Two ~ You Can't Touch This
Mein Gott, alter.
Wie konnte man so langweilig erzählen?
Mein Kopf knallte fast auf meinen Tisch, als es kurz vor Schulschluss war. Geschichtslehrer waren schon verdammt gleichgültige Personen. Oder vielleicht auch nur meiner, denn es war so richtig langweilig und uninteressant.
Die Uhr tickte lauter als sonst und ich schielte zu ihr hoch. Ich drehte mich dann nach rechts und erblickte Ash, der nervös mit seinem Bleistift auf der Tischfläche herumtippte und ich zuckte zusammen, als sich jemand zu mir streckte.
Ich sah zum Übeltäter, welcher hinter mir saß und versuchte das Verdrehen meiner Augen zu vermeiden.
Hoe.
"Na? Mauerblümchen?" Tina grinste mich schelmisch an. Sie war offiziell davon überzeugt, dass ich auf Mädchen stand und etwas von ihr wollte.
Diesen Gedanken pflegte sie, da sie dachte, wenn man mit 17, bald 18, noch keinen Freund, unerfahren und unberührt ist, dass man dann einfach nur noch homosexuell sein konnte.
Joa...
Das störte mich eigentlich gar nicht, denn homosexuell zu sein, war etwas ganz normales und überhaupt kein Problem oder gar nichts Schlimmes. Noch dazu ist es auch keineswegs schlimm, wenn man nicht in einer Beziehung ist.
Und ich hatte Kay. Soweit ich wusste, war Kay ein Mann. Ich verneinte ihre Behauptungen also nie, denn ich wusste, dass ich einen Freund hatte und das reichte mir.
Natürlich würde ich ihr gerne unter die Nase reiben, dass mein Junge reines Eye-candy war, aber hier musste ich mich zurückhalten.
Kay hatte es mitbekommen. Er wusste von Tina und war nicht gut auf sie zu sprechen.
Schon mehr als einmal wollte er sie konfrontieren, aber ich stoppte ihn immer wieder.
Erstens, sollte er sich nicht blicken lassen und zweitens, würde Tina dann wahrscheinlich nur versuchen mir Kay auszuspannen.
Hier machte ich mir aber keine Sorgen. "Harper. Wie begann der Zweite Weltkrieg? Wissen Sie das noch?"
Ich hob meinen Kopf an und sah den Grauhaarigen verwirrt an. Seit wann stellte er während seinen Vorträgen Fragen?
"Hitlers Angriff auf Polen...", murmelte ich.
"Wow. Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort." Mein Geschichtslehrer sah mich tadelnd an.
"Besser als gar keine, nicht wahr?"
Ich hob eine Augenbraue und hörte ein Klatschen. Mein Kopf drehte sich zu Ash, welcher sich eine Hand auf den Mund presste, damit man ihn nicht lachen hören konnte.
I'm a comedian.
"Hey, Mauerblümchen?!" Wieder ertönte die Stimme von Tina und ich seufzte laut auf.
"Mein Gott! Was ist?!", kam es etwas zu laut von mir und die ganze Klasse sah uns an.
"Na toll", grummelte ich, als mir der Blick meines Lehrers verriet, dass ich mit Tina das Zimmer verlassen sollte.
Ich schielte kurz zur Wanduhr und sah, dass die Stunde sowieso gleich zu Ende sein würde und wenn ich Glück hatte, würde Kay auch schon hier sein.
Ich war zwar noch ein bisschen angepisst, was seine Geheimtuerei anging, aber lieber war ich bei ihm, als bei Tina.
"Toll. Jetzt bekomme ich wegen dir Ärger." Meine beste Freundin rempelte mich an, doch ich lief geradewegs zum Seitenausgang.
Ich konnte Kays Statur schon erkennen und entschloss mich dazu einfach zu ihm zu gehen, da ich ihn schon etwas vermisst hatte.
Natürlich war ich mir bewusst, dass Tina mir folgte, aber sie würde es dann schon bereuen, wenn mein Freund auf sie treffen würde.
Ihre Anwesenheit machte mich heute besonders hitzig und darum entschied ich mich dazu, ihr unter die Nase zu reiben, was für einen geilen Freund ich hatte.
Ich durfte ihn so nennen.
"Wo gehst du hin, Mauerblümchen? Auf die Toilette, um dich dort auszuweinen?" Ich verdrehte meine Augen.
Diese Tusse besaß wirklich kein Hirn, denn die Toiletten befanden sich auf der anderen Seite des Ganges. "Zu meinem Freund", konterte ich und schob die Tür auf.
"Dein Freund? Ja, klar und ich gehe Schachspielen", scherzte sie. Ich wollte ihr die Tür vor der Nase zuschlagen, aber sie war leider etwas zu schnell.
Kay hob seinen hübschen Kopf an. Wie immer, wenn er in der Öffentlichkeit war, trug er eine Kapuze. Trotzdem konnte ich aber sein Lächeln erkennen und müde warf ich mich gegen ihn.
"Warum bist du jetzt schon hier?" Seine Stimme war tief und rau. "Das Gleiche könnte ich dich fragen." Kay hatte ja bekanntlich ein Zeitgefühl einer Karotte und die Tatsache, dass er nun etwas früher hier war, machte mich stutzig.
"Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Das wegen heute Morgen. Ich erzähle es dir sicher. Einfach nicht hier und jetzt." Ihm fiel auf, dass Tina vor uns stand und sie sah perplex zwischen mir und Kay hin und her.
"Du bist also nicht lesbisch?" Ich schmunzelte anhand ihrer Stimmlage, da sie wirklich baff schien.
"Warum sollte sie das sein? Hattest du Hoffnungen?"
Ich schenkte Glauben darin, dass mein Freund wusste, wer sie war und darum sprach er auch mit leichtem Nachdruck.
"Ich... eh-, also nein", stammelte sie, als Kay seine Kapuze von seinem Kopf nahm.
Oh yes, Baby. That's mine.
Wissend, dass sie sich, glaube ich, gerade verliebt hatte, legte ich meine Arme um seinen Bauch.
Das mag jetzt vielleicht gemein klingen, aber in meinem Kopf lief gerade das Lied, das folgendes von sich gab;
You can't touch this...
"Kay, Tina und Tina das ist Kay." Sie lächelte schüchtern und ich spürte Kays Hand auf meinem unteren Rücken, als er sie innig musterte.
Ich kannte diesen Blick. Dieser ließ dich vor Angst erschüttern, denn seine grünen Augen stachen dir entgegen.
Die Schulglocke rang und die Türen begann aufzuspringen. Schnell überdeckte mein Junge seinen Kopf wieder und sah mehr zu Boden. Es war gerade ziemlich komisch, denn Tina machte sich einfach nicht von Acker.
Ash kam dazu und bemerkte schnell, was gerade vor sich ging. "Traurig, huh?" Er stellte sich neben Tina und sah mich kurz an, bevor er sich zur Tussi drehte und ihr bemitleidend seine Hand auf ihre Schulter legte.
"Das ganze Flachlegen, das du die letzten Jahre durchgezogen hast, hat dich das verpassen lassen." Er zeigte auf Kay und grinste leicht.
"Und noch dazu... Ilaria ist mindestens genauso straight wie ich schwul bin."
Ich begann zu grinsen und drehte mich zu Kay, welcher Tina kritisch beäugte.
Definitiv. Er mochte sie nicht.
"Wohin gehen wir?" Mit dieser Frage lenkte ich seine Aufmerksamkeit auf mich und lieblich blickte er auf mich herab.
"Sag ich nicht."
Ich wollte gerade protestieren, als Ash Tina wegschob und sich vor uns stellte. "Wenn ihr etwas passiert, finde ich dich."
Seine Warnung unterstrich er mit seinen Fingern, welche zuerst auf seine Augen und dann auf Kays zeigten.
"Verstanden, Mom." Die weißen Zähne meines Freundes blitzen auf, als er dies meinem besten Kumpel antwortete und ich hielt mich an seinem Oberarm fest.
"Ich muss aber noch zum Spind. Kommst du mit?" Kay sah mich leicht überrumpelt an.
"Muss ich?"
"Nein."
Er lächelte mich unschuldig an und beugte sich zu mir herunter. Einen federleichten Kuss gab er mir auf meine Wange und sah mich dann mit großen, schimmernden Augen an.
"Nur weil du früher hier bist und dich jetzt wie ein kleines Baby verhältst, heißt das nicht, dass ich das vergesse." Ich deutete auf seine Geheimnistuerei und er legte seinen Kopf schief und amtete trotzig aus.
"Ich habe mich doch schon entschuldigt. Was kann ich denn sonst noch machen?"
Mein Augenlicht begann schelmisch zu glitzern und er nickte, da er verstand, dass seine Freundin wieder mal pervers dachte.
"Dagegen habe ich nichts", trällerte er und schob mich dann in Richtung meines Spindes.
Lächelnd verstaute ich meine Bücher darin und lief dann mit kleinen Schritten wieder zu Kay, der sich ein wenig zurückgezogen hatte.
Ashton umarmte mich kurz und legte auch schlicht seine Arme um Kay, als er sich dann verabschiedete und zu seinem Auto lief.
"Kannst du eigentlich Autofahren?", fragte ich meinen Freund, als wir uns von der Schule entfernten.
Er nickte. "Ja. Ja, kann ich."
"Echt jetzt?" Er nickte erneut und schielte zu mir herab, als er plötzlich vom Weg abbog und mich hinter sich herzog.
"Habe es mir selber beigebracht..." Kurz blieb er still und schien zu überlegen, ob er mir den Rest des Satzes erzählen sollte.
"Mit ein paar geklauten Autos." Ich verdrehte meine Augen blieb stehen und er wusste, dass ich ihn enttäuscht ansah.
Genau darum lief er einfach weiter und ein schlichtes Lächeln zierte meine Lippen.
Ich blickte auf seinen Rücken und nahm Anlauf. Mit einem wirklich bewundernswerten Sprung umgriff ich seine Schultern und klammerte mich wie ein Koala an ihn ran.
Er lachte, als ich meine Beine um seine Taille legte und mich gegen ihn presste, da ich schon wieder am Herunterrutschen war.
Kay bemerkte dies ebenfalls und auf den Boden grinsend umgriff er meine Oberschenkel.
Darüber froh, dass er mich nicht abschüttelte, legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und schloss meine Augen.
Es ging bergauf und ich war todmüde. Ich war also ziemlich froh, dass er mich trug.
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