Kapitel 14: Gut, Miss Winter
Manchmal denke ich darüber nach, ob es überhaupt sinnvoll ist, das Recht zu studieren. Denn es gibt immer Menschen die nicht rechtens über dem Recht stehen werden.
– Eve Winters Tagebuch
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Fremde könnten mich eine schlechte Freundin nennen.
Vielleicht war ich das? Opportunistisch, lügnerisch, ein Chaos?
Ich hatte einen spontanen privaten Termin mit meinem Professor dem abgemachten Treffen mit Adrian vorgezogen. Naja... ich hatte ja versucht einen anderen Zeitpunkt für den Termin zu finden, redete ich mir ein gutes Gewissen ein.
Es war der nächste Tag, kurz vor 19 Uhr. Ich stieg soeben die Wendeltreppen in der Universität empor. Zur Fakultät. Zum Lehrstuhl für Internationales Recht. Zu Professor Coltons Büro. Währenddessen strich ich meinen Faltenrock glatt und steckte mein Langarmshirt tiefer rein. Noch einmal wälzte ich meine Gedanken herum.
Ich musste das hier tun, richtig? Es war richtig, das Treffen mit Adrian abzusagen. Er würde ja niemals herausfinden, dass ich das hierfür getan hatte. Technisch gesehen war meine Absage auch keine Lüge gewesen. Es war bloß ein Auslass der ganzen Wahrheit.
Daraufhin lächelte ich zufrieden mit mir. Ich ging den obersten Stock entlang, sah wieder aus der langen Fensterfront in die Dunkelheit des Campus, wie ich es schon im ersten Monat meines Studiums auf dem Weg in Professor Coltons Büro getan hatte. Und seht, wo ich jetzt leistungstechnisch stehe.
Ich machte Halt vor der geschlossenen Tür seines Büros. Ich verschränkte beide meine Hände brav hinter meinem Rücken. Ich lauschte. Kein Student oder anderer Dozent war auf diesem Stockwerk oder gar auf dem dadrunter. Nur Professor Colton... und ich.
Ich klopfte an. Wartete bis er mich reinbitten würde.
Doch die Tür öffnete sich bereits.
Und ich stoß mit einem Mann zusammen.
Mit offenem Mund sah ich auf und rutschte aus mit: „Profess–"
Aber der Laut brach ab, als ich realisierte, wer mich gerade an den Schultern hielt und stabilisierte. Ich zog meine Augenbrauen leicht zusammen. Ein stockendes Geräusch floh über meine Lippen. Denn der Mann vor mir war nicht Professor Colton, sondern... sondern der Universitätsdirektor Professor Dr. Wagner?
An den Seiten vergrauendes Haar, ein leichter Bartschatten entlang seines Kiefers. Seine Mundwinkel hoben sich leicht. Seine Hände blieben noch immer an meinen Schultern liegen. „Miss Winter, was ein glücklicher Zufall Sie anzutreffen."
Ich schwöre es. Wirklich, ich schwöre es. Ich hatte diesen Mann noch nie in meinem Leben gesehen.
Auf Fotos auf der Uni Website. Auf O-Wochen Veranstaltungen, auf denen er eine Rede gehalten hatte. Aber nie persönlich. Dieser Mann sollte noch nicht mal wissen, dass ich existierte.
„Dr. Wagner.", brachte ich heraus und fügte dann noch mit einem gewillten Lächeln hinzu: „...ebenso!"
Seine Hände verließen langsam meine Schultern und er schmunzelte. „Sie dürfen sich also geehrt fühlen, von Professor Colton unterrichtet zu werden." Ich löste mich von seinem Blick und versuchte Professor Colton an seinem Schreibtisch zu entdecken, doch der Rektor versperrte mir mit seinem Körper jegliche Sicht... und den Zugang in Professor Coltons Büro.
„Hmmm.", summte ich und fand wieder zu seinem Blick, „Sehr geehrt." Ich lächelte noch einmal, unecht und falsch, und fügte an: „Genau genommen habe ich gerade einen kurzen Termin mit ihm dafür."
„Hervorragend.", nickte er und gab mir minimalen Platz frei, um mich engstens an ihm vorbeizuquetschen. Ich streifte dabei noch immer gegen seinen Oberkörper im Anzug. Er bedeutete mir ausdrücklich: „Das ist genau die Arbeit, die wir uns gewünscht hatten."
Ich hielt bei seinem letzten Satz inne. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich hoch, während ich mich an ihm vorbeidrängen wollte.
...die wir uns gewünscht hatten? Wir? Dr. Wagner starrte noch immer auf mich.
„Miss Winter, lassen Sie uns beginnen.", rief Professor Colton und zog mich aus meinen Gedanken heraus. Dr. Wagner nahm seinen letzten Schritt in den Korridor und schloss die Tür, womit ich mit Professor Colton allein war. Ich starrte auf den Fleck, wo gerade eben noch der Rektor gestanden hatte. Dann blickte ich nach vorne in das Büro, und fand Professor Colton hinter seinem Schreibtisch sitzend.
In einer dunkelgrauen Anzugshose, die sich über seine Beine spannte und das Hemd nach einem langen Tag noch immer makellos, betrachtete er mich ungeduldig. Nur sein dunkles Haar saß nicht mehr so perfekt, als wäre er sich mit der Hand tausendmal gestresst dadurch gefahren.
Die Neugierde in mir wollte fragen, worüber die zwei Männer gesprochen hatten, bevor ich kam.
„Guten Abend.", sagte ich ihm und kam vor ihm zu stehen, glättete meinen Rock und setzte mich auf den Sessel gegenüber von ihm mit überschlagenen Beinen.
Ich wartete auf ihn etwas zu sagen, aber die Zeit fühlte sich in die Länge gezogen an. Zwar wich ich nicht zurück, presste aber meine Oberschenkel angespannt aufeinander. Hierfür hatte ich mein Treffen platzen lassen?
„Wofür werde ich den Ausweis brauchen?", fing ich direkt an.
Der Wind nahm hinter den Fenstern zu. Mit kompletter Dunkelheit am Himmel konnte man nur noch wenige Äste in den Böen wiegen sehen.
„Für einen Vorteil.", antwortete er schlicht. Seine dunkle, gefühllose Stimme schlich meinen Körper hoch.
„Einen Vorteil?", wiederholte ich skeptisch, „Einen unfairen Vorteil?"
Sein Mund verzog sich zu einer strengen Linie. „Unfair.", sagte er mir nach. Wenn er irgendeine Emotion näher zeigen würde, wäre es gerade belustigt und niederträchtig. Er führte weiter aus: „Dass Sie Zugang zu der Privatbibliothek haben und sich mit dessen Material auf den weiteren Moot Court vorbereiten können, ist kein Regelbruch. Das ist erlaubt. Andere Teilnehmer haben bloß keinen Zugang."
Die kleinste Bewegung in seinen starken Schultern: Ein missbilligendes Zucken.
Ich stoß belustigt auf und überkreuzte meine Arme. „Deswegen ist es ja unfair. Sie haben selbst gesagt, andere Teilnehmer haben keinen Zugang zu der Privatbibliothek. Ich würde mit besseren Chancen als meine Mitstreiter teilnehmen."
Er schnaubte selbst belustigt und lehnte sich zurück, während er mich eingehender musterte. „Mit besseren Chancen? Das letzte Mal, als ich mir die Teilnehmerlisten angesehen habe, hatte jeder Andere bessere Chancen als Sie, Miss Winter."
What the fuck. Dieser Mann.
„Und ich habe gezeigt, dass ich besser als der Großteil der Startteilnehmer bin!", setzte ich ihm entgegen.
„Das habe ich nicht bezweifelt, Miss Winter. Das ist eine Tatsache.", pflichtete er mir für das gefühlte erste Mal bei. Er schob sich vom Schreibtisch zurück und stand langsam auf. Ich konnte beobachten, wie sich die Muskeln in seinem Rücken bewegten, wie er die Ärmel seines Hemdes hoch knöpfte, wie er angenehm langsam und ruhig auf mich zu ging. Ich musste mein Gesicht nach oben wenden.
„Was ich sagte war, dass Ihre Mitstreiter bessere Chancen haben als Sie. Bis dato zumindest. Finanzieller Rückhalt, mehr Zeit ohne Zeit für einen Job nehmen zu müssen, ein stressfreieres Leben.", listete er all das auf, was ich nicht besaß. „Dafür werden Sie nun etwas haben, was die Anderen nicht haben.", stellte er fest, und es fühlte sich verboten gut an, dieses Angebot zu bekommen. Er stand nun unmittelbar vor mir. Aus meiner sitzenden Position musste ich meinen Kopf in den Nacken legen, um richtig in sein Gesicht sehen zu können. Seine Lederschuhe entlang, seine Anzugshose, seinen Gürtel, seinen breiten, muskulösen Oberkörper entlang – bis in seine Augen. „Klingt das nun fairer für Sie, Miss Winter?", fragte er mit gehobenen Augenbrauen.
„Ja.", verließ das Wort schneller meinen Mund als dass ich nachdenken konnte. Ich stand aus dem Sessel auf. Er bewegte sich ein paar Zentimeter zurück, damit wir uns nicht berührten – meine Brust an seiner. Das brachte mich zum Lächeln. Selbstbewusst forderte ich: „Ich will den Zugang zur Privatbibliothek haben."
Ich hatte das verdient, richtig? Ich hatte hart gearbeitet. Es brach nicht die Regeln. Ich hatte mir nur eben einen Mentor gesucht, der mir zeigte, wie ich spielen musste. Natürlich nagte ein gewisses Bewusstsein von Schuldigkeit an mir, aber dieses ganze Gespräch war ein Geheimnis – es war als würde es hinter diesen Wänden gar nicht existieren. Und meine Methoden zu gewinnen ebenso.
Selbst wenn wir uns nicht berührten, die Nähe zwischen uns war nervenaufreibend. Ich sah zwischen seinen Augen hin und her.
„Nun", begann Professor Colton zu erklären, „wie gesagt, der Zugang zu der Privatbibliothek stellt keinen Bruch des Regelwerks des Moot Courts dar, doch–."
Er ging entspannt wieder zu dem Sessel hinter seinem Schreibtisch und griff nach seiner Anzugsjacke, um sie über seine Schultern zu ziehen. Ich verfolgte ihn mit meinem Blick. Mit der Hand bedeutete er mir, mit zum Ausgang seines Büros zu kommen. Ein letztes Mal sah ich aus den Fenstern und erkannte in der Schwärze nichts, jedoch eine Reflexion unserer Gestalten in dem Fensterglas. Plötzlich einige Schritte voneinander entfernt, doch trotzdem... ich sah in der Reflexion, wie seine Augen auf mir lagen, und meine auf uns. Unsere Augen trafen sich in der Reflexion.
Ich drehte mich wieder nach vorne. Er öffnete die Tür. Die Geräuschkulisse des Korridors glich der in seinem Büro – menschenleere Stille. Wo nahm er mich hin, allein, in der Leere dieses Gebäudes?
Als wir nebeneinander den Korridor hinuntergingen, führte er aus: „Doch der Zugang der Privatbibliothek stellt tatsächlich einen Bruch des allgemein-universitären Regelwerks dar."
Mein Gesicht wendete sich unmittelbar zu ihm. „Und wie wollen Sie das nun umgehen?", fragte ich sofort.
„Grundsätzlich gar nicht.", antwortete er tief ausatmend, belanglos, während er weiter nach vorne sah. „Sie werden natürlich keinen eigenen Ausweis ausgestellt bekommen können, da sie nicht Angestellte sind. Dafür habe ich aber vorgesorgt, Miss Winter."
Wir gingen zügig die Treppen hinunter. Vielleicht würde er mich in seinen Porsche schmeißen – beziehungsweise damit überfahren?
Er zog etwas aus der inneren Brusttasche seiner Anzugsjacke heraus. Ich achtete genau auf die Stelle an seinem Körper, ehe ich wieder hoch in sein Profil sah. „Das", erläuterte er und hielt mir währenddessen eine Karte vor meine Nase. Ich nahm sie entgegen. „Ist mein alter Ausweis. Ich habe einen neuen beantragt, damit Sie diesen verwenden können. Bevorzugter Weise abends, damit Sie unbemerkt bleiben."
Ich verengte meine Augen misstrauisch. Er hatte das getan? Wir waren im Untergeschoss angekommen, vor dem Eingang der Privatbibliothek, einem nie von innen gesehenen Enigma für die meisten Studenten – nur nicht mehr für mich ab diesem Zeitpunkt. Auf einer goldenen Plakette stand in Serifen über den hohen Eingangstüren aus Glas Privatbibliothek und darunter, kleiner: Lehrstuhl für Internationales Recht. Alles hinter den Türen lag in der Dunkelheit, die Lichter bereits ausgeschaltet.
Professor Colton zückte seine neue Ausweiskarte und hielt Sie vor einen Scanner. „Scannen. Selbsterklärend.", führte er mich schnellstens durch die Schritte, ohne hinter sich zu mir zu blicken. „Und schließlich meine ID-Nummer eingeben. 1703666. Gemerkt?"
„Gemerkt.", zwitscherte ich gutlaunig. Hatte dieser Mann mir gerade seine ID-Nummer ausgehändigt? Was ich bloß alles damit anstellen könnte.
Ein leises, kaum hörbares Klicken erklang. Eine Hand an dem goldenen Griff, drückte er die Türen auf. Langsamen, vorsichtigen Schrittes folgte ich ihm, die alte Ausweiskarte fest in meine Hand gekrallt. Das Licht erleuchtete und die Türen fielen schwer hinter uns zu.
Reihen von Büchern, und Büchern, und Büchern eröffneten sich vor mir. Ich zog scharf die Luft ein, während meine Augen die einzelnen Plaketten an den Regalen abgingen: Constitutional Law/Verfassungsrecht unterteilt in Deutschland, US, UK, EU und alte Großstaaten der EU, Criminal Law/Strafrecht, Privatrecht. Den Großteil der Plaketten konnte ich nicht mehr lesen, so lang war die Bibliothek.
Stille umgab uns noch immer, als würden wir uns in einer Blase bewegen. Er sagte nichts, ich nichts. Ich ging noch weiter in die Bibliothek rein, ihm voraus. Dort sah ich, was mir helfen würde: Mehrere Bücherregale gefüllt mit Gesetzeskommentaren. Meine Hand glitt über die neuen und alten Bücherrücken, während ich fasziniert die Titel las. Kommentare waren im Rechtswesen die juristische Erläuterung der Paragraphen oder Artikel eines Gesetzes zur Verwendung in der Praxis oder dem Studium. Kurz gefasst: ein Jackpot, da sie ansonsten mehrere hunderte von Euros kosteten.
Ich streckte mich an dem Regal weiter nach oben, mein Rock rutschte mit hoch. Während ich mit einer Hand das oberste Buch versuchte runterzuholen, versuchte ich mit der anderen, den Saum meines Rocks unten zu behalten. Kläglich natürlich. Es dauerte nur noch länger, das dicke Buch in meine Hand zu bekommen. Ich scheiterte.
Dann, der Geist einer Hand an meinem unteren Rücken. Groß. Sanft. Ein wenig wie eine Einbildung, würde ich nicht seinen ruhigen Atem hinter mir hören. Unmittelbar hinter mir. Ein paar wenige Zentimeter zurück und ich würde ihn in meinem Rücken fühlen. Es war so, als würde mich mein Körper dazu zwingen, meine Atmung an seine anzupassen. Aber ich dachte nicht, dass mir das auch nur irgendwie helfen würde, unauffällig zu bleiben. Viel mehr war es ein primitiver Instinkt von mir. Ich bewegte mich nicht. Langsam, zum Sterben langsam, senkte ich mich wieder von meinen Zehenspitzen auf den Boden. Ansonsten bewegten wir uns nicht, denn ich drehte mich nicht um. Sein Atem in meinem Nacken war zu angenehm. Er schlich bis unter mein Shirt. Ich verharrte in dieser Idylle, diesem Gefühl. Er stand hinter mir. War das sein Daumen, der über meine Taille kreiste? Oder eine Illusion? Es war so sanft. Mein Atem. Sein Atem.
Und dann drückte die Buchkante sanft in meinen Unterbauch. Verdammt angenehm. Ich atmete angespannt aus, Wärme in meinem Unterbauch. Ich sah nach unten. Professor Colton hatte den Gesetzeskommentar runtergeholt. Tief einatmend nahm ich es ihm aus der Hand und drehte mich schlagartig um.
Kurz hätte es mich aus der Fassung gebracht, dass er tatsächlich so nah vor mir stand. Noch nicht einmal eine Bewegung nach hinten, die meinen Rücken an das Bücherregal presste, half. „Danke.", hauchte ich heiser. Er löste seinen Blick von meinem und sah auf das Buch, was nun zwischen uns lag. Uns trennte. Er räusperte sich und las den Titel „Ein Kommentar zum Migrationsrecht" vor. Er sah wieder in meine Augen und fragte: „Wofür?"
Aber ich konnte noch nicht antworten. Hatte er sich vor dem Sprechen geräuspert, Professor Colton? Ich war im Bann. Die kleinste Veränderung in seinem Verhalten stach mir direkt ins Auge – sein Räuspern.
„Mit den neusten Gesetzesentwürfen der Regierung zu einer Migrationsreform...", versuchte ich über etwas Rechtliches zu reden, aber verlor meinen Faden. „...dachte ich, dass es die Chance geben könnte, dass das Thema in der nächsten Runde drankommen wird."
Ich schluckte.
„Hmm, Miss Winter.", erwiderte er leise. Oh Gott, bitte. „Gut."
Fuck. Ich presste meine Lippen zusammen und nickte vorsichtig, schweratmend. Gut, Miss Winter.
Bitte sagen Sie das nochmal. Warte, wie bitte?
Ich verscheuchte diese Gedanken aus meinem Kopf und nahm die Sache selbst in die Hand. Nämlich drängte ich mich an ihm vorbei, das Kinn gehoben und hielt ihn auf eineinhalb Meter Abstand, bevor ich kühl lächelnd weiterredete.
„Perfekt! Dankeschön für Ihre Unterstützung, Professor Colton!", bedankte ich mich süßlich. „Wären wir dann fertig?"
Er steckte beide seiner Hände in seine Hosentaschen und musterte mich streng. Von einem Moment auf den Anderen war alles in seinem Blick weg – Emotion. Ich hatte das Gefühl gehabt, als hätte er mich noch so eben gegen dieses Bücherregal gepresst verschlungen, doch plötzlich war er wieder er. Geringschätzig fragte er: „Wieso? Müssen Sie noch wohin?"
Ich war kurz davor, meine Augen zu verdrehen. Denn nein, ich musste ja gar nirgendwo mehr hin, da das Treffen mit Adrian wegen ihm bereits vernichtet war. Trotzdem und wegen des noch bestehenden Nervenkitzels in meinem Unterleib antwortete ich leichtmütig schulterzuckend: „Mal schauen."
„Sie haben morgen um 8 Uhr Vorlesung bei mir.", knirschte er, „Sie sollten schlafen gehen."
Schlafen? Ich musste bei dem letzten Satz ernsthaft schmunzeln. Zwinkernd warf ich ihm entgegen: „Alles gut, ich brauche nachts nicht viel Schlaf."
Doch anstatt mich wie alle anderen Männer nach meinen nächtlichen Aktivitäten, die anscheinend kein Schlaf waren, auszufragen, konnte er mich nur wieder kritisieren.
„Schlaf würde sich auf jeden Fall nach einer intelligenteren Alternative anhören als ihren Abend mit Herr Mann verbringen zu wollen."
Meine Kinnlade fiel nach unten. „Adrian?", kam sein Name ungläubig aus mir herausgeschossen.
Professor Colton wusste, dass ich mich mit Adrian treffen wollte? Beziehungsweise hatte wollen? War das warum... warum er mich herbestellt hatte?
Aber in aller Ernsthaftigkeit ignorierte er mich plötzlich. Er ging wortlos an mir vorbei. Von dem einen auf den anderen Moment hatte er jegliches Interesse verloren. Schnellen Schrittes und nur mit einem Blick auf seine silberne Armbanduhr, statt mir, rief er mir hinterher: „Schließen Sie die Türen mit Ihrer Ausweiskarte ab. Wenn nicht, fürchte ich, muss ich Sie anzeigen, Miss Winter."
Anzeigen? Das war erbärmlich. Ich wollte ihm genauso hinterherrufen. Aber plötzlich umgab mich pure und tiefste Dunkelheit. Ich konnte noch nicht mal meine Hand vor Augen sehen.
Er hatte doch nicht allen Ernstes... Doch. Natürlich. Er hatte das fucking Licht ausgeschaltet.
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