokumente, bevor sie innehielt und eine Seite aufschlug. Ihr Gesichtsausdruck verriet leichte Verwirrung, als sie Severus ansah.

»Das ist seltsam«, murmelte sie und reichte Severus das Dokument. »Es steht hier eindeutig, dass Sie, Professor Snape, ebenfalls als Pate von Harry Potter eingetragen sind.« Severus nahm das Schriftstück und betrachtete es. Sein Atem stockte, als er die vertraute Handschrift sah – Lilys geschwungene, klare Schrift, die so viele Erinnerungen in ihm wachrief. Es war eine Kopie des offiziellen Dokuments, das Sirius Black und ihn als Harrys Paten bestätigte. Der Text war unmissverständlich, und Lilys Unterschrift prangte am Ende.

»Das ... das kann nicht stimmen«, flüsterte Severus, seine Stimme brüchig. »Ich habe nie ... Lily hat mich nie gefragt.« Marietta sah ihn forschend an.

»Sind Sie sicher? Dieses Dokument wurde vor Harrys Geburt erstellt. Vielleicht hat Mrs. Potter es Ihnen nicht mitgeteilt.« Severus starrte auf die Worte, unfähig, eine Antwort zu formulieren. Die Vorstellung, dass Lily ihn, ausgerechnet ihn, als Paten für ihren Sohn ausgewählt hatte, war überwältigend. Warum hatte sie das getan? Hatte sie geahnt, dass es einmal so weit kommen würde? Marietta sprach weiter, ihre Stimme drang wie aus der Ferne an Severus' Bewusstsein.

»Falls diese Information korrekt ist, Professor Snape, bedeutet das, dass Sie ebenso wie Mr. Black eine Verantwortung für Harry Potter tragen. Sollte Mr. Black aus irgendeinem Grund nicht in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen, würden Sie als nächster in der Kette stehen.« Severus schüttelte den Kopf, unfähig, eine klare Antwort zu geben.

»Ich ... ich bin kein Vater«, sagte er leise. »Ich bin nicht für so etwas geeignet.« Marietta legte den Kopf leicht schief, ihr Blick wurde sanfter. »Das steht hier nicht zur Debatte, Professor. Was zählt, ist, dass Sie sich offensichtlich bereits um Harry gekümmert haben. Sie haben ihn ins Mungo's gebracht. Und jetzt sind Sie hier.« Severus spürte, wie das Gewicht der Worte ihn fast erdrückte. Er hatte Harry nie als seine Verantwortung gesehen – zumindest nicht in dieser Weise. Doch in den letzten Monaten hatte er sich um den Jungen gekümmert, ihn beschützt, so gut er konnte. War das nicht schon ein Zeichen, dass er zumindest versuchte, die richtige Entscheidung zu treffen? Marietta unterbrach seine Gedanken.

»Ich werde Mr. Black informieren, sobald er zurückkommt. Aber ich möchte, dass Sie sich über diese Situation im Klaren sind. Harry wird Ihre Unterstützung brauchen. Mehr als je zuvor.« Severus nickte schließlich langsam.

»Verstanden«, sagte er, seine Stimme war leise, aber fest. »Für Harry werde ich tun, was notwendig ist.« Marietta schenkte ihm ein angedeutetes Lächeln und legte eine Hand auf seinen Arm.

»Das ist alles, was wir von Ihnen erwarten können, Professor.« Severus sah ihr nach, als sie den Flur hinunterging. Dann drehte er sich um und ging zurück in Harrys Zimmer. Als er die Tür leise hinter sich schloss, bemerkte er sofort eine Veränderung. Harry lag nicht mehr reglos da, sondern begann sich unruhig zu bewegen, sein Kopf drehte sich hin und her, und leise, panische Laute drangen aus seiner Kehle.

»Harry«, sagte Severus mit einer ruhigen, festen Stimme, als er nähertrat. Er nahm einen Stuhl und setzte sich neben das Bett, wobei er darauf achtete, keine plötzlichen Bewegungen zu machen.

»Harry, wach auf. Du bist in Sicherheit.« Harrys Augenlider flatterten, bevor sie weit aufriss. Sein Blick war voller Angst, und er schien einen Moment lang nicht zu erkennen, wo er war. Seine Atmung beschleunigte sich, und sein Körper begann zu zittern.

»Nein ... bitte ...«, murmelte er, seine Stimme war kaum hörbar, aber voller Verzweiflung. Severus reagierte sofort, beugte sich näher zu ihm und sprach beruhigend.

»Harry, hör mir zu. Es ist vorbei. Niemand wird dir hier etwas tun. Du bist in St. Mungo's, und du bist sicher.« Harrys Blick suchte die Quelle der Stimme, und langsam schien etwas von Severus' Präsenz zu ihm durchzudringen.

»S-Sir?«, flüsterte er, seine Stimme war brüchig.

»Ja, Harry«, antwortete Severus, seine Stimme sanft. »Ich bin hier. Niemand wird dir wehtun.« Tränen stiegen in Harrys Augen, und sein Körper entspannte sich ein wenig. Doch sein Atem blieb flach, und die Angst war noch nicht vollständig verschwunden. Severus griff vorsichtig nach Harrys Hand, hielt sie in seinen eigenen und sprach leise weiter.

»Du musst dich jetzt ausruhen. Aber vorher wird sicher ein Heiler nach dir sehen. Es wird nichts passieren, das verspreche ich dir.« Gerade in diesem Moment betrat Heiler Whitlock das Zimmer, gefolgt von einer jungen Heilerin, die ein Klemmbrett trug. Whitlock nickte Severus knapp zu.

»Professor Snape, es ist gut, dass Sie hier sind. Harry, es ist schön, dass du wach bist. Ich bin heiler Whitlock. Ich werde dich untersuchen, damit wir sicher sein können, dass alles in Ordnung ist.« Harrys Augen weiteten sich, und er drückte unbewusst Severus' Hand fester. Der Mann spürte das leichte Zittern und legte seine andere Hand beruhigend auf Harrys Schulter.

»Es ist in Ordnung, Harry«, sagte er ruhig. »Ich bleibe hier, während er dich untersucht. Du musst keine Angst haben.« Harry nickte schwach, seine Augen fixierten Severus, als wäre er der einzige Anker in einem Meer aus Angst. Whitlock begann, sanfte Zauber über Harry zu wirken, während die junge Heilerin Notizen machte. Harry zuckte ein paar Mal zusammen, wenn ein Zauber über eine besonders empfindliche Stelle seines Körpers glitt, doch Severus blieb an seiner Seite, sprach leise zu ihm und hielt seine Hand fest. Nach einer Weile trat Whitlock zurück und sah Severus an. Dieser verstand, erhob sich und ging mit dem Heiler ein paar Schritte vom Bett weg.

»Sein Zustand ist stabil, aber er hat noch einen langen Weg vor sich. Wir haben das meiste heilen können, aber der Stress hat tiefe Spuren hinterlassen. Wir müssen dafür sorgen, dass er sich sicher fühlt«, sagte Whitlock leise.

»Das wird er«, sagte Severus mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch zuließ. Er sah zu Harry hinunter, der erschöpft, aber etwas weniger panisch aussah.

»Ich werde dafür sorgen.« Whitlock nickte lächelnd und ging aus dem Raum. Severus setzte sich wieder auf den Stuhl neben Harrys Bett und betrachtete ihn lange, ohne ein Wort zu sagen. Harrys Augen waren halb geöffnet, und er wirkte noch immer schwach, doch die Frage, die in seinem Blick lag, war nicht zu übersehen. Langsam wandte er den Kopf zu Severus, als hätte er gerade erst realisiert, wo er sich befand.

»Wie bin ich hierhergekommen?«, fragte er schließlich, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Seine Augen, groß und voller Unsicherheit, suchten Severus' Gesicht nach einer Antwort ab. Severus lehnte sich leicht nach vorn, seine Hände ruhten auf seinen Knien.

»Das möchte ich dich fragen«, erwiderte er ruhig. »An was kannst du dich noch erinnern?« Harrys Stirn legte sich in Falten, als er versuchte, nachzudenken. Er hob eine zitternde Hand, als wolle er etwas Greifbares aus der Luft holen.

»Ich weiß, dass mein Vater ...«, er stockte und seine Stimme brach ab. Er schloss die Augen, als wolle er die Erinnerungen verdrängen. »Es war schlimm«, murmelte er dann. »So schlimm wie nie zuvor. Ich wollte einfach nur ... weg.« Severus nickte langsam, sein Blick blieb fest auf Harry gerichtet.

»Und dann?«, fragte er leise, ohne Eile, um den Jungen nicht zu überfordern. Harry atmete tief ein, seine Finger krallten sich in die Bettdecke.

»Ich habe daran gedacht, wie ich irgendwohin ... fliehen kann. Und dann war ich plötzlich weg. Alles war verschwommen, und dann ...«, er öffnete die Augen und sah Severus direkt an. »Bin ich hier gelandet?« Severus' Blick wurde weicher, doch er sprach mit derselben ruhigen Bestimmtheit wie immer.

»Nein. Du bist nicht direkt hierhergekommen. Du bist zu mir gekommen.« Harrys Augen weiteten sich.

»Zu ... Ihnen?«, flüsterte er ungläubig.

»Ja«, bestätigte Severus, seine Stimme war leise, fast sanft. »Deine Magie hat dich dorthin gebracht, wo du dich am sichersten gefühlt hast – oder zumindest an den Ort, der in deiner Verzweiflung als solcher erschien.« Harry schwieg, seine Augen glitzerten, und er sah aus, als hätte ihn diese Aussage zutiefst bewegt.

»Ich ... wusste nicht, dass das geht«, murmelte er schließlich. »Ich dachte ... ich dachte, ich habe versagt.« Severus schüttelte den Kopf.

»Nein, Harry«, sagte er bestimmt. »Du hast nicht versagt. Deine Magie hat dich gerettet. Sie hat dich zu mir gebracht, und ich habe dafür gesorgt, dass du hierherkommst, wo dir geholfen wird.« Harry schloss die Augen, Tränen liefen über seine Wangen, doch er sagte nichts. Severus lehnte sich zurück, gab ihm den Raum, den er brauchte, aber sein Blick blieb wachsam.

»Du bist jetzt in Sicherheit«, fügte er schließlich hinzu. »Und ich werde dafür sorgen, dass du das bleibst.« Harry öffnete die Augen, seine Stimme war kaum hörbar, aber klar: »Danke.«

Nur eine halbe Stunde später betraten Sirius und Remus das Zimmer mit leisen Schritten, ihre Gesichter von Sorge und Erleichterung gleichermaßen gezeichnet. Harry und Severus hatten nicht gesprochen. Harry hatte nur still dagelegen und Severus hatte versucht, ihm Sicherheit zu geben, ohne ihn zu drängen. Sirius' graue Augen leuchteten auf, als er Harry wach und einigermaßen bei Bewusstsein sah. Ohne zu zögern, trat er näher, doch er hielt kurz inne, als Harrys Blick ihn unsicher musterte.

»Hey, Kumpel«, sagte er schließlich, seine Stimme weich, aber mit einem Hauch von Unsicherheit. »Ich bin Sirius. Sirius Black.« Harry runzelte die Stirn, der Name war ihm nicht ganz unbekannt, und doch konnte er ihn nicht richtig einordnen.

»Sirius ...?«, fragte er leise, seine Stimme war brüchig. »Ich glaube ... ich kenne den Namen. Aber ich weiß nicht, warum.« Remus trat näher, seine Bewegungen langsamer, bedächtiger.

»Es ist in Ordnung, Harry«, sagte er sanft. »Wir haben uns schon gesehen, als du noch ein Baby warst. Ich bin Remus Lupin. Wir beide waren sehr gute Freunde deiner Eltern.« Harrys Blick glitt zwischen den beiden Männern hin und her. Etwas an ihnen fühlte sich seltsam vertraut an, wie eine längst vergessene Erinnerung, die gerade aus den Tiefen seines Geistes auftauchte.

»Freunde? Von ... meiner Mum?« Sirius nickte und setzte sich auf die Kante des Bettes, seine Haltung vorsichtig, fast nervös.

»Ja, genau. Lily und James waren wie eine Familie für uns. Dein Vater ...«, er stockte und schloss kurz die Augen, bevor er fortfuhr. »Er war mein bester Freund. Und Lily war ...«, ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Sie war wie eine Schwester für mich.«

»Sirius ist dein Pate, Harry. Deine Mum und dein Dad haben ihn darum gebeten, bevor du geboren wurdest«, fügte Remus hinzu. Harrys Augen weiteten sich, und er richtete sich leicht auf, obwohl die Bewegung ihn sichtlich anstrengte.

»Mein Pate?« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Aber ... wieso habe ich nie von dir gehört?« Sirius' Gesicht verhärtete sich, und er sah für einen Moment zu Remus hinüber, als suche er Unterstützung. Remus legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.

»Das liegt an deinem Vater, Harry«, sagte Remus schließlich. »James ...«, auch er zögerte, als fielen ihm die Worte schwer. »Er hat uns von dir ferngehalten. Wir haben immer wieder versucht, Kontakt aufzunehmen, aber ...«

»Er hat uns blockiert«, ergänzte Sirius mit rauer Stimme. »Briefe, Besuche – alles. Ich habe dir geschrieben, Harry. Unzählige Male. Aber er hat nie zugelassen, dass du sie bekommst.« Harrys Hände ballten sich in den Bettlaken.

»Ich wusste es«, flüsterte er heiser. »Ich habe ... ich habe die Briefe gesehen. Er hat sie in einem Karton versteckt. Aber ich durfte sie nie lesen.« Sirius' Kiefer mahlte, und ein Hauch von Wut blitzte in seinen Augen auf. Doch Remus legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm.

»Harry«, sagte er ruhig, »es tut uns so leid, dass wir nicht mehr für dich tun konnten. Wir hätten dich gern gesehen, mit dir Zeit verbracht, dir geholfen. Aber dein Vater ...«, er hielt inne und seufzte. »Er hat es uns unmöglich gemacht.« Harrys Blick war gesenkt, seine Finger spielten nervös mit der Decke.

»Er hasst mich«, murmelte er schließlich. »Ich war nie gut genug. Nie so, wie er es wollte.« Sirius' Stimme wurde plötzlich schärfer, durchdrungen von aufkeimendem Schmerz und Schuldgefühlen.

»Harry, das ist nicht deine Schuld. Nicht ein kleines verdammtes bisschen. James ... er hat sich verändert nach Lilys Tod. Aber das entschuldigt nichts von dem, was er dir angetan hat.« Remus kniete sich neben das Bett, um auf Augenhöhe mit Harry zu sein.

»Du bist unglaublich stark, Harry«, sagte er leise. »Dass du das alles überstanden hast, zeigt, wie viel Kraft in dir steckt.« Harry hob langsam den Kopf und sah in die Gesichter der beiden Männer, die sich so offensichtlich um ihn sorgten.

»Ihr seid zusammen, oder?«, fragte er plötzlich, seine Augen glitzerten leicht vor einem Anflug von Neugier. Sirius und Remus tauschten einen schnellen Blick, bevor Sirius schwach lächelte.

»Ja, das sind wir«, antwortete er. »Seit vielen Jahren. Wir haben versucht, uns ein Leben aufzubauen. Aber du ... du gehörst genauso zu unserer Familie, Harry.« Harry nickte langsam, ein schwaches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, bevor er flüsterte: »Vielleicht ... kann ich das irgendwann auch glauben.« Harrys Blick wanderte dann zwischen den drei Männern hin und her, Unsicherheit und eine leise Hoffnung in seinen Augen. Nach einer langen Pause fragte er plötzlich leise, fast flüsternd: »Muss ich ... muss ich wieder zu meinem Vater?« Severus, der bislang schweigend am Rand des Zimmers gestanden hatte, trat einen Schritt näher.

»Nein, Harry. Auf keinen Fall. Das wird nicht geschehen.« Harrys Schultern sanken ein wenig, als hätte eine schwere Last ihn verlassen, doch ein neuer Gedanke schien ihn zu beunruhigen.

»Dann ... wo werde ich hinmüssen? Werde ich bei euch wohnen?« Er sah zu Remus und Sirius, seine Stimme zitterte leicht, obwohl er versuchte, ruhig zu bleiben. Remus und Sirius tauschten einen schnellen Blick. Remus räusperte sich und kniete sich wieder neben Harrys Bett, seine Stimme war sanft und beruhigend. »Das wissen wir noch nicht, Harry. Das Ministerium wird entscheiden, wo du am besten aufgehoben bist. Aber ... es ist gut möglich, dass du bei uns leben könntest.«

»Ja, das könnte passieren. Aber erst müssen die Heiler sicherstellen, dass du dich vollständig erholst. Alles andere wird sich zeigen, wenn die Zeit gekommen ist«, fügte Sirius hinzu. Harry schien diese Antwort für den Moment zu akzeptieren, auch wenn in seinem Blick noch immer Zweifel lagen. Er nickte langsam und sank tiefer in die Kissen zurück. Die Anstrengung des Gesprächs hatte ihn erschöpft, und seine Augenlider begannen zu flattern. Severus trat an die andere Seite des Bettes und beobachtete Harrys Gesicht.

»Ruhe dich jetzt aus, Harry. Alles Weitere besprechen wir, wenn du stärker bist«, sagte er ruhig. Harrys Lippen bewegten sich noch, als wollte er etwas sagen, doch seine Augen schlossen sich schließlich. Seine Atmung wurde gleichmäßiger, und er glitt in den Schlaf. Die drei Männer blieben einen Moment schweigend am Bett stehen, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Schließlich zog Sirius leise einen Stuhl heran und setzte sich. Severus wartete, bis Harry wieder richtig eingeschlafen war, bevor er sich an Sirius und Remus wandte. Mit einem kurzen Nicken deutete er auf die Tür.

»Können wir kurz draußen sprechen?« Seine Stimme war ruhig, doch der ernste Ton ließ keinen Zweifel daran, dass es wichtig war. Die beiden Männer tauschten einen fragenden Blick, dann folgten sie Severus in den Flur. Dort angekommen, blieb Severus stehen und atmete tief durch. Der sonst so kontrollierte Zaubertränkemeister schien einen Moment lang mit den richtigen Worten zu ringen.

»Ich habe gerade etwas erfahren«, begann er schließlich, seine Stimme ungewöhnlich leise. »Etwas, das ich euch beiden nicht verschweigen kann. Es betrifft Harry.« Sirius' Augen verengten sich leicht, ein Hauch von Sorge mischte sich in seine Stimme.

»Geht es ihm schlechter?«

»Nein, nichts dergleichen«, antwortete Severus schnell, hob dann jedoch die Hand und rieb sich die Stirn, als würde ihn die Situation überfordern. »Ich habe eben mit einer Vertreterin der Abteilung für Aufsicht und Sorge minderjähriger Zauberer gesprochen. Sie hat mir ein Dokument gezeigt.« Remus trat einen Schritt näher, seine ruhigen Augen musterten Severus aufmerksam.

»Ein Dokument? Was für ein Dokument?« Severus hob den Blick, seine dunklen Augen begegneten Remus'.

»Ein Dokument, das besagt, dass ich, ebenso wie Sirius, als Harrys Pate eingetragen bin.« Stille breitete sich aus. Sirius starrte ihn an, als hätte er sich verhört.

»Was?! Das kann doch nicht—«

»Es ist wahr«, schnitt Severus ihm ins Wort. »Lily hat mich als Harrys Paten eingetragen. Vor seiner Geburt. Ich hatte keine Ahnung.« Remus legte eine Hand auf Sirius' Arm, um ihn zu beruhigen, und sah Severus nachdenklich an.

»Das ist ... unerwartet, aber es ergibt Sinn. Lily hat dich immer geschätzt. Vielleicht hat sie geahnt, dass es eines Tages wichtig sein könnte.« Sirius verschränkte die Arme, sein Gesicht war von widersprüchlichen Gefühlen gezeichnet.

»Was bedeutet das jetzt? Du willst ihn doch nicht zu dir nehmen, oder?« Severus sah zur Seite, sein Blick war voller Zwiespalt.

»Ich weiß es nicht«, gestand er ehrlich. »Ich bin kein Vater. Ich weiß nicht, wie man sich um ein Kind kümmert, geschweige denn um einen Jungen, der so viel durchgemacht hat wie Harry.« Remus trat näher und legte eine Hand auf Severus' Schulter.

»Ich habe dir das schon einmal gesagt, Severus. Harry braucht jemanden, der für ihn da ist, jemanden, der ihm Stabilität gibt. Und ich glaube, dass du das für ihn sein kannst. Vielleicht braucht er genau dich – und du ihn.« Severus' Kiefer mahlte, und er wich Remus' Blick aus.

»Ihr habt einen Sohn«, sagte er schließlich, seine Stimme leise, aber bestimmt. »Elias ist jung, und ich weiß, dass ihr mit ihm genug zu tun habt. Aber was, wenn ich versage? Was, wenn ich Harry noch mehr schade?«

»Severus«, sagte Sirius, diesmal ohne seinen üblichen Biss. »Wir würden es nicht von dir verlangen, wenn wir nicht wüssten, dass du das kannst. Du hast Harry in den letzten Monaten mehr geholfen, als wir es je konnten und könnten. Er vertraut dir. Das ist mehr, als James je von sich behaupten konnte.« Severus seufzte tief, und seine Schultern sanken ein wenig.

»Was, wenn Harry mich nicht will? Was, wenn er mich für das hält, was ich bin – einen kalten, verbitterten Mann, der nichts anderes kennt als Pflichten und Strafen?«

»Dann ist es seine Entscheidung«, sagte Remus sanft. »Aber du solltest ihm die Möglichkeit geben, zu entscheiden. Er hat ein Recht darauf.« Eine lange Stille folgte, bevor Severus schließlich nickte, langsam, aber mit einer Spur von Entschlossenheit.

»In Ordnung«, sagte er leise. »Wenn Harry es will ... ich werde darüber nachdenken.« Sirius atmete hörbar aus, und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht.

»Danke.«

»Danke«, fügte Remus hinzu, sein Blick warm und ehrlich. Severus strich sich über die Stirn. Seine Stimme klang rau vor Müdigkeit.

»Ich würde gern nach Hause, um zu duschen und mich umzuziehen. Es dauert nicht lange, ich bin schnell wieder zurück.« Remus nickte beruhigend.

»Das ist kein Problem. Wir bleiben hier bei ihm. Harry schläft doch ohnehin. Wenn er aufwacht, werden wir da sein.« Sirius lehnte sich gegen die Wand, die Arme verschränkt, aber ohne den üblichen Sarkasmus in seiner Stimme.

»Er ist in guten Händen. Wir passen auf ihn auf.« Severus warf ihnen einen skeptischen Blick zu, aber er nickte schließlich.

»Gut. Wenn irgendetwas ist, ruft mich sofort über den Patronus.«

»Natürlich«, antwortete Remus ruhig. »Aber wirklich, Severus, geh. Du siehst aus, als könntest du selbst eine Pause gebrauchen.« Mit einem letzten Blick auf Harrys Krankenzimmertür und einem leisen Seufzen verließ Severus schließlich den Flur.

Wenig später betrat er sein Haus in Spinner's End mit einem schweren Gefühl. Es war still, zu still, und das dunkle Holz und die verstaubten Regale wirkten plötzlich erdrückend. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich für einen Moment dagegen, die Augen geschlossen. Die Worte von Sirius und Remus hallten noch in seinem Kopf nach: »Er vertraut dir. Das ist mehr, als James je von sich behaupten konnte.« Severus atmete tief ein, schob die Zweifel beiseite und ging ins Wohnzimmer. Es sah aus wie immer, nüchtern und praktisch, ohne jegliche Wärme. Er ließ sich in den Sessel sinken und betrachtete die schief gestapelten Bücher auf dem Tisch. Ein Leben für sich allein war hier möglich gewesen, aber für ein Kind? Für Harry? Nach einer Weile stand er auf, fast widerwillig, und ging die Treppe hinauf. Seine Schritte hallten auf dem alten Holz, während er an den vertrauten Wänden vorbeiging. Vor einer Tür hielt er inne – seinem ehemaligen Kinderzimmer, das er längst zu einem Arbeitszimmer umfunktioniert hatte. Die Klinke war kühl unter seiner Hand, als er die Tür öffnete. Das Zimmer war klein und funktional eingerichtet. Ein großer Schreibtisch stand am Fenster, darauf sorgfältig geordnete Pergamente, Tintenfässer und Federn. An der Wand hingen ein paar Regale voller Tränkebücher. Alles war ordentlich und still. Doch in seinem Geist tauchten Bilder aus der Vergangenheit auf – die Wände, die damals kahl gewesen waren, der Boden, auf dem er oft saß, weil das Bett unbequem war. Die Schreie seines Vaters, die gedämpft durch die Tür drangen, während er sich in eine Ecke kauerte. Er schloss die Augen. Es war nicht viel anders als das, was Harry durchgemacht hatte. Misshandlung, Vernachlässigung, das Gefühl, niemals gut genug zu sein. Und doch ... er hatte überlebt. Er hatte einen Weg gefunden, aus dieser Dunkelheit herauszukommen. Vielleicht war Remus' Gedanke nicht so abwegig. Vielleicht konnte er Harry genau deshalb helfen, weil er wusste, wie es sich anfühlte.

»Das könnte sein Zimmer werden«, murmelte er leise und öffnete die Augen. Der Gedanke war beängstigend, aber auch ... seltsam tröstlich. Er stellte sich vor, wie Harry hier lebte. Nicht als Gast, sondern als Teil dieses Hauses. Sein Blick wanderte zu einem leeren Regal. Dort könnte er seine eigenen Bücher hinstellen.

Doch dann kam die Angst zurück. Was, wenn ich scheitere? Was, wenn ich nicht genug bin? Severus schüttelte den Kopf, als wollte er die Gedanken vertreiben, und wandte sich ab. Er ging ins Badezimmer, drehte das Wasser auf und zog sich aus. Der heiße Dampf erfüllte schnell den Raum, doch die Wärme konnte die Kälte in seinem Inneren nicht sofort vertreiben. Während er sich unter die Dusche stellte, spürte er das Gewicht der Verantwortung, die er gerade angenommen hatte.

»Ich werde da sein«, sagte er leise, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Das Wasser rauschte über ihn hinweg, doch seine Worte hallten in seinem Kopf nach. »Aber er muss die Wahrheit erfahren. Er muss wissen, dass ich ... dass ich das verstehe, weil ich es selbst erlebt habe.« Als er die Dusche verließ und sich ein Handtuch um die Hüfte schlang, sah er sein Spiegelbild an. Die dunklen Augen, die müden Linien in seinem Gesicht – sie erzählten Geschichten, die er seit Jahren verdrängt hatte. Doch für Harry würde er sie ans Licht bringen, wenn es bedeutete, dass der Junge sich verstanden und sicher fühlte. Er zog sich an, griff nach einem frischen Umhang und ging zurück ins Wohnzimmer. Bevor er das Haus verließ, warf er noch einen letzten Blick die Treppe hinauf. Das könnte sein Zuhause werden. Vielleicht. Wenn er es will. Mit einem entschlossenen Ausdruck verließ er das Haus, bereit, ins St. Mungo's zurückzukehren – und zu Harry. Denn egal, wie schwer es werden würde, er würde es versuchen. Für Harry.

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In einem kühlen, schlichten Besprechungsraum im St. Mungo's saßen inzwischen mehrere Heiler um einen ovalen Tisch. In der Mitte lagen Akten, Notizen und ein magischer Projektor, der eine schwebende Abbildung von Harrys Gesundheitszustand zeigte. Die Atmosphäre war angespannt, während die Heiler die gesammelten Informationen über Harrys Zustand diskutierten. Heiler Whitlock, ein erfahrener Mann mit schütterem grauen Haar, räusperte sich und begann mit ernster Stimme.

»Wir haben inzwischen die Untersuchungen zusammengetragen, und es gibt mehrere alarmierende Befunde. Neben den offensichtlichen physischen Verletzungen – Knochenbrüchen, Prellungen und alten Narben – gibt es auch Spuren von dunkler Magie. Insbesondere des Cruciatus-Fluches.« Ein leises Keuchen ging durch die Runde. Die Heilerin in einem weinroten Umhang, die neben Whitlock saß, blickte ihn schockiert an.

»Der Cruciatus? Bei einem Kind? Das ist abscheulich.« Whitlock nickte, seine Augen dunkel vor Sorge.

»Ja. Es gibt keine Zweifel daran. Die Spuren sind nicht frisch, aber sie sind eindeutig. Und leider ist das nicht alles.« Er zögerte, bevor er fortfuhr. »Unsere mentalmagischen Scans deuten darauf hin, dass auch sein Gedächtnis manipuliert wurde. Es gibt Spuren von Obliviationszaubern, die unsachgemäß angewendet wurden.«

»Unsachgemäß?« Eine jüngere Heilerin am Ende des Tisches, die ein Klemmbrett hielt, runzelte die Stirn.

»Ja«, bestätigte Whitlock. »Die Zauber wurden nicht präzise ausgeführt, was zu Lücken und Verwirrung in Harrys Erinnerungen geführt hat. Wir können nicht sagen, was genau gelöscht wurde, aber es gibt genug Hinweise darauf, dass jemand versucht hat, seine Erinnerungen gezielt zu manipulieren.« Eine Heilerin, deren blauer Umhang sie als Spezialistin für mentale Heilung auswies, meldete sich zu Wort.

»Das erklärt möglicherweise, warum Harry so zurückhaltend über seine Vergangenheit spricht. Er könnte unbewusst spüren, dass etwas nicht stimmt, aber die Lücken verhindern, dass er es versteht. Wir sollten ihn so bald wie möglich einem Mentalheiler vorstellen, sobald er stabil genug ist.« Die Runde nickte zustimmend, doch die Stimmung blieb angespannt. Ein jüngerer Heiler mit glattem, schwarzen Haar hob seine Hand und fragte: »Gibt es Beweise dafür, wer verantwortlich ist? Könnten diese Spuren von jemand anderem als James Potter stammen?« Whitlock schüttelte entschieden den Kopf.

»Die Beweise sind überwältigend. Harry war vor Hogwarts quasi komplett von der Zauberwelt isoliert so weit wir wissen. Er ging auf eine Muggel-Grundschule, hatte keinerlei Kontakt zu anderen Zauberern und war auf Gedeih und Verderb seinem Vater ausgeliefert. Zudem haben wir Aussagen, die belegen, dass James Potter ihn regelmäßig misshandelte, sowohl körperlich als auch emotional. Es gibt keine Hinweise darauf, dass jemand anderes, Zugang zu Harry hatte, um diese Taten auszuführen.« Die Heilerin in weinrot, eine Spezialistin für Kindeswohl, sprach mit fester Stimme.

»Wir müssen dem Ministerium einen genauen Bericht vorlegen. Die Beweise sind eindeutig, und die Taten von James Potter müssen vollständig dokumentiert werden. Wenn diese Berichte an die Abteilung für magische Strafverfolgung gehen, dürfen keine Zweifel offenbleiben.«

»Es gibt keine Zweifel«, erwiderte Whitlock. »James Potter ist für all das verantwortlich. Wir müssen sicherstellen, dass Harry in Sicherheit bleibt und die bestmögliche Unterstützung erhält.« Die Mentalheilerin lehnte sich zurück, ihre Stirn in Falten.

»Das wird ein langer Weg für den Jungen. Er hat nicht nur physische, sondern auch tiefgehende psychische Narben. Wir sollten uns darauf einstellen, dass es viel Zeit und Geduld brauchen wird.« Whitlock nickte langsam.

»Zeit und Geduld – und Menschen, die bereit sind, sich wirklich um ihn zu kümmern.« Die Besprechung endete schließlich, und die Heiler begannen, ihre Unterlagen zusammenzupacken. Doch die bedrückende Erkenntnis, wie viel Leid Harry bereits in seinem jungen Leben ertragen musste, blieb im Raum spürbar. Alle waren sich einig: Sobald Harry stabil genug war, würde die Mentalheilerin ihn aufsuchen, um vorsichtig mit ihm über seine Erinnerungen und sein Trauma zu sprechen. Doch eines stand fest – die Verantwortung für all das lag ohne Zweifel bei James Potter, und das Ministerium würde handeln müssen.

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