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Kapitel 13: Nur kleine Lügen


Die Juristenausbildung gleicht der Dressur von Zirkusflöhen.

– Klaus Eschen, Jurist

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„Was hast du eigentlich vorletzten Samstag gemacht?"

Ich sah wie aus meiner Trance gerissen von dem Boden auf und zu Adrian, der mir eine Frage gestellt hatte. Wir standen gerade vor dem Vorlesungssaal, in dem Professor Colton in zehn Minuten die nächste Sitzung, dieses Mal über Law Enforcment in the EU, anfangen würde. Es war Mitte November und die Zügel in der Uni wurden einen Monat vor den Winterferien definitiv angerissen. Ich hielt meinen Mantel über meinem Arm enger an meine Brust und strich verwundert meine Haare aus dem Gesicht.

„Vorletzten Samstag?", fragte ich überrumpelt.

„Ja, vorletzten Samstag." Er zuckte mit seinen Schultern und fuhr sich durch seine blonden Haare. „Wir wollten doch eigentlich was unternehmen oder trinken gehen, aber du hast nicht mehr geschrieben."

Ich krauste meine Stirn und öffnete schon meinen Mund bis mir einfiel, wo ich vorletzten Samstag war. „Vorletzten Samstag war ich...", begann ich. Vorletzten Samstag wurde ich von Professor Colton ins Kabarett entführt. Vorletzten Samstag saß ich mit Professor Colton in der U-Bahn. Vorletzten Samstag brachte mich Professor Colton nach der Vorstellung zu meiner Bushaltestelle im Dunkeln. Aber das sagte ich nicht. Ich überkreuzte meine Beine in einem Rock und lehnte mich gegen die Wand, während ich ihm wieder in die Augen sah.

„Oh mein Gott, vorletzten Samstag hat mich mein Chef angerufen, ob ich spontan einspringen kann. Sorry! Tut mir mega Leid!", schmollte ich und sah mit wehleidigen Augen zu ihm nach oben, während ich mich kleiner machte.

What.

The.

Fuck.

Eve.

„Boahh, noch immer Nachtschichten?", stöhnte Adrian unwissend und ließ seinen Kopf in den Nacken fallen.

Ich lächelte unecht und zwinkerte verschmitzt. „Das ist glaube ich der Sinn an einer Bar. Dass sie nachts offen hat." Sein Kopf fiel wieder nach unten und ich überkreuzte meine Arme. „Aber ja. Mein Bafög-Antrag wurde noch immer nicht bearbeitet und die Nachzahlung wird zwar krass sein, aber bis dahin ist von dem Geld nichts zu sehen."

Er fragte mich ernsthaft aufrichtig: „Können deine Eltern dir etwas zur Miete dazugeben?"

Mein Vater?

Fuck nein, wollte ich in sein Gesicht lachen.

Aber wieder, tat ich das nicht.

„Ne, gerade nicht. Aber brauche ich auch noch nicht. Ich hatte Geld von meinem Teilzeitjob davor zurückgelegt, was ich jetzt benutze.", antwortete ich lächelnd. Der erste Part, dass ich das Geld nicht brauchen würde, war aber gelogen. Eigentlich, wie mir auffiel, war ich großartig im Lügen.

„Ja, safe, das ist ja gut.", nickte Adrian und lehnte sich neben mich an die Wand. „Wenn du Bock hast, kannst du sonst auch immer zu uns zum Essen kommen. Meine Eltern bestellen sowieso immer zu viel Essen."

Sie bestellten jeden Abend ihr Essen? Ja, gut, wir bewegten uns tatsächlich nicht in der gleichen Steuerklasse – oder sogar in der gleichen Schicht.

Meine Entscheidung abwägend kaute ich auf meiner Innenwange, bis ich anbot: „Also morgen Abend könnte Ich zu–"

„Miss Winter, Herr Mann, wenn Sie uns damit beehren würden, reinzukommen. Ich schließe die Tür.", lautete Professor Coltons strenge Stimme zu unserer Seite und meine Schultern zuckten vor Schreck kurz zusammen.

Adrian stoß sich mit einem Schmunzeln von der Wand ab und erwiderte in die Länge gedehnt: „Für Sie natürlich, Professor Colton." Währenddessen ging er lässig an Professor Colton vorbei in den Vorlesungssaal.

Professor Coltons Blick blieb aber die ganze Zeit auf mir und ich zwang meine Mundwinkel dazu, sich ein Stück weit zu heben. Unter seinem harten, prüfenden Blick beugte ich mich nach unten zum Boden und nahm meine Tasche in die Hand. Doch als ich wieder hochsah, musterte er mich noch immer. Angespannt ging ich zügig an ihm vorbei in den Vorlesungssaal und murmelte ein Danke. 

Er schloss die Tür hinter uns. Ich fand schnell meinen Platz neben Adrian.

***

Am selben Nachmittag war ich in der Bibliothek, dem Juridicum, eingehöhlt. Um 18 Uhr begann meine nächste Schicht in der Bar, aber nur bis 0 Uhr. Gähnend fuhr ich mir über meine brennenden Augen, die von meinem hellen Laptopscreen angeschienen wurden. Ich hatte schon die heutige Vorlesung von Colton nachgearbeitet und das Lesematerial, ein Kommentar speziell zu der Legitimation von Frontex, der Grenzwache der EU, durchgelesen. Jetzt war ich dabei, Karteikarten mit Definitionen für ein anderes Fach im Privatrecht schon vor der Klausurenphase zu formulieren. Ich wog noch ab, ob ich mir einen schwarzen Kaffee holen gehen oder eine Raucherpause machen sollte, als ich eine Benachrichtigung bekam.

Eine E-Mail.

Von... Professor Colton?

Ich zog meine Augenbrauen zusammen und rief mir in den Kopf, ob nächste Woche schon die nächste Runde im Moot Court stattfinden würde. Aber nein, so weit war es noch nicht. Noch stutziger öffnete ich die E-mail.

Miss Winter,

Kommen Sie morgen Abend um 19 Uhr in mein Büro. Dort werde ich Ihnen einen Ausweis zur Privatbibliothek für Recht geben.

Prof. Colton

Meine Lippen öffneten sich einen Spalt. Außerdem dachte ich etwas langsamer, weil sich die Trägheit des Lernens bereits in meinen Kopf geschlichen hatte. Privatbibliothek? Ich konnte nicht recht denken und starrte nur verwirrt und genervt auf die Email. Privatbibliothek? Die war nur für Dozierende und Mitarbeiter zugänglich.

Und morgen Abend, da war ich bei Adrian zum Abendessen... Dieses Mal konnte ich wirklich nicht absagen, also wirklich nicht. Ich schauderte bei dem unangenehmen Gedanken.

Mit schnellen Fingern tippte ich zurück:

Sehr geehrter Professor Colton,

Morgen Abend bin ich verabredet. Wäre es möglich den Ausweis nach der nächsten Vorlesung abzuholen, oder in Ihren Sprechstunden?

Dankeschön und freundliche Grüße

Eve Winter

Tief ausatmend war ich schon wieder dabei, das Lehrbuch aufzuschlagen und mein Kinn auf meiner Hand abzustützen, als unmittelbar die nächste Benachrichtigung folgte. Ungläubig starrte ich auf seine knappen Worte.

Nein. Ich fürchte, es ist nur morgen 19 Uhr möglich.

Seien Sie pünktlich.

Prof. Colton

Seien Sie pünktlich?, wiederholte ich in Gedanken. Ich bin nur pünktlich, wenn es Zeit ist, Sie vor dem Universitätsausschuss anzuzeigen. Unnachgiebiger Arsch.

Ich versuchte tief durchzuatmen und nicht in einer Übersprungshandlung etwas angreifendes zurückzuschreiben.

Ich atmete noch einmal. Ich las mir noch einmal die Wörter durch. Ich atmete noch einmal.

Nicht mehr lange, Eve. Nur noch wenige Monate mit ihm. Das versuchte ich mir in den Kopf zu rufen. Schließlich zwang ich mir ein unechtes Lächeln auf. Ruhig, gelassen, freundlich. Ich musste gerade wahrscheinlich notorisch mit dieser falschen, verzerrten Fassade aussehen. Aber: Von Tag zu Tag viel es mir leichter, diese falsche Person zu sein.

Ich nahm mein Handy in die Hand.

Hey, morgen Abend Essen klappt bei mir leider doch nicht! Noch eeeinmal Arbeit vor dem Wochenende. Lass uns nächste Woche aber definitiv mal eine Lernsession in der Bib zusammen einlegen, okay?

Und ich schickte die Nachricht an Adrian ab.

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