Bonuschapter Three ~ "I'm not ready..."
Und?
Ich las Ashtons kontextlose Frage und seufzte laut aus. Während ich kurz zur Tür, die in Kays Wohnzimmer führte, schaute und meine Beine tiefer in du Kuscheldecke bohrte, begann ich zu tippen.
Keine Chance. Er ist komplett dagegen...
Mein Lockenkopf las die Nachricht sofort und ich konnte mir sein Kopfschütteln bildlich vorstellen. Ich hörte Kay seufzen und Sekunden später kam er mit nassem Haar und Trainingshose in unser Schlafzimmer.
Sein wieder karamellfarbenes Haar tropfte auf seinen nackten Oberkörper und ohne mich zu beachten, rubbelte er es noch einmal mit dem grauen Handtuch durch.
Der Display meines Handys war ausgegangen und als ich es wieder entsperren musste, blickte ich auf das heutige Datum. Wieder war gewaltige Zeit vergangen, seit Kay zurückgekommen war.
05.07.24
Ja, vor zwei Jahren war ich 21 geworden und nun ging ich schon auf die 30 zu. Also nein, nicht wirklich, aber ich machte mir gerne Stress, denn Micah und Lisa waren jetzt jeweils schon mit deren Partnern verlobt und meiner, der mich schon 6 Jahre kannte, zeigte keinerlei Interesse, gar Freude daran mir seinen Nachnamen zu geben.
Ich raffe nicht, warum er dagegen ist. Er könnte wenigstens darüber nachdenken und sich bewusst sein, dass es etwas Besonderes für dich ist.
Anhand Ashs Nachricht nickte ich zustimmend und schielte kurz zu Kay, der sich für den Tag kleidete. "Alles okay?", fragte er, da er bemerkte, wie ich ihn leicht sauer anschaute.
Er wusste genau, dass ich noch nicht über unser Gespräch hinweggekommen war. Er hatte mir förmlich ins Gesicht gesagt, dass er nicht heiraten wollte. Nicht heute und auch nicht die nächsten Jahre. Er sah keinen Sinn dahinter, meinte er.
Ich hingegen...
Ich träumte von einer wunderschönen Hochzeit. Alles in Weiß und Gold. Ich bekam beinahe Gänsehaut, wenn ich daran dachte. Es war der Traum jedes kleinen Mädchens irgendwann mal den Traumprinzen zu heiraten. Der Tag, an dem man Prinzessin sein durfte. Ein Tag, auf den ich schon eine Ewigkeit warte, aber Kay wollte nicht.
"Sicher, alles bestens", giftete ich leise und richtete den Kragen das übermäßig großen Shirts, das meinen entblößten Körper bedeckte. Also, ich war darunter nicht nackt. Natürlich trug ich Unterwäsche. Immerhin im unteren Bereich. Wenn man versteht, was ich hier erklären will...
Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf mein Handy, da ich mir sicher war, dass Ash auf meine Antwort wartete. Mit meinen Zähnen auf meiner Unterlippe begann ich zu Tippen und ignorierte Kays genervten Blick.
Wenn er nicht will, kann ich ihn nicht dazu zwingen. Nur gerne würde ich den Grund wissen.
Gleich wurden die Hacken meiner Nachricht blau, aber ich musste mein Handy weglegen, als sich ein nun komplett bekleideter Kay an meine Bettseite hockte. "Ich glaube dir nicht", meinte er trocken und ich zuckte mit meinen Schultern. "Gut, sonst würde es bedeuten, dass du mich nicht kennst."
Ohne ihm in seine Augen zu blicken, zog ich die Decke etwas mehr über meine Beine und spürte, wie ich aus meinen Flauschisocken herausrutschte. Scheiße, diese musste ich nachher sicher wieder in diesem Deckengewusel suchen.
"Ist das dir wirklich so wichtig? Reicht es nicht, dass ich dich liebe? Glaubst du mir nicht, dass ich dich liebe? Brauchst du diesen extra Beweis?"
Mir entkam ein höhnisches Lachen und ich verdrehte meine Augen. "Das hat nichts damit zu tun, nur verstehe ich nicht, was so dagegen spricht. Wir benehmen uns ja jetzt schon wie ein Ehepaar, warum sollten wir es nicht verwirklichen?"
"Du sagst es. Es würde nichts verändern. Genau darum finde ich es unnötig. Wir lieben uns. Da brauchen wir keine Ringe, um es der ganzen Welt zu zeigen." Seine Worte taten mir weh. Er trampelte regelrecht auf meinem Traum rum. Auf dem Kindheitstraum meinen perfekten Mann heiraten zu dürfen. Er war dieser verdammte perfekte Mann.
Mein Handy vibrierte erneut und ich las mir Ashs nächste Nachricht durch. Kay versuchte auf mein Display zu schielen, doch ich drehte mich gegen ihn, sodass er nichts sehen konnte.
Dann finde es heraus. Vielleicht hat es einen verdammt wichtigen Grund... Und wenn er diesen Schritt nicht gehen will, so denke über den anderen nach.
Mir wurde ganz warm, als Ash die Tatsache ansprach, dass ich anhand Lisas süßen, kugelrunden Bauch auch Mamainstinkte entwickelte und es kaum erwarten konnte.
Aber man sollte hier beachten, dass Kay mein Freund war. Der Freund, der beides nicht wollte. Keine Ehe und keine Kinder. "Sagst du mir den Grund, warum du nicht heiraten willst?" Ich konnte zusehen, wie der Karamellschopf unbeholfen schluckte und er rieb sich seinen Nacken.
Es lag definitiv mehr dahinter, als seine Ausrede, dass es unnötig war. Ich kannte ihn. Er hatte Angst oder wenn nicht, dann einfach richtige Zweifel.
"Und sei ehrlich. Ich weiß, dass es einen Grund gibt." Ohne mir eine Antwort zu geben, stand er auf und verließ das Schlafzimmer. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass er wieder zurückkommen würde, aber ich hörte, wie er die Autoschlüssel aus der Schale nahm und in seine Schuhe schlüpfte.
Er machte sich doch nicht ernsthaft aus dem Staub. Wollte er mich komplett verarschen? Wie feige war das denn bitteschön?
Ich strampelte mich aus der Decke und gab einen Fick darauf, dass ich einen meiner rosa Flauschisocken verloren hatte. Hastig tapste ich durchs Wohnzimmer in den Flur und hielt Kay davon ab, unsere Wohnung zu verlassen. "Ernsthaft jetzt?! Einfach davonrennen?!"
Ich presste meinen Rücken gegen die Eingangstür und sah ihm verletzt in seine Augen. "Bitte, ich muss zur Arbeit..." Er sah mich bittend an, doch ich bewegte mich keinen verdammten Millimeter. "Du arbeitest heute nicht", stellte ich stur fest, da ich genau wusste, dass ich recht hatte.
"Genau, ich meinte, ich muss zu Trace und Luke..."
"Musst du nicht."
"Okay, meine Mutter will mich sehen."
"Dyana arbeitet."
Definitiv angepisst, weil er mir nicht entkommen konnte, schnaubte er auf und warf die Schlüssel zurück in die Schale. "Darf ich nicht einmal mehr die Wohnung verlassen oder was?"
Ich blieb bei der Türe stehen, denn ich wusste, er würde jede Chance nutzen. "Gib mir den Grund und ich gehe gerne zwei Schritte zur Seite."
Kay verstaute seine Hände in den Hosentaschen und legte seinen Kopf schräg. Gar schon nachdenklich musterte er den hellbraunen, sauberen Boden und rümpfte seine Nase.
"Du verdienst es nicht", murmelte er dann und ich meinte einen Kick in den Magen bekommen zu haben.
"Ich verdiene es nicht, dich heiraten zu dürfen?! Dein ernst?!" Als er merkte, wie es rübergekommen war, hob er seine Hände abwehrend an und sah mir mit großen Augen entgegen.
"Ich meinte es nicht so." Mir kochte das Blut in meinen Adern und ich hoffte, dass meine Ohren nicht allzu rot wurden. "Wie denn sonst? Arrogantes Schwein."
Weil ich direkt meinem besten Freund davon berichten wollte, machte ich die Tür frei und steuerte wieder auf das Schlafzimmer zu, um dort mein Handy zur Hand nehmen zu können. "Ach du Scheiße. Nein, nein, nein." Starke Arme schlangen sich von hinten um meinen Körper und ich versuchte mich zu befreien. "So meinte ich das ganz und gar nicht."
Er hielt mich nahe an sich und ignorierte meine Attacken, die darauf aus waren ihm in seine Weichteile zu treffen.
"Ich möchte dir nicht so einen verkorksten und ruinierten Namen weitergeben. Du verdienst besseres. Du bist eine Harper..."
Ich stoppte in meinen Kampfkombinationen und drehte mich zu ihm um. "Wirklich süß, aber bei einer Ehe kann man den Namen beibehalten oder einen Doppelnamen haben, du Idiot. Rücke mit dem richtigen Grund raus oder du kannst die nächsten Tage alleine in dieser Suite leben." Kay seufzte und legte kurz seinen Kopf auf meinen. Ich wusste, dass er seine Augen schloss und versuchte die richtigen Worte zu finden.
"Ich bin noch nicht bereit, Ilaria. Ich weiß, wie sehr du es dir wünscht, aber ich kann mich nicht dazu zwingen. Nicht, wenn ich nicht dazu bereit bin. Ich will so etwas wie eine Ehe nicht überstürzen. Nicht, dass es dann richtige Scheiße endet. Das will ich nicht." Um gewissen Abstand zwischen uns zu bringen, legte ich meine kleinen Hände an seine Seiten und drückte ihn von mir weg.
Unsere Blicke trafen einander, als ich meinen Kopf in meinen Nacken legte und Kay nachdenklich anvisierte. Das war es also. Er fühlte sich nicht bereit...
"Ich bin seit drei Jahren auf freiem Fuß. Keine Verbrechen mehr. Niemand, der mich töten will. Ich bin mit 20 ins Gefängnis gekommen und mit 22 wieder raus. Vorher war ich 5 Jahre im Kampf und auf der Flucht. Ich hatte keine Jugend, keine verdammte Zeit, um zu lernen und verstehen, was ich in meinem Leben erreichen will. Jetzt, endlich nach so langer Zeit, kann ich frei sein und genau darum, bin ich noch nicht bereit. Diese Freiheit, die man bekanntlich als Jugendlicher erleben kann, wurde mir genommen und ich habe jetzt endlich die Chance bekommen es zu erleben."
Er streckte seine Hand nach mir aus und strich mir mein offenes Haar hinter mein Ohr. "Du weißt, wie sehr ich dich liebe, Zwerg. Du weißt, dass es nicht an dir liegt und du weißt, was ich meine."
Ich konnte ihn verstehen. Und auch wenn ich es eigentlich nicht wollte, weil mein Kopf, der aus wahrem Stahl war, es nicht zugeben konnte, musste ich ihm recht geben. Noch dazu lag es nicht an mir zu entscheiden, was Kay tat und vor allem wollte. Es war sein Leben, seine Entscheidungen. "Solange ich Teil deiner Freiheit bin, komme ich damit klar, denke ich", schmollte ich dann und ließ mich von einem Kay mit sanftem Blick in die Arme ziehen.
Was Kay ansprach... Es ließ mich nachdenken. War das auch derselbe Grund, warum er das Thema Kinder vermied? Er vermied so ziemlich, alles was indirekt das Wort Familie schrie. Als hätte er Angst eine Familie zu haben und sie wieder zu verlieren.
Das war aber verständlich. Schließlich hatte er nur noch seine Mutter. Sonst niemanden und zum Glück war sie noch da. Zum Glück hatten wir sie gefunden, sonst würde Kay nämlich komplett ohne Familie leben.
"Ist das auch der Grund, warum du kein Kind willst? Also noch..." Wir beide waren erwachsener geworden. Diese Themen konnten ernst und seriös ausgesprochen werden.
Es war kein Geheimnis, dass ich mich nach einer Familie sehnte. Nach einer eigenen. Schließlich war auch meine weg. Genauso, wie Kays. Nur schien er es nicht so zu verspüren, wie ich es tat. Es kam mir so, als würde er es nicht brauchen. Nicht mehr.
Man konnte ihm sichtlich ansehen, dass er sich diesen Tag anders vorgestellt hatte, doch er biss sich durch. "Sehe ich auf irgendeiner Weise so aus, als könnte ich ansatzweise ein guter, oder sogar nur akzeptabler Vater sein?"
Seine Augen lagen ruhig auf mir und ich zuckte mit meinen Schultern. "Das ist eine dumme Frage, Kay. Ich bin mir sicher, würdest du dein Baby in den Armen halten, würde sich alles in deinem Kopf löschen. Jede Sorge und Angst. Man kann kein schlechter Vater sein. Nicht, wenn man darüber nachdenkt einer sein zu können. Dann bestimmt nicht."
Er versuchte meine wahren Worte zu ignorieren und versteckte für einen kurzen Moment sein Gesicht in seinen Handflächen. Er suchte wahrscheinlich nach einer weiteren Ausrede oder Chance, meine Neugier zu stillen.
"Weißt du... Das mit der Ehe. In dieser Rolle kann ich mich sehen. Aber als Vater. Das leuchtet mir überhaupt nicht ein. Mein Vater ist tot und der andere... auch. Ich habe keine Ahnung, was man als Vater tut. Klar, war Daniel 15 Jahre lang mein Vater, aber er war wie dafür gemacht. Ich, ich bin nicht dafür gemacht. Nicht nachdem, was ich alles getan habe."
Mein Herzschlag war ganz ruhig, als ich meinem Freund in die Augen sah und wahre Furcht erkannte. Kay hatte wirklich Angst, das Leben seiner zukünftigen Kinder zu ruinieren. So, wie man seines ruiniert hatte.
"Da lasse ich es lieber mit dem Vater-Sein. Ich will es nicht riskier-" Mein Gegenüber stoppte, als ich meine Arme um seinen Nacken legte und ihm sachte entgegenlächelte.
"Was?"
"Du hast Angst..."
"Natürlich", gab er offen und ehrlich zu. "Aber grundlos", fügte ich leise hinzu und kraulte den Nacken meines Karamellschopfes. "Vater zu sein... Das hat man nicht in oder nicht in sich, Babe." Er hörte mir schweigend zu. "Du kannst nicht wissen, wie du als Vater sein wirst. Ich kann nicht wissen, was für eine Mutter ich sein werde."
Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und atmete gegen seine Lippen, um sicherzugehen, dass seine Aufmerksamkeit voll und ganz mir galt. "Es liegt in unserer Natur. Genauso, wie Micahs Hündin direkt wusste, was sie mit ihren Welpen zu tun hatte. Ich will hier echt nicht biologisch werden, aber dein Körper, genauso wie meiner, würde genau wissen, was er zu tun hätte, hätte er ein Baby in seinen Armen."
Ohne auf eine Antwort zu warten, legte ich meine Lippen federleicht gegen seine und genoss die kurze Innigkeit, die wir uns gönnten. "Ich will nicht sagen, dass ich direkt eine eigene Familie gründen will, schließlich haben wir alle Zeit der Welt. Nur sollst du dir im Klaren sein, dass, wenn es passiert, du der beste Vater auf Erden sein wirst."
Etwas gefangen in meinen Worten, nickte Kay und legte kurz seine Stirn gegen meine. "Das weiß ich", gab ich noch hinzu und küsste die Wange meines Freundes. "Und du solltest es auch wissen."
Könnt ihr Kay verstehen?
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