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Kapitel 10: Auf der Seite des Todes


Wenn du im Recht bist, kannst du es dir leisten, die Ruhe zu bewahren;
und wenn du im Unrecht bist, kannst du es dir nicht leisten, sie zu verlieren.

— Gandhi,
Pazifist & Diskriminator zugleich

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„Nervös, Winter?"

„Nie.", erwiderte ich, während meine Augen starr auf die zwei leeren Podiums auf der Bühne fokussiert waren.
Heute war der Tag gekommen, an dem ich mich das erste Mal im Moot Court beweisen würde.
Ich trug eine schwarze Anzugshose, eine weiße Seidenbluse und natürlich, sehr hohe weinrote Heels.

„Richtig. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Du bist so komisch allwissend und diabolisch.", grinste Adrian neben mir. „Ich erinnere mich noch immer daran, wie du mich in den ersten Tagen fertig gemacht hast. Das ist ein seelisch prägendes Trauma für mich." Er wischte sich eine imaginäre Träne weg.

An jedem anderen Tag hätte er mir damit ein Lächeln entlockt, aber heute konnte ich ihn noch nicht mal angucken. Ich sah stoisch nach vorne, die Welt ausgeblendet, und ging dutzend rhetorische Handgriffe, Muster und gesetzliche Verfassungen durch. Tausend Worte ratterten durch meinen Kopf, ich sagte sie alle auf.

„Es ist die erste Runde, Eve. Das ist gar nichts für dich. Plus mein Lieblingsbarkeeper Chris hat eine Runde Getränke aufs Haus versprochen, wenn du weiterkommst!", schwärmte Clara von der anderen Seite.

Aber mental war ich fort.

„Eve Winter, Sie können mitkommen zur Vorbereitung."

Ein akademischer Angestellter der Universität stand vor mir. Es war die Zeit gekommen, in den Vorbereitungsraum zu gehen, die Streitfrage oder den Fall gesagt zu bekommen und das Los zu ziehen, was bestimmen würde, ob ich für Pro oder Contra plädieren würde.

Ich riss meinen Blick von der Bühne und fokussierte ihn auf den Angestellten, bevor ich nickte.
„Ja."

„Bis danach, Leute.", sagte ich noch zu Adrian und Clara, schon dabei, wegzugehen und ohne einen letzten Blick zurückzuwerfen. Glückwünsche prallten leider an mir ab. Sobald ich in meiner gedanklichen Welt gefangen war, gab es keinen Weg zurück mehr. Ich war zu fokussiert. Ich war zu stoisch. Meine Umgebung war fort, ausgeblendet. Die Menschen um mich herum, stumm geschaltet. Alle äußerlichen Reize, reaktionslos. Das war schon immer so gewesen. Mein Gehirn wehrte sich gegen jede Ablenkung, doch heute brach mein Körper dieses Muster von selbst. Denn bevor die Türen des Vortragssaales hinter mir zuknallten, sah ich zurück. Scannte den Saal. Suchte instinktiv nach einer Person.

Ich könnte sagen, dass es mich nicht weiter interessierte, dass ich nicht wusste, nach was ich gesucht hatte, aber es wäre erneut eine von vielen Lügen in meinem Leben. Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne und folgte weiter durch die Korridore, während in meinem Hinterkopf ein einziger Gedanke nagte: Er war nicht gekommen. Mr. Colton. Er war nicht gekommen. 

Ich band mein Haar bestimmt hoch und legte meine Schultern nach hinten. Es gab keine schnellere Meinungsbildung als die über ein Auftreten.

Im Vorbereitungsraum traf ich auf meine Gegnerin: Rosalie Kronen. Mit aschblondem Haar, dunkelblauen Augen und einer eingeprägten Zornesfalte an ihrer Stirn war sie der Traum für jeden BWL-Studenten. Und ihre niedrigen Michael Kors Heel sahen wunderbar aus. 

Wir reichten uns die Hand und sahen uns in die Augen, als ich realisierte, dass sie keine International Law Studentin, sondern Studentin für Jura auf Staatsexamen war. Fuck.

Sie wandte sich sofort wieder von mir weg und zu dem Aufsichtsprüfer. Ich tat ihr nach.

"Frau Kronen, Frau Winter, die Streitfrage aus Sicht der Vereinigten Staaten von Amerika lautet wie folgt: Sollte die Todesstrafe bestehen bleiben?"

Jackpot. Ich war exzellent in Menschenrecht.

"Nach der Losung wird Ihnen 30 Minuten geben, um sich vorzubereiten. Hierzu finden Sie die erlaubten Gesetzestexte und Fallstudien zu meiner rechten Seite, sowie das Schreibmaterial. Jeder der Teilnehmer des Moot Courts wird ausgeglichenermaßen das Los ziehen. Nach der konfigurierten Liste ist es heute Frau Kronen.", erklärte uns der Prüfer. 

Ich verknotete meine Hände vor mir, während ich beobachtete, wie Rosalie Kronen nach vorne trat und ihr Los zog. Schmunzelnd sah sie von dem kleinen, fein säuberlich geknickten Zettel hoch und drehte sich zu mir um. Wenn ich Sie näher gekannt hätte, hätte ich gesagt, sie sähe siegessicher aus. Hämisch.

"Du plädierst für Pro.", lächelte sie. 

Ich schien es, abgesehen von einem leichten, angebundenen Nicken, nicht zu realisieren.

Trotz meines Nickens erläuterte sie noch einmal forsch: "Für die Todesstrafe."

Ich schluckte und nickte noch einmal, doch bekam kein einziges Wort raus. Ich sah bereits zu den Gesetzestexten, auf die Uhr, zu dem Prüfer. Denn als ich Jackpot gedacht hatte, hatte ich darüber nachgedacht, wie herausragend ich darin sein würde, gegen die Todesstrafe zu argumentieren, jedes andere Argument dem Boden gleich zu machen, und nicht darüber wie katastrophal ich darin sein würde, für die Todesstrafe zu argumentieren. Das war das Problem. Die Todesstrafe - und die Ethik darum - war in meinen Augen schwarzweiß. Es gab keine Grauzone. Ich verurteilte die Todesstrafe. 

Aber ich würde argumentieren - und gewinnen - müssen, als würde ich es nicht tun. 

Der Prüfer sah auf seine Uhr. "Die 30 Minuten beginnen jetzt.", erklärte er und setzte sich vorne hin. Meine Gegnerin schritt bereits zu dem Material und nahm sich, sicher wonach sie suchte, Lektüren in die Hand. Ein letztes Mal sah ich aus den großen Fenstern zu den Fakultätsgebäuden heraus. Dann ging ich zu den Lektüren und versuchte es zu meistern, für den Tod zu argumentieren. 

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Der Universitätsdirektor eröffnete mit einem breiten Lächeln: "Sehr geehrte StudentInnen, ProfessorInnen und Gelehrte, die heutige Streitfrage des Moot Courts lautet: Sollte die Todesstrafe am Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika bestehen bleiben? Nach der Losung hatten die Studierenden 30 Minuten Zeit, sich auf die Debatte vorzubereiten, unteranderem mit dem US-amerikanischen Fall Wilson Vs. The State of Florida. Es treten an Eve Winter, 1. Semester International Law, Pro Todesstrafe und Rosalie Kronen, 3. Semester Jura, Contra."

Das grelle Bühnenlicht schien unangenehm in meine Augen, woraufhin ich, statt ins Publikum oder zum Universitätsdirektor Wagner, wieder auf meine Unterlagen auf dem Podium vor mir sah. Meine eine Hand, versteckt hinter dem Podium, ballte ich gegen meine Nerven fest zusammen. 

Atme. Entspann deine Gesichtszüge. Sehe Jura-Studentin Kronen entgegen. 

"Da Frau Kronen zuerst das Los gezogen hat, wird der Regelordnung entsprechend nun Frau Winter zuerst ihr Statement abgeben.", beendete Dr. Wagner, bevor er sich in die erste Reihe neben den Prüfungsausschuss hinsetzte. 

Ich sah ihm hinterher. Gegen das grelle Licht konnte ich ansonsten keine Person genau erkennen. Leckte über meine Lippen. Schluckte. Sah einmal prüfend über meine Notizen und sah wieder hoch. Sah wieder nach unten. Wieder hoch. 

Mach schon, Eve.

"Sehr geehrtes Gericht, die folgende Frage ist nicht nur einer der fundamentalsten unseres Rechtssystems, sondern auch unseres Menschenlebens: Ist die Todesstrafe als ultima ratio in besonders schweren Fällen gerechtfertigt?"

Ich räusperte mich, während meine Augen eine Zeile tiefer fielen.

"Im Namen der Anklage vertrete ich, dass die Todesstrafe rechtlich zulässig ist. Angesichts der Schwere bestimmter Verbrechen, die das gesellschaftliche Gefüge zutiefst erschüttern, darf der Rechtsstaat nicht zögern, das stärkste Mittel zu nutzen, das ihm zur Verfügung steht."

Ich knackte meinen Nacken.

"Die Todesstrafe schützt die Gesellschaft nicht nur vor extremen Gefahren, sondern signalisiert unmissverständlich: Wer das Leben eines anderen auf brutalste Weise zerstört, verliert sein eigenes Recht auf Freiheit und Leben. Sie ist die Gerechtigkeit für das Opfer und die Sicherheit für die Allgemeinheit.", beendete ich mein Plädoyer. 

Bei dem letzten Satz fing meine Stimme an zu zittern. O Gott, reiß dich zusammen. 

Ich sah zur Jury. Merkten sie, wie falsch sich diese Worte für mich anfühlten? Hörten sie die Unsicherheit hinter den Argumenten, die ich selbst als Person nicht vertrat? Erschien ich dermaßen unglaubwürdig?

"Sehr geehrtes Gericht, sehr geehrtes Publikum, sehr geehrte Frau Winter, anders als Sie, stehe ich auf der Seite des Lebens.", eröffnete Rosalie Kronen bedeutend und mit einer groß ausladenden Handbewegung. 

Wow, das fing ja herausragend für mich an. Demnach wie die Zuhörer an ihren Lippen hangen, schien es nur noch so weiter zu gehen.

"Die Todesstrafe widerspricht dem Grundrecht auf Leben, das jede zivilisierte Gesellschaft schützen sollte. Sie ist ein unwiderruflicher Akt, der das Risiko birgt, unschuldige Menschen hinzurichten. Sie und Ich - wir alle - würden in einem eigentlich sozialem und industriellen Rechtsstaat um unser Leben bangen müssen. Ob Deutschland oder die USA, wir sind keine Barbaren und werfen leichtsinnig mit der Todesstrafe herum, wie es andere Kulturkreise tun."

Andere Kulturkreise? Was sollte das bedeuten? Fernab vom Westen? 

Wenn sie unterschwelligen Rechtspopulismus betreiben wollte, tat sie es gerade noch geschickt. Ich sah in das Publikum. Manche von ihnen sprangen auf genau das an.

"Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.", murmelte ich unter Atem. 

"Frau Winter, haben Sie etwas gesagt?", sagte Kronen sofort und laut, während sie mich forsch betrachtete. "Anstatt eine Lösung zu bieten, verstärkt die Todesstrafe die Gewalt, die sie zu bekämpfen vorgibt. Ich berufe mich auf Artikel 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, "Jeder Mensch hat das Recht auf Leben (...)". Die USA hat diesen moralischen Standard unterzeichnet und gezeigt, dass sie die Grundsätze der AEMR unterstützt. Die USA als ganzes Land ist, wie Sie, sehr geehrte Zuhörer, und Ich, wie jede zivilisierte Bevölkerung, für das Leben und nicht dagegen."

Meine Gegnerin instrumentalisierte die direkte Anrede an das Publikum und die Jury, um sie für sich zu gewinnen.  

Während sie sprach, sah ich immer wieder von ihr zu meinen Unterlagen und wieder zurück. Mein Inneres war ungeordnet, und als ich realisierte, dass der nächste Satz ihr letzter war, wusste ich, dass ich nach der Ablaufsordnung dran war, mein erstes Argument zu präsentieren. Ich sendete ein Stoßgebet in den Himmel, dass meine Stimme nicht wieder auf erbärmliche Weise zittern würde. 

Denk nach, Eve. 

Oder viel mehr, denk an das, was dir beigebracht wurde. Denk an den Vorlesungssaal 7. Denk daran, was du zu Mr. Colton gesagt hast. Denk daran, wie man gewinnt.

Ich sah hoch von meinen Unterlagen und würde nicht wieder nach unten sehen, bis ich fertig mit ihr war. 

"Das Recht ist ein präzises Unterfangen, sehr geehrte Frau Kronen, sehr geehrte ZuhörerInnen. Der Rechtsstaat handelt nach unmissverständlicher Ordnung. Das ist, was jeder Rechtsstudent in seiner ersten Woche lernt." 

Daraufhin lächelte ich.

"Er bietet der Bevölkerung die Rechtssicherheit, wonach sie sich auf die Einhaltung und Berechenbarkeit der Gesetze verlassen kann. Auf die höchst mögliche Funktionalität einer sicheren Gesellschaft.", begann ich im Allgemeinen. 

Kommen Sie zum Punkt, hallten Mr. Coltons Worte in meinem Kopf wieder, Sie müssen die Jury so schnell wie möglich von sich überzeugen. 

Ich tippte mit dem Zeigefinger auf das Podium, auf meine Unterlagen dort, und sah in das Publikum, ohne vor dem Bühnenlicht zurückzuschrecken. Meine Augen gewöhnten sich daran.

"Genau das ist der Grund, wieso die Todesstrafe in den USA rechtens ist. Denn die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die Frau Kronen angesprochen hat, ist ein Ethos, kein bindendes Gesetz. Die USA hat sich nie zu einer domestischen Bindung, einer völkerrechtlich verbindlichen Wirkung, erklärt. Ich möchte klarstellen, dass die AEMR eine Empfehlung ist. Denken Sie etwa, es sei empfehlenswert nun die Ordnung dieses Rechtsstaats aufzuwerfen, Frau Kronen?" 

Ich hob meine filigrane Augenbraue, als sich unsere Blicke trafen. Danach wandte ich mich ohne mit der Wimper zu zucken wieder an das Publikum. "Denn wir reden hier nicht von Leben und Tod. Das ist ein Irreführung.", stellte ich ohne Überdenken hin. Meine Augen gingen durch jede einzelne Sitzreihe. Ich sah Adrian und Clara. Ich sah meine Professorin für US-amerikanisches Verfassungsrecht. Ich sah die Jury. 

Gewinn diese fucking Runde. 

"Nein, das hier ist eine Frage von Rechtlichkeit und ich werde sie genauso beantworten. Selbst wenn die AEMR nicht rechtlich bindend ist, ist es der ICCPR, der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte, unterschrieben von der USA. Doch selbst in diesem Fall, dass die USA sich an einen internationalen Vertrag über Menschenrechte rechtlich gebunden hat, haben sie es nicht getan, bevor sie bei der Ratifizierung Vorbehalte, Erklärungen und Auslegungen abgegeben haben, womit die USA die Anwendung des Vertrags in Bereichen wie der Todesstrafe beschränkt hat. Damit haben sie ihre Verfassung geachtet. 

Genau das ist worauf ich hinaus möchte: Eine erzwungene Änderung der Todesstrafe auf Bundesebene würde die Verfassung angreifen. Denn sie missachtet die Gewaltenteilung, die besagt, dass jeder der 50 Bundesstaaten durch eine eigene Regierung und Legislative Gesetze verabschiedet. Alles andere ist ein Angriff auf die geteilte Gesetzgebungskompetenz!"

Meine Blick blieb auf der ersten Sitzreihe vor mir liegen, gestützt über ihre Papiere, ihre Mitschriften, ihre sachliche Unbarmherzigkeit. 

Keine Emotionalität meinerseits. Das hatte Mr. Colton doch gesagt, oder nicht? 

Also holte ich die Emotionalität aus der Streitfrage hinaus und entkräftete dadurch das Argument meiner Gegnerin. Ihre ganze Position war aufgebaut auf dem menschlichen Sinn zu leben. 

"Sehr geehrte Jury, wir verhandeln nicht über die Frage, ob Leben oder Tod, wie Frau Kronen die Seiten zu Anfang zugeteilt hat. Ich bitte, dass die Verknüpfung zwischen der Barbarei und anderen Kulturkreisen laut Frau Kronen unterbunden wird. Ich bestehe auf eine Sachlichkeit und keinen Hauch von populistischer Hetze.

Denn dies ist wortwörtlich eine Frage, ob die Todesstrafe bestehen bleiben sollte. Eine rechtliche Frage mit dem Potential einer ganzen staatlichen Bevölkerung die Entscheidungskraft zu entreißen. Ich plädiere dazu, dass eine entsprechende Gesetzesänderung auf US-amerikanischer Bundesebene eine ganze Gewaltenteilung entankern würde.", ging ich einen Punkt nach dem anderen ab. 

Fordernd, ja, aber sachlich.

Ich drehte mich um. 

"Also Frau Kronen, wie möchten Sie erklären, dass es rechtens sei, die Verfassung, insbesondere den 10. Zusatzartikel, der Vereinigten Staaten von Amerika zu brechen?" 

Atme aus. Ich ließ beide meiner Hände auf das Podium senken und sah Rosalie Kronen entgegen.

"Ich würde erklären, dass ein Verfassungszusatz die Zustimmung von zwei Dritteln des Kongresses und die Ratifizierung durch drei Viertel der Bundesstaaten erfordert. Dies wäre eine politische Herausforderung, aber nicht unmöglich. Wer wären wir, wenn wir deswegen so einen grundlegenden Ethos des Lebens ignorieren würden?", schoss sie zurück und sah ins Publikum. Aber das Publikum würde sie jetzt nicht retten.

"Was wir wären, wären die Zerstörer des Föderalismus' in rechtlicher, politischer und kultureller Hinsicht. Der Föderalismus, und damit auch die Entscheidungskraft über die Todesstrafe, ist ein fundamentaler Teil des politischen Systems der USA seit der Gründung. Die Machtteilung zwischen Bund und Staaten war ein Kompromiss zwischen den Anhängern einer starken Zentralregierung und denen, die mehr Autonomie für die Bundesstaaten wollten. Festgelegt von dem Obersten Gerichtshof, ist dies die Identität des Landes. Ich wiederhole, dass ihre Aufhebung nicht nur eine vollständige Neugestaltung des US-amerikanischen politischen Systems, sondern ein übergreifendes Umdenken einer Bevölkerung erfordern würde und verweise damit auf den surrealen Charakter ihres Vorschlags, Frau Kronen."

Sie war raus. Ich konnte nicht bestimmen, ab welchem Zeitpunkt ich dies realisierte, aber ihre folgende und erneute Verbindung zwischen Barbarismus - und nun nannte sie es bei Namen - nicht-christlich geprägten Ländern war Indiz genug dafür, dass sie einen Ordnungsruf kassieren würde. In Momenten wie diesen gab es nichts zufriedenstellenderes als zuzusehen, wie Leute wie sie sich ganz von selbst in die Scheiße ritten. 

Wir debattierten weiter, stritten um die Bedeutung von Ethos und Rechtlichkeit und folgten automatisch diesem Strang, auf den ich sie gelockt hatte, anstatt einer philosophischen Debatte über Leben und Tod und noch viel mehr: anstatt auf die Ungerechtigkeit des zu Unrecht zum Tode verurteilten Wilson in dem Fall Wilson Vs. The State of Florida aus den 80ern zu sprechen zu kommen.

Am Ende wurden wir dazu gebeten, jeweils eine letzte Stellungnahme und ein letztes Plädoyer an die Richter zu stellen. Ich beendete meines mit dem Satz: "Und aufgrund dieser Sicherstellung, ist es aus rechtlicher, politischer und sozio-kultureller Sicht für die USA vernichtend, ihr auf staatlicher Ebene die Entscheidungskraft über die Todesstrafe, und damit das Gefüge des Föderalismus', zu entziehen."

Ich war wie in Trance, als ich die Bühne verließ. 

Nachdem ich es zuvor ausgeblendet hatte, hörte ich das erste Mal wieder das hektische Klopfen meines Herzens in meiner Brust - meiner Verwundbarkeit. Das hier war mein persönlicher Adrenalin-Kick gewesen. Ich war zufrieden, aber meine Faux-Pas zu Anfang der Debatte waren noch lange nicht vergessen. Mein nervöses Auftreten. 

Adrian und Clara liefen mir entgegen. Ich ging auf sie zu, mein Gesicht blank.

"Alter, was war das?", fragte Adrian laut, "Du bist vom einen auf den anderen Moment auf Full-Mode Anwältin gegangen." 

Wir umarmten uns seitlich.

"Ich will noch nichts vorwegnehmen, aber ich glaube...", sagte Clara, "du hast die Runde gewonnen." 

Ich strich mir über mein Gesicht. "Ich meine, mein Ende war doch ausschlaggebend, oder? Wann kommt das Ergebnis?", fragte ich. Meine Finger waren kalt geworden. 

Clara überlegte: "In 20 Minuten, haben sie gesagt. Rauchen?" 

"Ja, rauchen.", antworte ich bloß und fühlte, wie mein Herzklopfen abnahm und wie die Müdigkeit einsetzte. 

Also saßen wir am Ende draußen auf den Treppenstufen und schwiegen, ganz einfach, weil ich glaubte, dass sie verstanden, dass kein gesprochenes Wort gerade zu mir durchdringen würde. Egal, welche warmen Worte oder Komplimente meine neuen Freunde für mich übrig hatten, wir wussten alle, dass letztendendes nur das Fazit der Jury zählen würde - und das ihre Entscheidungswege bis dato als unberechenbar galten. 

Nach einer ganzen Ewigkeit folgten sie mir zügigen Schrittes zu dem vorherigen Saal, doch als wir eintrafen war niemand mehr hier. Verzweifelt und hinterfragend drehte ich mich im Kreis und obwohl der Universitätsdirektor oder die Jury nicht präsent war, um das Ergebnis vorzulesen, war der Moment, als ich das ausgehangene Dokument sah, grandioser und überwältigender als ich es mir vorgestellt hatte.

Ergebnis, Runde (1)

> Sollte die Todesstrafe am Beispiel der USA bestehen bleiben?

Weitergelassen: Eve Winter; International Law

Ausgeschieden: Rosalie Kronen; Jura 







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