Zimtsterne zum Verlieben (5/10)
"Danke, dass du gestern geholfen hast. Ich habe dir Kuchen und Kekse mitgebracht."
Vienne hielt David die Tüte unter die Nase, von wo sofort der verlockende Duft nach Zimt aufstieg.
"Guten Morgen", gähnte David. Er hatte erst nach einigen Malen Klingeln aufgemacht. Vielleicht hatte er noch geschlafen? Andererseits war es fast neun Uhr an einem Sonntag. Als Bäckerin war Vienne schon seit fünf Stunden auf den Beinen.
Dann runzelte David die Stirn. "Woher wusstest du, dass ich hier wohne?"
Vienne verzog den Mund zu einem unschuldigen 'O'. Sie hatte auf keinen Fall Biana genervt, deren Cousin ebenfalls im städtischen Gymnasium arbeitete. "Ich habe meine Wege."
"Okay ..."
Vielleicht war das eine schlechte Idee gewesen. Sie hätte David vorher fragen sollen, ob sie vorbeikommen durfte. Vienne hielt ihm schüchtern die Tüte hin. "Tut mir leid, dass ich dich so überrasche. Willst du Kuchen? Sonntag hat die Bäckerei geschlossen und Montag kann ich ihn nicht mehr verkaufen. Da ist von allem etwas drin, auch eine Erdbeer-Überraschung mit Karamell.
"Komm doch erstmal rein", bot David an. "Bei mir ist jeder willkommen, und Kuchen nehme ich immer gerne. Gib mir nur fünf Minuten, um mich fertig zu machen, dann bin ich für dich da."
Als Vienne gut gelaunt in seine Wohnung eintrat, wusste sie, dass heute ein schöner Tag werden würde. Bis sie seine Weihnachtsdeko sah - oder besser gesagt, die nicht vorhandene Deko. Auf den Fensterbrettern und Regalen herrschte gähnende Leere.
"Ich wollte mit dir die zweite Adventskerze anzünden", schmollte sie, als David mit einem braunfarbenen Pullover - der seine Augen gut zur Geltung kommen ließ - kurze Zeit später in die Küche trat. Vienne hätte daran denken müssen. Normalerweise hatte sie immer eine Kerze in ihrer Handtasche dabei. Heute hatte sie darauf verzichtet, weil sie Platz für einen Spiegel und Lippenstift gebraucht hatte.
"Stell es dir vor." David schnippte mit den Fingern und zündete eine unsichtbare Kerze an, die er auf den Tisch stellte. "Zufrieden?"
"Nein, es ist der zweite Advent. Wir brauchen zwei Kerzen."
David verdrehte die Augen, während er Teetassen raussuchte. Also war es an Vienne, die nicht vorhandene Kerze anzuzünden.
"Wenn du Weihnachten nicht magst, was magst du dann?", fragte sie.
Der Wasserkocher erwachte zum Leben. "Unterrichten - deshalb arbeite ich in der Schule. Ich will den Kindern das mit auf den Weg geben, was sie im Leben wirklich brauchen. Das gibt mir das Gefühl, einen Unterschied zu machen - gerade zu dieser Zeit ..."
Das Ende war geflüstert, doch Vienne hörte es trotzdem. Die Frage brannte auf ihren Lippen, doch sie schluckte sie zusammen mit dem Tee runter. "Und sonst?"
Das Klirren des Teelöffels erfüllte die Küche, während David nachdachte. "Wie wäre es, wenn ich es dir zeige, statt es zu erzählen?"
"Oh." Vienne neigte den Kopf. Was er wohl meinte?
Doch er hatte sich auch auf sie und die Weihnachtszeit im Kindergarten eingelassen - da konnte sie ebenfalls offen für Neues sein. "Ja, okay. Wann?"
"Hast du heute Zeit?"
"Ich bin frei."
"Wie wäre es dann, nachdem wir den Kuchen gegessen haben?"
"Bin ich passend angezogen?"
"Du siehst großartig aus."
"Das meinte ich nicht, aber danke. Brauche ich etwas? Ich musste meine Handtasche heute umpacken ..."
"Mach dir nicht so viele Gedanken", unterbrach er sie und lehnte sich näher, sodass Vienne gar nicht anders konnte, als zu verstummen. Seine braunen Augen leuchteten und er roch nach Kaffee, obwohl sie Tee tranken. "Ich habe das Gefühl, es könnte dir gefallen."
Vienne verlor sich in seinem Blick, in dem so viel mehr als nur Vorfreude lag. "Das denke ich auch."
"Dann lass uns die köstlichen Meisterwerke genießen und losfahren. Je eher, desto besser. Wir werden eine Weile unterwegs sein."
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