Kapitel 27
Den heutigen Tag, hatte Taylor und Jill größtenteils schweigend verbracht.
Nach der letzten Nacht hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Auf der einen Seite wussten sie beide, um die Schattenseiten des jeweils anderen, aber niemand hätte Jill darauf vorbereiten können, auf das was sie gestern erfahren hatte.
Regungslos saß sie stundenlang auf der Veranda und starrte in den dichten Wald, dabei spielten sich die letzten Wochen und Monate vor ihrem inneren Auge ab. Auf eine merkwürdige Art und Weise, war sie ein wenig stolz auf sich. Trotz allem was geschehen war fand sie, dass sie sich gut aufgefangen hatte.
Auch wenn es vermutlich lediglich der Überlebensinstinkt war, der sie vieles einfach akzeptieren lies.
Mittlerweile hatten sich die Wolken zusammengezogen und der heftig Wind kündigte ein starkes Gewitter an. Müde erhob sich Jill und ging zurück ins Häuschen.
Friedlich schlief Matthew auf einem der Barhocker und für einen kurzen Augenblick war sie neidisch auf sein sorgenfreies Leben.
Vorsichtig sah sie sich im Erdgeschoss um, allerdings schien Taylor nicht dort zu sein, weshalb sie beschloss oben nachzusehen. Im Vorbeigehen strich sie mit der Hand vorsichtig über das weiche Fell des Katers, der sich mit einem kurzen Schnurren bedankte.
Langsam ging sie die Treppe ins Schlafzimmer hoch.
„Tay...", sie verstummte.
Nachdenklich stand Taylor, oberkörperfrei, vor dem großen Schlafzimmerfenster. Sein Blick war nach draußen gerichtet. Doch Jill achtete nicht darauf, denn ihre Aufmerksamkeit galt einer riesigen Narbe auf seinem Rücken. Sie zog sich wie ein einschlagender Blitz von seinem Steißbein bis zu seinen Schultern. Behutsam schritt sie auf ihn zu, er hatte sie scheinbar noch nicht bemerkt.
Die Wunde wirkte noch nicht komplett verheilt.
„Was ist da passiert?", hauchte Jill und konnte ihren Blick nicht abwenden.
Erschrocken fuhr Taylor zusammen, tatsächlich war er so in seinen Gedanken versunken, dass ihre Anwesenheit für ihn unbemerkt blieb. Dann warf er ihr einen kurzen Seitenblick zu, bevor er sich wieder dem Sturm draußen widmete.
„Befehlsverweigerung", antwortete er kühl.
„Was denn für ein Befehl?"
Langsam drehte Taylor sich so, dass er sie direkt ansehen konnte. Augenblicklich verkrampfte sich sein Unterkiefer zu einer harten Linie. Nun konnte man seine Muskulatur deutlich arbeiten sehen.
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich sie nicht getötet habe."
Eine belastende Stille erfasste das Schlafzimmer, indes tobte draußen ein wahres Unwetter.
Durch das große Fenster, jenes parallel zum Bett stand, konnte man deutlich sehen, wie die nassen Äste der Bäume im Wind tanzten.
„Warum hast du nichts gesagt?", es war unbegreiflich, wenn Taylor ihr gestern davon berichtet hätte, wäre es viel leichter für Jill gewesen ihn zu verstehen.
„Weil es das was ich getan nicht weniger grausam macht. Ich habe es verdient", ein bitterer Unterton lag in seiner Stimme.
Ich habe es verdient, hallte es durch ihren Schädel.
Jill konnte es nicht ertragen. Es tat zu sehr weh. Nicht nur in ihrem Herzen, auch in ihren Gliedern.
Wie konnte das Leben nur so viele Facetten haben?
So vielen Menschen war unrecht getan worden und es war nicht allein seine Schuld.
Schmerzerfüllt brach das Mädchen in sich zusammen. Ganz stumm. Ganz unbemerkt, zerbrach eine Welt in ihr. Ja, sie würde May nie wiedersehen, aber dass bedeutete nicht, dass Taylor sich nun lebenslang selbst hassen musste.
Außerdem kannte Jill Maybell und sie wusste, wenn sie noch leben würde, würde sie es auch nicht wollen. Denn dieses rothaarige Mädchen wäre die erste Person gewesen, die ihm verziehen hätte.
„Sag nicht, dass du es verdient hast!", forderte sie, wobei ihre Stimme eher wie ein kratzen klang.
Überrascht sah Taylor zu ihr auf.
„Sie ist für das Gute gestorben. Natürlich wäre es besser, wenn sie noch hier wäre, doch so ist es nicht, aber das bedeutet nicht, dass du sich selbst bestrafen musst. Stattdessen solltest du das zu ende bringen, wofür sie gestorben ist. Das bist du ihr schuldig", erklärte sie, diesmal mit fester Stimme.
Stöhnend lies sie sich aufs Bett fallen.
Dann sah Gillian zu ihm auf. Ihre Augen funkelten plötzlich, wie zwei Smaragde.
Behutsam setzte sich Taylor zu ihr, sein Kiefer immer noch angespannt, jedoch leuchteten seine Augen warm auf.
Liebevoll strich er ihr durchs lange Haar, wobei sie sich in seinem Blick verlor. Sie war froh, dass er sich ihr geöffnet hatte.
„Du hast Recht!", bestätigte er.
Dankend lächelte sie ihm zu.
„Manchmal habe ich das Gefühl nicht stark genug für diese Welt zu sein. Ich fühle mich, wie ein naives Kind, dass glaubt, es hätte die Weisheit aus Eimern gelöffelt", durchdrang ihre zarte Stimme das Geräusch des Wind, jener laut gegen das Fenster schlug.
„Du bist die stärkste Person die ich kenne. Ich kenne keinen Menschen, der widerspenstiger und warmherziger, ist als du."
Gerührt erwiderte sie seinen Blick.
Zart strich Jill ihm über seinen Arm. Sein Haut fühlte sich ganz warm und weich an.
Liebevoll umfasste Taylor ihr blasses Gesicht und küsste sie vorsichtig auf die Wangen. Dabei hinterließen seine weichen Lippen kribbelnde Abdrücke auf ihr.
Beflügelt gab sie sich seiner Zuneigung hin. Instinktiv senkte Jill ihre Schultern, verschloss ruhig ihre Lider und atmete tief durch.
Sofort beschleunigte sich ihr Herzschlag und ihre verkrampften Muskeln entspannten sich unter seiner leichten Berührung.
In diesem Moment waren sie einfach nur Taylor und Jill gewesen, nicht mehr. Die dunklen Gedanken verblassten mit jedem Kuss.
„Ich bin froh, dass du mir gefolgt bist", wisperte sie und schlang ihre Arme um seinen Nacken.
Er lachte geschmeichelt. Dann sah er sie wieder mit seinen wunderbaren Augen an.
„Seit dem du mich Marshawn-Lynch-Mäßig umgetakelt hast, gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf", gab Taylor zu und lachte mit diesem leisen ehrlichen Lachen, über die Erinnerung.
Ihre Gesichter war nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
Jill konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Zu sehr war sie von seiner Art verzaubert. Währenddessen feierten die Schmetterlinge in ihrem Bauch heftiger denn je.
Bei diesem Menschen konnte sie sich fallen lassen, alles um sie herum erschien ihr plötzlich völlig unwichtig. Dort waren nur Taylor und sie.
„Ich habe dich nicht...", sie verstummte.
Nicht erneut würde sie ihm erklären, dass ihr Sturz keine misslungene Anmache gewesen war.
Allerdings fehlinterpretierte Taylor ihr Schweigen als ein Geständnis.
„Aha", gab er siegessicher von sich.
„Idiot..."
Schmollend verzog er sein Gesicht.
Woraufhin Jill, noch stärker als sonst, den Drang danach verspürte ihn zu küssen. Außerdem war dort dieses neue Gefühl hinzugekommen.
Freudig zog sich ihr gesamter Unterleib zusammen. Auf einmal sehnte sie sich ganz nach ihm.
Wissend grinste er, es wirkte fast schon so, als würde er ihre Gedanken lesen können.
Sanft nahm Taylor ihr Gesicht zwischen seine Hände und presste seine Lippen auf die ihre. Zusammen vereinten sie sich zu einem Kuss. Erstmal ganz behutsam, beinahe schon forschend, doch dann immer fordernder.
Immer wieder biss er ihr vorsichtig in ihre Unterlippe, um dann liebevoll mit der Zunge darüber zu fahren.
Wollend erwiderte Jill den Kuss und öffnete ihren Mund ein Stück, um ihm Einlass zu gewähren.
Mit einem befreiendem Stöhnen zog Taylor sie noch näher an seine Brust, bis kaum noch ein Blatt zwischen sie passte. Seine saugenden Küsse wanderten von ihren Lippen, über ihre Wangen, bis hin zu jener Stelle an ihrem Hals, an der die Haut nur ganz dünn war.
Zaghaft fuhren ihre Fingerspitzen über sein dünnes Shirt. Während sie seinen warmen Atem an ihrem Schlüsselbein fühlte, als ihm ein wohlwollendes Seufzen entwich.
Langsam glitt ihre Hand unter sein Oberteil. Dort wanderte sie, kitzelnd, an den harten Konturen seiner Muskulatur entlang. Jill spürte, wie ihre Berührung eine Gänsehaut auf seinem Körper hinterließ und lächelte freudig.
Konnte er auch spüren, wie schnell ihr Herz schlug?
Behutsam lehnte Taylor sich nach vorne und drückte sie so sachte mit seinem Gewicht ins Bett. Für einen kurzen Augenblick löste ihr Bewunderer sich von Jill , sodass sie sich ins Gesicht sehen konnten.
Sein braunes Haar war ganz zerzaust, während er flach atmete. In seinen blauen Augen spiegelte sich das Verlangen, jenes Gilliam ein wenig erröten lies.
Ihre Lippen pochten immer noch von dem Küssen.
„Ist das okay?", hauchte er atemlos und legte auf seine charmante Taylor-Art den Kopf schief.
Anstatt ihm zu Antworten, griff sie nach seinem Gesicht und zog es behutsam zu sich. Neugierig wanderte ihr Blick an seinem Oberkörper entlang. Sofort spürte sie seine Erregung und wimmerte lustvoll auf, nach dem er begann sich rhythmisch, an der richtigen Stelle, zu bewegen.
Mit einer geschmeidigen Bewegung streifte er ihr Oberteil ab, um dann inne zuhalten und ihren Körper zu betrachten.
Leicht beschämt griff Gillian sich an ihre Brust und senkte den Blick. Noch nie hatte sie sich so verletzlich gezeigt. Es war ungewohnt.
Sachte griff er nach ihrem Kinn und drehte es langsam zu sich. Nun konnte sie ihm direkt in seine aufrichtigen Augen blicken.
„Du bist wunderschön", raunte er und begann ihren Körper mit leichten Küssen zu übersähen.
Bei diesem Satz machte ihr Herz einen extra Sprung.
Jill krümmte sich vor Lust.
Sie wollte ihn. Jetzt.
Überrascht über ihr eigenes Verlangen errötete sie. Allerdings vermittelte Taylor ihr, dass es völlig in Ordnung sei, dieses Verlangen zu empfinden.
Vorsichtig schlang sie ihre Beine um seine Hüfte. Bedacht legte er seine Boxershorts ab und warf sie neben das Bett. Zitternd umklammerte sie seine breiten Schultern, während er einen Moment verharrte.
Liebevoll strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und sah ihr tief in die Augen. Wollend erwiderte sie seinen Blick und lies ihre Stirn gegen seine sinken.
Dann drang er tief in sie ein.
Stöhnend lag sie unter ihm, während die Lust in Form von vielen Wellen über ihr zerbrach.
In diesem Moment verschwamm die ganze Welt um sie herum. Alles war egal, da waren nur noch sie beide. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl frei zu sein.
-
Sein Atmen war ruhig und gleichmäßig.
Taylor lag immer noch oberkörperfrei in dem Bett.
Während Jill mit dem Gesicht an seiner Brust lehnte, hielt dieser sie fest in seinen Armen. So hatten sie die gesamte Nacht geschlafen.
Langsam fuhr sie mit dem Fingerspitzen, in kreisenden Bewegungen, über seinen Rücken. Beflügelt zog sie seinen wohlriechenden Duft ein. Genüsslich schloss das Mädchen die Augen, wobei der Gedanke an letzte Nacht ihr ein Lächeln entlockte.
Plötzlich spürte Jill eine raue Stelle, woraufhin sie sofort ihre Augen wieder aufschlug. Beinahe hatte sie eine Verletzung vergessen. Obwohl sie diese gewalttätige Zeichnung schon gesehen hatte, spürte sie dennoch bei dem Anblick einen tiefen Stich im Herzen. Just in diesem Moment wurde auch ihr klar, dass auch Taylor menschlich und somit vergänglich war.
„Es tut nicht mehr weh", erklärte er emotionslos.
Überrascht zuckte Jill zusammen, sie hatte gar nicht mitbekommen, dass er bereits wach war.
„Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht erschrecken."
„Nein. Schon gut. Ich dachte nur, du schläfst noch", stotterte sie und sah ihn von unten an.
Langsam öffnete er seine Augen und grinste sie an, allerdings lag Besorgnis in seinem Blick.
„Du hast bestimmt Hunger! Ich schaue, ob wir unten etwas brauchbares haben", verkündete Taylor, mit einer kleinen Geste in Richtung ihres Bauches.
Tatsächlich hatte ihr Magen schon unüberhörbar nach Nahrung gefordert. Stöhnend schlug sich Jill die schwere Decke ins Gesicht.
„Sorry!", entschuldigte sie sich für die Dreistigkeit ihres Schlemmerorgans.
Wütend reagierte dieser mit einem bedrohlich langen Knurren.
Gestern hattest du etwas zu Naschen und jetzt bin ich dran Fräulein, schien ihr Magen zu rufen.
Genervt verdrehte sie die Augen, ihre menschlichen Bedürfnisse schienen sich immer in den unpassendsten Momenten zu melden.
Jedoch schien Taylor herzlichst amüsiert zu sein. Lachend zog er die Decke weg.
„Na, da ist ja jemand gereizt", bemerkte er und tippte behutsam auf den schuldigen Körperteil.
„Ich weiss auch nicht, was sich klein Gillian dabei denkt, nach Essen zuverlangen", entgegnete Jill ihm und warf ihrer Bauchdecke einen mahnenden Blick zu.
„Du nennst deinen Magen klein Gillian?"
„So oft wie sie jammert, hat sie einen Namen verdient", bemerkte sie achselzuckend.
Erstaunt schüttelte Taylor den Kopf und hob die Hände.
„Ich lasse das jetzt so stehen, bevor klein Gillian mich noch vernaschen will...", die Zweideutigkeit in seinen Worten lies ihn breit Grinsen.
Leicht errötet stieß Jill dem Scherzkeks neckend in die Seite.
Sie wusste auch nicht warum, allerdings hatte sich etwas seit der Nacht verändert. Die düstere Wolke, die ihn sonst umgab, war verschwunden und Taylor wirkte einfach glücklich. Ununterbrochen umspielte ein zartes Lächeln seine Lippen, während er sie immerzu mit diesem verzauberten Blick ansah.
Ehrlicherweise musste auch Jill sich eingestehen, dass auch sie sich verändert hatte. Gestern wirkte die Welt noch so hoffnungslos und düster.
Heute morgen schien, allerdings selbst die kalte Sonne, fröhlicher zu scheinen. Zu dem flatterten, pausenlos, die Schmetterlinge, wie wild in ihrem Bauch umher, was ihr ein wohliges Gefühl gab.
Sachte beugte sich Taylor zu ihr, um dann einen sanften Kuss auf ihren Scheitel zu platzieren.
Dann erhob er sich, streckend, aus dem Bett und hinterließ eine kalte Leere. Noch ein wenig schlaftrunken zog er sich sein Shirt über.
Sofort fiel Jills Blick wieder auf seine Wunde. Auch wenn sie nicht tief zu sein schien, war sie dennoch ein drohendes Mal. Man würde Jagd auf ihn machen. Es beenden wollen. Jill spürte es.
Glücklich zwinkerte er ihr noch zu, bevor er sich sein Haar glatt strich und den Raum verlies.
Warum dachte sie gerade jetzt daran ihn zu verlieren?
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