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)Der feurige Anfang(

Auch nachdem Kyoko mein Zimmer verlassen hat, sitze ich noch bewegungslos auf meinem Bett und versuche mich an meine Mutter während des Unfalls zu erinnern. Was hatte sie an? Hatte sie ihren Gurt angelegt? Hatte sich ihr Airback geöffnet? An all das kann ich mich nicht erinnern. Ich nehme nur ihren schwachen Duft nach Aprikosenblüten wahr. Ein Geruch, der mich früher beruhigte, meinen Herzschlag seit dem Unfall allerdings beschleunigt.

Ich will gerade zum Essen hinunter gehen, als mein Blick von dem aufgeschlagenen Buch angezogen wird. Kyoko hat 'Kuromori' die letzte Seite offenbarend auf meinem Nachttisch liegen gelassen. Ich hätte ihr das Buch schon längst zurückgeben können, doch ich wage es nicht, die letzten Worte zu lesen. Noch nicht. Ich würde sie lesen, wenn ich morgen von der Verhandlung zurückkomme.

Als ich nach unten komme, sieht Mikasa mir aufgeregt entgegen. »Da bist du ja endlich. Wataru war eben hier. Er hat dich zur Henkersmahlzeit in die Ebisu eingeladen. Wenn du deine Sache morgen gut machst, will er von einer umständlichen Prüfung absehen.« Ihr Augen leuchten stolz. Für sie scheint es eine Ehre zu sein, mich zu kennen.

Eigentlich ist mir nicht nach feiern, aber ich will ihr ihre gut Laune nicht verderben. »Das ist ja nett. Dann werde ich gleich mal hinübergehen.«

Ich habe schon halb das Haus verlassen, als Mikasa mir folgt und mich an der Schulter festhält. »Nimm dich vor den grünen Peperoni in Acht. Die Männer wollen dich ein bisschen herausfordern. Sei klüger als sie.«

Schelmisch lächele ich sie an. »Die werden heute ihr grünes Wunder erleben.«

Etwas fröhlicher stapfe ich durch den Schnee zu der Hütte, vor der mich die lachende Fischergottheit mit Angel und Fisch unter dem Arm begrüßt. Knapp klopfe ich an, bevor ich eintrete. In der Hütte herrscht geselliges Geplauder. Der Geruch von glimmenden Tannenspänen wabert durch das Nōka. Meine Trainingskollegen sitzen an einer langen Tafel und trinken Sake aus kleinen Schnapsgläsern. Wie Heiligkeiten thronen in der Mitte des Tisches mehrere Peperoni.

»Komm, Sia, setz dich!«, ruft Wataru angeheitert, als er mich bemerkt.

Exterminio sitzt genau neben ihm, rutscht nun aber ein Stück beiseite, damit ich neben ihm und Wataru Platz nehmen kann. Ehe ich mich versehe, halte ich ein Glas Sake in der Hand und proste den versammelten Schränken zu. Ich esse etwas Reis und einige Frühlingsrollen, dann unterhalte ich mich abwechselnd mit meinen Tischnachbarn. Beide sind guter Dinge, dass morgen nichts schief gehen wird, ja scheinen geradezu abenteuerlustig. Die Schränke werden mit jedem Schluck gesprächiger, die Sprache derber. Die beiden Küchenmädchen kommen kaum hinterher, die Sakegläser wieder aufzufüllen.

»So, Jungs, es ist Zeit, das Peperoni-Essen zu eröffnen. Wir haben die üblichen Schärfegrade. Die Scoville-Skala sprengen dieses Mal die kleinen Orangenen dort. Wer will, wer will, wer hat noch nicht?«, lallt Wataru begeistert.

Die beiden Mädchen verteilen die gewünschten Peperoni. Ungefragt wird mir eine der besonders scharfen Giftgrünen auf den Teller gelegt, während Wataru eine Tiefrote erhält. Als er gerade mit seinem Sake beschäftigt ist, tausche ich unauffällig die beiden Peperoni aus. Die Schränke streiten sich unterdessen um die angepriesenen Orangenen.

»Welche soll ich nehmen?«, fragt Exterminio mich etwas hilflos.

»Wenn du dich blamieren willst, dann nimm die kleinen Grünen, sonst würde ich dir die große, gelbe Sorte empfehlen. Oder jede andere«, antworte ich, während ich Wataru genüsslich eine derer auf den Teller lege, vor denen mich Mikasa gewarnt hat.

Exterminio lässt sich schließlich tatsächlich eine Gelbe geben. Wataru steht neben mir für einen kleinen Toast mit seiner Peperoni in der Hand auf. Er schwankt mittlerweile schon ziemlich stark, scheint das selbst aber nicht zu bemerken.

»Morgen kommt einer dieser Tage, auf die wir uns tagtäglich vorbereiten. Wir können zeigen, dass sich unser Training auszahlt. Ich danke euch für jeden Tag, den ich mit euch trainieren darf, und ich danke euch dafür, dass ihr immer alles gebt. Mögen die Peperoni uns stärken und uns die nötige Durchschlagkraft für den morgigen Tag schenken.«

Mit diesen Worten beißt er herzhaft in seine grüne Schote und sieht zu, wie auch alle anderen auf ihrer Peperoni herumkauen. Ich atme kurz durch, denke mit aller Macht an frischen Honig und beiße in die kleine Frucht. Ich schmecke die Süße, erlaube meinen Geschmacksknospen nicht, etwas Scharfes zu erspüren. Exterminio unterdrückt neben mir ein Husten und trinkt schnell seinen Sake leer. Ich höre die anderen Schränke kauen und hin und wieder stöhnen, wenn sie von der Schärfe überrollt werden. Seelenruhig schiebe ich mir die andere Hälfte der Peperoni in den Mund und atme kontrolliert ein und aus. Es ist kein Genuss, aber eine Übung der Selbstkontrolle, denke ich zufrieden, als das letzte Stück den Weg gen Speiseröhre antritt.

Ich werfe einen Blick nach links, wo ich Wataru noch vermute. Doch der ist bereits rückwärts von der Bank gekippt und ringt um Atem. Er ist knallrot angelaufen und rudert hilflos hustend mit den Armen. Seufzend stehe ich auf, steige über die Bank und beuge mich zu ihm hinab.

»Ich hasse dich«, nuschelt er mir zu.

Ich grinse. »Du wolltest mich doch blamieren. Da gibt es das schöne Sprichwort: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. So, und jetzt bleib da liegen und konzentriere dich auf den Geschmack von Honig.«

Schnell laufe ich in die angrenzende Küche, fülle zwei Gläser mit Leitungswasser und rühre mehrere Löffel Zucker hinein - ein Trick, den mir meine Mutter schon in sehr jungen Jahren beibrachte. Mit den beiden Gläsern in den Händen laufe ich zurück und drücke Exterminio das eine und Wataru das andere in die Hand. Beide stürzen den Inhalt gierig hinunter und staunen über die prompte Schmerzlinderung. Prustend erhebt sich mein Trainer und setzt sich auf die Bank zurück, um sogleich wieder nach seinem Sakeglas zu greifen. Ich stoppe ihn in der Bewegung.

»Es ist Zeit, den Abend für beendet zu erklären. Sonst war das heute für die meisten deiner Männer wirklich die Henkersmahlzeit.«

Einen kurzen Moment huscht ein besorgter und fürsorglicher Ausdruck über sein Gesicht, als hätte er nicht gläserweise Reiswein intus, doch dann sieht Wataru mich wieder mit demselben betrunkenen dümmlich grinsenden Ausdruck an. Ich verdrehe die Augen, erhebe mich und klatsche laut in die Hände. Dabei sehe ich jeden Personenschützer einzeln an, bis deren Gespräche verstummen.

»Ich danke euch für die Offenherzigkeit, mit der ihr mir seit meiner Ankunft begegnet. Dank euch bin ich hier angekommen und konnte meine Ausbildung erfolgreich bestreiten. Morgen wird nicht nur für mich ein besonderer Tag, sondern auch für die Familie Nikushimi, zu der wir ja nun alle irgendwie gehören. Um bei den Verhandlungen unser Bestes geben zu können, haben wir uns gestählert mit der Schärfe von Peperoni. Nun fehlt nur noch die mentale Vorbereitung, die wir einzig durch erholsamen Schlaf erreichen können. Ich wünsche euch im Namen Watarus eine geruhsame Nacht.«

In den gläsern glänzenden Augen der meisten erkenne ich, dass kaum einer verstanden hat, um was es in meiner Rede ging. Doch jene, die einigermaßen nüchtern erscheinen, ergreifen ihre Zimmernachbarn und bringen sie zu Bett. Auch Exterminio scheint allmählich mit den Wirkungen des Reisweines zu kämpfen. Hilfesuchend wende ich mich an die beiden Bedienungen. Sie beschreiben mir, welche Zimmer die von Wataru und Exterminio sind. Beide stützend mache ich mich an den Aufstieg in das obere Geschoss.

Völlig außer Atem, schwitzend und eine gefühlte halbe Stunde später überwinden wir die letzte Stufe. Zuerst lade ich den geschäftig brabbelnden Wataru auf seinem Bett ab, bevor ich meinen Teampartner in sein Zimmer bringe. Ich will gerade die Tür schließen, als er wimmernd nach mir ruft. Besorgt setze ich mich im Schneidersitz vor sein Bett.

»Was ist denn noch?«, frage ich ruhig, wobei ich höre, wie ähnlich ich meiner Mutter damals klinge.

»Ich habe Angst, dass du stirbst. Wie alle Mädchen, die ich gern habe.« Tränen laufen ihm die Wangen hinab und tropfen auf sein Kopfkissen.

Sein Worte berühren mich so sehr, dass selbst ich nun mit den Tränen kämpfen muss. »Ich werde nicht sterben, zumindest weder heute noch morgen. Schließlich habe ich dich an meiner Seite. Was soll mir da schon passieren?«

»Ich bin eine schlechte Lebensversicherung. Ich habe im Einsatz bisher immer versagt.«

»Ich weiß, dass du deine Sache morgen gut machen wirst. Davon bin ich überzeugt. Außerdem weißt du doch, was mein Name - Athanasia - bedeutet, oder?«

Er lächelt wie ein kleines Kind, das sich freut, eine Antwort zu kennen. »Die Unsterbliche«

»Genau, und ich glaube, im Zweifel würde Kyoko sich auch eine Kugel für mich einfangen. Sie weiß es. Kaida und ich sind ihr die liebsten und wichtigsten Menschen. Damit wir leben, würde sie ihr Leben jederzeit geben. Sie will auch, dass der gesamte Nikushimi-Spuk endlich ein Ende hat.«

»Habt ihr euch ausgesprochen?«

»Ja, vor dem Abendessen. Wir sind auf derselben Seite.«

Exterminio seufzt tief. »Gut.«

Auffordernd streckt er die Arme aus. Ich schüttele streng den Kopf. »Gefeiert wird erst, wenn der ganze Zirkus vorbei ist. Bis dahin beißen wir jetzt nochmal die Zähne zusammen.«

Unzufrieden sieht mich der Spanier an, packt dann beleidigt die neben dem Bett dösende Osa und drückt sie an sich. Dann wünscht er mir eine Gute Nacht und dreht mir den Rücken zu. Die Augen verdrehend stiefele ich die Treppen hinab und den von Schneeverwehungen zugeschütteten Weg zur Amaterasu-Hütte entlang. Es ist bitterkalt geworden und der Wind zischt erbarmungslos durch die Bäume hindurch. Dafür ist der Sternenhimmel so klar erkennbar wie selten.

»Danke, Amaterasu, dass du mich zu meiner Mutter geführt und mir damit meinen Wunsch erfüllt hast. Jetzt lass mir wenigstens noch ein bisschen Zeit mit ihr. Halte deine schützende Hand auch morgen über uns«, wispere ich gen der unendlichen Weite des Weltraumes. Die Sterne flackern unverändert weiter.

Todmüde falle ich wenig später in mein Bett und hoffe, dass der kommende Tag nicht gar zu schnell näher rückt. Doch die Zeit vergeht mit der üblichen Geschwindigkeit und der Wecker klingelt erbarmungslos um fünf Uhr in der Früh. Zerknittert schleppe ich mich ins Bad und stürze im Speiseraum vier Tassen besonders starken Schwarztee hinab. Obwohl ich mich am Abend mit dem Alkohol trinken zurückgehalten habe, durchzucken leichte Schmerzen wie Stromstöße meinen Kopf. Mir geht es erst besser, als ich auf dem Vorplatz in Watarus Auto steige und sein verkatertes Antlitz erblicke.

»Bei den Göttern, wie siehst du denn aus?«, lache ich ihn aus.

»Wie man eben nach einer superscharfen Peperoni und gefühlt mehreren Fässern Reiswein aussieht.«

Ich sehe mich nach Kyoko um, neben der Kaida Platz genommen hat. Mutter hat sich ihr übliches Kopftuch um den Kopf gewunden und trägt einen farblich passenden Hosenanzug. Ihren weißen Wintermantel hat sie sich über die Beine gelegt.

»Bist du so überhaupt in der Lage, ein Auto zu fahren?«, hakt Kaida spitzbübisch nach.

Über den Innenspiegel wirft Wataru ihr einen vernichtenden Blick zu. »Hast du je Umekos Ingwertee getrunken? Dieses Zeug kann Tote erwecken.«

»Das ist medizinisch nicht möglich«, bemerke ich schnippisch.

»Was?«, fragt er nun deutlich gereizt nach.

Ich grinse ihn nur frech an.

»Soll ich dir zeigen, wie man aus einem fahrenden Auto aussteigt und das nicht überlebt?«

»Lass gut sein. Du hast es schon nicht hinbekommen, mich aus einem stehenden Auto zu kriegen, geschweige denn aus einem fahrenden. Mach dir das Leben nicht selbst unnötig schwer.«

Er hebt schon die Hand und holt Luft für eine erbost Antwort, bevor er sich unterbricht und die Luft geräuschvoll wieder ausatmet. »Wenn ich meine Energie nicht gleich bei der Verhandlung bräuchte...«

»Reicht, dass dich eine Peperoni ausknockt. Wir können es jetzt nicht noch gebrauchen, dass du einen Herzinfarkt wegen einer Standpauke bekommst«, wirft Kaida ein.

Lachend strecke ich ihr die Faust hin und sie schlägt ein.

»Herrin, womit habe ich das verdient?«

»Mit deiner eigenen Überheblichkeit, mein Lieber. Vor dem traditionellen Peperoni-Essen nimmst du den Mund immer ziemlich voll. Wenn es dann soweit ist, hast du aber immer irgendeine Ausrede, warum du nicht eine superscharfe Sorte essen kannst.«

Beleidigt, dass selbst Kyoko bei den Neckereien mitmacht, starrt mein Trainer mit zusammengepressten Lippen auf die Straße. Unsere Autokolonne passiert mittlerweile das Industriegebiet, in dem die IT-Zentrale der Nikushimi stand. Als wir in die Straße einbiegen, staune ich, dass die verbrannten Überreste des Gebäudes bereits weggeräumt und mit dem Wiederaufbau begonnen wurde. Der Fahrzeugkorso kommt ein Stück weiter hinten vor den Toren des verlassenen Flughafens zum Stehen. Wagentüren werden geöffnet, Schränke strömen zu unserem Auto und dem, mit welchem Hebi hergebracht wurde. Sie bilden an Kyokos Tür eine Traube und warten, bis ich um das Fahrzeug herumgegangen bin, die Lage gecheckt und meine Mutter, die durch den Schleier für mich wieder zur Fremden wird, zum Aussteigen auffordere.

Am Eingang des Flughafens vereinigen sich die Trauben von Hebi und Kyoko und bilden zwei Ringe aus bewaffneten Männern um die beiden. An den großen, leicht gesplitterten Glastüren des Airports postieren sich drei Männer aus dem äußeren Ring. Die anderen Schränke, die nicht Teil der Schutzringe sind, durchkämmen vor uns das Gebäude und warnen uns vor instabilen Deckenteilen. An vielen Stellen schimmert das Drahtgestell durch die Betonwände und gibt dem Ort einen rustikalen Touch. Die großen Abflugsanzeigen hängen verstaubt auf halb acht, eingewoben in unzählige Spinnenweben.

»Unvorstellbar, dass das mal der zentrale Frachtflughafen Japans werden sollte«, murmelt Hebi ungläubig.

»Was ist passiert?«, fragt Kaida.

»Der Flughafen war fast fertig, als ein Erdbeben große Teile der Bodenplatte beschädigte. Daraufhin wurden nochmals geografische Vermessungen durchgeführt und festgestellt, dass hier weit unter der Erde eine Spalte ist, die sich hin und wieder mit Magma füllt, wie eine Vorratskammer. Entleert die sich, wird das gesamte Gelände instabil. Für den Standort der Todesstoß. Der Bürgermeister von Tokyo hat immer betont, dass das Gelände renaturiert werden soll. Natürlich hat er sein Versprechen längst vergessen und die Natur holt sich dennoch alles zurück.«

Unsere Gruppe bewegt sich zielsicher auf die Wartehalle zu. Ein großer Tisch mit sechs Stühlen steht in der Mitte der riesigen Leere der Halle. An einer Seite haben bereits Iago, Toro und Fukuro Platz genommen. Toro streicht sich die gegelten Haare zurück, die eigentlich schon gut sitzen, und erhebt sich.

»Herzlich Willkommen im Schicksals-Flughafen.«

Angespannt reichen sich die sechs Hauptpersonen nacheinander die Hände. Toro sieht mich nicht an, dafür hält Fukuro kurz meinen Blick fest und scheint zu fragen, ob es mir gut geht. Ich nicke knapp. Sie lächelt leicht. Hebi, Kyoko und Kaida setzen sich, während sich die Schränke im Raum verteilen.

»Wir wollen doch mit offenen Karten spielen. Würden Sie bitte ihr Tuch abnehmen?«, wendet sich Toro nun übermütig an Kyoko.

Hebi will schon protestieren, doch Kyoko legt ihrem Mann eine Hand auf den Arm und beginnt sich von ihrem Kopftuch zu befreien. Ich bemerke im Augenwinkel, wie mich unsere Gegenüber interessiert mustern, als würden sie auf eine Reaktion meinerseits warten. Allerdings starre ich einfach nur weiter stur geradeaus. Erst als Kyoko mich anspricht, blicke ich ihr ins Gesicht.

»Sia, wärst du so freundlich und würdest mein Tuch aufbewahren?«, fragt sie mit butterweicher Stimme und zwinkert mir zu.

Ich neige höflich den Kopf. »Sehr wohl, Herrin.«

Mit wenigen Handgriffen falte ich das Tuch zusammen und schiebe es mir in die Brusttasche meiner Jacke.

»Da hat aber jemand aufgepasst, als bei ihm zu Hause die Wäsche gemacht wurde«, bemerkt Mutter.

»Ich habe bei der Besten gelernt.« Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich die offenen Münder Toros, Iagos und Fukuros bemerke.

»Wenn die Förmlichkeiten jetzt geklärt sind, können wir ja zum Geschäftlichen übergehen«, mischt sich nun Hebi ein, »Zuerst einmal muss ich mich bei dir entschuldigen, Toro. Hätte es sich vermeiden lassen, hätte ich deinen Vater am Leben gelassen. Aber er war nicht so einsichtig wie seine Kollegen und hat weiter geschnüffelt. Ich musste ihn aus dem Weg schaffen, sonst hätte er meine Geschäfte mit den Spaniern gefährdet.«

Toros Gesicht bleibt ausdruckslos. »Wir spielen also direkt mit offenen Karten. Schön. Denn jetzt, wo die Formel von deiner kleinen Geheimwaffe, Green Ephemeral, vernichtet ist, platzen die Geschäfte mit den Spaniern und du stehst am Anfang. Der Mord an meinem Vater war umsonst.«

»Mein Chemiker hat die Formel im Kopf und in seinen Notizbüchern. Sie wird nie vernichtet werden können.«

»Es sei denn, er will das. Er wollte den Stoff als Innovation für die Zukunft erschaffen, damit Hungersnöte verhindert werden können. Aber du hast ihn eine gefährliche Biowaffe entwickeln lassen. Glaube mir, wenn ich sage, dass er der Erste war, der Green Ephemeral wieder von dieser Welt verbannen wollte.«

An Hebis Hals tritt eine Ader deutlich hervor und er bemüht sich, seine Wut herunterzuschlucken. »Was willst du wirklich, Toro, wenn keine Rache?«

Dieser holt tief Luft. »Ich will, dass du deine Machenschaften beendest und deine Zeit im Gefängnis absitzt.«

»Warum sollte ich das tun?«

»Weil das sonst der letzte Tag deiner Frau ist?« Ein roter Leuchtpunkt erscheint auf Kyokos Stirn.

Kaida schaut, Panik unterdrückend, zu mir auf und auch mein Herz klopft schneller. Schallt durch meinen gesamten Körper. Unsere Mutter sieht Iago allerdings ruhig an, als hätte er ihr signalisiert, dass keine Gefahr für sie besteht. Toro würde das nicht wagen. Meine Mutter vor meinen Augen erschießen zu lassen, oder? Oder?

»Bevor dein Scharfschütze sein Gewehr auch nur entsichern kann, habe ich mit einem einzigen Augenblinzeln einen jungen Mann in die ewigen Jagdgründe geschickt, der euch wichtig ist. Sein Name ist Kiano und er arbeitet bei der Obdachlosenhilfe in Tokyo.«

Nun ist es an Toro, schwer zu schlucken und einen besorgten Blick zu Iago zu werfen. Doch dieser beobachtet die umstehenden Schränke und schielt immer wieder auf seine alte Armbanduhr, als warte er auf Etwas. Plötzlich bebt das Gebäude und Putz rieselt von der Decke.

Dann geht alles ganz schnell. Ich ziehe Kyoko eilig aus ihrem Stuhl. Im nächsten Moment schallt ein Schuss durch die Halle, der ihre Stuhllehne komplett zerfetzt. Hebi springt erschrocken auf und winkt den Schränken zu. Während Kaida und ich Mutter Manndeckung geben und sie ungeduldig gen Vorhalle schieben, werfen sich Toro, Fukuro und Iago besorgt Blicke zu. Dann erheben sie sich ebenfalls und ziehen langsam ihre Waffen. Über die ehemaligen Fahrstuhlschächte und Treppenhäuser seilen sich Agenten ab und stürzen sich ins Gefecht. Bevor wir uns in die Vorhalle retten können, sehe ich noch, wie Hebi einem seiner Bodyguards dessen Waffe entwendet und auf Toro zielt. Mit zitterndem Zeigefinger drückt er ab und die Patrone zischt durch die Luft. Doch anstatt meinen ehemaligen Manager zu treffen, gräbt sie sich tief in Iagos Magengrube. Dieser hatte sich noch rechtzeitig in die Flugbahn geworfen und sinkt nun langsam zu Toros Füßen zusammen.

Nein, Iago, nicht du. Nicht mein Lehrmeister, eines meiner größten Vorbilder.

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