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Kapitel 8: Sie rauchen, Miss Winter?


Das Recht ist die einzige Wissenschaft, die den Menschen zu zügeln versucht.

— Elijah Colton;
eine wissenschaftliche Arbeit
über den römischen Rechtsstaat

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Die Stadt war um einiges kühler geworden. Mitte November und ein dicker Nebel waberte jeden Morgen um die Universität. Es ließ sie fast schon gotisch aussehen mit dem alten Sandstein und den gewundenen Balustraden. Fenster, Brillen, Displays beschlugen, wenn es jemand wagte, die Flügeltüren in die beheizte Eingangshalle zu öffnen.
Abends stoß der kalte Wind gegen meine geröteten Wangen und fror an meinen Fingern. Heute Abend besonders hatte ich die Entscheidung getroffen, anstatt meines typischen uniformeren Mantels eine große schwarze Lederjacke anzuziehen. Der Wind biss sich durch. Ich presste meine Lippen zusammen.
Mit hohen schwarzen Stiefeln und einem schwarzen Wollkleid mit dickem Rollkragen betrat ich Der Philosoph.

Ich fühlte mich vorerst ein wenig seltsam und komisch dabei, die Bar, in der einige Professoren und Angestellte der Universität auch saßen, zu besuchen, aber das Gefühl schwand schon bald. Clara und ihre Freunde machten das schließlich schon seit über einem Jahr.

„Adrian.", grinste ich und umarmte ihn. Wir saßen mittlerweile in jeder Vorlesung nebeneinander. Er hatte sogar die Kinder der Freunde seiner Eltern sitzenlassen, irgendwie immer. Das Misstrauen war gewichen, aber – und das wollte ich zwischen all unseren Späßen nicht zugeben – es kauerte immer noch tief in mir.

Er beugte sich zu mir nach unten.
„Na, Schöne.", säuselte er.

Ich lachte los und hielt ihn noch an den Schultern, während ich ihn ansah. „Sag das nie wieder.", lachte ich ihn aus.

Er gab mir einen Hieb in die Seite. „Du hast absolut recht. Das stimmt nämlich gar nicht.", erwiderte er bestürzt.

„Das stimmt nicht?" Ich grinste kopfschüttelnd.
„Lüg dich weiter an, Blondie.", zwinkerte ich, ehe ich mir einen Drink holen ging.

Ich redete mit jedem ein wenig aus der Gruppe, zwischen Zigaretten, mehr Drinks von Chris, dem Barkeeper, und einer ihn anstrahlenden Clara.

Die Nacht war jung, aber meine Nerven waren es nicht. Ich musste mir auf meine inneren Wangen beißen, um ein konstantes Lächeln zu unterdrücken. Bisher hatte ich es noch niemandem außer Shanaia über Text erzählt.

Ich war drin.
Ich war eingeschrieben für die Teilnahme am Moot Court.
Technisch gesehen konnte jeder teilnehmen, der wollte, deswegen war das keine tatsächliche Errungenschaft.
Aber in mir kitzelte trotzdem schon, ohne jegliche Leistungen für die Einschreibung, die Neugierde. Das kleinste bisschen Stolz, selbst wenn ich noch nichts geleistet hatte. Ich war glücklich und ich hätte Clara auf beiden Wangen abküssen können für die Empfehlung. Ich biss mir wieder auf die Innenwange, weil ich so aufgeregt war, Clara davon zu erzählen.
Was war los mit mir?

Mit dem Wunsch nach frischer Luft und einem Moment Ruhe für mich selbst ging ich nach draußen, um noch ein einziges Mal alleine heute Abend eine Zigarette zu rauchen und danach mit Clara ausgelassen zu trinken, vielleicht in einen Club danach noch zu gehen und Adrian mitzunehmen.

Draußen angekommen drehte ich mich einmal nach links und nach rechts und entschied statt auf die von den Fenstern erleuchtete Seite, in die Dunkelheit zu gehen. Ich konnte nur Umrisse erkennen von einer Person, die mir mit dem Rücken zugekehrt war, erkennen.

„Hi, hast du ein Feuerzeug?"

In der Zwischenzeit war ich damit beschäftigt, eine Kippe aus der Schachtel von Adrian zu fischen. Als ich jedoch wieder hochsah, Zigarette zwischen meinen roten Lippen, sah ich mit zusammengezogenen Augenbrauen wie sich die Person immer noch nicht umgedreht hatte.

„Sorry, hast du–", begann ich noch einmal.

„Sie rauchen, Miss Winter?"

Mein Herz realisierte es, bevor mein Kopf es tat.
Es verriet mich.
Seine Stimme war tief.
Unverwechselbar. Ich würde sie überall erkennen.
Er drehte sich um und wenn dort irgendetwas unverwechselbareres als seine Stimme war, war es simpler Weise er.
Sein Kiefer. Seine Augen.
Er hatte diese Art von Präsenz, der man nicht entkommen konnte.
Die einen sofort einnahm.

Nur dass ich es hasste.
Dass ich es hasste, dass er mir keinen Zuspruch, kein Wort außer "Richtig" geschrieben hatte, nachdem ich ihm die von ihm geforderte Aufgabe vor wenigen Wochen geschickt hatte. Nach einem Tag war ich schon fertig gewesen, doch es hatte ihn plötzlich nicht mehr zu interessieren zu schienen. Fick Professor Colton.

„Oh.", hauchte ich überrumpelt.

In einem Fenster über uns ging das Licht an und ich erkannte wie seine Augenbraue sich hob.
„Oh?", raunte er zurück.

Ich senkte meine Augen in einer gespielten Farce der Unschuld auf den Boden.
„Guten Abend, Professor Colton.", verbesserte ich mich.
Ich sah mit dem Hauch eines neckischen Lächeln auf meinen Lippen wieder nach oben.
„Partyraucherin."

Nun hob er beide seine Augenbrauen abschätzig. Ein belustigter Zug umspielte Mr. Coltons Mund.
„Ich konnte den Rauch schon am ersten Tag an Ihnen riechen.", warf er meine kleine Lüge auf.

Und ich die Arroganz an Ihnen.

„Wirklich?" Etwas frei fiel mein Kopf in meinen Nacken und ich lachte. „Ich versuche, dass man es durch mein Parfüm nicht riecht."

„Ich weiß.", antwortete er nur knapp und nun war ich es, deren Augenbrauen verblüfft in die Höhe schossen.

War er dermaßen aufmerksam gegenüber anderen Menschen? Würde er mir nun auch noch sagen, welche Note von Duft ich trug oder was?
Nur für seine Information, es war Vanille, Sandelholz und Rose.

Für ihn schien es jedoch das normalste der Welt zu sein. Wie bei so vielem, ignorierte er meine Reaktion.

Mr. Colton griff in seine Manteltasche und zog ein silbernes Feuerzeug hinaus, während er mich noch immer unter seinem stechenden Blick studierte. Mein Gesicht, meine Kleidung, meine zitternden Beine. Ich versuchte sie unter seinen Augen still zu halten, konnte es aber nicht verhindern, sie unter seinem prüfenden Blick zusammenzudrücken.

Er reichte mir das Feuerzeug nicht, sondern klappte es auf meiner Augenhöhe auf und die Flamme erleuchtete.

Ich sah mit großen Augen kurz zu ihm nach oben. Dann trat ich einen Schritt näher an ihn heran, an seine Brust und machte meine Zigarette an.
Die Hitze kitzelte meine Nasenspitze und erwärmte meine Wangen.

Bevor er das Feuerzeug sofort wieder vor meiner Nase zuklappen ließ und die Kälte mich unmittelbar ergriff. Das Aufeinandertreffen des Metalls klirrte in meinen Ohren.

In jeder anderen Situation wäre ich wahrscheinlich daran gescheitert, die Stille mit dem Professor zu füllen, den ich in seinen Vorlesungen nicht ausstehen konnte und dessen jeglichen Gespräche unter zwei Augen mit mir miserabel geendet waren.
Doch heute Abend war ich bereit die Zusammenarbeit anzuleiten, die einige Monate fortwähren würde, und ich startete sie mit einer neugierigen, uneingeschüchterten, etwas angetrunkenen Frage:

„Warum sind Sie mein Mentor für den Moot Court geworden, Mr. Colton?"

Vor einer Woche hatte ich es gewagt, ihm eine Email zu schreiben. Sehr geehrter Mr. Colton. Meine geschriebenen Worte rangen noch immer in meinen Ohren. Worte, für die mich Adrian wahrscheinlich ungläubig angeglotzt hätte, für die Shanaia mich aber auf Facetime befeuert hatte.
Ich hatte Ihn gebeten, mein Mentor im Moot Court zu werden, mir das Protokoll und die Rhetorik beizubringen. Kein anderer Professor war mir in den Kopf gekommen. Ich wusste, dass ich seine niederträchtige Art nicht ausstehen konnte, genauso sehr wie ich wusste, dass ich ihn noch immer für seine Arbeit bewunderte.

Es war erniedrigend genug gewesen, dass mich keine Email zurückerreicht hatte. Resignation. Komplette Funkstille, bis ich die Bestätigungsmail vom Studierendensekretariat für die Teilnahme bekommen hatte.
Und klein darunter: Die Vorbereitungszeit läuft bis zum 31.11.
Ihr vorgesehener Mentor: Professor Elijah Colton.

Ich hatte es nicht verstanden.
Was hatte seine Meinung über mich geändert?

Ich zog von meiner Zigarette und betrachtete zuerst die Straße vor uns, ehe ich mich neugierig doch zu ihm wandte und versuchte, seine Miene zu lesen.
Vergebens natürlich.
Elijah Colton war unlesbar. Ein Mythos. Verschlüsselt wie der Davinci Code.

„Sie haben Potenzial. Sie sind schlagfertig und schnell. Ihr Temperament stellt noch ein Problem dar. Es hält Sie davon ab, ihre Inhalte rechtens zu formulieren. Das werden wir vor der ersten Runde in den Griff bekommen müssen.", antwortete er kurz angebunden.

«Temperament».
Wo ich es zu viel hatte, könnte er es um einiges gebrauchen.
In meinem Gehirn sprudelte der Alkohol.

„Also, werden Sie mich lehren, Professor Colton?", fragte ich leichtsinnig und sah zu ihm nach oben. Ich stoppte ein paar Zentimeter vor ihm.
Die Dunkelheit ließ ihn etwas weicher aussehen.

Er sah unzufrieden zu mir nach unten und begann seinen Mantel auszuziehen. Seine großen Hände öffneten einen Knopf nach dem anderen.

Mr. Colton legte mir seinen Mantel um meine Schultern.
Es war, als würde ich seine Hände auf mir spüren.

Der Alkohol hatte jegliches Temperaturgefühl in meinem Körper getötet, doch die Kaschmirwolle schmiegte sich warm und wohlig an meine nackten Schulter. Es war, als würden wir uns berühren. Durch ein simples Stück Stoff.
Und dieser Geruch von ihm. Herb. Männlich.
Ich verfloß. 

„Ich werde es versuchen, solange Sie nicht vorlaut werden.", antwortete er.

„Ich? Vorlaut?", japste ich sofort.

„Sie werden das im Moot Court zügeln müssen, oder niemand wird Sie ernst nehmen."

Ich schnappte nach Luft und war bereit, mich zu verteidigen.

„Genau das ist, was ich meine, Miss Winter. Hören Sie auf, sich angegriffen zu fühlen. Es wird bloß die objektive Rechtswissenschaft sein. Denken Sie daran."

Seine Hände verschwanden vom Mantel.

„Ich kann nicht.", erwiderte ich sofort. „Es gibt nichts Wichtigeres als das Recht für mich. Wie soll ich mich denn nicht angegriffen fühlen, wenn jemand das angreift, für das ich einstehe?"

Er stand nun nur noch in seinem dunkeln Hemd vor mir. Die Kälte schien ihm nichts anzuhaben, während ich seinen Mantel fester um meine Schultern schling.

„Sie denken zu emotional."

„Und sie eben nicht!"

Er atmete tief aus und legte seinen Kopf in den Nacken.
Ich konnte seinen markanten Adamsapfel erkennen. Seine Venen. Wie er schlucken musste wegen mir.
Nun, wo er in den Nachthimmel sah, betrachtete ich seine Brust, die schwer atmete. Ich wünschte, ich hätte sein Hemd aufknöpfen können, damit er wenigstens irgendetwas fühlte — die kalte Nachtluft natürlich.

„Möchten Sie wirklich, dass Ihnen zugehört wird? Dass Ihnen Recht gegeben wird? Dass Ihre Meinung überzeugt?" Er sah mich nun an und ich fühlte mich etwas ertappt dabei, davor auf seine Brust gesehen zu haben, obwohl ich noch nicht mal laszive Gedanken gehabt hatte.

„Dann werden sie überlegt sprechen müssen, niemals impulsiv, so wie Sie es bisher jedes einzelne Mal getan haben.", schnappte er zurück.

In mir zog sich etwas zusammen.

„Nächste Woche Montag. Im Vorlesungssaal 7. 12Uhr.", bestimmte er mit mahlendem Kiefer.

„Alles klar.", erwiderte ich ohne mit der Wimper zu zucken, während ich ihn zurück ansah.

Meine Stimme ließ nichts an die Oberfläche kommen.
Ich war gut, sagte ich mir selbst, ich konnte das alles.
Aber wenn dort kein Grund zum Selbstzweifel sein sollte, warum fühlte ich ihn sich dann an meinem Herz festklammern?
Warum war Mr. Colton der einzige Mann, nein, die einzige Person, der ich fürchtete, nicht gerecht zu werden?
Das war absolut irrational.

Mr. Colton war vielleicht einst ein glorifiziertes Vorbild in den Geistern meiner Träume gewesen
— Mittlerweile war er nur noch ein kaltes Arschloch, welches meinen Weg nach oben darstellte.

Ich zog seinen Mantel aus und hielt ihn ihm mit gehobenen Kinn hin. Der eisige Wind war wieder unaushaltbar.
„Bis Montag, Mr. Colton.", sagte ich schroff.

Er neigte sein Gesicht zu mir nach unten.
„Gute Nacht, Miss Winter."

Auf der Stelle drehte ich mich um – Zigarette auf den Boden geschnipst – und wollte das Weite suchen. Mit erfrorenen Händen war ich dabei, die Eingangstür zu öffnen und das Gespräch wieder zu vergessen, wenn Mr. Colton mir nicht noch jenes hinterher befohlen hätte:

„Anders als heute, kommen Sie am Montag nüchtern zu unserer ersten Stunde. Wir wollen verhindern, dass Sie sich wieder ausziehen."

Er war erbarmungslos.
Fand er das lustig?
Ich konnte nichts an seiner Stimme erkennen.
Ich presste meine Augen zusammen.

Ohne mich umzudrehen, erwiderte ich: „Das muss damals ein Wunsch Ihrer Wahrnehmung gewesen sein, Mr. Colton."

Narzisst.

Und ging rein.
Kein Lachen ging von ihm aus, kein letztes Wort, aber ich wusste genau, dass er noch immer dort hinter mir in der Dunkelheit stand.

Er war immer da, war er es nicht?
In meinem Hinterkopf, in der Dunkelheit.

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