Thirty Three ~ What The Future Holds
Mit noch leicht feuchtem Haar verließ ich das Bad und der Esstisch war leer. Ich schielte zum Büro von Aaron, aber dies war ebenfalls verlassen. Die Küche schien auch leer, was mich kurz etwas stutzig machte.
Ich dachte mir aber nicht viel dabei und ging mich anziehen. Hinter mir, in mein Zimmer eingetreten, zog ich die Tür zu und bekleidete mich.
Eine Jogginghose und Hoodie reichten mir, denn ich würde diese Wohnung heute nicht mehr verlassen. Ich hatte mehr als genug zu tun.
Eigentlich plante ich zu schlafen oder einfach in diesem Zimmer zu bleiben, damit ich niemandem mehr entgegentreten musste, aber mein Magen hatte da eher andere Vorstellungen. Ich hievte mich also von der Matratze und schlich in die Küche vor den Kühlschrank.
Leise öffnete ich ihn und suchte nach etwas essbarem. "Gut, dass du Hunger hast. Ich wollte dich gerade fragen, ob du mit uns essen gehen möchtest." Hastig und ertappt drehte ich mich zu meiner Mutter und lehnte mich dann unschuldig gegen den offenen Kühlschrank.
Dass ich keinen Hunger hatte, konnte ich nicht bringen, weshalb ich einfach gähnte und mir gespielt meine Augen rieb. "Das klingt natürlich sehr toll", lächelte ich und ich war mir sicher, dass Dyana mich durchschauen konnte.
"Aber ich bin extrem müde und möchte einfach nur noch schlafen. Geht also einfach zu dritt. Du weißt schon. Familiäres Essen und so."
Meine Mutter musterte mich amüsiert und schüttelte dann belustigt ihren Kopf. "Dann geh mal schlafen. Wir sind in spätestens drei Stunden wieder zu Hause." Sie wusste genau, dass ich keinen Bock hatte, aber zum Glück zwang sie mich nicht dazu. "Und wenn ich du wäre, würde ich mich nachher direkt ins Bett werfen, denn Aaron wird versuchen dich zu zwingen."
Dankend nickte ich ihr zu und schaute nochmal kurz in den Kühlschrank, um zu sehen, was ich mir holen könnte, wenn sie gegangen waren.
Meine Augen blieben an einer Pizzaschachtel hängen und für mich war die Sache geklärt. Heute würde ich mich von Pizzaresten ernähren.
Als ich die Stimme von Aaron wahrnahm, flüchtete ich in mein Zimmer und schloss die Tür. Dieses Arschloch sollte es nicht einmal wagen hier einzutreten. Vor allem nicht, wenn ich hier schlief.
~
Ich war im Zimmer geblieben, bis ich mir sicher war, dass alle gegangen waren.
Aaron, Devon und Dyana waren aus dem Haus. Es mag eher surreal klingen, denn auch für mich schien das komisch. Es musste bedeuten, dass alle drei mir auf irgendeine Weise vertrauten, denn mich hier allein zu lassen, war nicht das schlauste, was machen konnte.
Oder vielleicht dachte Aaron, dass er mich wegen Ilaria im Griff hatte.
Mutig, aber leichtsinnig.
Ich schloss also meine Tür auf und trat ins Wohnzimmer. Ohne auch nur ein bisschen zu zögern, betrat ich das Büro meines Stiefvaters.
Bevor ich mich aber in seinen Stuhl fallen lassen wollte, fiel mir wieder ein, dass ich Hunger hatte. Ich stoppte mein Fallen und schlurfte wieder vor den Kühlschrank.
Innerlich betete ich, dass es keine Pizza Margherita war, denn ich brauchte Fleisch. Sonst würde ich bald noch abkratzen.
Als ich die Schachtel auf die Theke warf, ging sie auf und ich verdrehte meine Augen. Natürlich. Pizza Hawaii. Das Leben meinte es wohl echt sau gut mit mir.
Ananas auf der Pizza war nicht wirklich das, was ich im Leben haben wollte, aber kochen konnte ich nicht.
Zwar besser als Ilaria, aber ja...
Ergeben fiel ich dann doch noch in den Stuhl meines Stiefvaters und biss von einem Pizzastück ab.
Was ich vorhatte?
Ja, das war so eine Sache.
Mein Plan? Keiner vorhanden.
Ich wusste einfach, dass ich herausfinden wollte, wo sich Ilaria befand und ich ging schwer davon aus, dass Aaron das irgendwo auf seinem Computer versteckte.
Wahrscheinlich auch ihre Patientendokumente. Ich öffnete also wieder einmal den Explorer und tippte den schönen Namen meines noch schöneren Mädchens ein.
Finden tat ich ein paar Stalkerberichte, welche ich kauend und gelassen löschte. Dann erst öffnete ich einen Bericht, der erst vor wenigen Tagen entstanden war.
Ilarias medizinischer Zustand. Ich erhob mich aus der Lehne des Stuhls und lehnte mich ein wenig nach vorne. Die Pizza hatte nun meine Interesse verloren.
Ilaria Viola Harper.
Ich schluckte. Allein nur ihren Namen zu lesen, ließ mein Herz umherjagen. Sie lag momentan noch in der Intensivstation. Vorgestern hatte sie eine Operation und nun warteten die Ärzte darauf, dass sie stabil und fit genug wird, damit sie sie nach San Diego verlegen können.
Sie lag momentan im Wolfson Children's Hospital.
Als ich das las, stellte ich mir die Frage, warum ihre Eltern nicht hier waren. Oder waren sie das?
Es könnte gut sein, dass Aaron irgendwie alles verbogen hatte. Vielleicht ließ alle glauben, dass Ilaria zu ihm gehörte...
Aber war das denn überhaupt möglich? Sie hatten ihre DNA. Ihre Eltern mussten zu 100% benachrichtigt worden sein.
Mit brummendem Kopf und rasendem Herzen ließ ich mich wieder in die Lehne fallen und langte nach meinem Pizzastück. Verwirrt und leicht genervt nahm ich einen Bissen und fixierte den Bildschirm vor mir.
Aaron muss wahrscheinlich auf irgendeine Weise vermieden haben, dass Ilarias Eltern kontaktiert werden. Wären ihre Eltern auch im Spiel, so würde ihm das das Ganze noch einen Ticken schwerer machen. Denn er wollte Ilaria behalten. Das wusste ich.
Und nun lag es an mir, wie ich sie aus diesem Schlamassel wieder herausfischen würde.
Dezent überfordert rieb ich mir meine Stirn, als ich kurz meinen Schoß anvisierte und es dann auch wagte die Zukunft zu hinterfragen.
Was Ilaria bis jetzt noch nicht einsehen wollte, war, dass das zwischen uns nicht für immer halten kann.
Ich will sie bei mir haben, aber sind wir doch mal ganz ehrlich...
Mit mir hat sie keine Zukunft. Jedenfalls keine schöne oder erfolgreiche. Eher eine im Schatten und allein.
Ich befeuchtete meine Lippen und dachte darüber nach. Auch wenn ich selbst nicht von ihr loslassen wollte, werde ich mich in näherer Zukunft damit auseinandersetzen müssen.
Mir hingen mehrere Anzeigen an meinen Schultern. Würde San Diego nicht glauben, dass ich tot war, würden mich gröbere Strafen erwarten.
Ob es wirklich schlau war genau jetzt darüber nachzudenken? Na ja. Darüber könnte man sich streiten, aber trotzdem war es ein sehr wichtiges Thema.
Mir machte es nichts mehr aus mein ganzes Leben im Schatten zu verbringen, aber Ilaria wollte ich das nicht antun. Definitiv nicht.
Meine Augen scannten das Pult ab und ich suchte nach einem Tipp. Einen Ratschlag könnte ich gerade ziemlich gut gebrauchen.
Wieder griff ich nach einem Pizzastück und nahm erneut einen Bissen. Mein Blick blieb dann an mehreren USBs hängen und ich stoppte in meinem Essen.
Zögernd blickte ich wieder zum Computer meines Stiefvaters und wieder zu den USB-Sticks.
Sollte ich? Das würde mir in der Zukunft vielleicht noch helfen können.
Vor allem auch, um Ilaria aus der ganzen Situation zu helfen. Meine Hand langte schon nach einem Stick und ich stoppte mich selbst.
Wenn Aaron das herausfinden würde, wäre ich gröber am Arsch. Auch Ilaria würde sich dann in noch größerer Gefahr befinden.
Ich sollte und konnte es eigentlich nicht riskieren. Mit gequältem Gesichtsausdruck trommelte ich mit meinem Zeige- und Mittelfinger auf der Tischoberfläche.
Meine Unterlippe lag zwischen meinen Zähnen, bevor ich einfach danach griff und begann die ganzen Dateien auf diesen Stick zu kopieren.
Dieser würde schön immer bei mir bleiben, denn ich würde nun nicht riskieren können, dass Aaron oder Devon davon erfährt. Ilarias Leben würde dann wahrscheinlich innerhalb Sekunden enden.
Weil ich nicht wusste, wann die anderen wieder zurückkommen würden, kribbelten mir meine Fingerspitzen, als der Computer lud und ich gleichzeitig Stimmen hörte.
Es schien mir so, als würde der scheiß Computer eine Ewigkeit brauchen und ich bekam fast einen Stromschlag, als ich den nun beladenden Stick grob herausriss und auf dem Computer alles schloss, damit ich aus diesem Raum verschwinden konnte.
Im Wohnzimmer blieb ich ganz still, weil ich immer noch Stimmen hörte. Aber relativ schnell kapierte ich, dass es sich um das verdammte Radio in der Küche hielt.
Das war nämlich schon alt und würde bald den Geist aufgeben. Die Lautstärke veränderte sich selbständig, weshalb es sich so angehört hatte, als wären Leute in der Küche.
Über mich selbst die Augen verdrehend schüttelte ich meinen Kopf und ging wieder in mein Zimmer.
Dort warf ich mich aufs Bett und sah an die Decke. Meinem Gesichtsausdruck konnte man wahrscheinlich sehr gut ansehen, dass ich mich hilflos fühlte.
Allein, gestresst.
Ich musste zu Ilaria.
Ich musste sie sehen.
Kay wird diese Nacht wahrscheinlich eine Million knacken. Deshalb dieses Kapitel hier. Ich kann es einfach nicht glauben!
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