VII
Ein Schnitt. Dunkles Blut quoll hervor. Das Messer zeichnete eine Halbmondform auf die schneeweiße Haut. Es malte wie rote Tinte auf Pergament. Eine stinkende Brise strömte aus der Öffnung - modrig, schwer, beißend.
Angeekelt rümpfte Lewin die Nase. Der Gestank war das Schlimmste an seiner Arbeit.. Er hatte nichts mehr von dem süßen Duft frischen Blutes. Es roch nach Tod, Fäulnis und Zersetzung.
Angewidert drehte er sich weg und zog den brennenden Salbei näher zu sich. Kräftig pustete er auf das glimmende Ende. Augenblicklich glühte er auf und kleine Rauchschwaden zogen zur Kellerdecke. Der wohltuende Geruch des Krauts verteilte sich in der Leichenhalle und beruhigte seine Nerven.
Es war ein Fehler gewesen, vorher etwas zu essen. Nun hatte er Magenkrämpfe und das unbändige Bedürfnis, sich übergeben zu müssen. Mit einer Hand hielt er sich den Mund zu und schmeckte Galle. Das war wirklich zu viel für ihn. Er schluckte schwer und versuchte das Gefühl zu verdrängen.
Etwas gefasster drehte er sich wieder dem Leichnam zu. Es handelte sich dabei um die junge Frau, die er vor fast einem Jahr behandelt hatte. Das Fieber hatte sie, dank seiner Behandlung, überstanden, jedoch nicht die darauffolgende Krankheit. Nun lag sie hier friedlich ruhend mit offenem Bauch.
Sie war zu einem Forschungsobjekt geworden. Ihr Mann hatte eine gewisse Menge Münzen als Bezahlung erhalten. Er sah noch abgemagerter als früher aus und hatte einen Säugling auf dem Arm gehalten. Er hatte das Geld sichtlich nötig gehabt. Daher war es kein Wunder gewesen, dass er den Handel so schnell eingegangen war.
Mit einer Hand griff Lewin in den Spalt im Bauch und zog kräftig an der Haut. Mit viel Kraft riss er daran und hörte das Fleisch reißen. Wie die Seite eines Buches schlug er den Hautlappen um und legte die tieferen Körperschichten frei. Dunkles, fast schwarzes Blut benetzte die Oberfläche.
Er griff nach einer großen Kristallkaraffe und hinterließ rote Spuren auf dem Glas. Er goß etwas Alkohol auf einen sauberen Lappen und wischte damit die schwarze Masse weg. Zum Vorschein kamen die inneren Organe. Im Schein der Fackel leuchteten sie dunkelrot, fast braun auf. Benebelt von den Alkoholdämpfen starrte er sie fasziniert an. Ein Schauer lief Lewin über den Rücken. Dieser Anblick war immer etwas Besonderes für ihn und er freute sich ganz außerordentlich darauf.
Sanft strich er über den Darm und konnte jede Erhebung spüren. Es fühlte sich wie normale Haut an, nur glitschiger. Er genoss noch für einen Moment den Anblick, bis er wieder zum Messer griff und die einzelnen Organe aus dem Gewebe schnitt.
nacheinander holte er jedes heraus und wog es auf seiner Waage ab, die neben ihm auf einem kleinen Tischchen stand. Zum Schluss nahm er das Herz heraus und betrachtete es im schummrigen Licht. Es strahlte ein kräftiges Rot aus, hatte eine symmetrische Form und wirkte sehr kräftig. Mit dem Zeigefinger entfernte er die Brocken geronnen Blutes und platzierte es auch auf der Waage.
Wie konnte bloß ein so kleiner Hohlkörper so essentiell für den Körper sein? Es wirkte klein und zerbrechlich in seinen groben Händen. Er könnte es einfach zerquetschen, das wäre für ihn ein Leichtes. Wie es wohl aussah, wenn es schlug?
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