achtundzwanzig
,,..und sie überschreiben dann genau 87% an die KIMcompany", fasste Yoongi mit einem konzentrierten Blick auf seine Unterlagen zusammen. Er saß zur Rechten seines Vorgesetzten, welcher entspannt in seinem Stuhl lehnte.
Sie befanden sich im Konferenzraum, saßen auf der einen Seite der langen Tafel in der Mitte des Raumes. Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich vier weitere Personen, denen allesamt unwohl in ihrer Haut zu sein schien. Er konnte es nachvollziehen. Würden sie das Angebot annehmen, würden sie ihre Firma mit ihren Rechten fast komplett in seinen Besitz übergeben, sie würden unheimliche Verluste machen.
,,U-und das ist wirklich ihr letztes Wort..?", fragte der Mann, der am Ende die Entscheidung treffen müsste. So wie seinen Kollegen, konnte man ihm die Nervosität seiner Körperhaltung entnehmen. Man sah praktisch, wie sich sein Gewissen gegen jedes Wort sträubte, das bisher in diesem Raum gefallen war.
,,So ist es", antwortete Taehyung erneut und lehnte sich etwas vor, sah dem Mann tief in die Augen: ,,Sie schreiben 87% ihrer gesamten Anteile an uns ab und wir bewahren sie vor dem Ruin. Unter unserem Namen und mit unseren Ressourcen werden wir wahrscheinlich ihre beste Option sein."
Die Frau neben ihm hörte auf in ihrer Mappe zu blättern und seufzte leise, ehe sie nickte und ihrem Chef mit niedergeschlagener Miene etwas zuflüsterte. Ohne es zu hören, wusste Taehyung bereits, dass er gewonnen hatte. Die Versicherungsfirma, die noch dem Mann vor ihm gehörte war für die NORTHfield Bank zuständig gewesen. Die hohen Kosten die nach dem ungeklärten Raubfall vor wenigen Wochen entstanden waren, trieben das Privatunternehmen nun allen Anscheins nach direkt in den Abgrund.
Er würde solche Probleme nie bekommen. Die KIMcompany besaß eine interne Art von Versicherung.
,,Ich.. ich würde gerne noch etwas Zeit haben. Um darüber nach zu denken. Auch wenn wir ihr Angebot sicherlich in Erwägung ziehen werden, es ist doch ein großer Schritt für uns..", räusperte sich der Unternehmer, der bestimmt doppelt so alt wie Taehyung selbst war.
Mit einem professionellen Lächeln nickte er zuvorkommend und schob ihm ein einziges Dokument über den Glastisch hinweg zu. Dieses unscheinbare Blatt Papier würde sein Vermögen erweitern. Es würde ihn wieder mal stärker machen, seinen Einfluss erweitern und seinen Namen noch schwerer.
,,Das kann ich voll und ganz nachvollziehen. Sobald sie sich dazu im Stande fühlen, sich wirklich entschlossen haben, werden sie durch eine Unterschrift die Verhandlungen abschließen. Ist Ihnen eine Frist von vierzehn Tagen genug?"
Der Mann zog das Dokument langsam zu sich, steckte es dann fast schon verängstigt in seine Mappe. Als würde er nicht einen einzigen Blick darauf werfen können.
,,Natürlich, binnen dieser Zeit werden wir uns entschieden haben. Ich bedanke mich erneut für Ihr zuvorkommendes Angebot."
Mit diesen Worten nahmen sie ihre Sachen und erhoben sich von ihren Plätzen. Auch Taehyung und Yoongi standen auf, es wurden einige wichtige Hände geschüttelt.
,,Auf ein baldiges Wiedersehen. Einen guten Nachhauseweg wünsche ich", verabschiedete sich der junge Ceo, sah die vier Personen noch durch die Tür verschwinden, ehe er sich auf dem Absatz umdrehte und mit einem entspannten Gesichtsausdruck durch die Flure zum Aufzug schritt, Yoongi folgte ihm ganz dicht. Taehyung schloss den letzten Knopf seines Jacketts, seine Augen blitzen fast schon diabolisch, als er sich an die letzten Momente erinnerte.
Es gab ihm ein gewisses Gefühl von Euphorie, er wurde bis in die letzte perfekte Haarspitze vollgepumpt mit Stolz und Sicherheit, mit Kraft über die Macht, die in seiner Hand lag. Es gab kaum etwas, dass ihn mehr befriedigte, als dieses Gefühl. Bei diesem Gedanken erinnerte er sich an sie. Er stellte sich in die Kabine, die ihn zu seinem Büro heben würde.
Einen Kuss, wie sie ihn an der Kanalpromenade teilen durften, solchen würde er jedoch noch höher einordnen. Generell alles, was er mit ihr in Verbindung bringen konnte war besser, als jede Empfindung, die er bisher spüren durfte.
,,An was denken sie, Sir?", fragte Yoongi dann und riss ihn aus seinen Gedanken. Mit einem kurzen Seitenblick sah Taehyung zu seinem Kollegen rüber, der ihn durch seine Brille hindurch musterte. Die dunklen Augen seines alten Freundes waren stets am analysieren, welches ihn als einen besonders guten Assistenten auszeichnete. Gleichzeitig fungierte diese Fähigkeit auch auch als Last, wenn er sich beispielsweise mit sehr persönlichen Dingen auseinander setzte. Die Kabine hielt an, die Türen öffneten sich und sie gingen zur Bürotür, Taeyung zückte seine Ausweiskarte und schloss auf, sie traten ein.
,,Ach.. das ist nicht von Belang. Eine andere Sache aber, denkst du du hast am Abend der kommenden Vorstellung schon etwas vor?"
,,Welche Vorstellung, Liebling?", kam es plötzlich von einem der Sessel und der CEO versteifte sich direkt, Yoongi senkte kurz den Kopf und verbeugte sich vor der Frau, die sie beide anscheinend erwartet hatte.
,,Mutter", presste Taehyung heraus und drehte sich mit seinem perfekten Lächeln zu der Frau in dem schwarzen Bleistiftrock und der weißen Bluse. Ihr roter Mantel hing über der Sessellehne, ihr volles Haar fiel ihr offen über die Schultern.
,,Welch' eine Überraschung, dich hier zu sehen."
Eunjin stand auf und kam auf ihren Sohn zu, richtete seinen Kragen und legte ihm mit verfälschter mütterlicher Fürsorge eine Hand an die Wange, schenkt ihm einen warmen Blick.
,,Ich wollte mein Kind sehen. Du kannst einer Mutter doch nicht verbieten, ihren einzigen Sohn zu besuchen."
Taehyung ging einen Schritt zurück, Eunjin ließ ihre Hand sinken und lächelte ihn weiterhin einfach nur an. Doch dem Lächeln fehlte die Wärme in den Augen, die normalerweise damit verbunden war. So wie seine Mutter lächelte, so kalt und freudlos, so könnte man sich genauso gut ein Glas kaltes Wasser in den Nacken kippen. Es war einfach nicht besonders angenehm.
,,Da hast du Recht, aber ich dachte, wenn ich meiner Mutter ausdrücklich sage, dass sie mich bei der Arbeit nicht stören sollte, würde sie es verstehen."
,,Pass auf was du sagst, Taehyungie", summte sie nur, die Worte prallten an ihr ab. Taehyung verzog die Nase bei dem Spitznamen und goss sich etwas zu Trinken in eines der Gläser, ohne seiner Mutter etwas anzubieten.
,,Was willst du?"
,,Wie gesagt, ich wollte dich nur kurz besuchen und nachsehen wie es dir geht."
,,Hmhm", murrte er nur und nahm einige große Schlücke, hob dann erwartungsvoll eine Augenbraue: ,,Und? Mir geht es blendend."
,,Ich verstehe schon", seufzte sie leise und legte sich ihren Mantel über den Arm, nahm sich ihre Handtasche und kam ein letztes Mal auf ihn zu, bevor sie ging. Taehyung beugte sich etwas herunter, die harten Lippen von Eunjin streiften seine Wange, bevor sie sein Büro verließ. Yoongi hat sie die ganze Zeit über nicht beachtet.
,,Entschuldigt die Frage Sir, aber wie kam sie hier rein?", fragte Yoongi leise, seine Miene finsterer als an so manch anderen Tagen.
,,Sie ist eine alte Hexe", antwortete Taehyung und zuckte mit den Schultern: ,,Und zudem noch meine Mutter. Sie schafft so Einiges."
Min Yoongi
Auch wenn er weiß, dass sein Job ihm nicht den allergrößten Respekt verspricht, so erwartet er ein Gewisses Maß an Anerkennung. Schließlich hat auch er viele Möglichkeiten.
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