Zimtsterne zum Verlieben (10/10)
"Wenn es nicht die Bäckerei ist, die den Zauber verbreitet, sondern du, dann haben wir alles, was wir brauchen."
Diese Worte kreisten durch Viennes Kopf, als eine ganze Armee aus begeisterten Wichteln sich um sie herum versammelte und lautstark lachten. Gemeinsam würden sie das Weihnachtswunder kurzfristig wahr werden lassen.
"Ich kann es wirklich nicht glauben, dass so viele gekommen sind!" Vienne konnte sich nicht zwischen Lachen und Weinen entscheiden. Also strahlte sie einfach nur mit der Lichterkette im Hintergrund um die Wette, die sie provisorisch aufgegangen hatten. "Wie hast du kurzfristig so viele Kinder mobilisiert?"
David lachte ebenfalls. Er nahm Biana ein Blech ab, damit sie eine Hand frei zum Verteilen der Tüten hatte. "Ich habe dir doch gesagt, dass alle Kinder der Stadt dich lieben. Als ich meiner Klasse erzählt habe, dass wir Hilfe brauchen, haben sich fast alle freiwillig gemeldet. Ich wünschte, sie würden so gut im Unterricht mitmachen!"
"Tja, Kekse verteilen für einen guten Zweck ist etwas anderes als trockene Grammatik zu lernen", säuselte Biana und stapelte die Kekse in Tüten.
"Grammatik ist nicht trocken."
"Trockener als die Kekse. Hast du sie Mal gekostet? Vienne, ich staune, dass du alle in deiner kleinen Küche zu Hause gebacken hast."
"Ich war ja nicht alleine", entgegnete Vienne mit einem Lächeln.
Die Kinder der Stadt hatten als Unterstützung Kekse gebacken und mitgebracht. Nun waren hier Kinder aus Davids Schule, aus Viennes Kindergarten und noch viele andere versammelt, die durch die Straßen ziehen und Kekse verkaufen wollten. "Gebäck für einen guten Zweck" lautete das Motto, um Geld für die Wiedereröffnung zu sammeln.
Vienne klatschte in die Hände. "Dann lass uns beginnen."
Die Freundlichkeit und Großherzigkeit der Leute überraschten Vienne. Vielleicht lag es daran, dass Weihnachten war, denn sie sammelten mehr Spenden, als sie je zu träumen gewagt hätte.
Als der Nachmittag anbrach und sie einen Moment der Ruhe hatte, zog sich Biana zurück, um die Spenden zu zählen. Seit sie von Viennes blindem Finanzkonzept wusste, hatte sie die Aufgabe (im Tausch gegen für immer kostenloses Gebäck) in die Hand genommen.
Vienne und David warteten derweilen vorne im Verkaufsraum auf das Zwischenergebnis. Die Bäckerin konnte nicht anders, als nervöse Kreise zu laufen und an ihren Fingernägeln zu kauen, auch wenn es eine schlechte Angewohnheit war.
Irgendwann, als sie den siebzehnten Kreis an David vorbeilief, packte er sie an den Schultern und zog sie in eine Umarmung. Wahrscheinlich steckte mehr dahinter, als nur der Wunsch, dass sie endlich stillstand.
"Das ist auch schön", gab Vienne zu und ihr Kopf ruhte auf seiner Brust. Der gleichmäßige Herzschlag beruhigte sie sofort.
"Danke, David", sagte sie nach einer Weile, die sie im Stillen ruhten.
"Gerne. Danke auch dir."
"Wofür?"
"Die Weihnachts-Magie."
"Gerne."
Es brauchte nicht viele Worte, während die Zeiger der Uhr tickten und die Zeit gleichzeitig irrelevant war. Sie waren zusammen. Vienne wurde bewusst, dass es wirklich nicht die Orte waren, die etwas besonders machten, sondern die Menschen.
Sie war froh, jemanden gefunden zu haben, mit dem sie ihre Liebe nun teilen konnte.
Sie blickte hoch. Davids Augen waren bereits auf sie gerichtet. Er betrachtete sie auf eine zärtliche Weise, die sich nach heißer Schokolade mit Marshmallows am knisternden Kamin anfühlte.
Ihr Herz war ganz warm und die Wärme floss durch jede ihrer Ader, wo sie ein wohliges Kribbeln verbreitete.
Plötzlich kam ihr ein Einfall. "Ich weiß, was wir allen Kindern neben den gratis Keksen als Dank geben können: Einen Gutschein für einen Abend in deinem Ferienlager, damit sie dorthin kommen können, sobald es fertig ist. Ich bin mir sicher, wenn sie einmal da waren und die Freude gespürt haben, wollen sie jedes Jahr wiederkommen."
David lachte aus tiefer Seele. "Das klingt nach einer guten Idee", stimmte er zu.
Vienne hatte das Gefühl, dass ihre Herzen im Einklang schlugen. Sie spürte Davids warmen Atem auf ihren Wangen, der sich ein wenig beschleunigte, als ihre Gesichter sich näherten.
"Warte", sagte David plötzlich.
"Was?" Irritiert blinzelte Vienne, als er sich ein Stück von ihr entfernte.
In dem Moment kam Biana mit Schwung in den Raum gerannt, sodass die Tür knallte und sie zusammenzuckten.
"Es ist genug!", rief sie begeistert. Sie bemerkte die beiden, die noch immer eng umschlungen vor dem Tresen standen. "Oh. Ich wollte nur kurz sagen, dass es für die Wiedereröffnung und die ersten Rechnungen reichen wird. Lasst euch nicht stören. Ich gehe Mal nach den Kindern sehen."
Sie wollte die Bäckerei mit wehendem Kleid verlassen, stoppte aber abrupt. Mit einem diabolischen Grinsen drehte sie sich um, schwebte auf beide zu und schob die Dekoration aus der hintersten Ecke des Raumes zu ihnen.
"Biana!", beschwerte sich Vienne und wurde so knallrot wie das Zuckerstangentor mit dem Mistelzweig, das nun einladen neben ihnen stand.
Biana zwinkerte ihr zu. "Nur zur Sicherheit. Bis dann!", flötete sie und verschwand.
Vienne starrte zu Boden. "Das ist kitschig", brachte sie hervor, obwohl sie Kitsch eigentlich liebte und den Zweig selbst vorfreudig träumend aufgehängt hatte.
David platzierte seinen Finger sanft unter ihrem Kinn und hob ihr Gesicht, sodass sie sich wieder in die Augen sahen und ihre Blicke und Herzen sich zu einem magischen Band verflochten. "Mit dir ist nichts zu kitschig."
Dann lehnte er sich nach vorne und sie küssten sich, während die Welt um sie herum in Schokoladensoße zerfloss, das Kinderlachen wie Glöckchen klang und die Zukunft als strahlendes Licht schimmerte, weil beide ihr endlich Weihnachtswunder bekommen hatten.
Damit endet diese Geschichte - ich hoffe, sie hat euch gefallen! Sie ist letztes Jahr beim Schreibprompt-Wichteln entstanden. Ich habe die Geschichte nun überarbeitet und auch hier veröffentlicht.
In dem Sinne: Frohe (nachträgliche) Weihnachten euch allen! Lasst euch von der besonderen Zeit verzaubern und seid gewiss, dass das Besondere in jedem Menschen selbst steckt. Schön, dass es euch gibt :)
~ Eure Viktoria
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