Four ~ No Words
Nachdenklich hockte ich an meinem Schreibtisch und tippte mit dem Kugelschreiber auf die Tischoberfläche. Ich sollte eigentlich an meinen Geschichtshausaufgaben arbeiten, aber ich konnte mich nicht konzentrieren.
Kay hatte mich vor ca. 3 Stunden nach Hause gebracht. Das an sich störte mich nicht wirklich. Was mich aber extrem kribbelig machte, war, dass er mir nicht verraten hatte, wann er nach Florida reisen würde.
Es machte mich verrückt. Ich hatte Angst, dass er plötzlich einfach verschwinden würde. Ich kannte ihn und traute ihm das voll und ganz zu.
Mit dem Gedanken so ein schmerzhaftes und trauriges Verabschieden zu vermeiden, würde er sich wahrscheinlich einfach aus dem Staub machen.
Verzweifelt warf ich meinen Schreiber in mein Etui und legte mein Gesicht in meine Hände. Es machte mich fertig.
Warum?
Warum hatte ich auch nur daran gedacht, dass es vorbei sein könnte?
Da ich mir im Klaren war, dass ich heute nichts mehr zustande bringen würde, drückte ich mich aus meinem Stuhl und sammelte meine Schlafsachen vom Boden auf. Mit diesen in meinen Armen schlurfte ich in mein Badezimmer und warf sie dort gleich wieder zurück auf den Boden.
Ich band mir mein mittlerweile sehr langes, blondes Haar zu einem hohen Dutt zusammen und blickte auspustend in den Spiegel.
Kurz starrte ich meinem Spiegelbild in die Augen und stützte mich am Rand des Waschbeckens ab.
Je länger ich mir selbst in die Augen blickte, desto verschwommener sah ich, denn es bildeten sich Tränen in ihnen .
Ich wandte mich also vom Spiegel ab und begann mir ein Bad einzulassen. Mit meinem Zeh testete ich die Temperatur und entkleidete mich langsam.
Man könnte ein ganzes Orchester mit meinen Seufzern übertönen. Ich fühlte mich ganz taub, als ich meinen Körper langsam in der mittlerweile schon halb gefüllten Wanne eintauchte und erschöpft legte ich meinen Kopf in den Nacken, als ich mich bis zu den Schultern sinken ließ.
War es wirklich nötig bis nach Florida zu gehen?
Hatte Kay mir überhaupt alles erzählt?
In Momenten wie diesen fühlte ich mich immer ganz hilf- und ahnungslos. Es war wieder so eine Situation, wo ich meinem Freund überhaupt nicht helfen konnte. Aber ich wollte. Ich wollte ihm helfen.
Vorlauter Nachdenken hatte ich vergessen Shampoo ins Wasser zu leeren und mit schlappen Bewegungen tat ich das noch kurz. Der Duft von Lavendel stieg in meine Nase und tatsächlich beruhigte es mich ein bisschen.
Ich spielte mit dem Schaum, der sich langsam bildete und nahm immer wieder ein wenig in meine Hände. Ich starrte die kleinen Luftbläschen an und zerplatzte sie dann mit meinem Fingernägel.
Sollte ich ihn gehenlassen?
War das wirklich das Richtige?
Ich meine, hatte ich überhaupt eine andere Wahl? Kay würde doch niemals auf mich hören. Ich hatte ihm heute angesehen, dass er sich schon zu 100% sicher war, dass er nach Florida gehen würde.
Mit leicht genervtem Gesichtsausdruck ließ ich meine Hände ins warme, fast schon heiße Wasser fallen und fokussierte die Lavendelblüten auf der Tube.
Ich sollte mit Ashton darüber reden. Er war so ziemlich der einzige, der von der ganzen Auftragskillergeschichte wusste.
Natürlich abgesehen von Trace und Luke, aber diese hatte ich sowieso schon lange nicht mehr gesehen, da ich seit 3 Wochen wieder Schule hatte.
Ich suchte nach meinem Handy, aber das hatte ich in meinem Zimmer auf meinem Bett liegen lassen. Dann würde ich ihn halt später anrufen. Kein Problem. Ich hatte ja Zeit. Aber trotzdem machten mich meine ständigen Sorgen verrückt.
Mit der Hoffnung, dass ich meine Gedanken ertränken könnte, ging ich mit meinem Kopf unter Wasser und machte mein Haar doch nass. Als es nicht funktionierte, kam ich wieder hoch und löste das nun lockere Haargummi aus meinem nassen Haar.
Kay hatte mir noch nicht einmal gesagt, ob er heute wieder bei mir schlafen würde oder nicht. Ich wusste nicht, ob ich auf ihn warten sollte oder ob er bei Luke und Trace übernachten würde.
Mein ganzer Körper war mittlerweile mit Schaum verdeckt und ich blies in ihn hinein.
Kleine Blasen setzten sich ab und flogen durch mein Badezimmer. Ich folgte ihnen mit meinem Blick und stoppte an meiner Badezimmertür, als ich dort eine Person erkannte. Die gleichen Augen sahen mich besorgt an und mit leisen Schritten trat meine Schwester ein.
Sie zog die Tür hinter sich zu und kniete sich dann an die Badewanne. "Alles okay?" Sie spielte ebenfalls mit dem Schaum und sah mich fürsorglich an. Ich nickte schweigend und strich mir mein Haar aus dem Gesicht.
"Sicher?" Sie musterte mich ganz genau und versuchte meine Fassade zu lesen. Ich sah sie nicht an. Ich wusste, dass wenn ich es tun würde, ich brechen würde. Doch leider spürte ich ihre Augen auf mir und ich zerbrach auch so.
Langsam schüttelte ich meinen Kopf und presste meine Lippen fest aufeinander. "Stress im Paradies?" Ihre Stimme wirkte sehr beruhigend auf mich. Fast schon beruhigender als der Lavendel in meinem Shampoo.
"Nicht direkt..."
Jade nickte verständnisvoll und drückte sich am Rand der Badewanne hoch, damit sie dann auf ihm platz nehmen konnte. "Möchtest du darüber reden?" Ich schüttelte wieder meinen Kopf, denn ich wusste, dass es mir nichts bringen würde.
"Okay, aber versprich mir, dass du zu mir kommst, wenn es gar nicht mehr geht." Meine große Schwester strich mir mit ihrem Daumen über meine Wange und lächelte mich lieblich an. Ich lächelte zurück und nickte erneut.
Dieser verflog schnell wieder, denn mir kam wieder etwas in den Sinn. "Wie soll ich denn zu dir kommen, wenn du bald wegfliegst?" Jade seufzte auf. "Dann rufst du mich halt an, aber melde dich einfach bei mir."
Jade würde in drei Tagen nach London fliegen und dort ein Jahr verbringen. Bis vor Kurzem hatte es mich nicht wirklich gejuckt, aber so langsam realisierte ich, dass meine Schwester weg sein würde und irgendwie passte mir das ganz und gar nicht.
Ich brauchte sie hier zu Hause. Mein Verhältnis zu Mom war nicht mehr das beste und Dad verbrachte wirklich Tag und Nacht im Büro seit unsere Firma aus den Startlöchern gesprintet ist.
Ich war hier zu Hause also so gut wie alleine. Außer Kay schlief hier. Dann war es natürlich etwas anderes, aber dieser möchte sich ja nun auch vom Acker machen.
"Jade! Kommst du mal bitte!" Moms Stimme hallte durch das Haus und meine Schwester verdrehte spielerisch ihre Augen. "Das Monster ruft", scherzte sie und zwinkerte mir zu. Ich lachte und blickte der blonden Frau hinterher, als sie mein Badezimmer und dann anschließend mein Zimmer verließ.
Meine Haut war schon leicht runzelig, was mir deutete, dass ich langsam aus der Badewanne steigen sollte. Dies tat ich auch, nachdem ich mit meinem Fuß den Stöpsel löste und das Wasser begann abzufließen.
Bevor ich auf den kühlen Fliesen trat, drückte ich mein Haar über der Wanne aus und streckte mich zur Heizung auf dem ein warmes Handtuch hing. Ich trocknete mich flüchtig ab und stieg dann aus der Wanne.
Eingewickelt sah ich erneut in meinen Spiegel und rieb mir meine leicht errötete Haut. Diese bekam leichte Hühnerhaut, da ein leichter Windstoß durch mein Zimmer jagte. Ich muss wohl mein Fenster offen gelassen haben.
Gedankenversunken schlüpfte ich in einen frischen Slip und zog mir mein langes Shirt über, das ich mir selber habe kaufen müssen, weil Kay seine Kleidung nicht teilen wollte. Sein Shirt würde mir knapp bis zur Kniekehle gehen. Dieses hier langte nur bis unter meinen Po, aber es störte mich nicht wirklich.
Ich trug es sowieso nur zu Hause zum Schlafen. Als ich das nasse Handtuch wieder über die Heizung legte, meinte ich Schritte zu hören und vorsichtig, mit ganz viel Hoffnung schlich ich in mein Zimmer. Jetzt erklärte sich auch, warum mein Fenster offen war.
Mein Freund sah mich schweigend an. Er lehnte sich am Fensterrahmen an und hatte seine Hände in seinen Hosentaschen verstaut. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus und mit glühenden Wangen watschelte ich auf ihn zu.
Ich streckte mich in die Höhe, stand auf meinen Fußballen und legte meine Arme um seinen Nacken.
"Schläfst du hier?" Er legte seine Arme um meinen Körper und so rutschte mein Shirt über meinen Po hoch, aber das interessierte mich im Moment gerade gar nicht.
Kay nickte und erhob sich. Ich ließ ihn nicht los und meine Füße hoben sich vom Boden ab. Da ich nicht wie ein Sack an ihm hängen wollte, spannte ich meinen Bauch an, hob meine Beine an und schlang diese um seine Taille.
Sein Mund, der ganz nah an meinem Hals war, formte sich zu einem Lächeln, was ich auf meiner Haut spüren konnte und sanft legte er mich auf mein Bett. Er löste meine Beine von seiner Mitte und legte sich dann neben mich.
Wie man sehen konnte, fielen nicht viele Wörter, aber das war bei uns ganz normal.
Die zwei machen mich fertig...
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