Fifty Eight ~ Faith
Mittlerweile stand ich nicht mehr vor Kay, sondern saß auf der anderen Seite des Tisches.
Es waren locker 45 Minuten vergangen und ich wollte ihn am liebsten einfach mitnehmen, wenn sie mich hier rauswarfen.
"Danke", murmelte ich dann aber ganz leise, da wir beide seit gewisser Zeit dem Schweigen verfallen waren. "Wofür?" Kays Augen blinzelten mir neugierig entgegen und er befeuchtete sich seine Lippen.
"Als meine Eltern und Jade... ermordet wurden." Es fiel mir noch immer schwer dieses Wort in demselben Satz wie meine Familie zu erwähnen.
Man hörte heraus, wie ich stockte und unsicher war. Am liebsten würde ich gar nicht darüber reden, aber ich wollte mich einfach bei Kay bedanken.
"Du hast sie mich nicht so sehen lassen." Mir wurde ganz mulmig, als ich daran dachte und konzentriert blickte ich an die Wand hinter Kay, um meine Tränen zurückzuhalten. "Tot..."
Ich sah nur noch verschwommen, als meine Augen doch zu tränen begannen und obwohl ich es nicht wollte, sah ich so in Kays Gesicht. "Es ist gut, dass ich es nicht gesehen habe. Dieses Bild nicht in meinem Kopf gespeichert zu haben, macht mir einiges einfacher. Wenn ich an sie denke, sehe ich sie lebendig, lachend und zufrieden."
Kay hörte mir schweigend zu, aber ich konnte ihm ansehen, dass es ihn aufwühlte, wie schwer es mir gerade fiel darüber zu reden.
Genau deswegen richtete er sich auf und legte seine gefesselten Hände vor meine auf den Tisch. Dieser spiegelte die Decke und auch die kleine Lampe, welche den Raum nur ganz schlecht erleuchtete. "Nicht so, wie du..."
Ich stoppte in meinem Satz, als Kay mich einfach ansah. Sein Blick versuchte mir zu sagen, dass ich stoppen sollte. Ich sollte nicht darüber reden und einfach hier bei ihm sein. "Du weißt, was ich meine", gab ich noch hinzu und langte nach seinen Händen, die meine perfekt umschlossen.
Beinahe verfiel ich wieder dem Schweigen und entkam dem Verlangen einfach bei ihm zu sein nur knapp. Ich biss mir also nachdenklich auf meine Unterlippe und leckte beiläufig darüber.
"Das hier wird vor Gericht gehen", stellte ich dann fest und Kay zuckte mit den Schultern. "Mir wird wahrscheinlich irgendein Anwalt zugestellt, der schlussendlich sowieso gegen mich arbeitet." Darauf schüttelte ich meinen Kopf und übte einen leichten Druck auf Kays Hände aus. "Vergiss nicht, dass ich auch dort sein werde. Ich werde nicht zulassen, das dir Unrecht getan wird."
Ich holte seine Hände an mein Kinn und legte es auf sie. Kurz behielt ich meine Augen geschlossen, bevor ich etwas lauter ausatmete und meinem Freund wieder in die Augen blickte. "Noch dazu solltest du unter einer Art Zeugenschutz sein, denn du bist erster Zeuge, wenn es um Aarons Fall geht. Du wirst es schaffen."
Kay lehnte sich etwas zu mir rüber und er lächelte niedlich, bevor er mir seine Hände entzog und sich sein Haar nach hinten strich. "Ich weiß, dass es dir wichtig ist, wie es für mich hier endet. Nur, vergiss nicht, dass jeder hier versucht seinen Job zu machen. Ich werde für meine Taten bezahlen müssen. Das kannst du nicht verhindern und das sollst du auch nicht, okay?"
"Aber-"
"Erste Priorität ist es, dass Aaron für seine Geschäfte unterkommt und was mit mir passiert, hat niemanden zu interessieren. Egal, wie lange ich eingesperrt werde. Das spielt keine Rolle. Ich will einfach, dass auch meine Mutter von Aaron freikommt und dass du sicher bist. Bleib bei Luke und Trace. Vergiss Ash nicht."
~
Ich hatte Gänsehaut. Es hatte mich mit Bewunderung und Schmetterlingen überschüttet, als Kay mir sagte, dass es hier nicht um seine Zukunft ging.
Er war so selbstlos und wollte einfach nur, dass es allen anderen gut ging. Er hatte recht, aber warum sollte ich nur etwas und nicht gleich beides anstreben?
Ich wurde aus meinen Gedanken gesprengt, als der freundliche, ältere Beamte vor mir auftauchte und lächelte. Sein Lächeln verschwand aber wieder und sein ernster Gesichtsausdruck schüchterte mich ein wenig ein.
"Wir haben die Polizei in Jacksonville kontaktiert und es wird diesem SPS nachgegangen. Aber Adams wird noch länger hierbleiben müssen." Anhand seines letzten Satzes seufzte ich laut aus und verdrehte innerlich meine Augen.
"Schau, ich sollte eigentlich nicht wirklich darüber reden, aber es flossen Tränen im Beobachtungsraum, als ihr beide miteinander gesprochen habt."
Der Polizist langte nach meinem Oberarm und zog mich etwas Abseits. Nur etwas weiter von uns entfernt, stand ein Ventilator, der bald alle Papiere zu Boden wehen würde. "Wir haben 12 Personen, die momentan an dem Fall von Adams arbeiten. Alle wissen seine Vergangenheit und jeder fühlt sich schlecht dafür, ihn trotzdem zu verurteilen."
Ich sah interessiert in die dunkelgrünen Augen des Herren und spannte meinen Kiefer an. "Ich weiß, dass er es nicht verdient, aber wir müssen nach dem Gesetz gehen. Ich wünschte, ich könnte dazwischenreden, aber niemand würde auf mich hören."
Auf seine Worte schüttelte ich bloß meinen Kopf. Natürlich mussten sie nach dem Gesetz gehen, aber das bedeutete nicht, dass man nicht auch mit bloßem Menschenverstand handeln und urteilen konnte. "Ich finde es wirklich toll, dass Sie mir das alles sagen, aber ich würde es einfach viel mehr schätzen, würden Sie mir helfen Kay nicht für immer zu verbunkern. Sie sagen, dass Sie nichts tun können. Das sagen Sie, aber woher wollen Sie das wissen?"
Ich holte Luft, während ich kurz auf die billige Büropflanze schaute, die wahrscheinlich gar nicht echt war. "Ich habe auch nichts zu sagen und sicherlich keine Chance gegen den Staat und das Gesetz, aber schauen Sie; Ich stehe hier und versuche meinen Freund zu unterstützen." Entschuldigend sah er mir hinterher, als ich eine Kehrt machte und die Wache verließ.
Draußen auf dem Parkplatz hockte Luke auf einem kleinen Absatz und wartete auf mich. Als er meine Schritte hörte, sah er auf und erhob sich gleich, als ich auf ihn zuging. "Und? Wie war es?"
Ich rieb mir meine Stirn und zuckte dann mit meinen Schultern. "Keine Ahnung. Kay handelt viel zu selbstlos. Es ist ihm scheißegal, was mit ihm passiert. Er will einfach, dass alles andere geklärt wird." Luke lief von seinem Auto weg und steuerte auf den Gehsteig zu. Zuerst war ich etwas verwirrt gewesen, kapierte dann aber, dass er mit mir in die Stadt wollte.
Das Wetter war ganz akzeptabel. Nicht zu warm oder zu heiß, aber der Ventilator auf der Polizeiwache musste trotzdem an sein. Heute war Mittwoch und momentan ca. 14 Uhr. Es war also relativ still. Dies würde sich aber bald ändern, wenn Feierabend werden würde.
"Sie arbeiten daran Aaron und seine Killer zu schnappen und Kay wird wahrscheinlich bald vor Gericht müssen. In ein paar Tagen oder nächste Woche." Luke nickte beiläufig und verstaute seine Hände in seinen Hosentaschen. "Basierend auf dem, was Kay alles getan hat, hat er mindestens 30 Jahre Gefängnis vor sich." Als er dies aussprach, lief es mir eiskalt den Rücken herunter.
"Abwarten", versuchte ich es dann, doch Luke winkte ab. "Da kann man nichts dagegen machen, Kleine. Das ist das Gesetz." Ein nachdenklicher Seufzer entkam meinem Mund und ich kickte ein Stein vom Weg. "Das Gesetz kann mir langsam am Arsch lecken. Hier geht es doch einfach nur noch um reines Moral."
Und ich würde sicherstellen, dass der Richter das auch verstehen würde. Soweit ich wusste, würde Kay, sobald bestimmt werden würde, wann die Verhandlung stattfand, raus und zu uns dürfen.
Dann würden wir uns mit seinem Anwalt zusammensetzen können und einfach nur auf das Beste hoffen. Anders konnten wir es im Moment nicht.
Joa...
Keine Ahnung, was ich hier schreiben soll...
Vielleicht irgendwelche Kritik?
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