Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

)Zerrissen zwischen den Fronten(

Ich muss schlucken. Exterminio bedenkt uns mit einem Blick, den ich sonst nur von seinem Bruder kenne. Verachtung, Ekel, Überheblichkeit. Ich schlucke noch einmal, weil ich hoffe, den Kloß in meinem Hals loszuwerden. Umso länger er mich so ansieht, desto mehr ärgere ich mich über mich selbst. Ich hätte es wie Wataru machen sollen, mich abducken und hoffen, dass Toro und all die anderen mich bald vergessen. Jetzt geht es nicht mehr um ein einziges Hundeleben, dass ich in meiner Naivität um jeden Preis retten wollte, sondern um sehr viele Menschenleben. Ich kenne Toro gut genug, um zu wissen, dass er keine halben Sachen macht. Er tötet nicht nur eine Wespe, sondern räuchert das gesamte Nest aus, bis nichts mehr davon übrig bleibt.

Ich bete, dass er nicht alles gehört hat. »Was denkst du denn von uns? Natürlich sind wir auf einer Seite. Wir üben nur immer wieder, authentisch zu loben, und tragen dafür die Leistungen der Herrin zusammen. Das hilft, um die Rollen aufrecht zu erhalten.«

Sein Blick wechselt zwischen Wataru und mir hin und her. Eine tiefe Falte bildet sich auf seiner Stirn, die eigentlich nur erscheint, wenn er etwas nicht glauben kann oder will. Dann seufzt er erleichtert. »Bin ich froh. Ich hätte nämlich wirklich nicht gewusst, wie ich Toro weismachen soll, dass Sia nicht mehr seine Sia ist. Die kampferprobte Boxerin, die zuverlässig liefert und gewinnt.« Entspannt sieht er uns an.

»Ganz so zuverlässig war ich jetzt auch nicht... Aber das ist ein anderes Thema. Wie wollen wir jetzt weiter vorgehen?«

»Ihr müsst Kyoko und Hebi davon überzeugen, dass ein treuer Übersetzer für sie wichtig ist, der vielleicht unter den spanischen Kollegen lebt und jeglichen Gegenwind gegen Hebi diesem sofort meldet. Dann kann ich in etwa zwei Wochen im Nikushimi-Camp einziehen und wir können den Laden entspannt zerlegen.«, erklärt Exterminio überzeugt.

Umso abfälliger er über die Nikushimi redet, desto stärker kocht die Wut in mir. Er urteilt über eine gesamte Familie, ohne auch nur ein Familienmitglied näher zu kennen. Gerade will mir ein zorniger Kommentar herausrutschen, als mir klar wird, dass ich vor meiner Ankunft bei den Nikushimi genau so gedacht habe wie er. Es erschreckt mich, dass ich mich inzwischen ohne zu zögern schützend vor Jun und Watarus Männer stellen würde. Sie sind mir wichtig geworden, doch ob sie wichtiger sind als Noa, Toro, Iago und Fukuro muss ich selbst noch herausfinden. Ich habe mich verändert, bin selbstständiger geworden und denke nicht mehr daran, Toro aus der Hand zu fressen. Es ist vielleicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich Entscheidungen für mein Selbstwertgefühl treffe und nicht nur, um irgendwie überleben zu können. Ein wundervolles Gefühl.

»Das klingt nach einem hervorragenden Plan.«, zwinge ich mich, Exterminio zu antworten.

»Gut, dann sehen wir uns hoffentlich bald.« Er wirft einen Blick auf eine verstaubte Uhr, die vor dem Laden hängt. »Ich muss jetzt leider los. Kiano hat eine Revance im Tischkicker gefordert. Ich habe ihn vorgestern total abgezogen.«

»Lass ihm wenigstens eine kleine Chance heute, sonst verschreckst du ihn noch.«, lache ich hohl, »Und grüß ihn nicht von mir, sonst fängt er an, Fragen zu stellen.«

Viel lieber würde ich ihm Fragen stellen. Zu seiner Schwester. Warum er einen neuen Namen bekommen hat und keinen Kontakt mehr zu Noa haben darf. Zu Burkina Faso und der großen weiten Welt, die ich wohl nie sehen würde.

»Mach ich. Bis bald!«

Gemütlich schlendert er die Mall hinab. Mir entfährt ein erleichtertes Seufzen, über das ich mich prompt ärgere.

»Verstehst du jetzt, warum ich mich die letzten Jahre abgeduckt habe? Eine Entscheidung zwischen den beiden Familien zu treffen, ist schlichtweg nicht möglich. Toro hat mir aufgeholfen, als ich am Boden lag und hat meinem Leben wieder einen Sinn verliehen. Hebi hat mich ausgebildet und hat mich zu dem Mann gemacht, der ich heute bin. Ein Vorbild für die anderen Personenschützer, ihr Mentor und Freund. Ich verdanke Toro mein Leben und Hebi mein Selbstbewusstsein. Ich kann mich nicht für eine Seite entscheiden, weshalb ich versuche, auf Hebis Seite Schadensbegrenzung zu betreiben.«

Ich nicke. Dieser Zwiespalt beschäftigt mich, während Kaida und Kyoko voll beladen mit Papiertüten, die teure Kleidungsstücke beinhalten, den Laden verlassen; während wir durch die Straßen zurück zur Tiefgarage laufen; während wir in Richtung Nikushimi-Camp fahren; während des Abendessens; während des Schlafens; während des Trainings am nächsten Tag; während jeder Stunde, Minute und Sekunde der nächsten Woche. Dass Green Ephemeral vernichtet werden muss, ist mir klar, und auch, dass Toro Rache an Hebi selbst üben möchte. Doch es muss irgendwie möglich sein, alle anderen Agenten und Angehörigen der Nikushimi-Familie vor Unheil zu bewahren.

Außerdem quälen mich die Selbstvorwürfe, die ich mir seit dem Zusammentreffen mit Exterminio mache. So lange habe ich mich auf dieses Wiedersehen gefreut und es herbeigesehnt. Aber nun, als er vor mir stand, empfinde ich ihn mehr als Feind denn als Freund. Ich versuche mich an den Exterminio zu erinnern, der mich vor seinem fiesen Bruder in Schutz genommen hat und der mich trotz der Kälte der Straße mit seinem sonnigen Gemüt zum Lachen gebracht hat. Der weiterhin mit mir joggen gegangen ist, obwohl ich in dieser Hinsicht ein hoffnungsloser Fall bin. Der mit mir in der Obdachlosenhilfe Tischkicker gespielt hat. Der sich so angestrengt hat, das Vertrauen von Osa und Warrior zu gewinnen. Bei unserem Wiedersehen schien er wie ausgewechselt. Erfüllt von Selbsthass, Wut und Unzufriedenheit.

Morgen wird die Neujahresfeier auf dem Gelände der Nikushimi stattfinden. Weder Wataru noch ich haben Exterminio noch einmal gegenüber Kyoko oder Hebi erwähnt. Wir hoffen, sie hat ihren Vorschlag vergessen, Exterminio als Übersetzer einzusetzen. Doch als ich nach einer dunklen, unruhigen Nacht viel zu früh aufwache, liegt ein kleiner Papierflieger auf meinem Fensterbrett.

Ich soll Kyoko heute sehr früh in die Stadt fahren. Sie möchte, glaube ich, zur Feier des Tages Exterminio ins Camp bringen. Wir werden vor Mittag sicher nicht zurück sein, aber ich wollte, dass du dich immerhin seelisch und moralisch darauf vorbereiten kannst.

Gruß, Wataru

PS: Mir ist in den letzten Tagen nicht entgangen, dass dich die ganze Sache beschäftigt. Es geht momentan alles etwas schnell. Wenn du eine Auszeit brauchst, die Tür der Izanami steht jederzeit offen für dich, nicht für Exterminio. Wir stehen das gemeinsam durch.

Leise husche ich hinüber ins Badezimmer und sehe aus dem Fenster. Das Gelände ist in Dunkelheit gehüllt, das Camp schläft. Außer auf dem Feldweg, wo ich glaube rot leuchtende Rücklichter verschwinden zu sehen. Würden Kyoko und Wataru wirklich Exterminio herbringen? Inzwischen ist mir klar, dass das mein Leben hier unglaublich erschweren würde. Da ich mich eh hellwach fühle, laufe ich zur Izanami hinüber und setze mich in die Mitte des Dojo. Von den Krankenzimmern über mir ertönen die regelmäßigen Pieptöne der Kontrollgeräte. Sonst ist es mucksmäuschenstill. Die Ruhe vor dem Sturm.

Ich atme tief ein und aus. Der Lärm der Gedanken in meinem Kopf verstummt langsam.

»Danke, dass du zum Lernen hergekommen bist. Das bedeutet mir unglaublich viel«, flüsterte der Feuerwehrmann und gab seiner Freundin einen liebevollen Kuss auf die Stirn.

Sie seufzte. »Wenn ich dich überhaupt noch zu Gesicht bekommen möchte, habe ich keine andere Wahl. Entweder du spielst Engel in Uniform und rennst in brennende Gebäude oder du sitzt hier bei ihr.«

Er senkte den Kopf. Es fühlte sich richtig an, nach dem Dienst immer wieder zu seiner Patientin, die trotz gut verlaufener OP noch immer im Koma lag, zurückzukehren. Seine Wohnung sah er nur einmal kurz am Tag, um seiner Katze das Futter hinzustellen und zu duschen. Geschlafen hatte er schon lange nicht mehr in seinem Bett, zog ihn doch ein magisches Band immer wieder zu dem kleinen Mädchen.

»Ich weiß doch auch nicht, was das ist. Aber es fühlt sich richtig an, bei ihr zu sitzen und einfach nur da zu sein. Ich kann nicht gemütlich zu Hause auf dem Sofa liegen, wenn ich weiß, dass ihr hier niemand Gesellschaft leistet. Du kannst mich gern für verrückt erklären, aber ich glaube, ich kann sie durch meine pure Anwesenheit zurück ins Leben holen.«

Sie sah von ihrem Laptop auf, der wohl die Mitschriften der vergangenen Vorlesungen enthielt. »Ich sage doch gar nichts. Du fühlst dich gern als Weltretter und wenn sie demnächst aufwacht, bist du ihr Held und nicht Odinn oder Gott oder sonst wer. Das liebe ich an dir, obwohl das total verrückt ist.«

»Ich bin verrückt?«, lachte er.

»Absolut crazy!«, antwortete sie ernst.

»Hast du das gehört, Athanasia? Du verpasst etwas, wenn du nicht bald aufwachst. Wenn du nicht in den nächsten zwei Monaten zu den wirklich Lebenden zurückkehrst, wirst du deinen freundlichen, charmanten und etwas verrückten Lebensretter nicht mehr kennenlernen.«

Ihr rechtes Augenlid zuckte leicht.

»Warum verlängerst du deinen Vertrag nicht nochmal um ein Jahr? Dann bin ich fertig mit meinem Bachelor und kann meinen Master in Australien machen.«

Er nahm ihr Gesicht behutsam in seine Hände. »Du weißt doch, dass es meinem Vater schlecht geht. Ich kann es nicht verantworten, wenn er weiterhin allein mit seiner Multiplen Sklerose auf dem Hof lebt. Und obwohl er mir den Hof überschrieben hat, kann und will ich ihn einfach nicht verkaufen. Nach Mums Tod würde er diesen Verlust nicht überstehen.«

»Aber du hast doch gesagt, dass der Hof fast nichts abwirft. Du müsstest die Feuerwehr wieder aufgeben, nur um eure Landwirtschaft am Leben zu erhalten.«

Er zuckte mit den Schultern. »Ich will nicht auch noch meinen Vater verlieren und das würde ich, wenn ich den Hof für einen Apfel und ein Ei verscherbeln würde. So weit im Outback mit vergleichsweise unfruchtbaren Böden rundherum sind Grundstück nämlich ziemlich wertlos.«

Sie stöhnte resigniert. Schon zu oft hatten sie diese Diskussion erfolglos geführt. Um nicht an den nahenden Abschied denken zu müssen, sah sie auf das ruhende Mädchen hinab. Wovon sie wohl träumte? Hoffentlich von etwas Schönem, einer Welt ohne Abschiede, Krankheiten, Tode und Hinterhältigkeiten.

Eiskalter Wind fegt mir durch die Haare, weswegen ich schlagartig die Augen öffne. Der Trainingsraum wird von grauem Tageslicht geflutet. Große Schneeflocken tanzen vor den Fenstern und wirbeln durch die aufgerissene Tür herein. Auf den Trainingsmatten bilden sie kleine Pfützen. Eine muskulöse Gestalt steht im Türrahmen und sieht zu mir herüber. Sie trägt einen cremefarbenen Anzug mit einem goldenen Anstecker und einer dunklen Fliege. Hinter ihr glitzert eine kalte Winterlandschaft, die mich nahezu blendet.

»Ich dachte mir schon, dass du hier bist.« Watarus Stimme klingt weniger rau als sonst, eher mitfühlend.

Ächzend setze ich mich auf und reibe mir über die Augen. »Ist er da?«

»Ja, er bezieht gerade sein Zimmer im Ebisu-Nōka. Komm, Jun sucht dich schon. Du musst noch herausgeputzt werden für die Feierlichkeiten.«

An dieser Stelle hätte ich liebend gern einen Scherz zu seinem Aufriss gemacht, doch gerade steht mir nicht der Sinn danach. Stattdessen stelle ich peinlich berührt fest, dass ich noch mein Schlafzeug trage. Wataru übersieht dies zum Glück höflich und legt mir einen steifen, muffig riechenden Mantel um die Schultern.

»Wir sehen uns später.«

Ich nicke nur, dann laufe ich zur Amaterasu zurück. Als ich den Vorraum betrete, schaut Mikasa neugierig aus der Küche und reißt die Augen zu großen Tellern auf, als sie mich erkennt. »Jetzt aber schnell! In zehn Minuten müssen wir alle zum großen Frühstück in der Tsukuyomi-Hütte erscheinen.«

Eilig springe ich die Stufen nach oben und lasse eine improvisierte Styling-Tortur von Jun und zwei weiteren Mädchen über mich ergehen. Mit frisch gewaschenen und kunstvoll geflochtenen Haaren führt mich Jun in mein Zimmer, wo bereits gefütterte Stiefel, ein knöchellanges, dunkelgrünes Kleid und ein farblich dazu passender, wolliger Mantel liegen. Angetrieben von Jun schlüpfe ich in die Sachen und folge ihr dann die Treppen nach unten. Wir liefen einen frei geschobenen Weg zum Hauptgebäude. Dort herrscht bereits reges Treiben. Spanier und Japaner betreten das Haus durch die geschnitzte Haustür. Jun hakt sich bei mir unter, als wir die Stufen zum Eingang hinaufsteigen. Ich spüre, dass sie Angst hat, auszurutschen.

Im Vorraum treten wir uns den Schnee von den Stiefeln und hängen uns die Mäntel über den Arm. Eine weitere Treppe bringt uns in einen großen Saal, in dem ringförmig angeordnet Tische stehen. An einer Seite stehen mächtige, kunstvoll geschnitzte Eichenstühle, auf denen bereits Kaida, Hebi, Kyoko, ein mir unbekannter Mann und zwei Frauen Platz genommen haben. Neben Kyoko ist noch ein Stuhl frei. Ihr Blick trifft den meinen, als ich mir gerade einen Überblick verschaffen möchte. Eigentlich habe ich gehofft, Exterminio in dem Meer aus weißen Anzügen ausmachen zu können. Kyoko winkt uns heran.

»Ihr seht so hübsch aus«, flüstert sie erfreut. Dann wirft sie ihrer Tochter einen kritischen Blick zu.

Ich merke, dass Kaida ihn registriert. Aber anstatt sich unwohl zu fühlen, lehnt sie sich in ihren löchrigen Jeans und dem an den Schultern etwas knapp wirkenden Shirt zurück. Der Pferdeschwanz, der ihre dunklen Haare zusammenhält, ähnelt eher einem Vogelnest als einer ordentlichen Frisur. Außerdem scheint ihre verletzte Gesichtshälfte röter zu wirken als sonst. Man sieht deutlich, dass sie gegen ihre Eltern und ihre Feier rebelliert. Mit trotzigem Gesicht schaut sie ihre Mutter an.

»Wolltest du Athanasia nicht den freien Platz anbieten?«, fragt sie fast beiläufig.

Kyokos neues, oranges Kopftuch, das wie immer ihr Gesicht verdeckt, wippt leicht, als sie ihre Tochter kopfschüttelnd ansieht. Sie ist wieder einmal enttäuscht von ihr.

»Komm, Athanasia, setz dich. Du bist meine Personenschützerin. Du musst bei mir am Tisch sitzen.«

Heftig schüttele ich mit dem Kopf. »Das ist Juns Platz. Ich habe am Tisch des Herren und der Herrin nichts verloren. Ich werde mich hier an die Ecke setzen. Dort bin ich in deiner Nähe und habe den kompletten Raum im Blick.«

In Juns Gesicht steht eine Mischung aus Furcht und Dankbarkeit geschrieben.

»Wenn du der Meinung bist, dass das strategisch besser ist, dann darf gerne auch Jun neben mir Platz nehmen.«

Mütterlich legt sie dem Mädchen die Hand auf die Schulter und schiebt sie zu ihrem edlen Stuhl. Während sich Jun setzt, ertönt ein tiefer Gong. Die Gesprächsgruppen lösen sich schlagartig auf und jeder sucht sich einen freien Stuhl. Dann schwingen die Türen auf und die Köchinnen, angeführt durch Mikasa, die ihr künstliches Lächeln aufgesetzt hat, strömen in den Raum. Sie verteilen reichlich gefüllte Tabletts. Als Mikasa mir ein Tablett reicht, hebt sie einen Deckel leicht an und zwinkert mir geheimnisvoll zu. Der herrliche Geruch von Kohlpfannenkuchen umfängt mich. Ich kann nicht anders und ergebe mich dem seligen Lächeln, das sich auf mein Gesicht drängen will.

»Liebe Spanier, liebe Japaner, wir haben uns heute versammelt, um den letzten Tag des alten Jahres zu feiern. Es war ein turbulentes Jahr. Wir haben einen Durchbruch bei Green Ephemeral erzielt und durften wieder Nachwuchs in unseren Reihen begrüßen. Außerdem haben unsere spanischen Partner einen Führungswechsel hinter sich, weswegen wir nun seit einem Monat Alba als Chefin betiteln dürfen«, eröffnet Hebi das Neujahresfest. Bei der Erwähnung Albas erhebt sich eine der beiden Frauen neben ihm.

Ein silberner Haarreif leuchtet auf, als sie ihre dunkelblonden Haare über die Schulter wirft und sich im Applaus der Anwesenden wiegt. Ein figurbetonter, hellgrauer Hosenanzug mit silbernen Nieten umgibt ihren fülligen Körper. Natürlich könnte sie auch nur kräftig wirken, weil sie unter ihrem Anzug ein ganzes Waffenarsenal mit sich herumträgt.

»Ich danke meinem Vater dafür, dass er mir das Geschäft überlassen hat. Lange habe ich mich auf diese Aufgabe vorbereitet und jetzt fühle ich mich bereiter denn je. Ich weiß, dass ich Green Ephemeral in Zusammenarbeit mit Hebi in eine glorreiche Zukunft führen kann.«

Ganz in ihrer Nähe rutscht ein Mann mit konfusen Haaren unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Sein Anzug ist schief zusammengeknöpft und hängt schlabbrig an seinem dürren Körper. Tiefe Augenringe umgeben seine Augen und Sorgenfalten durchziehen sein Gesicht. Alejo scheint wie ausgewechselt. Verschwunden ist der glückliche Naturforscher, der nach zig Fehlschlägen endlich Green Ephemeral gebändigt hat. Ob er sich mittlerweile Vorwürfe deswegen macht? Ob ihm klar geworden ist, was Alba und Hebi mit diesem Stoff alles anstellen könnten? Ob er inzwischen nach einem Weg sucht, wie er Green Ephemeral wieder vernichten kann?

Er erwidert meinen Blick plötzlich, scheint meine Skepsis zu erkennen. Er richtet sich etwas auf, streicht sich die lockigen Haare aus dem Gesicht und zupft an seinem Anzug herum.

Hebi ergreift wieder das Wort: »Es gehört auch zum jährlichen Ritual, die Neulinge des Jahres vorzustellen. Schatz, würdest du...?« Behutsam berührt er sie am Arm.

Kyoko nickt und steht auf. »Ganz am Anfang des Jahres konnten wir Naru bei uns begrüßen. Er verstärkt das technische Team und organisiert die Onlinegeschäfte. Talo hat fast zeitgleich bei uns ein Zuhause gefunden und macht nun eine Ausbildung zur Köchin.«

Die Genannten erheben und verbeugen sich vor den Anwesenden. Es sind viele Namen, einige Wenige sind nicht anwesend. Schließlich kommt sie zu mir: »Seit zahlreichen Wochen hat Wataru die Ehre, eine Frau in der Kunst des Personenschutzes zu unterweisen. Athanasia kommt wie viele von euch von der Straße und zeigte sich von Anfang an als fähige Kämpferin. Bald stehen ihre Abschlussprüfungen an, sodass sie sich im Anschluss Personenschützerin nennen darf.«

Brav stehe ich auf und verbeuge mich.

»Außerdem dürfen wir seit gestern Bud bei uns willkommen heißen. Er ist in Spanien aufgewachsen, lebte dann lange hier auf der Straße und beherrscht deswegen beide Sprachen sehr gut. Bud wird die Stelle des persönlichen Übersetzers meines Mannes einnehmen, die nach dem Tod von Lina bisher noch nicht wieder besetzt worden ist.«

Die Blicke wandern zum anderen Ende meiner Tischreihe, wo sich nun ein junger Mann mit fein zurückgekämmten, blonden Haaren erhebt und eine Verbeugung andeutet. Sein Teint leuchtet durch den weißen Anzug unglaublich dunkel und Schalk umspielt seine Augen, während er leise - aber so laut, dass jeder es im Raum hören kann - murmelt: »Der Beste kommt bekanntlich zum Schluss.«

Ich spüre augenblicklich Kyokos Blick auf mir und zwinge mich zu einem zufriedenen Lächeln. Wataru, der neben mir sitzt, sieht mich unsicher an, wird aber entspannter, als er meine gespielte Freude bemerkt.

Während Hebi erneut das Wort ergreift und den Köchinnen für ihre Mühen dankt, flüstere ich Wataru zu: »Das entspannte Leben ist jetzt wohl vorbei. Nun beginnt die Zeit der Entscheidung.«

Er seufzt. »Versprich mir eins: Sollten wir uns für verschiedene Seiten entscheiden, bleibt es bei unserem Leitspruch. Es werden so wenig Leben von Unschuldigen genommen wie möglich. Anders lässt sich die Spirale des Hasses nicht stoppen.«

»Kein Massaker, versprochen. Und ich werde niemals eine Waffe gegen dich erheben, Trainer.«

»Ich könnte außerhalb des Trainingsraumes niemanden meiner Auszubildenden verletzen. Das weißt du doch.«

Kurz schimmern ihm Tränen in den Augen, als er daran denkt, einen seiner Leute im Kampf niederzustrecken. Eine sichtbar schreckliche Vorstellung.

Doch zunächst fängt Exterminio meinen Blick auf. Unmissverständlich glaube ich seine Stimme in meinem Kopf zu hören: »Wir müssen reden. Dringend!«

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro