Mit entspannten und festen Schritten steuerte er auf das große Gebäude zu. Die gläsernen Türen öffneten sich lautlos, er konnte einfach hindurch laufen. So wie er es fast jeden Morgen tat, wenn er den Arbeitstag in seiner eigenen Firma startete. Die KIMcompany  war einst die Firma seines Vaters gewesen. Ein kleines Bankunternehmen, welches einst nur landesweit vertreten war. Nachdem er die Führung übernahm, änderte sich so Einiges. Nicht nur die Expansion ins Ausland fand unter seiner Hand statt, sondern auch die überraschend großen Erfolge und mit sich ziehenden, schwindelerregenden Einnahmen, waren ihm zu verdanken. Kim Taehyung. 25 Jahre junger CEO mit einem unheimlich gutem Gespür für diese Branche.

Er nickte der Sekretärin am Tresen zu, welche errötete und sich weit verbeugte, als sie ihrem Chef begegnete. Taehyung musste schmunzeln. Er wusste nicht mal ihren Namen, sah sie seinem Gefühl nach das erste Mal hier und sie war ihm wahrscheinlich vollkommen verfallen.Er drückte den Knopf am Aufzug und strich seinen Anzug glatt, richtete in der Spiegelung der Lifttür kurz seine Haare. Perfekt, heiß, autoritär - wie immer. Als er in die Kabine stieg und einen bestimmten Knopf wählte, huschte ihm ein nicht ganz so manierlicher Gedanke durch den Kopf, welchen er gleich wieder verwarf.

Die Kabine fuhr mit einem leisen Surren bis in das sechzehnte und gleichzeitig  letzte Stockwerk des Gebäudes. Taehyung hatte einige strenge Regeln festgelegt, um sich seinen Erfolg auch auf Dauer sichern zu können. Und dazu gehörte ebenfalls, kein Sex mit seinen Angestellten. Wenn es ihm wirklich so wichtig sein würde, eine seiner Fantasien in seinem Büro auszuleben, dann würde er eine geeignete Escortdame um ihre Dienste bitten. Sex und Geld waren zwar sein Ziel, aber er bevorzugte es dennoch, diese Bereiche strikt zu trennen.

Die Aufzugtüren öffneten sich und er verließ die Kabine. Er holte seine Schlüsselkarte hervor und zog diese durch das Schloss an seinem Büro. Die Sicherung klickte leise und Taehyung drückte die Tür auf und ging direkt weiter, legte seine Aktentasche auf einem der Sessel ab und ging sofort weiter zu der Fensterfront, schob seine Hände in seine Hosentaschen. Es war eine Angewohnheit von ihm. Sobald ihm eine Aussicht wie diese vergönnt war, würde er sie auch bewundern. An vieles gewöhnte man sich, der Luxus und das Geld wurden irgendwann nebensächlich und waren eine Selbstverständlichkeit. Doch diese paar Sekunden, in denen der junge Mann die Ruhe genoss und die Skyline aus seinem eigenen Gebäude betrachten konnte.. dieser Moment kam dem Schluck eines Glas Whiskeys nach einem langen Arbeitstag gleich. Es war berauschend, bereitete einem ein wohliges Gefühl.

Es klopfte an der Tür, Taehyung rührte sich nicht. Es klickte kurz, die Tür wurde geöffnet. Ein junger Mann trat in das große Büro. Seine Ausweiskarte in der einen und ein Klemmbrett in der anderen Hand, verbeugte er sich kurz. Jedoch nicht so weit wie die Empfangsdame.

,,Einen wunderschönen guten Morgen, Sir. Sind Sie gut her gekommen?", fragte er höflich und kam dann auf Taehyung zu, blieb kurz hinter diesem stehen. Der CEO drehte sich dann zu dem Mann hinter sich um und lächelte schief.

,,Dir auch Yoongi und ja bin ich, danke der Nachfrage."

Taehyung drehte sich zu seinem Schreibtisch und ging auf diesen zu, ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen und fuhr den Computer dann hoch.

,,Und bei dir? Wie geht es meinem Assistenten heute?"

,,Wenn es Ihnen gut geht, gilt das auch für mich, Sir", antwortete Yoongi sofort und folgte seinem Chef zu dessen Schreibtisch, fing an in seinen Unterlagen herum zu suchen.

,,Na dann, was hast du heute für mich Yoongs'?", fragte Taehyung, der die Bewegungen des Anderen aus seinen Augenwinkeln mitverfolgte.

,,Um 10 Uhr ein Meeting im Konferenzraum, wir würden einige Marketing-Angelegenheiten diskutieren, dann haben Sie einige Interviews. Es wird ein gewisser Herr Choi von der SeoulNational kommen, danach haben Sie direkt einen Fototermin für unsere Werbecampagne und im Anschluss .. nun ja, das Abendessen mit ihrer Mutter steht an."

Taehyung versteifte sich etwas und zog sein Jackett aus, nickte langsam: ,,Und das Essen lässt sich nicht verschieben?"

Der junge Assistent schüttelte sofort den Kopf und richtete seinen konzentrierten Blick wieder auf seine Unterlagen.

,,Mrs. Kim hat mir am Telefon eindeutig erklärt, dass falls Sie die Verabredung ein weiteres Mal verschieben würden, sie persönlich herfahren und Ihnen - ich zitiere - erklärt, wieso man seine eigene Mutter nicht acht Abende sitzen lässt, um sich mit beschissenen Finanzen auseinander zu setzen."

Der CEO schmunzelte und schüttelte den Kopf kurz, hing sein Jackett ordentlich über die Rückenlehne: ,,Meine Mutter hatte schon immer ein gewisses Talent darin, sich deutlich auszudrücken... noch irgendwas Yoongi?"

,,Abgesehen davon, dass ich es begrüßen würde, wenn sie mich mit Herr Min ansprechen nicht, nein Sir."

Taehyung hielt inne und grinste seinen Assistenten dann frech an.

,,Gut, dann zurück an die Arbeit Yoongi."

Der dunkelhaarige Mann rollte kurz mit den Augen und ließ seinen Chef dann in seinem Büro alleine.

Auch wenn Taehung ein gerissener Geschäftsmann war, seine engsten Freunde selbst während der Arbeit aufzuziehen, konnte er nicht unterlassen. Min Yoongi war nicht nur sein engster Berater und persönlicher Assistent, sondern auch ein sehr guter Freund aus seiner Jugendzeit. Seitdem Yoongi anfing für ihn zu arbeiten, zieht er die höfliche Anrede in der Arbeitszeit ohne weiteres durch, während sich sein Chef daran erfreute ihm jeden Tag aufs Neue ein genervtes Augenrollen oder Schnalzen zu entlocken. Nach Feierabend, wenn sie bei einem Bier zusammen saßen, war allerdings wieder alles vergeben und vergessen.

Taehyung streckte kurz seinen Rücken durch und schaute auf die Uhr. Zwanzig vor Neun. Er hatte noch etwas über eine Stunde, um sich vorzubereiten auf dass anstehende Meeting. Besonders wenn es um seine Firma ging, seine Existenz, war ihm keine Vorbereitung zu überflüssig oder seine Zeit zu schade. Er war ja praktisch mit seinem Job verheiratet. Diese Firma war eines der wenigen Dinge, die ihn glücklich machten, mit Stolz erfüllten. Eine der Erinnerungen, die er sehr stark mit seinem Vater verbinden konnte.

Min Yoongi

Persönlicher Assistent von Taehyung, regelt dessen Tagesablauf. Er ist eine der wenigen Personen, die den jungen Mann auch in seinen jungen Jahren kannten,wissen, was seine Vergangenheit prägt, seine Gegenwart ihm bietet - doch niemand konnte wissen, was die Zukunft bereit hielt.