
Fifty Nine ~ "Love me"
Ash hielt mir eine Zeitung vor meine Augen und ich blinzelte mehrmals, als ich Kays Statur auf der Titelseite erblickte. Hastig riss ich ihm sie aus der Hand und lass die Überschrift.
Von den Toten auferstanden.
Kay Adams lebt und geht bald vor Gericht.
Wird's lebenslänglich?
Ich schüttelte meinen Kopf. "Lies diesen Scheiß gar nicht. Die Presse dreht sowieso immer alles um." Angepisst, aber zugleich zufrieden, weil ich nur darauf wartete, dass Kay gleich durch die Tür eintreten würde, warf ich die Zeitung auf Ashtons Schoß.
In 3 Tagen würde alles vor Gericht gehen. Dann würde Kay seinem Schicksal direkt in die Augen blicken müssen. Aber bis dann war er frei.
Sie hatten nicht das recht ihn für längere Zeit bei ihnen zu behalten, weil man noch nicht wusste, was seine Strafe sein würde.
Trotzdem trug er aber eine Art Fußfessel um sein Fußgelenk, welche mitteilte, wo er sich befand. Losschneiden konnte er sie nicht, das sie sonst gleich einen Alarm auslösen würde und noch dazu konnte er mit ihr auch nicht den Staat verlassen.
Ich wurde hellhörig, als ich zu hören schien, dass Schritte die Treppen zur Wohnung hochkamen. Als ich dann Traces Stimme hörte, wusste ich, dass Kay wieder hier war und sprang auf.
Luke lachte anhand meines Sprints und folgte mir mit seinem Blick. "Ich wette, sie springt ihn gleich an."
Normalerweise würde ich mich verteidigen wollen, aber jetzt war es mir so ziemlich egal, was andere von mir dachten.
Ich hatte noch Gänsehaut, denn ich war gerade aus der Dusche gekommen und mir war dezent kalt. Als ich aber die karamellfarbenen Wellen erblickte, vergaß ich das in nur weniger als einer Sekunde.
Ohne Kay Zeit zu lassen, sprang ich ab. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, meine Beine um seinen Körper und schweratmend versteckte ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
Er taumelte einen winzigen Schritt zurück, da ich ihn doch etwas überrumpelt hatte. Es fühlte sich einfach nur atemberaubend an. Sein Körper an meinem. Mein Herz nahe an seinem.
Ein Lachen seinerseits ertönte und ich spürte, wie er eine Hand auf meinen Rücken legte und diese hoch- und runterstreifen ließ. "Ich wusste nicht, dass man mich so vermisst hat." Darauf gab ich keine Antwort, denn ich war in seinem Geruch gefangen, hatte meine Augen geschlossen.
Für einen winzigen Moment verfrachtete mich seine Nähe an den Tag zurück, wo meine Familie ermordet wurde und mir wurde ungewollt mulmig. "Du wurdest vermisst, glaub mir." Luke kam in den Flur und sah, wie ich an Kay hing.
Ich wollte ihn eigentlich nicht loslassen, aber er löste mich vorsichtig von seinem Körper und ließ mich in seinen Armen auf den Boden gleiten. "Das alles ist einfach nur krank", murmelte Ash, als er Kays Fußfessel um sein Fußgelenk erblickte.
Der Karamellschopf winkte ab und schüttelte dann seinen Kopf. "Falls sich jemand wundert, ob man es nicht doch abschneiden kann. Funktioniert nicht... Verteilt Stromschläge." Mit diesen Worten langte er nach meiner Hand und alle zusammen betraten wir wieder die Wohnung. Ich wollte mich eigentlich an Kay wenden, aber auf dem Sofa leuchtete mein Handy. Automatisch verdrehte ich meine Augen und Ash begann zu grinsen.
"Die Hexe ruft an", lächelte er und Kay sah mich verwirrt an. "Die Alte aus dem Heim. Die will immer wissen, wo ich mich befinde. Wir haben ihr zwar schon gesagt, dass ich entweder hier oder bei Ashton sein würde" Ich warf mich zu meinem Handy und nahm es zur Hand. Rangehen würde ich nicht. Sie konnte ruhig Ash oder Luke anrufen.
"Heim...", hörte ich Kay flüstern und sein Blick sank zu Boden, als er verstand und sich Schuld in ihm ausbreitete.
Sofort schritt ich ein, schlang meine Arme von hinten um seinen Bauch. "Ja, Heim, aber nur noch für wenige Monate. Dann bin ich nämlich 18." Er drehte sich in meine Richtung, sah mir in meine Augen und befeuchtete seine Lippen.
Er sah nicht wirklich müde aus, aber ich konnte ihm ablesen, dass es ihn innerlich zerfraß, was passiert war. Ich hatte ihm zwar schon versucht einzureden, dass es nicht seine Schuld war, aber ich kannte ihn. Er dachte es trotzdem.
"Und noch dazu habe ich von einem Vögelchen gezwitschert bekommen, dass Ilaria so ziemlich meine Schwester wird." Meine Augen wurden groß, als ich Ashs Worte hörte und hastig löste ich mich von Kay. "Was?" Mein Herz schlug ganz fest gegen meine Brust und Ashton lächelte mir schüchtern entgegen.
"Nur, wenn du nichts dagegen hast, natürlich." Ich schüttelte meinen Kopf und lief auf ihn zu. "Deine Mom würde das tun?" Er nickte und nahm mich in seine Arme. "Du warst ihr schon immer wie eine Tochter, nur weiß sie natürlich, dass sie nie das sein kann, was deine Eltern für dich waren, aber sie möchte dich unterstützen." Ich verlor eine Träne und strich sie mir so schnell es ging wieder weg. Kay hatte sie aber trotzdem bemerkt.
"Und noch dazu, hast du ja gemeint, dass du die Firma deiner Eltern übernehmen willst und bis du deine Ausbildung und alles fertig hast, dauert das noch eine Weile. Wenn meine Mom also Anspruch nimmt, so kann dir der Staat nichts mehr wegnehmen." Mir klebte ein riesiges Grinsen auf meinen Lippen und ich zog Ash zu mir herunter, um ihm auf seine Wange zu küssen.
Erfreut schlang ich meine Arme um seinen Nacken und spürte, wie er meine Taille hielt. "Du bist der Beste. Deine Mom ist die Beste. Schätze sie."
Vorlauter Eifer hatte ich die anderen vergessen, hörte dann aber ein gestelltes Räuspern, das zu Kay gehörte.
Ich wandte mich also zu ihm und den anderen. Sein Blick... Er konnte es nicht einmal verstecken. Auch, wenn er es versuchte. Seine Augen schrien das Wort Eifersucht und ich realisierte, wie nah Ash und ich uns gerade gewesen waren.
Unbeholfen versuchte ich das zu überspielen und sah Kay entschuldigend an. "Na ja... Ich werde es meiner Mutter weiterleiten und sie hat auch angeboten zu helfen, was all die Testamente und so angeht."
Ja, ich wusste nie, was für Papierkram auf einem zukamen, verlor man jemanden. Ihre Schulden mussten beglichen werden und man musste das mit dem Erbe regeln. Das Dumme war, dass das alles sehr schnell passieren musste und es fiel mir immer noch sehr schwer daran zu denken, was geschehen war.
Ich war nicht mehr durchgehend am Weinen und man merkte mir auch kaum mehr etwas an, wenn ich abgelenkt war.
Jeden Tag wurde es erträglicher, aber es blieb mir in meinem Unterbewusstsein und wenn man es hervorrief, so zerriss mich mein Schmerz immer wieder aufs Neue. "Sag ihr danke von mir!" Mein bester Kumpel verabschiedete sich von allen, den Kay hatte ihn vorhin nicht wirklich freundlich angesehen.
Ich hatte es wirklich noch nie gesehen. Diese Eifersucht in seinen Augen. Nicht einmal, als Newt mich angebaggert hatte.
Ich würde Kay nachher fragen, was los war und blickte zu Trace und Luke, die das ebenfalls beobachtet hatten. "Lass uns etwas unternehmen", holte ich Kay aus seinen Gedanken und er hörte auf mich, war einverstanden.
"Wo geht ihr hin?" Lukes innere Mutter kam zum Vorschein, aber ich konnte es vollkommen verstehen, denn jedes Mal, wenn Kay und ich etwas unternahmen, war etwas passiert.
Flucht, Tod etc. Alles war schon aufgetreten.
"Wir schauen spontan, aber es gibt ja auch noch eine Menge zu bereden." Ich langte nach seinen Fingern und zog ihn zur Tür. "Willst du wirklich mit mir nach draußen? Schließlich weiß so ziemlich jeder, wer ich bin und was ich getan habe..."
Zweifel schimmerte durch seine Worte hindurch und ich war froh darüber, dass er wie immer einen Hoodie trug. Ich lief also auf ihn zu und streckte mich zu ihm hoch. Sanft lächelnd zog ich ihm die Kapuze über seinen Kopf und streifte seine Wange mit meiner Hand. "Muss ja niemand wissen, dass es du bist. Und komm."
Ich ergriff die Liebe meines Lebens und zog sie hinter mir her. Die Treppen runter und unten aus dem Club raus. "Und was willst du jetzt wirklich unternehmen?" Kay schien nicht ganz überzeugt von meiner Euphorie. "Wie gesagt. Ich weiß es noch nicht. Du kannst entscheiden, wenn du willst."
Kay sah um sich und rümpfte seine Nase, als ihn eine Tatsache in den Sinn kam. "Um ehrlich zu sein, sollten wir nicht wirklich etwas unternehmen. Wir sollten darauf hoffen, dass die Polizei das mit Aaron im Griff hat und ich irgendwie aus dem Schlamassel herausgezogen werde."
Ich verstand ihn, wollte jetzt aber einfach mal Freund und Freundin sein. Ich brauchte eine Pause oder einfach mal eine kurze Entlastung. "Das alles ist in progress... Jetzt im Moment können wir nichts tun, außer zu warten."
Kay sah auf meine Hand in seiner und schluckte unbeholfen. "Jedes verdammte Mal, wenn wir beide denken, wir hätten endlich mal eine Pause, passiert etwas. Ich will es nicht riskieren, Zwerg." Mein Gesichtsausdruck wurde immer trauriger, desto länger ich in Kays Gesicht schaute.
Er hatte wirkliche Angst, dass noch mehr passierte. "Was kann uns denn noch genommen werden, huh?"
Kay stockte in seinem Atemzug, als ich diese Frage stellte. Er sah mich überfordert an. "Deine Familie ist weg. Meine auch. Was kann uns noch genommen werden. Sag es mir, Kay." Er schüttelte seinen Kopf und schaute auf seine Schuhe, bevor er sich über seine Stirn.
"Du kannst mir genommen werden."
Als er mir diese Worte beichtete, blickte er auf in meine Augen und ich erkannte, wie er seine Tränen herunterschluckte. "Du wurdest es schon verdammte 2 Mal. Und jedes verdammte Mal dachte ich, ich hätte verloren. Jedes verflixte Mal frage ich mich, ob es nicht besser wäre einfach nicht mehr zurückzukommen. Aber..."
Er blickte zur Wand, an der Toby gestorben war und rümpfte wieder seine Nase. "Es tut mir so leid, aber ich kann es nicht. Es wäre besser für dich, aber ich schaffe es nicht. Du verstehst wahrscheinlich gerade gar nicht, was ich von mir gebe. Für dich ist es logisch, dass ich bei dir bleiben soll, aber ich frage mich schon seit Tobys Tod, ob ich dir dein Leben lassen sollte."
Kay ging einen Schritt von mir weg und sah mir mit Reue entgegen. "Aber nein. Ich bin so egoistisch und bei dir geblieben. Das, weil ich es liebe bei dir zu sein, du machst mich glücklich, lässt mich meine Vergangenheit vergessen. Dank dir lebe ich öfters im Moment." Verzweifelt verstaute er seine Hände in seinen Hosentaschen und wandte sich von mir ab.
Ich war erstarrt, konnte mich nicht bewegen. Das hatte ich nicht erwartet. Von Kay so einen Vortrag über seine Gefühle zu hören, war nicht alltäglich und überwältigte mich.
"Das ist so egoistisch, Ilaria. Verstehst du? Schau, wie es dir jetzt geht. Und das nur, weil ich nicht loslassen konnte. Dir ergeht es jetzt genau wie mir. Ich habe dein Leben in den Dreck gezogen und das nur, weil ich ein egoistischer, gieriger Idiot bin."
Ich hob meine Hand an. "Stopp", befahl ich und stellte mich frontal vor ihn. "Hör auf." Ich griff nach seiner Hand und zwang ihn dazu mir in meine Augen zu schauen. "Was bin ich denn, wenn du egoistisch bist... Was bin ich? Ich habe dich nicht gehenlassen. Warum? Weil du mich glücklich machst, nur schon dein Name verdoppelt meinen Puls. Ich brauche dich. Denkst du wirklich, ich hätte nie bemerkt, dass du gehen wolltest? Nein, ich hatte es gewusst. Ich wusste, dass du, wenn du alleine nach Florida wärst, nicht mehr zurückgekommen wärst. Ich war mit im Klaren, dass du nur das Beste tun wolltest, aber trotzdem habe ich es nicht zugelassen. Warum? Weil ich dich bei mir haben will. Weil ich nicht ohne dich kann. Wer von uns beiden ist also egoistisch?"
Auf meine Worte konnte Kay nicht mehr kontern, denn er schob mich sanft von sich weg, versuchte Abstand zwischen uns zu bringen.
"Was sollen wir denn tun? Was soll ich tun?", murmelte er luftig und versuchte den Kloß in seinem Hals zu überspielen.
"Lieb mich."
So, wie es momentan in der Story steht... was für ein Ende könntet ihr euch vorstellen?
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