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04 - Aufbruch ins Ungewisse

Als Harry aus Geschäft trat, hielt er die Schachtel mit dem Zauberstab fest in den Händen. Die Worte von Mr. Ollivander hallten noch immer in seinem Kopf wider. Die Tatsache, dass sein Zauberstab eine Verbindung zu Voldemort hatte, ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Aber Harry entschied schnell, dass er es seinem Vater nicht erzählen würde. Er hatte gelernt, dass es besser war, manche Dinge für sich zu behalten, vor allem, wenn es um Themen ging, die seinen Vater verärgern könnten. Als Harry vor Madame Malkins ankam stand James bereits ungeduldig vor dem Laden, die Stirn in Falten gelegt.

»Na, hast du ihn?«, fragte er knapp, als Harry zu ihm trat.

»Ja, Sir«, antwortete Harry und nickte schüchtern. James sah nicht weiter interessiert aus und drehte sich um.

»Gut, dann müssen wir jetzt nur noch hier rein. Du brauchst deine Schuluniformen.« Er machte eine kurze Pause und fügte mit einem leichten, abschätzigen Unterton hinzu: »Aber gebrauchte Roben sollten reichen.« Harry sagte nichts dazu. Er wusste, dass sie nicht arm waren. Das Gold im Verlies der Potters bei Gringotts war mehr als genug, um neue Kleidung zu kaufen, und Harry hatte James oft genug gesehen, wie er das Gold mit einer gewissen Selbstverständlichkeit gehortet hatte. Es war nicht so, dass sie sich neue Dinge nicht leisten konnten – es war nur, dass James es nicht für notwendig hielt. Sparsamkeit war etwas, das der Mann schon immer praktiziert hatte, und das schloss Harry mit ein. Schließlich betraten sie »Madame Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten«. Die Tür läutete leise, als sie eintraten, und eine der Verkäuferinnen kam sofort auf sie zu, mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

»Willkommen bei Madame Malkins«, sagte sie höflich und musterte Harry mit einem neugierigen Blick. »Hogwarts-Erstausstattung, nehme ich an?« Bevor Harry antworten konnte, trat James vor und unterbrach sie knapp.

»Wir suchen gebrauchte Roben«, sagte er ohne Umschweife. Die Verkäuferin blinzelte überrascht. Ihre Miene verriet, dass sie solche Anfragen nicht oft hörte, und sie zögerte einen Moment.

»Gebrauchte Roben ...?«, wiederholte sie, als wolle sie sicherstellen, dass sie richtig verstanden hatte. James nickte ungeduldig.

»Ja, das sollte reichen. Sehen Sie mal nach, ob Sie etwas Passendes für ihn haben.«

»Natürlich«, erwiderte die Verkäuferin, nun etwas gefasster. »Ich werde nachsehen, was wir in seiner Größe vorrätig haben.« Sie warf einen kurzen, mitfühlenden Blick auf Harry, als hätte sie Mitleid mit ihm, dass er keine neuen Roben bekommen würde, bevor sie verschwand, um nach den gebrauchten Sachen zu suchen. Während sie warteten, sah Harry sich im Laden um. An den Wänden hingen die Roben in allen Farben und Schnitten, alle frisch und sauber. Der Geruch von neuem Stoff lag in der Luft, und Harry konnte nicht anders, als sich vorzustellen, wie es wäre, in neue, perfekt sitzende Kleidung gekleidet zu sein. Die Roben sahen so weich und bequem aus, und für einen Moment spürte Harry einen kleinen Stich des Neids. Es wäre schön, etwas Neues zu besitzen, etwas, das wirklich ihm gehörte. Doch er wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich solche Gedanken zu machen. James würde keine neuen Roben für ihn kaufen. Das Gold, das er hütete, war für wichtigere Dinge reserviert – Dinge, die Harry nichts angingen. Und Harry wagte es nicht, danach zu fragen. Es war besser, einfach zu schweigen und das zu nehmen, was ihm gegeben wurde. Die Verkäuferin kam nach einer Weile mit einem Stapel dunkler Roben zurück. Sie legte sie auf den Tresen und lächelte Harry entschuldigend an.

»Diese Roben sind alle gebraucht, aber in gutem Zustand«, sagte sie freundlich. »Allerdings sind sie vermutlich etwas zu groß für dich.« Harry sah den Stapel an und bemerkte sofort, dass die Roben wirklich viel zu groß waren. Die Ärmel hingen schlaff herunter, und die Länge würde ihm wahrscheinlich bis zu den Knöcheln reichen. Aber bevor er etwas sagen konnte, fuhr die Verkäuferin fort: »Das ist kein Problem, wir können sie leicht anpassen. Es wird nicht lange dauern.« James nickte knapp.

»Machen Sie das.« Die Verkäuferin nickte und begann sofort, die Maße von Harry zu nehmen, um die Roben an seine Größe anzupassen. Harry stand still und ließ es geschehen, während sein Blick immer wieder zu den neuen, glänzenden Roben im Laden wanderte. Die Verkäuferin arbeitete schnell und effizient, und nach kurzer Zeit waren die Roben angepasst und bereit. Sie überreichte sie Harry mit einem sanften Lächeln, das fast tröstend wirkte.

»Jetzt sollten sie passen«, sagte sie.

»Danke«, murmelte Harry und nahm die Roben vorsichtig entgegen. Sie waren nicht neu, aber zumindest passten sie jetzt. James warf einen flüchtigen Blick auf die Roben, dann zahlte er wortlos und wandte sich zum Gehen.

»Komm«, sagte er kurz angebunden, als er die Tür aufschob. »Wir haben alles, was du brauchst.« Harry folgte ihm schweigend, den Kopf gesenkt, während sie den Laden verließen und zurück in die geschäftige Winkelgasse traten. Während sie den Weg durch die Straße in Richtung des Tropfenden Kessels einschlugen, blieb Harry schweigend hinter James. Die Straßen waren noch immer voller Menschen, und das Summen der magischen Welt um ihn herum war faszinierend und überwältigend zugleich. James ging in schnellem Tempo voraus, seine Haltung wie immer angespannt und distanziert, als hätte er es eilig, diesen Ausflug hinter sich zu bringen. Doch plötzlich blieb er stehen. Harry hob den Kopf und sah, dass ein Mann auf sie zutrat – offensichtlich ein Kollege aus dem Ministerium. Der Mann war groß, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einem eleganten Umhang, der im Licht der Nachmittagssonne schimmerte. Als James den Mann erkannte, veränderte sich sofort seine Haltung. Seine steifen Schultern lockerten sich, und er setzte ein breites, freundliches Lächeln auf, das Harry selten zu Gesicht bekam.

»Marlowe!«, rief James und trat auf den Mann zu. »Schön, dich zu sehen!« Marlowe erwiderte den Gruß mit einem festen Händedruck.

»James, mein Freund, wie geht's dir? Lange nicht gesehen.« Harry stand still, einen Schritt hinter seinem Vater, und beobachtete die Interaktion. Es war faszinierend, wie sich James' ganze Art in wenigen Sekunden verändert hatte. Der harte, distanzierte Ausdruck, den Harry so gut kannte, war verschwunden, und an seiner Stelle stand ein freundlicher, geselliger Mann, der sich bereitwillig in ein Gespräch vertiefte. James nickte zu Harry hinüber, ohne ihn wirklich anzusehen.

»Das hier ist mein Sohn, Harry. Er wird dieses Jahr nach Hogwarts gehen.« Harry spürte, wie Marlowes Augen kurz auf ihm ruhten, bevor sich das Gespräch wieder auf andere Dinge richtete.

»Ah, Hogwarts«, sagte Marlowe mit einem kurzen Blick auf Harry. »Eine spannende Zeit. Mein Ältester ist auch dort, im Haus Ravenclaw. Großartige Schule.« Doch bevor Harry etwas sagen oder fragen konnte, wandte sich James wieder seinem Kollegen zu, und die beiden Männer begannen, über ihre Arbeit im Ministerium zu sprechen. Harry wurde sofort wieder unsichtbar, und das Gefühl der Distanz zwischen ihm und seinem Vater kehrte mit voller Wucht zurück. Während die beiden Männer weiterredeten, bemerkte Harry, dass sie direkt vor der »Magischen Menagerie« stehen geblieben waren, einem Laden voller exotischer magischer Tiere. Das Schaufenster war gefüllt mit Käfigen und Terrarien, und darin tummelten sich die seltsamsten Geschöpfe – Eulen mit glänzenden Federn, große Kröten, die träge auf Steinen saßen, und sogar ein paar flinke Wiesel, die durch die Gitterstäbe kletterten. Fasziniert von den Tieren trat Harry näher ans Fenster und betrachtete die verschiedenen Geschöpfe. Die Bewegung der Eulen, das Trillern kleiner Vögel und das tiefe Quaken der Kröten lenkten seine Gedanken für einen Moment von der Realität ab. Er wünschte sich, in die Welt dieser Tiere eintauchen zu können, weit weg von allem, was ihn belastete. Plötzlich spürte er etwas Weiches an seinen Beinen. Er sah nach unten und entdeckte eine schlanke, graue Katze, die sich um seine Beine schlängelte und ihn mit großen, neugierigen Augen ansah. Harry bückte sich vorsichtig und streckte die Hand aus, um das Tier zu streicheln. Die Katze schnurrte laut, als er ihr weiches Fell berührte, und schmiegte sich fest an seine Hand. Das Gefühl des weichen, warmen Fells unter seinen Fingern war tröstend, fast wie eine kleine Oase inmitten des Chaos um ihn herum. Für einen Moment fühlte sich Harry tatsächlich ruhig und sicher, als wäre alles, was ihn belastete, weit weg. Er konnte für diesen kurzen Augenblick vergessen, wer er war und wie leer er sich fühlte. Doch die Ruhe hielt nicht lange an. Plötzlich spürte er, wie eine starke Hand ihn an der Schulter packte und grob hochzog. James hatte das Gespräch mit seinem Kollegen beendet und blickte Harry ungeduldig an.

»Komm«, sagte er scharf. »Wir haben keine Zeit, uns hier aufzuhalten.« Harry zuckte zusammen und ließ die Katze los, die enttäuscht davonlief, als James ihn von der Stelle zog. Das warme, tröstende Gefühl verschwand sofort, und die harte Realität kehrte mit voller Wucht zurück. Ohne ein weiteres Wort zog James ihn mit sich durch die Menge. Harry warf einen letzten Blick auf die Katze, die ihn aus der Ferne ansah, bevor sie im Schatten des Ladens verschwand. Er seufzte leise, die Leere kehrte zurück.

Die Wochen vor Hogwarts vergingen für Harry in einer merkwürdigen Mischung aus Ungeduld und beklemmender Leere. Die Winkelgasse war nur noch eine ferne Erinnerung, und seitdem war kaum etwas passiert, das seinen Alltag durchbrach. James war kaum zu Hause und hielt sich auf Distanz, als wäre Harry nur ein weiterer Gegenstand im Haus, der wenig Beachtung verdient. Dennoch achtete er darauf, dass Harry regelmäßig Essen bekam, und sorgte für die notwendigsten Dinge. Harry verbrachte seine Tage größtenteils allein, vertiefte sich in die Schulbücher, die sie in der Winkelgasse gekauft hatten, und versuchte, sich auf das Unbekannte vorzubereiten, das ihn in Hogwarts erwartete. Die Bücher waren faszinierend und gaben ihm einen Vorgeschmack auf die Welt der Magie, die bald ein fester Teil seines Lebens sein würde. Doch je mehr er las, desto größer wurde seine Nervosität. Würde er überhaupt in diese Welt passen? Würde er dort Freunde finden? Am Abend des 31. August saß Harry allein in seinem Zimmer und packte zum wiederholten Mal seine Sachen. Morgen würde er endlich nach Hogwarts fahren. Das Gefühl war ein seltsamer Mix aus Angst und Vorfreude. Er hoffte, dass Hogwarts der Neuanfang sein würde, den er so dringend brauchte – ein Ort, an dem er sich sicher und willkommen fühlen konnte. Plötzlich öffnete sich die Tür, und James trat ins Zimmer. Seine Anwesenheit füllte sofort den Raum, und Harry spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Es war selten, dass James von sich aus das Gespräch suchte, und Harry wusste, dass solche Momente oft unangenehm endeten. Sein Vater musterte ihn schweigend, die Arme verschränkt, bevor er mit einer kühlen, fast überheblichen Stimme zu sprechen begann.

»Hör zu, Harry«, begann James und fixierte ihn mit einem Blick, der Harry wie einen Prüfstein wirken ließ. »Morgen beginnt für dich ein neues Kapitel. Und du solltest wissen, dass als Potter in Hogwarts einiges von dir erwartet wird.« Harry nickte nervös und wich James' stechendem Blick aus, ohne genau zu wissen, was sein Vater von ihm wollte.

»Ich erwarte, dass du in allen Fächern ‚O's' erhältst«, fuhr James fort, und seine Stimme nahm einen scharfen, bestimmenden Ton an. »Ich will nichts anderes hören. Du bist ein Potter, und von einem Potter wird Exzellenz erwartet. Kein Mittelmaß. Hast du das verstanden?« Harry nickte langsam, doch die Worte seines Vaters ließen ihn unsicher und überfordert zurück. Er wusste, dass Hogwarts schwierig sein würde, und obwohl er das Beste geben wollte, machte ihm die Vorstellung, in allem perfekt sein zu müssen, Angst. James schien Harrys Unsicherheit zu bemerken, doch anstatt milder zu werden, vertiefte sich die Strenge in seinem Gesicht.

»Und natürlich wirst du nach Gryffindor gehen. Alle Potters waren in Gryffindor – ich selbst, deine Großeltern. Ich erwarte von dir, dass du die Ehre unseres Hauses verteidigst.« Harry nickte wieder, obwohl er keinerlei Kontrolle darüber hatte, in welches Haus er kommen würde. Doch James ließ ihm keine Wahl, zumindest nicht in seinen Erwartungen.

»Außerdem«, fügte James hinzu, »wirst du Quidditch spielen. Ich war ein hervorragender Spieler, und es wird Zeit, dass du in meine Fußstapfen trittst.« Harrys Kopf schwirrte. Von all diesen Erwartungen fühlte er sich fast erdrückt, doch er sagte nichts. Das Wort »Muss« schwebte in jedem Satz seines Vaters, und Harry wusste nicht, ob er auch nur eines dieser Dinge erfüllen konnte. James jedoch schien das nicht zu bemerken und fuhr mit einer düsteren Miene fort.

»Und dann gibt es da noch jemanden, mit dem du dich messen wirst – Severus Snape. Ein elender Slytherin, und einer, der nun auch noch unterrichtet. Ich erwarte, dass du ihm zeigst, was eine Potter-Erziehung wert ist.« Harrys Herz schlug schneller, und Verwirrung überkam ihn. Severus Snape – der Name sagte ihm nichts. Doch in James' Stimme lag ein solcher Hass, dass Harry sofort spürte, dass er gegen diesen Mann nicht versagen durfte.

»Aber ... wer ist das?«, wagte er schließlich zu fragen, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Diese einfache Frage jedoch schien James in Rage zu versetzen.

»Das werd ich dir sagen« James' Stimme erhob sich, und seine Augen funkelten zornig. »Er war ein widerlicher Slytherin zu meiner Zeit, und ich werde nicht zulassen, dass er denkt, er hätte irgendwie die Oberhand über einen Potter! Du wirst ihm zeigen, was es heißt, ein echter Gryffindor zu sein. Er hat mir zu meiner Schulzeit das Leben schwer gemacht, und du ... du wirst ihn wissen lassen, dass sich nichts geändert hat!« Harrys Kopf sank immer weiter, sein Magen verkrampfte sich, und die Worte seines Vaters klangen nur noch wie ein dröhnender Sturm. Er wusste nicht, was er sagen sollte, wusste nicht, wie er auf all diese Erwartungen reagieren sollte. Sein Schweigen jedoch schien James nur noch mehr zu verärgern.

»Warum sagst du nichts? Hast du überhaupt verstanden, was ich dir gesagt habe?« Die Stimme seines Vaters klang hart, und Harry fühlte die Kälte und den Druck in jedem Wort. Doch bevor Harry antworten konnte, spürte er plötzlich einen scharfen, brennenden Schmerz auf seiner Wange. James hatte ihn hart auf die Seite geschlagen, seine Hand knallte gegen Harrys Gesicht und ließ ihn erschrocken aufkeuchen.

»Ich erwarte von dir, dass du dich bemühst!«, zischte James. Doch kaum hatte er zugeschlagen, schien ihm seine Handlung bewusst zu werden. Seine Augen verloren den harten Glanz, und er trat einen Schritt zurück, den Blick abgewandt.

»Das ... war nicht meine Absicht«, murmelte er leise, doch seine Stimme klang hohl und voller Reue. Ohne Harry anzusehen, wandte er sich zur Tür, als könnte er das Geschehene so ungeschehen machen.

»Pack deine Sachen, wir müssen morgen früh los.« Und damit verließ er den Raum, die Tür schloss sich hinter ihm, und Harry blieb allein zurück, die Wange heiß von der Ohrfeige und die Worte seines Vaters noch in seinen Ohren hallend. Er saß noch eine Weile reglos auf seinem Bett und starrte die Tür an, durch die sein Vater gerade verschwunden war. Der stechende Schmerz auf seiner Wange pochte noch immer, und die Last der Erwartungen, die James ihm auferlegt hatte, drückte schwer auf seine Schultern. Er spürte eine Mischung aus Angst, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit in seiner Brust aufsteigen, so dicht und drückend, dass ihm fast übel wurde. Er nahm einen zittrigen Atemzug und legte die Hand an seine Wange, die warm und empfindlich war. Die Worte seines Vaters hallten in seinem Kopf wider, jedes »Muss« und »Soll« wie eine unausweichliche Bürde, die er allein tragen musste. Die Idee, in Hogwarts neu anfangen zu können, dort einfach Harry zu sein und nicht »Harry Potter, der Sohn von James Potter, der Junge der lebt«, schien immer weiter in die Ferne zu rücken. Schließlich riss er sich von diesen Gedanken los und blickte auf den Koffer, der noch halb geöffnet auf seinem Bett lag. Er sammelte die restlichen Dinge, die er einpacken musste – seine Schulbücher, die gebrauchten Roben von Madame Malkin und den schmalen Zauberstab aus Ollivanders, den er vorsichtig in seine Tasche legte. Der Stab fühlte sich schwer an, als würde er all die unausgesprochenen Geheimnisse, die Erwartungen und Ängste, die Harry mit sich trug, in sich aufnehmen. Der Name »Severus Snape« hallte ebenfalls in seinem Kopf nach. James hatte mit so viel Hass von ihm gesprochen, als wäre dieser Mann nicht nur ein Lehrer, sondern ein Feind, der schon auf Harry wartete. Warum war dieser Mann für seinen Vater so wichtig? Warum erwartete James, dass er in einen Konflikt hineingezogen würde, den er noch nicht einmal verstand? Mit einem tiefen Atemzug schloss er schließlich seinen Koffer und schob ihn vorsichtig unter das Bett. Die Nacht war still, und er blieb eine Weile reglos sitzen, den Kopf in die Hände gestützt, während die Gedanken in seinem Kopf hin und her kreisten. Er legte sich ins Bett und zog die Decke bis zum Kinn. Die Stille des Hauses legte sich schwer über ihn, doch er war viel zu angespannt, um zu schlafen. Er lag da, starrte an die Decke und stellte sich immer wieder die Hallen von Hogwarts vor, die er nur aus seinen Büchern kannte. Würde es dort wirklich besser werden? Würde er vielleicht Freunde finden, die ihn sahen, wie er wirklich war, und nicht wie das Kind, das sein Vater sich erhoffte?


Das Gleis 9 ¾ war ein überwältigender Anblick. Harry und James standen inmitten von Hexen und Zauberern, Eltern und Schülern, die sich um sie herum lebhaft unterhielten und lachten. Die rote Dampflok des Hogwarts-Expresses thronte am Gleis wie ein riesiger, schimmernder Wächter, bereit, die Kinder in eine andere Welt zu bringen. Der Duft von Zaubertränken und Abenteuer lag in der Luft, und Harry spürte ein Kribbeln der Aufregung, gemischt mit der immerwährenden Unsicherheit, die ihn in seiner Gegenwart von James begleitete. Doch dieser war hier anders. Während sie über das Gleis gingen, bemerkte Harry, wie sich sein Vater völlig verwandelt hatte. Die starre, distanzierte Kälte war verschwunden, und an ihrer Stelle stand ein freundlicher und charmanter Mann, der sich mit anderen Eltern unterhielt, als würde er sie schon lange kennen. Mehrere Leute traten an ihn heran, manche begrüßten ihn mit einem Lächeln oder Handschlag, und James erwiderte dies mit einer leichten Herzlichkeit, die Harry selten zu Gesicht bekam. Er beobachtete diese Szenen aus dem Augenwinkel, verwirrt und etwas verloren. Es war seltsam, diesen Teil seines Vaters zu sehen – ein Teil, der offenbar für andere reserviert war und zu dem Harry keinen Zugang hatte. Die meisten Leute schenkten ihm kaum Beachtung, außer einem flüchtigen Blick, als würden sie in ihm nur den Jungen sehen, der von James Potter begleitet wurde. Einige Schüler und Eltern starrten die beiden jedoch unverhohlen an, und Harry konnte die neugierigen Blicke fühlen, die immer wieder über ihn glitten. Ein unbehagliches Gefühl kroch in ihm hoch, doch er stand still neben seinem Vater, der weiterhin freundlich mit anderen plauderte und nicht zu bemerken schien, wie unwohl Harry sich in diesem ganzen Trubel fühlte. Schließlich begann die Dampfpfeife des Zuges zu klingen, und die Menschenmenge auf dem Bahnsteig wurde unruhiger. Es war Zeit, dass die Schüler in den Hogwarts-Express einstiegen. James schien dies zu bemerken, und seine Haltung wurde wieder strenger, als er sich Harry zuwandte.

»Gut, es ist Zeit für dich«, sagte er knapp, seine Stimme wieder kühl und sachlich. »Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe.« Harry nickte, den Blick gesenkt, während James seine letzten Anweisungen erteilte. »Ich erwarte nichts anderes als herausragende Leistungen in allen Fächern. Du weißt, was ein Potter zu leisten hat. Gryffindor. Quidditch. Zeig ihnen, wer du bist – und vergiss nicht, dich vor Snape zu behaupten.« Die Worte waren kalt und bestimmten, und keine Spur von Stolz oder Ermutigung lag in seiner Stimme. Es war lediglich eine Liste von Forderungen, und Harry spürte, wie sein Magen sich vor Angst verkrampfte. Trotzdem nickte er, wissend, dass es keinen Sinn hatte, etwas zu erwidern. James legte ihm kurz die Hand auf die Schulter, eine Geste, die er wohl als Abschied ansah, doch die Berührung war flüchtig und ohne wirkliche Wärme. Harry konnte die Kälte in James' Augen spüren, als er ihm den Rücken zuwandte und ihm ein letztes Nicken zuwarf, das mehr wie eine Erinnerung an seine Pflichten war.

»Viel Glück«, sagte James mit einem fast abwesenden Tonfall und trat einen Schritt zurück. Harry nahm all seinen Mut zusammen und drehte sich zum Zug. Mit schweren Schritten stieg er die Stufen hinauf und verschwand im Inneren des Hogwarts-Expresses. Als er sich kurz umdrehte, sah er, wie James bereits das Gespräch mit einem anderen Zauberer begann und ihm kaum noch Beachtung schenkte. Harry ging den engen Gang des Zuges entlang, während draußen die Plattform immer belebter wurde und die Rufe und Stimmen zu einem dröhnenden Summen anschwollen. Er fand ein leeres Abteil, setzte sich auf den Sitz. Er beobachtete, wie die letzten Schüler den Zug bestiegen und Eltern ihren Kindern zuwinkten – die Wärme und Liebe in ihren Gesichtern waren etwas, das Harry nur aus der Ferne kannte. Er lehnte sich zurück, den Kopf an die Fensterscheibe gelehnt, und starrte hinaus auf das Gewimmel am Bahnsteig. James war nirgends mehr zu sehen. Der Hogwarts-Express ruckelte leicht, und ein warmes Kribbeln breitete sich in Harrys Brust aus, als der Zug schließlich anrollte. Vor ihm lag das Unbekannte, eine Welt voller Möglichkeiten und Geheimnisse, die ihn vielleicht von der Dunkelheit seines bisherigen Lebens erlösen konnte. In diesem Moment, als der Zug an Geschwindigkeit gewann und das Gleis langsam hinter ihnen verschwand, spürte Harry die erste Ahnung von Freiheit und die Hoffnung auf einen Neuanfang.

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