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10 - Ein unerwartetes Bündnis

Severus Snape saß in seinem bescheidenen Wohnzimmer in Cokeworth, die einzige Lichtquelle eine flackernde Kerze auf dem Tisch. Vor ihm lag ein Stück Pergament, das er zum hundertsten Mal betrachtete. Harrys kindliche, saubere Handschrift war darauf zu sehen – die Adresse des Hauses, in dem der Junge lebte. Der Brief, den Severus vor Tagen geschickt hatte, war ohne Antwort geblieben. Das Schweigen von Harry Potter nagte an ihm. Irgendetwas stimmte nicht, davon war er überzeugt. Er war nicht blind für die Umstände, die den Jungen umgaben, und jedes verstrichene Schweigen ließ Severus nur noch mehr annehmen, dass Harrys Lage schlimmer war, als er vermutet hatte. Sein Blick wanderte wieder zu der Adresse. Die Versuchung, nach dem Jungen zu sehen, wurde mit jeder Minute stärker. Doch es war Weihnachtsabend, und er war bei den Malfoys eingeladen – ein Termin, den er nicht einfach absagen konnte, ohne Fragen aufzuwerfen. Severus seufzte schwer, zog sich seinen Umhang über und steckte das Pergament in eine Innentasche. Vielleicht konnte er dort mit Lucius sprechen und seine Gedanken ordnen. Das Weihnachtsessen im Malfoy Manor war so prächtig und elegant, wie Severus es erwartet hatte. Narzissa hatte die Tafel mit exquisiter Präzision gedeckt, und Draco hatte den Abend damit verbracht, begeistert von den Geschenken zu erzählen, die hoffte zu bekommen. Lucius, gewohnt stoisch, hatte die Gespräche gelenkt, doch Severus war nur mit halbem Ohr bei der Sache. Seine Gedanken kehrten immer wieder zu Harry Potter zurück. Das Schweigen des Jungen lastete schwer auf ihm, und mit jedem Tag, der ohne Antwort verstrich, wuchs seine Besorgnis. Nachdem Draco sich ins Bett verabschiedet hatte, zogen sich Lucius, Narzissa und Severus in den Salon zurück. Das Feuer im Kamin warf warme Schatten auf die Wände, und die Atmosphäre war ruhig und entspannt. Doch Lucius, der seinen Freund seit Jahren kannte, bemerkte sofort, dass Severus nicht bei der Sache war. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas, setzte es dann ab und fixierte Severus mit einem durchdringenden Blick.

»Sev, was ist los?«, fragte er direkt. »Du bist heute Abend nicht du selbst. Und das fällt sogar mir auf.« Severus schnaubte leise, doch er wusste, dass es keinen Sinn hatte, zu leugnen. Lucius kannte ihn zu gut. »Es ist Potter«, gab er schließlich zu. »Ich habe ihm vor Tagen geschrieben. Bis jetzt keine Antwort. Nicht einmal ein Zeichen, dass er den Brief erhalten hat.« Lucius zog die Augenbrauen leicht hoch und lehnte sich zurück.

»Du machst dir Sorgen um den Jungen«, stellte er fest. »Verständlich. Nach dem, was ich am Ferienbeginn erlebt habe, ist klar, dass da etwas nicht stimmt. Aber was hast du vor?« Severus zögerte, sah in die Flammen des Kamins und zog das Pergament aus seiner Innentasche, auf dem Harrys Adresse stand.

»Ich denke darüber nach, hinzugehen. Dieses Schweigen ... ich glaube nicht, dass es etwas Gutes bedeutet.« Lucius legte den Kopf leicht schräg und musterte ihn nachdenklich.

»Das wäre ein Fehler, Sev«, sagte er schließlich. »James ist genau der Typ Mann, der sich durch einen Besuch von dir in die Enge getrieben fühlen würde. Und du weißt so gut wie ich, dass Harry am Ende derjenige wäre, der darunter leidet.« Severus drehte das Pergament in den Händen, seine Miene wurde dunkler.

»Und was schlägst du vor? Dass wir einfach nichts tun, während ein Kind möglicherweise misshandelt wird?« Lucius hielt dem Blick stand, und für einen Moment herrschte Stille im Raum. Schließlich hob er eine Hand und sprach mit ruhigem Ton.

»Natürlich nicht. Aber wir müssen klüger vorgehen. Was ist mit James' Freunden? Sirius Black, Remus Lupin ... haben die keine Möglichkeit, Einfluss auf ihn zu nehmen?« Severus' Augenbrauen hoben sich kaum merklich, doch er nickte.

»Dumbledore hat mir inzwischen die Adresse von Black gegeben. Aber ich hatte bisher keine Gelegenheit, ihm zu schreiben oder ihn zu sprechen.« Ein schwaches Lächeln huschte über Lucius' Gesicht.

»Sev, Blacks Adresse? Er arbeitet in der Abteilung für internationale Zusammenarbeit. Diese Information hätte ich dir längst geben können.« Severus zog eine Augenbraue hoch, doch er sagte nichts, während Lucius fortfuhr: »Außerdem solltest du wissen, dass Black mit Remus Lupin liiert ist. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass du beide antreffen wirst, wenn du dich an ihn wendest.« Severus blinzelte nicht einmal bei dieser Neuigkeit. Stattdessen meinte er trocken: »Das überrascht mich nicht. Die beiden waren schon immer ... auffällig eng verbunden.« Lucius hob amüsiert den Kopf.

»In der Tat. Aber das könnte von Vorteil sein. Lupin ist der ruhigere von beiden. Vielleicht bringt er Black dazu, sich vernünftig zu verhalten.« Severus dachte einen Moment nach, dann nickte er langsam.

»Vielleicht ist das wirklich der bessere Weg. Ich werde morgen früh versuchen, mit Black zu sprechem.« Lucius nahm sein Glas, prostete ihm zu und lehnte sich zurück.

»Gut. Aber sei vorsichtig, Sev. Sirius Black ist ein impulsiver Narr, auch wenn er sich gern moralisch überlegen fühlt. Du wirst ihn in die richtigen Bahnen lenken müssen.«

»Darauf kannst du dich verlassen, Luc«, erwiderte Severus ruhig. Doch in seinen Gedanken formte sich bereits ein Plan. Harrys Schweigen war nicht hinzunehmen, und Severus würde alles tun, um das Kind zu schützen – auch wenn das bedeutete, sich mit Sirius Black und Remus Lupin auseinanderzusetzen.

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Die Nacht war endlos und kalt, und Harry lag noch immer auf dem Boden seines Zimmers. Sein Körper fühlte sich schwer und taub an, nur unterbrochen von den stechenden Schmerzen, die von seinem gebrochenen Bein ausgingen. Die Decke, die er über sich gezogen hatte, konnte die eisige Kälte, die durch den Raum kroch, kaum vertreiben. Seine Lippen waren blau, und jeder Atemzug fühlte sich an, als müsse er gegen ein Gewicht in seiner Brust ankämpfen. Seine Gedanken waren verschwommen. Die Stunden hatten sich ineinandergefügt, bis er nicht mehr sagen konnte, wie lange er schon hier lag. Sein Körper wollte aufgeben, seine Augenlider wurden schwer, und die Dunkelheit schien ihn immer weiter zu umhüllen. Ein leises Flüstern drang in seinen Geist, eine Stimme, die ihn rief, sanft und beruhigend.

»Harry ... mein Liebling.« Seine Augen öffneten sich langsam, und er blinzelte in die Dunkelheit. Die Schmerzen ließen ihn scharf einatmen, doch dann sah er sie. Vor ihm, wie aus dem Nichts, stand eine Frau, deren Umrisse von einem sanften, goldenen Licht umgeben waren. Ihr rotes Haar fiel in weichen Wellen über ihre Schultern, und ihre grünen Augen – dieselben, die Harry jeden Morgen im Spiegel sah – blickten ihn voller Wärme und Liebe an.

»Mum?«, flüsterte Harry, seine Stimme brüchig und kaum hörbar. Die Gestalt lächelte und kniete sich vor ihm nieder.

»Ja, Harry«, sagte sie, ihre Stimme klang wie Musik, ruhig und tröstlich. »Ich bin hier.« Tränen stiegen in Harrys Augen, und er wollte die Hand nach ihr ausstrecken, doch der Schmerz in seinem Körper hielt ihn zurück.

»Ich ... ich kann nicht mehr«, flüsterte er. »Es tut so weh. Ich will einfach nur, dass es aufhört.« Lily legte sanft eine Hand auf seine Stirn, und für einen Moment spürte Harry nichts als Wärme.

»Ich weiß, mein Schatz«, sagte sie leise. »Du bist so stark, stärker, als ich es je hätte sein können. Aber jetzt ist es an der Zeit, Hilfe zuzulassen.«

»Hilfe?« Harry blinzelte verwirrt, seine Augen suchten ihren Blick. »Es gibt niemanden, der helfen würde.«

»Doch, Harry«, sagte Lily mit fester Überzeugung. »Hilfe ist näher, als du denkst. Du musst nur durchhalten. Noch ein bisschen länger. Vertrau darauf, dass du nicht allein bist.« Ihre Worte drangen tief in Harrys Herz, und obwohl der Schmerz und die Kälte ihn weiterhin quälten, spürte er einen Funken Hoffnung, den er längst verloren geglaubt hatte. Lily beugte sich vor und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor sie sich langsam zurückzog.

»Ich bin immer bei dir, Harry«, sagte sie mit einem letzten Lächeln, bevor sie in einem goldenen Licht verschwand. Die Dunkelheit kehrte zurück, doch Harry hielt sich an dem Gedanken fest, dass er nicht allein war. Er wusste nicht, wie Hilfe kommen würde, aber er würde durchhalten. Für seine Mutter.

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Die klare, kalte Luft des Weihnachtstages umfing Severus, während er durch den schmalen Waldweg ging, der zu dem abgelegenen Haus führte. Die Landschaft war ruhig, verschneit, und die einzigen Geräusche waren das Knirschen seiner Schritte und das entfernte Zwitschern von Vögeln. Schließlich trat das Cottage vor ihm aus dem Schatten der Bäume. Es war ein hübsches, gemütlich wirkendes Haus mit einer Veranda, die von kleinen Lichterketten geschmückt war. Ein Holzschlitten stand an der Seite des Hauses gelehnt, die Oberfläche noch leicht schneebedeckt. Severus zog eine Augenbraue hoch, irritiert von diesem unerwartet idyllischen Anblick. Doch er ließ sich nichts anmerken, als er die Stufen zur Tür hinaufging und mit drei festen Schlägen klopfte. Es dauerte nicht lange, bis die Tür geöffnet wurde. Remus Lupin stand dort, in einem einfachen Pullover und Jeans, seine braunen Augen wurden groß vor Überraschung, als er Severus erkannte. Für einen Moment wirkte er unsicher, dann kam ein kleines, höfliches Lächeln über sein Gesicht.

»Severus«, sagte er langsam, und seine Stimme war voller Verwunderung. »Das ist ... unerwartet. Wir haben uns ewig nicht gesehen.«

»Lupin.« Severus nickte steif und musterte den Mann kurz. Er wirkte müder, älter, aber dennoch ruhig und entspannt. »Ich entschuldige mich für die Störung, besonders an Weihnachten. Doch es ist wichtig.« Remus zögerte einen Moment, dann trat er zur Seite und machte eine einladende Geste.

»Komm rein. Es ist kalt.« Severus trat ein und bemerkte sofort den warmen, wohnlichen Geruch nach Holzfeuer und frischem Gebäck. Doch es war nicht nur das, was seine Aufmerksamkeit fesselte. Im Flur lagen einige kleine Spielzeuge verstreut – ein Holzwagen, eine Plüschkatze und ein Ball, der in der Ecke lehnte. Remus bückte sich schnell, um das Spielzeug aufzuheben, und wirkte einen Moment verlegen.

»Verzeih das Chaos«, murmelte Remus, während er die Plüschkatze aufhob und in einen Korb legte. Dann richtete er sich auf und rief über die Schulter: »Darling! Wir haben Besuch.« Aus dem Wohnzimmer erklangen Schritte, und Sirius Black erschien in der Tür. Seine schwarzen Haare waren länger, leicht zerzaust, und sein Gesicht trug ein müdes, aber gelöstes Lächeln, das jedoch sofort verschwand, als er Severus erkannte. Auf seinem Arm saß ein kleiner Junge, kaum drei Jahre alt, mit lockigem, dunklem Haar und neugierigen grauen Augen. Der Junge klammerte sich an Sirius' Hemd und sah Severus mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht an.

»Snape.« Sirius' Stimme war kühl, und seine Augen funkelten misstrauisch. »Das ist ja mal eine Überraschung. Was, in Merlins Namen, willst du hier?« Bevor Severus antworten konnte, legte Remus ihm beruhigend eine Hand auf den Arm.

»Liebling«, sagte er leise. »Lass uns erst hören, was er zu sagen hat. Es ist sicher wichtig, wenn er uns ausgerechnet an Weihnachten aufsucht.« Sirius schnaubte, doch er setzte den Jungen sanft auf den Boden ab, der sofort zum Holzwagen lief und damit zu spielen begann. Severus' Blick folgte dem Kind kurz, bevor er sich wieder auf Remus richtete.

»Ich sehe, ihr habt ... eine Familie gegründet«, bemerkte er mit einem kaum merklichen Hauch von Überraschung in der Stimme. Remus lächelte sanft, seine Augen glitten liebevoll zu dem Jungen.

»Das ist Elias«, erklärte er. »Er ist unser Sohn. Wir haben ihn vor drei Jahren durch eine Blutadoption aufgenommen. Seine Eltern starben bei einer Explosion – ein tragischer Unfall, als er kaum drei Wochen alt war.« Severus nickte knapp, seine Miene blieb undurchdringlich, doch innerlich registrierte er die Erklärung mit einem leichten Anflug von Erstaunen. Es war ungewöhnlich, Sirius Black und Remus Lupin so zu sehen – als Eltern, in einem warmen, familiären Umfeld. Sirius, der Severus' Blick bemerkte, verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ja, Snape, wir haben uns entschieden, einem Kind ein Zuhause zu geben«, sagte er scharf. »Was genau willst du hier? Ich nehme nicht an, dass du zu einem Familienbesuch vorbeigekommen bist.« Remus legte eine Hand auf Sirius' Arm und lenkte ihn sanft.

»Lass uns ins Wohnzimmer gehen«, schlug er vor. »Severus, bitte. Du kannst uns dort erklären, warum du hier bist.« Severus folgte den beiden, während Elias weiterhin im Flur spielte, seine kleine Welt unberührt von der wachsenden Spannung der Erwachsenen. Das Wohnzimmer war ebenso gemütlich wie der Rest des Hauses, mit einem großen Weihnachtsbaum in der Ecke, dessen Lichter warm leuchteten, Geschenkpapier lag verstreut und eine Katze schlief auf der Fensterbank. Severus setzte sich in einen der Sessel, während Sirius neben Remus auf dem Sofa Platz nahm, die Arme noch immer verschränkt und die Augen kritisch auf Severus gerichtet.

»Nun?«, fragte Sirius, seine Stimme scharf. »Was ist so wichtig, dass du uns an einem Feiertag störst?«

»Es geht um Harry ... also Harry Potter«, sagte er, ohne Umschweife. »Seit seiner Ankunft in Hogwarts sind mir einige Dinge aufgefallen, die ... besorgniserregend sind.« Sirius, dessen misstrauischer Blick immer noch auf Severus gerichtet war, zog eine Augenbraue hoch, während Remus sanft nickte, ihn zum Weitersprechen aufforderte.

»Harry ist bei mir in Slytherin, was sicher schon ungewöhnlich genug ist. Aber er ist auch ungewöhnlich still und zurückhaltend, selbst für einen Jungen, der aus den Bedingungen kommt, unter denen er aufgewachsen ist«, fuhr Severus fort. »Er vermeidet den Kontakt zu anderen, selbst zu seinen Hauskameraden, und zeigt ein Verhalten, das ... ich nur schwer ignorieren kann. Es ist offensichtlich, dass er unter einem enormen Druck steht. Und dann sind da die Ereignisse der letzten Wochen.« Severus lehnte sich vor, seine Hände ineinander verschränkt. »Während eines Trainings auf dem Quidditch-Feld, das er gegen den Rat seiner Freunde durchführte, stürzte er schwer. Seine Verletzungen waren schwerwiegend – gebrochene Rippen, ein gebrochenes Handgelenk, eine Gehirnerschütterung. Doch das war nicht das Besorgniserregendste. Was wirklich beunruhigend war, war der Grund, warum er so verbissen trainierte.« Remus' Stirn legte sich in Falten, und Sirius' harte Miene begann zu bröckeln.

»Und warum?«, fragte dieser schließlich, seine Stimme weniger scharf, als sie es zuvor gewesen war.

»Weil er glaubte, dass sein Vater es von ihm erwartet«, sagte Severus, seine Worte kalt und präzise. »Er sagte mir, dass er das Quidditch-Team erreichen müsse, dass er in allen Fächern ‚Ohnegleichen' erreichen müsse – weil er es sonst ‚bereuen würde'.« Er betonte die letzten Worte mit einem Hauch von Zorn, der in seinen tiefen Augen aufflackerte. Remus' Hand ballte sich auf seinem Oberschenkel zu einer Faust, und er tauschte einen besorgten Blick mit Sirius, dessen Gesichtsausdruck weicher geworden war. Severus nutzte den Moment, um weiterzusprechen.

»Ich habe ihn zur Rede gestellt, doch er sagt kaum etwas. Aber sein Schweigen spricht Bände. Dieses Kind glaubt tatsächlich, dass er für alles verantwortlich ist – für seine Mutter, für seine Position in Slytherin, für jedes vermeintliche Versagen.« Sirius schloss die Augen und lehnte sich zurück, seine Arme nicht mehr verschränkt. Er wirkte plötzlich müde, als wäre ihm ein schwerer Stein auf die Schultern gefallen.

»James«, murmelte er und schüttelte den Kopf. »Dieser verdammte Idiot.« Remus legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch es war klar, dass auch er mitgenommen war.

»Severus, wir hatten seit Lilys Tod keinen Kontakt mehr zu James«, sagte er leise. »Er hat alle Brücken abgebrochen, zu uns, zu allen. Wir wissen nicht einmal, wo er und Harry wohnen.« Severus runzelte die Stirn.

»Wie kann das sein? Du bist sein engster Freund, Black.« Sirius' Mund verzog sich zu einem schmerzhaften Lächeln.

»Das dachte ich auch. Aber James hat sich vollständig zurückgezogen. Ich habe mehrmals versucht, ihn im Ministerium zu erreichen, doch er blockt alles ab. Warum? Keine Ahnung. Aber es ist klar, dass er keinen Kontakt zu uns will. Er hat uns aus seinem Leben ausgeschlossen.« Remus nickte langsam, sein Blick nachdenklich.

»Wir haben auch versucht, Harry zu erreichen«, fügte er hinzu. »Briefe, Pakete – sie kamen alle zurück. Irgendwann, als Elias in unser Leben kam, haben wir aufgegeben. Wir konnten nichts tun, wenn James es nicht wollte.« Severus ließ sich das alles durch den Kopf gehen. Es war keine Überraschung, dass James Potter ein so törichtes Verhalten an den Tag legte, doch das Ausmaß dieser Isolation war erschreckend.

»Er hat nicht nur euch, sondern auch seinen eigenen Sohn in diese Isolation mitgenommen«, sagte Severus leise, seine Stimme voller Verachtung. »Harry leidet darunter, und James scheint sich nicht einmal darum zu kümmern.« Sirius öffnete die Augen und blickte Severus an, seine vorherige Feindseligkeit war verschwunden. Stattdessen lag eine Mischung aus Resignation und Sorge in seinem Blick.

»Was willst du, dass wir tun?«, fragte er schließlich, seine Stimme leise. Severus lehnte sich zurück, seine Hände auf die Armlehnen gelegt.

»Ihr beide seid die Einzigen, die jemals die Chance hatten, zu ihm durchzudringen. Vielleicht könnt ihr ihn noch erreichen. Aber wenn das nicht möglich ist, dann brauche ich zumindest eure Unterstützung, um Harry zu helfen. Dieses Kind braucht jemanden, der für ihn einsteht.« Remus und Sirius tauschten einen langen Blick, und Severus konnte sehen, dass sie sich wortlos verständigten. Schließlich nickte Remus. »

Wir werden tun, was wir können«, sagte er ruhig. Das Gespräch wurde für einen Moment von einem leisen Quietschen unterbrochen, als die Tür zum Wohnzimmer einen Spalt weiter aufging. Elias stand im Türrahmen, die kleine Plüschkatze fest an sich gedrückt, und rieb sich mit der freien Hand die Augen. Seine dunklen Locken waren zerzaust, und er sah verschlafen, aber neugierig aus.

»Schatz«, sagte Sirius sanft, ein kleines Lächeln auf den Lippen. »Komm her, mein Großer.« Der Junge tappte langsam ins Zimmer, und Sirius hob ihn geschickt auf seinen Schoß. Elias kuschelte sich an ihn und legte den Kopf an Sirius' Brust, während er die fremde Gestalt von Severus Snape mit großen, wachsamen Augen musterte. Sirius streichelte ihm beruhigend über die Haare und sah dann zu Severus.

»Im neuen Jahr werde ich versuchen, James zu erreichen«, sagte Sirius, seine Stimme ruhig, aber mit einem entschlossenen Unterton. »Vielleicht können wir irgendwie zu ihm durchdringen. Es ist nicht viel, aber ich schulde es Harry. Und ... ich schulde es Lily.« Severus nickte langsam.

»Das ist mehr, als ich erwarten konnte«, sagte er mit einem Hauch von Dankbarkeit in seiner sonst kühlen Stimme. »Ich weiß, dass es schwierig sein wird, aber jedes Gespräch könnte den Unterschied machen.« Remus, der auf dem Sofa saß und eine warme Decke für Elias ausbreitete, lächelte schwach.

»Harry hat großes Glück, dass du ein Auge auf ihn hast. Vielleicht wird James das irgendwann auch erkennen.« Severus stand auf und glättete seinen Umhang.

»Ihr könnt mich jederzeit erreichen«, sagte er. »Egal, was es ist – ich werde sofort reagieren.« Sirius sah ihm direkt in die Augen, und der misstrauische, feindselige Ausdruck, der ihn zu Beginn des Besuchs begleitet hatte, war verschwunden. Er gab den inzwischen schlafenden Elias an Remus und stand dann auf, um Severus die Hand zu reichen.

»Wir werden zusammenarbeiten«, sagte er, und seine Stimme war voller Ernst. »Was auch immer nötig ist, um Harry zu helfen.« Severus nahm die dargebotene Hand, seine Finger schlossen sich fest um Sirius' Griff.

»Darauf könnt ihr euch verlassen«, sagte er knapp, aber mit Nachdruck.

Severus stand vor dem Cottage der Blacks und sah zum Himmel auf, während die kalte Winterluft seinen Atem in sichtbare Wölkchen verwandelte. Das Gespräch mit Sirius und Remus hallte in seinen Gedanken nach. Er wusste, dass sie es ernst meinten, doch es lag noch ein langer Weg vor ihnen, und Severus war sich nicht sicher, wie viel Zeit Harry noch hatte. Sein Blick fiel auf die Adresse, die er noch immer in der Hand hielt – Harrys Adresse, geschrieben in der unschuldigen Handschrift eines Kindes. Ein Teil von ihm wollte sofort apparieren, wollte die Wahrheit mit eigenen Augen sehen und sicherstellen, dass Harry in Sicherheit war. Doch ein anderer Teil wusste, dass ein vorschneller Schritt alles nur schlimmer machen konnte. James Potter war ein Mann, der sich schnell in die Enge getrieben fühlte, wie Lucius treffend bemerkt hatte. Wenn Severus auftauchte, würde James es als Angriff werten, als Einmischung in sein Leben, und die Konsequenzen könnten verheerend sein – nicht für Severus, sondern für Harry. Der Junge trug bereits zu viel auf seinen schmalen Schultern, und Severus wollte nicht noch mehr Druck auf ihn ausüben. Mit einem schweren Seufzen steckte Severus die Adresse zurück in seine Tasche und machte sich bereit, nach Cokeworth zurückzukehren.

»Nicht heute«, murmelte er leise zu sich selbst. Mit einem Knall apparierte er in die stille Dunkelheit seines Hauses. Die kühle Stille von Spinner's End war eine vertraute Begleitung, doch heute empfand Severus sie als bedrückend. Er ließ seinen Umhang über die Lehne eines Stuhls gleiten und setzte sich schwer an den Tisch. Harrys Schweigen lastete schwer auf ihm. Was, wenn er zu lange wartete? Was, wenn er bereits zu spät war? Diese Gedanken ließen ihn nicht los, während er stumm auf die Worte starrte, die Harry ihm vor Wochen geschrieben hatte. Die Adresse schien ihn zu verhöhnen, ein stummes Zeugnis seiner Hilflosigkeit. Doch Severus wusste, dass er klug handeln musste. Sirius und Remus hatten versprochen, zu helfen, und das war mehr, als er vor diesem Tag gehabt hatte. Er musste geduldig sein – so schwierig das auch fiel.

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James Potter erwacht aus einem Traum, der ihm den Schlaf für immer rauben könnte. Es war kein gewöhnlicher Traum gewesen. Lily, seine Lily, war ihm erschienen. Ihr Gesicht war genauso schön wie damals, doch ihre grünen Augen waren kalt, so kalt, dass James bei ihrem Anblick gefror. Sie hatte ihm schwere Vorwürfe gemacht, hatte ihm Dinge vor Augen geführt, die er versuchte, seit Jahren zu verdrängen. Sie hatte mit einer Klarheit gesprochen, die ihn durchdrungen hatte wie eine Klinge.

»Du hast ihn im Stich gelassen, James«, hatte sie gesagt, ihre Stimme wie Donner in der Dunkelheit. »Du lässt unser Kind leiden. Was würdest du mir sagen, wenn ich hier wäre? Dass es nicht deine Schuld ist? Dass du ihn liebst, obwohl du ihn ignorierst, beschimpfst, schlägst? Was ist deine Ausrede, James? Was?« Er hatte gestammelt, versucht zu erklären, dass er nicht anders konnte, dass Harry ihn an alles erinnerte, was er verloren hatte. Doch Lily hatte ihn nicht mit einer Antwort verschont.

»Du hast mich verloren, ja. Aber Harry? Harry hat nie eine Chance gehabt. Du machst ihn kaputt, James. Und wenn du so weitermachst, wirst du am Ende auch ihn verlieren.« Die letzten Worte hallten noch in seinem Kopf wider, als James mit einem Ruck aufwachte. Sein Herz raste, und er fühlte sich, als hätte ihn jemand mit eiskaltem Wasser übergossen. Das Sofa unter ihm roch nach abgestandenem Alkohol, und sein Kopf pochte vor Schmerzen. Er schlug die alte Wolldecke zurück und setzte sich schwerfällig auf. Es schien später Mittag zu sein, der Himmel draußen war trübe. James schüttelte den Kopf, versuchte die Bilder aus seinem Traum zu vertreiben. Doch Lilys Stimme war immer noch da, ein Flüstern in den hinteren Winkeln seines Verstandes. »Du wirst ihn verlieren.« Er fühlte sich elend, als er die Treppe hinaufstieg. Sein Kopf dröhnte, und seine Schritte waren unsicher. Er wollte ins Bad, ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht werfen, den Kater irgendwie vertreiben. Doch als er an Harrys Zimmertür vorbeikam, hielt er inne. Etwas zwang ihn, den Türknauf zu drehen. Vielleicht war es die Stimme in seinem Kopf, vielleicht das Flüstern von Schuld. Er öffnete die Tür und trat ein. Was er sah, ließ ihn erstarren. Harry lag zusammengekauert auf dem Boden sein Gesicht blass und eingefallen. Sein Bein, das James gebrochen hatte, war in einem unnatürlichen Winkel ausgestreckt. Sein Atem war flach und unregelmäßig, seine Lippen bläulich. Schweiß glänzte auf seiner Stirn, und seine Hände zitterten leicht. James spürte, wie die Luft aus seinen Lungen wich. Ein eisiger Schauer kroch ihm über den Rücken, während er das erbärmliche Bild vor sich betrachtete. Nicht zum ersten Mal sah er die Folgen seiner Handlungen nicht nur in Harrys Augen, sondern in seinem ganzen Wesen.

»Merlin ...«, murmelte er heiser und kniete sich neben das Kind. »Harry ... hörst du mich?« Der Junge reagierte nicht. James griff nach seiner Stirn und fühlte die Hitze eines Fiebers, das so hoch war, dass es ihn erschreckte. Panik stieg in ihm auf, und er sprang auf, suchte fieberhaft nach seinem Zauberstab. Stunden vergingen, während James alles tat, um seinen Sohn zu stabilisieren. Mit zitternden Händen gab er Harry Heiltränke, die er im Haus hatte. Einige musste er selbst brauen, ein Prozess, der seine ohnehin strapazierten Nerven weiter belastete. Er heilte das gebrochene Bein, so gut er konnte, legte es in eine magisch stabilisierte Schiene und versuchte, das Fieber zu senken. Doch das St. Mungo's kam nicht in Frage. Er konnte sich nicht erlauben, dass jemand sah, in welchem Zustand Harry war. Es würde Fragen aufwerfen, die er nicht beantworten konnte. Fragen, die ihn endgültig als Versager und Monster entlarven würden.
Harry blieb bewusstlos, und James wich kaum von seiner Seite. Er versorgte ihn, wechselte die Verbände und gab ihm Tränke, wann immer es nötig war. In diesen Stunden schlich sich eine Erkenntnis in James' Kopf, eine unangenehme Wahrheit, die er nicht ignorieren konnte: Er war verantwortlich für den Zustand seines Sohnes. Und doch kämpfte er dagegen an, suchte verzweifelt nach Entschuldigungen.

»Er braucht einfach Disziplin«, murmelte er oft zu sich selbst, während er am Bett saß und Harrys fiebrigen Atem hörte. »Es ist für sein Bestes. Ich will nur, dass er stark wird.« Doch Lilys Stimme aus dem Traum widersprach ihm immer wieder. »Du wirst ihn verlieren.« Am vierten Tag kam Harry wieder zu sich. James saß in der Küche, als der Alarmzauber sich aktivierte. Schnell lief er nach oben und fand Harry, der sich mühsam an seinem Bett aufrichtete. Der Junge war blass, seine Wangen eingefallen, und sein Blick war leer, doch er war wach.

»Harry«, sagte James und bemühte sich um einen Tonfall, der besorgt klingen sollte. »Bleib liegen. Du bist noch schwach.« Doch Harry schüttelte stumm den Kopf und versuchte, aus dem Bett zu kommen. James eilte zu ihm und half ihm auf die Beine, obwohl der Junge merklich zusammenzuckte, als James ihn berührte. Das schmerzte James mehr, als er zugeben wollte.

»Komm, ich bringe dich runter«, sagte James. »Du musst etwas essen.« Harry sagte nichts, ließ sich aber führen. Sein Bein schmerzte noch immer, doch er biss die Zähne zusammen und humpelte mit James in die Küche. Das Essen, das James vorbereitete, war üppig. Der Tisch war mit einer Vielzahl von Speisen gedeckt – ein Braten, Kartoffeln, Gemüse, selbst ein kleiner Pudding stand in der Mitte. James hatte alles selbst zubereitet, in einem verzweifelten Versuch, die vergangenen Tage irgendwie auszugleichen. Harry saß stumm an den Tisch. Er wagte es nicht, nach den Speisen zu greifen. James schenkte ihm ein Glas Wasser ein und setzte sich ihm gegenüber.

»Iss«, sagte er eindringlich. »Du bist zu dünn.« Harrys Hände blieben in seinem Schoß, und er wagte es nicht, James anzusehen. Die Stille war erdrückend, bis James abrupt aufstand, einen Teller füllte und ihn vor Harry abstellte.

»Iss!«, sagte er diesmal schärfer. »Du musst essen, sonst wirst du nie wieder stark.« Harry griff langsam nach der Gabel und begann, kleine Bissen zu nehmen. Doch das Essen schien ihm schwer im Magen zu liegen, und seine Hände zitterten. James sah ihn lange an, und ein Hauch von Schuld flackerte in seinen Augen auf.

»Hör zu«, begann er schließlich und rieb sich den Nacken. »Es ... tut mir leid, okay? Die letzten Tage ... ich habe Mist gebaut. Aber wir müssen das vergessen. Niemand muss davon erfahren.« Harry erstarrte, seine Gabel in der Luft. James lehnte sich vor, seine Stimme drängend. »Du sagst niemandem etwas, Harry. Das bleibt zwischen uns. Verstanden?« Der Junge nickte stumm, seine Augen auf den Teller gesenkt. James seufzte und lehnte sich zurück, den Blick auf die Flasche Wasser gerichtet, die er vor ein paar Tagen anstelle des Alkohols in die Küche gestellt hatte.

»Wir schaffen das«, sagte er, mehr zu sich selbst als zu Harry. »Ich werde es besser machen. Das verspreche ich.« Doch in seinem Inneren wusste James, dass seine Worte leer waren. Der Schaden war längst angerichtet, und nichts, was er sagte oder tat, konnte die Risse in Harrys Seele wieder kitten.

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